Volkswagen ID.7 im Test: Eidisieben

Die Wolfsburger erweitern ihr rein elektrisches Produktportfolio mit einem Fahrzeug, das aufgrund der Abmessungen Oberklasse-Niveau anmuten lässt. Knapp fünf Meter Länge, 1,87 Meter Breite (inkl. Außenspiegel sogar 2,14, breiter als der Arteon) und einem mächtigen Radstand von knapp drei Meter.
Hat der neue ID.7 das Zeug, um in dieser Klasse reichlich Konkurrenzdruck auszuüben?

Interieur: Spaciger Innenraum, großes Ladeabteil, aber teilweise bekannte Bedieungsprobleme

Bereits das Interieur zeigt, dass der Vollzeit-Stromer besonders mit seinen großzügigen Raumverhältnissen punkten kann. Wo bereits Fahrer- und Beifahrer mit äußerst luftigen Abmessungen verwöhnt werden, gelingt es in Reihe zwei sowohl bei der Bein- und Kopffreiheit fürstliche Freiheiten zu schaffen.
Auch bei den Ablagemöglichkeiten gibt es nichts zu bekritteln, denn der Mitteltunnel zwischen Fahrer- und Beifahrer kann hierfür bestens verwendet werden.
Lob gebührt auch der Haptik des ID.7 Interieurs, womit man der Oberklasse gerecht wird.
Weniger in dieses Segment passen die beiden Fensterheber, die eine Doppelfunktion besitzen und man somit zuerst „umschalten“ muss, um die hinteren Fensterscheiben zu öffnen, diese lassen sich dann sogar ganz einfahren.
Aber gesellen wir uns zurück hinter das Volant des rein elektrischen Flaggschiffs. Hier stechen natürlich die Touchelemente sofort ins Auge, die in anderen Modellen (Tiguan, Golf und auch Passat) nicht mehr zu finden sind. Die Problematik mit der Bedienung ist ja bereits bekannt. Dies zählt auch für den Schieberegler der Klimabedieneinheit, der nun im ID.7 beleuchtet wurde, aber besonders während der Fahrt nur schwer zu bedienen ist.
Also haben wir uns mit dem Sprachassistenten „IDA“ unterhalten. Eine sehr höfliche Damenstimme, die auf recht amüsante Sprachbefehle reagiert und Funktionen ausführt, aber via OTA noch Perfektion eingespielt werden sollte. Jedenfalls erreicht man so deutlich schneller die gewünschte Innenraum-Temperatur, zumindest auf holprigen Straßen (wobei man natürlich erwähnen muss, dass der ID.7 sehr vorzüglich die Unebenheiten wegbügelt). Über das riesige Touchdisplay gelingt es die zahlreichen Funktionen (trotz teilweiser Verschachtelung) nach einer kurzen Eingewöhnungsphase recht intuitiv zu steuern. Schade finden wir, dass man von den beiden Außenspiegeln ab circa 70 km/h deutliche Windgeräusche in den Innenraum gefiltert bekommt, da würde zusätzliches Dämmmaterial Abhilfe schaffen.
Kommen wir zum Ladeabteil, welches sich mit 532 Liter in der Basis mehr als nur sehen lassen kann, bei umgeklappter Rückbank sind es sogar bis zu 1.586 Liter.

Fahrverhalten und Lademanagement: Hohe Ladeleistung, komfortables Fahrverhalten, akzeptabler Testverbrauch

Dass die 210 kW / 286 PS und 545 Nm ausschließlich an die Hinterachse losgelassen werden, das merkt man im Falle der Testversion keinesfalls. Die Abstimmung wurde hier natürlich komfortabel und keinesfalls pubertär gewählt. Das ist auch gut so, denn das Topmodell der ID-Familie steht gut im Futter, lässt dies aber keinesfalls groß raushängen und kann somit in diesem Segment mit feiner Gangwahl überzeugen. Das Fahrwerk bügelt die Unebenheiten hervorragend (trotz der optionalen 20-Zoll-Räder) weg, ohne dabei ein zu schwammiges Fahrgefühl zu generieren. Auch die Progressivlenkung hinterlässt reichlich Feedback, sodass sich der ID.7 selbst in kurvigen Passagen keinesfalls nach einem fünf Meter Flaggschiff anfühlt. Wohlgemerkt ohne Allradlenkung, damit fällt auch der Wendekreis mit 10,9 Meter beachtlich kompakt aus.
Während des gesamten Testzeitraums genehmigte sich der ID.7 im Drittelmix 19,5 kWh pro 100 Kilometer, womit rund 355 Kilometer bis zum nächsten Ladevorgang (bis zu 10 Prozent SoC) nutzbar sind.

