Polestar 2 BST edition 230 im Test: Grip, Grip, Hurra!

Bereits der Polestar 2 BST edition 270, den Kollege Schön unlängst unter die Lupe genommen hat, sorgte nicht nur für eine Tachykardie hinter dem Sportvolant, sondern ging natürlich auch als klarer Blickfänger im Straßenbild durch. Dass die Marke zwischenzeitlich deutlich an Bekanntheit dazu gewonnen hat, lässt das Gespräch wohl eher mit den Leistungsdaten und somit deutlich angenehmer starten.
Nun nehmen wir im 230er Platz und erleben es selbst, dass die Topversion mit coolen Features (die man im der Long Range Dual Motor Version nicht bekommt) überrascht.

Aber wie schlägt sich der 2,1 Tonner in den Kurven und welche Figur hinterlässt die Version auf längeren Etappen?

Fahreindrücke und Details: Knapp 500 PS, Allrad, High-Performance-Bremsen und ein ausgeklügeltes Fahrwerk

Dass die 4,4 Sekunden aus dem Stand auf Tempo einhundert beeindrucken macht natürlich aus der BST 230 keinen Performance-Meister, denn hier könnte man sich auch an der Long Range Dual Motor Version bedienen und beispielweise das Performance-Paket wählen.
Aber wir sind große Fans von limitierten Modellen bzw. Editions, denn natürlich ist der Wertzuwachs bzw. Werterhalt ein ganz anderer und wenn es dann noch spezielle Komponenten gibt, die das ohnehin gute Fahrverhalten nochmals perfektionieren, dann ist es unserer Meinung der beste Grund, um das Sondermodell zu kaufen.

Und am Ende macht es dann natürlich der Mix aus: Öhlins-Fahrwerk (welches manuell in Zug- und Druckstufe verstellbar ist), Brembo Bremsen (375×35 mm an der Vorderachse und 340×20 mm an der Hinterachse), Pirelli P-Zeros auf 21-Zoll Alu-Räder damit der ideale Kontakt zum Asphalt hergestellt werden kann und natürlich noch ein paar Details in „Schwedengold“ und bei Bedarf eine spezielle Beklebung.

Im Alltag ist der Polestar 2 in der BST edition 230 besonders auf engen kurvigen Strecken der ganz klare Gewinner. Das Öhnlins-Fahrwerk wird wohl dem einen oder anderen Kunden zu hart abgestimmt sein, doch für die sportlichen Fahrer unter uns verwandelt man das ohnehin gut abgestimmte Modell in ein noch besseres. Die Power von 350 kW / 476 PS und knapp 700 Nm bringt teilweise sogar die Allradtechnik als auch die Handflächen ins Schwitzen. Der BST 230 katapultiert sich von einer Kehre in die nächste und verliert hier (bis zur physikalischen Grenze) niemals den Bodengrip. Selbst ähnlich motorisierte Verbrenner-Modelle dürfen von diesem Traktionslevel nur träumen.
Gleiches gilt auch für die Entschleunigung: Die Familienpizza-ähnlichen Bremsen sorgen trotz des hohen Leergewichts für erstklassige Dosierung und lassen so noch mehr Performance zu. Natürlich hilft man sich auch mit der Rekuperation aus, womit auch der Verbrauchswert am Ende des Tages ein wenig gesenkt wird.

Wäre es also eine Überraschung, dass die BST edition 230 deutlich mehr Strom konsumiert als beispielweise die herkömmliche Single Motor Version?
Keinesfalls. Wer also zur Gänze Autobahn-Etappen zurücklegt und sozusagen ein Elektrofahrzeug zum Kilometer runterspulen sucht, der sollte wohl besser zur herkömmlichen Version greifen.
Bei winterlichen Temperaturen und artgemäßer Fahrweise bleiben bei der BST edition 230 knapp 250-270 Kilometer von Ladestopp zu Ladestopp (100 bis 10 Prozent SoC) übrig. Mit maximal 155 kW Ladeleistung gelingt die Ladung in lediglich 35 Minuten – teilweise konnten wir sogar die Werksangabe um ein paar Minuten unterbieten.

