25 Jahre Audi TT – Das Generationen-Duell

Nach einem Vierteljahrhundert auf drei Generationen des Audi TT zurückblicken zu dürfen ist schon eine tolle Sache, aber das Ingolstädter TT-Trio auch selbst über Bergstraßen bewegen zu dürfen, das ist schon eine große Ehre.

Aber bevor wir in die erste Generation des TT einsteigen und in unserem Fall noch die Dachverriegelung manuell entriegeln, trafen wir im Zuge einer Präsentation auf Dany Garand (Exterieur-Designer) und Jürgen Löffler (Designer der Audi AG) und erhielten einen umfangreichen Einblick in die tiefgründige Materie des Entstehungsprozesses des Designs eines Fahrzeugs, natürlich mit Bezug auf das TT-Trio. Es ist nicht nur ein externer Konkurrenzkampf, sondern auch innerhalb eines Herstellers entsteht hierbei ein stetiger Wettkampf zwischen den einzelnen Designern, außerdem dauert der Prozess bis zu vier Jahre.
Während die erste Generation noch eher kreisförmig unter der Leitung von Peter Schreyer gezeichnet wurde, setzte man bei der zweiten Generation eher auf eine Wellenform, um den TT noch besser in die restliche Modellpalette des Premium-Herstellers zu integrieren. Die dritte Generation profitiert von scharfen Linien und facettenförmigen Elementen.
Im Einzelgespräch mit Jürgen Löffler hört man nicht nur den Stolz des Designers, wenn er über die harte Arbeit des TT spricht, auch auf den Audi A6 C7 und das zeitlose Design der breiten Produktpalette von Audi ist der Deutsche noch immer sehr stolz. Sogar eine Skizze der einzelnen TT-Modelle bekamen wir von dem Designer überreicht.

Erste und zweite Generation im direkten Vergleich

Am nächsten Morgen hatten wir nun die Ehre auch in der ersten (interne Bezeichnung 8N) und zweiten Generation (interne Bezeichnung 8J) Platz für den ersten Part des Programms Platz zu nehmen. Immerhin handelte es sich hierbei um Fahrzeuge von Audi Tradition, sprich unverkäufliche Einzelstücke mit vier bis maximal fünfstelligen Kilometerständen, die dann wieder im Museum landen und nur für besondere Anlässen den Weg auf den Asphalt finden. Die geführte Route startete in Kaprun und brachte neben zahlreichen Landstraßenkilometern auch die Ehre die Modelle auf den Großglockner bis zum bekannten Mankeiwirt zu bewegen.

Wir wählten für die erste Etappe den Audi TT Roadster aus dem Jahre 1999 im Farbton steppengras. Cabrio-Wetter versüßte die Ausfahrt nochmals um eine Stufe – außerdem ist es schon eine sehr emotionale Aufgabe, wenn man in der ersten Generation des Audi TT Platz nehmen darf und sich noch auf das Autofahren selbst konzentrieren kann, das Fahrverhalten fühlt und von keinem Assistenzprogramm genervt wird. Klar, der 1,8-Liter Turbobenziner benötigt noch etwas mehr Drehzahl, um den Turbo auf Touren zu bringen, aber wir sind große Fans von kurz übersetzten Schaltgetrieben, womit der TT auch große Fahrfreude bereitet und große Emotionen verspricht.

Nach einem Wechsel stand nun die zweite Generation am Programm, jedoch in der Topversion – immerhin gab es in der ersten Generation kein S- oder RS-Modell. Der legendäre Fünfzylinder liefert bereits beim Starten dank der Sportabgasanlage große, unverwechselbare Töne, die man in Zeiten wie diesen immer mehr zu schätzen lernt.
Auch der TT RS als Plus-Version mit 265 kW / 360 PS ist an ein Schaltgetriebe (mit bereits sechs Gängen) gekoppelt. Das Sportcoupé hängt äußerst präzise am Gaspedal und beschert den Lenker mit einem Klangerlebnis der Sonderklasse. Auch Lenkung, Fahrwerk und Schaltgetriebe profitieren von höchster Präzision, von der floridablau Lackierung und der Audi exclusive Ausstattung inklusive Schalensitze ganz abgesehen.