Maximal lädt der ID.7 mit bis zu 175 kW, womit der Ladevorgang laut Herstellerangabe rund 28 Minuten andauert. In der Praxis gelingt dies in einer halben Stunde, sodass es hier nichts zu meckern gibt. Nicht ganz so sexy funktioniert dieser Vorgang an Wechselstrom-Stationen, denn hier lädt der ID.7 mit lediglich 11 kW, womit man rund acht Stunden einkalkulieren sollte.  

Im Zuge eines Upgrades soll der Akku auf 86 kWh vergrößert werden, womit die 400 Kilometer Marke im Drittelmix recht nahe rückt.

Die Vorfreude auf einen Eidisieben als Lademeister (nicht zu verwechseln mit dem neuen Passat) lässt natürlich die nochmals gesteigerte Praktikabilität in der Oberklasse steigen, wobei die Limousine bereits großes Kino bietet.

Unser Fa(hr)zit:

Der neue VW ID.7 gilt ganz klar als Flaggschiff der ID-Familie. Die Platzverhältnisse in beiden Reihen sind gigantisch bemessen, auch das Kofferraumvolumen erhielt das XL-Format spendiert, löblich hierbei ist die weit aufschwingende Heckklappe, die man bei der Konkurrenz misst. Die Haptik des Interieurs war noch bei keinem rein elektrischen Modell der Wolfsburger besser, dies gilt auch für das Fahrverhalten des Flaggschiffs.
Einige Punkte die Verbesserungsbedarf benötigen können sicherlich via OTA-Update eingespielt werden.

Was uns gefällt:

  • Die großzügigen Raumverhältnisse in beiden Reihen
  • Die maximale Ladeleistung
  • Das komfortable Fahrverhalten

Was wir noch verbessern würden:

  • Die Touchelemente am Volant
  • Die Sprachsteuerung
  • Die Dämmung des Innenraums
  • Die AC-Ladeleistung erhöhen

Factbox: Volkswagen ID.7 Pro 210 kW

Motor/Antrieb

Motor/Akku: Lithium-Ionen-Polymer, Batteriekapazität 77 kWh
Leistung kW/PS: 210 kW/ 286 PS
Drehmoment:  545 Nm
Antrieb: Heckantrieb
Getriebeart: 1-Gang-Automatik
0-100 km/h:  6,5 Sekunden
V-Max:  180 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert:  14,1 kWh/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt:  19,5 kWh/ 100 km
Reichweite nach WLTP:  bis zu 440-621 km

Ladedauer

Wallbox, 11 kW (Ladezeit bis 100 %): 8 Stunden
Gleichstrom-Schnellader (Ladezeit 10-80%, max. 175 kW): 28 Minuten

Bremsen/Reifen/Felgen

Bremsen: VA: bel. Scheibenbremsen HA: Trommelbremsen
Felgen/Reifen: 235/50 R19 / 255/45 R19

Gewicht und Maße

Leergewicht:  2.172 kg
L/B/H: 4,961 m /1,862 m / 1,536 m
Radstand:  2,971 m
Kofferraumvolumen: 532-1.586 Liter

Preise

VW ID.7 zu haben ab: € 59.990
Preis Testwagen inkl. Steuern: € 74.914,40

Sonderausstattung:

Scale Silver Metallic, Dach Schwarz € 849,60
Anhängevorrichtung anklappbar € 1.189,20
Exterieurpaket Plus inkl. Panorama € 5.506,80
Interieur-Paket Plus € 5.468,40
Räder, 20“ Montreal € 590,40
Textilfußmatten vorn und hinten € 130,80
Wärmepumpe zur Reichweitenoptimierung € 1.189,20

(c) Bilder: Sebastian Poppe