Interieur: Trotz Touchbedienung äußerst intuitiv

Neben der nahezu perfekten Verarbeitungsqualität überrascht die äußerst intuitive Bedienung und die rasche Umsetzung der Touch-Befehle. Doch wie kann man sich ohne Dreh- und Drückregler so intuitiv durch die einzelnen Menüpunkte navigieren? Im Falle des Polestar 2 ist hier der sehr übersichtliche Aufbau des Google Betriebssystems mit recht großen Register-Symbolen verantwortlich.
Dass neben der hochwertigen Haptik auch auf gleichzeitig auf recycelte Materialien geachtet wurde, das finden wir äußerst bewundernswert.
Schade finden wir, dass man Fahrer- und Beifahrer keine speziellen Schalensitze spendiert hat, denn dies hätte noch eine Spur besser zu der streng limitierten Performance-Version gepasst.
Die verbauten Sitze in erster Reihe haben natürlich den Vorteil, dass sie beides können – sie liefern genügend Seitenhalt, zwicken aber auch nicht auf der Langstrecke. Ein bisschen enger geht es für die Fondpassagiere zu, besonders wenn diese über 1,80 Meter groß sind.
Das Ladeabteil fasst in der Basis knapp 500 Liter und bei umgelegter Sitzbank bis zu 1.095 Liter. Die Ladekabel werden hier nicht zur Qual, denn diese verstaut bequem unter der Motorhaube – dieses Staufach (Frunk) ist mit 41 Liter bemessen.

Unser Fa(hr)zit:

Der Polestar 2 in der BST edition 230 überzeugt dank der ausgeklügelten Fahrwerkstechnik auch in engen, kurvigen Passagen. In puncto Performance liefert er nochmals zusätzliches Potenzial, welches ihn zu einem kräftigen Pulsbeschleuniger auszeichnet. Das hohe Griplevel lässt hie und da sogar das Allradsystem aufhorchen. Dass die WLTP-Reichweite bei entsprechender Fahrweise und winterlichen Temperaturen ein wenig flotter dahinschmilzt, sollte keine Überraschung sein. Die Ladegeschwindigkeit geht für ein Fahrzeug mit 400-Volt ganz klar in Ordnung und sorgt mithilfe der richtigen Ladestruktur auch auf längeren Etappen für wenig Überraschungen.
Eine Handvoll BST edition 230 sind mit heutigem Stand noch verfügbar.

Was uns gefällt:

  • Der Blickfang im Straßenbild
  • Die Performance generell und speziell im kurvigen Hinterland
  • Die gut dosierbare Bremsanlage
  • Die Ladeleistung im Alltag

Was wir noch verbessern würden:

  • Den Verbrauch
  • Schalensitze in erster Reihe

Factbox: Polestar 2 BST edition 230, Modelljahr 2024

Motor/Antrieb

Motor/Akku: Lithium-Ionen-Polymer, Batteriekapazität 78 kWh (netto 75 kWh)
Leistung kW/PS: 350 kW/ 476 PS
Drehmoment:  680 Nm
Antrieb: Allradantrieb
Getriebeart: 1-Gang-Automatik
0-100 km/h:  4,4 Sekunden
V-Max:  205 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert:  19,4-20,2 kWh/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt:  27,5 kWh/ 100 km
Reichweite nach WLTP:  bis zu 462 km

Ladedauer

Wallbox, 11 kW (Ladezeit bis 100 %): 8 Stunden
Gleichstrom-Schnellader (Ladezeit 10-80%, max. 155 kW): 35 Minuten

Bremsen/Reifen/Felgen

Bremsen: VA: gelochte Scheibenbremsen HA: Scheibenbremsen (innenbelüftet)
Felgen/Reifen: 245/40 R20

Gewicht und Maße

Leergewicht:  2.113 kg
L/B/H: 4,606 m /1,985 m / 1,448 m
Radstand:  2,735 m
Kofferraumvolumen: 405-1.095 Liter + 41 Liter Frunk

Preise

Polestar 2 BST edition zu haben ab: € 83.500*
Preis Testwagen inkl. Steuern: € 83.500*

(c) Bilder: Sebastian Poppe