Der letzte Wechsel bevor die Hochalpenstraße bestritten wurde, hieß also raus aus dem TT RS plus und rein in die erste Generation mit dem 1,8-Liter mit 225 PS und quattro. Keinesfalls eine Enttäuschung, denn die erste Generation ist für uns noch mehr Auto, die zweite als TT RS plus wohl eher schon eine Fahrmaschine der Sonderklasse. Aber ganz abgesehen von der Leistung, hat uns das TT-Coupé in der stärkeren Version des 1,8-Liter Turbobenziners inklusive quattro Antrieb großen Fahrspaß bereitet. Hier gibt es noch keine Schaltempfehlung, kein Piepsen, kein Start-Stop-System oder gar ein Infotainment-System – man konzentriert sich auf die wesentliche Sache des Fahrzeugs, nämlich das Fahren an sich.
Die zahlreichen Kehren verlangen ein sauberes Fahrverhalten, keine Hobbyrennfahrer-Künste, sondern jede Menge Präzision. Immerhin gab es bei der ersten Generation ohne der Abrisskante am Heck einige Unfälle, bei denen ungeübte Fahrer vom Heck überholt wurden. Aber mittels einer Modifikation des ESP und einer stabilisierenden Abrisskante war dies rasch behoben.
Und genau hier unterscheidet sich die erste Generation noch am meisten von den beiden anderen, denn diese lässt dir als Fahrer noch jede Menge Freiraum, begeistert mit sportlichem Klang und einem schlichten, aber dennoch hochwertigen Interieur.
Die analogen Anzeigen, keine Fahrmodi, kein adaptives Fahrwerk, etc. verwandeln den TT der ersten Generation in ein ehrliches Sportcoupé.

Spätestens beim Mankeiwirt wird klar, dass es wohl die letzte Ausfahrt mit der ersten als auch zweiten Generation des TT war, aber diese werden wir so schnell nicht mehr vergessen. Die Vorfreude auf das aktuelle TT Modell ist natürlich riesig.

Generation drei: TT S und TT RS im Duell

Gestartet wurde mit einem TTS Roadster in tangorot der dritten Generation (interne Bezeichnung 8S) – Freunde meinerseits hätten die Farbwahl bereits vermutet. Im Datenblatt stehen hier also 320 PS gekoppelt an eine 7-Gang Doppelkupplung und quattro-Antrieb.
Mittels drive select hat man hier also die Qual der Wahl – immerhin eignet sich der Roadster auch bestens für den Alltag. Kurvige Strecken und Überholmanöver meistert das Modell genauso erstklassig wie die komfortable Fahrt auf der Freilandstraße, wo der sportliche Charakter aber keinesfalls an Bedeutung verliert. Taucht dann im Rückspiegel ein kyalamigrüner TT RS auf, dann sorgen die 320 Pferde für sensationellen Vortrieb. Außerdem gefällt uns in der dritten Generation die äußerst intuitive Umsetzung der Infotainment-Einheit, welche direkt in das Fahrerdisplay integriert wurde – der Dreh- und Drückregler erleichtert die Bedienung nochmals enorm.

Die letzte Etappe wurde mit dem bereits erwähnten TT RS Roadster zurückgelegt, womit 400 PS an alle vier Räder losgelassen werden. Eine nochmals emotionalere Geschichte, die wir wohl auch noch in 25 Jahren sehr stolz erzählen werden. Immerhin fährt die digitale Tachonadel in nur 3,9 Sekunden auf Tempo einhundert. Die Zündreihenfolge 1-2-4-5-3 untermalt den 2,5-Liter Turbobenziner mit einer einzigartigen Soundkulisse, die nicht nur im Lastbereich sondern auch bei Launch Control Starts für Gänsehaut-Feeling sorgt. Die Sportsitze mit der integrierten Kopfstütze bieten erstklassigen Seitenhalt und passen perfekt in den sehr sportlichen und zugleich eleganten Innenraum des Sportcoupés.  

Es war aber nicht nur eine Vierteljahrhundert-Feier, denn mit Ende des Jahres wird die Produktion der aktuellen Modellreihe eingestellt. Ob es dieses Modell auch weiterhin geben wird ist ungewiss, mit dem legendären Fünfzylinder-Turbo wohl eher nicht mehr. Demnach sprechen wir für alle drei Generationen eine dringende Kaufempfehlung aus, denn Sammlerstücke werden hohen Wert bzw. die Unverkäuflichkeit erzielen. Wir werden uns jedenfalls noch lange an diese Ausfahrt erinnern.

(c) Bilder: Houdek Photographie