Opel Astra Sports Tourer im Test: Der Silberpfeil unter dem schwarzen Blitz

Die mittlerweile sechste Generation des Opel Astra ist das erste Modell des Verkaufschlagers, welches vollständig unter dem Dach von Stellantis entwickelt wurde. Dabei ist der Astra kein komplett eigenständiges Modell, sondern greift auf dieselbe Fahrzeugplattform wie einige Peugeot und DS-Modelle zurück. Dass der Astra sich am Baukasten des Stellantis Konzerns bedient ist kein Nachteil, da günstig und effektiv auf modernste Elemente des Fahrzeugbaus zurückgegriffen werden kann. Dem Blechkleid merkt man das nicht an, hier bleibt der Astra ein reinrassiger Rüsselsheimer.
Der Testwagen besticht mit schwarzen Felgen und Zierelementen, welche sich sehr gut mit der silbernen Lackierung ergänzen und dem Auftritt eine extra Note Sportlichkeit verleiht. Die scharf gezeichneten Front- und Heckleuchten passen zum modernen Aufritt, ebenso wie die kantig gezeichnete Rückseite – so geht Kombi!

Top Verarbeitung innen wie außen

Das Interieur ist weit entfernt von einer sterilen Schlichtheit, wie es heutzutage bei anderen Herstellern zu finden ist. Der Astra zeichnet sich durch ein umfangreich ausgestattetes Cockpit aus, welches trotz modernem Infotainmentsystem über zahlreiche haptische Schalter verfügt – eine zielgerichtete und möglichst ablenkungsfreie Bedienung der Klimaanlage ist beispielsweise kein Problem. Die Materialwahl und Verarbeitungsqualität ist für dieses Segment Spitzenklasse, wobei das zugegeben auch an der gut ausgestatteten GS-Variante liegt, die teilweise lederbezogene Elemente umfasst.

Ein Navigationssystem und induktives Laden wäre aufpreispflichtig zwar zu haben, hat in unserem Testwagen aber leider gefehlt. Wobei in Zeiten von Android Auto und Apple CarPlay zumindest auf das Werksnavi ohnehin verzichtet werden kann. Passend zu den schwarzen Elementen der Karosserie gibt es im Innenraum teilweise schwarzen Klavierlack, welcher insbesondere im Bereich der Mittelkonsole sehr kratzempfindlich ist. Egal ob kurvenintensive Strecken oder lange Autobahnfahrten, die AGR-Sitze sind für jede Fahrsituation gewappnet und definitiv eines der Fahrzeughighlights. Einzig eine Massagefunktion würde für ein Rundum Wohlfühlpaket noch fehlen, das ist aber der Top Ausstattungslinie GSE vorbehalten. Dem relativ kurzen Radstand geschuldet sollten größere Passagiere nach Möglichkeit nicht hintereinander sitzen, da der Platz im Fond ansonsten etwas knapp werden kann. Auch die leicht abfallende Dachlinie kann der ein oder anderen groß gewachsenen Person etwas an den Haarspitzen kitzeln.

Den gesetzlichen Vorgaben geschuldet ist es leider recht ärgerlich, dass sich Funktionen wie etwa Start-Stopp Automatik nicht mittels Knopfdruck deaktivieren lassen, sondern sich in unzähligen Untermenüs verstecken. Dafür gibt es im Astra ein – mittels eigenem Knopf – rasch aufrufbares Favoritenmenü, in das man einen Schnellzugriff für die gewünschte Funktion anlegen kann.

Fahrfreude definiert sich nicht ausschließlich über Leistung

Mit einer relativ geringen Fahrzeughöhe und dem großen Kofferraum bietet der als „Sports Tourer“ genannte Kombi einen guten Mix aus Platzangebot und knackigen Fahreigenschaften. Einen wesentlichen Anteil trägt hier das Fahrwerk bei, das einem souverän durch jede Kurve zieht und jegliche Wankneigungen verhindert – alleine dadurch fühlt sich der Astra flotter an, als er eigentlich ist.
Trotz des straffen Fahrwerks wurde auch auf ausreichend Fahrkomfort Wert gelegt, weshalb Fahrbahn-Unebenheiten problemlos abgefedert werden. Man vergisst ganz schnell, dass man es mit einem Benzinmotor mit lediglich drei Zylindern und 1,2 Litern Hubraum zu tun hat. So sehr einige auch über Downsizing fluchen, im Fall des Opel Astra wurde das Primzahl-Aggregat ohne Tadel präzisiert.
Beim Beschleunigen dreht das Aggregat ohne jegliche Ermüdungserscheinungen sauber nach oben. Gepaart mit der Achtgangautomatik und der direkten Lenkung steht einem reibungslosen Fahrvergnügen nichts im Wege. Einzig bei schaltintensiveren Fahrabschnitten ist die Automatik teilweise etwas unschlüssig. Der Spritverbrauch kann sich mit rund 6,8 Litern pro 100 Kilometer sehen lassen und liegt damit von der Werksangabe gar nicht so weit entfernt.

Fazit

Der neue Opel Astra ST macht vieles richtig und so gut wie nichts falsch. Der solide verarbeitete Kombi bietet in der GS-Ausstattung ein umfangreiches Angebot zu einem fairen Preis-/Leistungsverhältnis.
Dass Stellantis federführend die Entwicklung getrieben hat ist Fluch und Segen zugleich, denn aller positiven Eigenschaften zum Trotz, fehlt dem neuen Astra ein wenig die altbekannte Opel-Seele.
Die meisten Autofahrer wird das zwar nicht stören, alteingesessene Opel Enthusiasten werden das nicht so auf die leichte Schulter nehmen. Aber selbst diesen Kritikern kann eine Probefahrt nahegelegt werden, um sich doch noch vom neuen Astra begeistern zu lassen.

Was mich begeistert:

Die Fahrwerksabstimmung
Die bequemen und dennoch kurvenfesten AGR Sitze
Die tadellose Abestimmung des Antriebsstrangs

Was ich mir noch wünschen würde:

Die Massagefunktion auch für den GS anbieten

Factbox: Opel Astra ST Kombi GS 1.2 EAT8

Motor/Antrieb Motor: Dreizylinder-Turbo-Benziner
Hubraum: 1.199 ccm
Leistung kW/PS: 96kW/ 130 PS bei 5.500 U/min
Drehmoment: 230 Nm bei 1.750 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Getriebeart: 8-Gang Automatik
0-100 km/h: 9,9 Sekunden
V-Max: 210 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 5,7-6 l/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 6,8 l/ 100 km
CO2-Emissionen: 128-134 g/km

Reifen/Felgen/Bremsen

Bremsen: VA+HA: belüftete Scheibenbremsen vorne, Scheibenbremsen hinten
Felgen/Reifen: 225/40 R18

Gewicht und Maße

Leergewicht (inkl. Fahrer 75 kg): 1.421 kg
L/B/H: 4,642/1,860/1,443 m
Radstand: 2,732 m
Tankinhalt: 52 Liter
Kraftstoff: Benzin
Kofferraumvolumen: 597,5-1.634,7 Liter

Preise

Opel Astra ST zu haben ab: € 26.409,-
Opel Astra ST GS Line zu haben ab: € 34.969,-

(c) Bilder: Andreas König