Sowohl im positiven als auch im negativen Sinne.
Aber alles nach der Reihe. Das neue Kompakt-Modell aus Fernost wird aufgrund der Preispolitik schnell mal zu unrecht als „Billig-Vollzeit-Stromer“ abgestempelt, daher sollte man sich unbedingt mal Zeit für eine Probefahrt nehmen, denn der „Flipper“ überrascht in Disziplinen, wo die Konkurrenz deutlich schlechter abschneidet. Außerdem wird die Preispolitik besonders von Unternehmen gut angenommen, denn der Dolphin wurde mit dem Titel „Fleet Car of the year“ ausgezeichnet.
Natürlich gibt es auch eine Reihe an Dingen, die unserer Meinung nach noch Verbesserungsbedarf mit sich bringen, aber das soll bei einem neuen Modell natürlich nicht abschrecken.
Interieur: Hochwertige Materialwahl, gute Raumverhältnisse und hohe Ladekante
Wie bereits im BYD Atto3 kann auch der Dolphin mit einer ansprechenden Haptik in diesem Segment überzeugen – hie und da wurde mit härteren Materialien gearbeitet, diese wurden aber erstklassig kaschiert, sodass man schon unsere Aufgabe übernehmen müsste, um dies wahrzunehmen.
Dies betrifft den Armaturenträger und den Gangwahl-Hebel, diese Teile könnten noch etwas softer verarbeitet sein.
Dass großgewachsene Lenker diesen Drehregler zum Einlegen der Fahrtrichtung wohl immer wieder mit dem Knie berühren und hie und da sogar die Parkstellung einlegen, obwohl gerade die Ampel auf Grün umspringt, das könnte man besser lösen.
Der 12,8-Zoll große Touchscreen ist auch im Dolphin je nach Bedarf im Hoch- und Querformat nutzbar. Grundsätzlich ist das Display logisch zu bedienen, aber es gäbe noch Verbesserungsbedarf bei diversen Punkten, die sicherlich demnächst over the air, step by step – upgedatet werden.
Schade finden wir, dass hier auch die Bedienung der Klimaeinheit integriert wurde – da sind wir noch große Fans von Drehreglern und Knöpfen, ganz nach der intuitiven Bedienung. Das kleine Display hinter dem Lenkrad zeigt zahlreiche Informationen an, ist aber besonders an sonnigen Tagen eher schlecht ablesbar, hier würde es einen kräftigeren Kontrast benötigen. Dass der Dark-Mode aber teilweise nur auf eines der beiden Displays reagiert, das mag wohl mit Software recht easy zu meistern sein.
Dank des Radstands von 2,7 Meter verfügt der knapp 4,3 Meter Vollzeit-Stromer über reichlich Kopf- und Beinfreiheit in erster Reihe. Lediglich großgewachsene Personen werden in Reihe zwei etwas kompakter Platz nehmen.
Das Kofferraumvolumen beträgt in der Basis klassenübliche 345 Liter und kann bei umlegen der Rücksitze auf 1.310 Liter erweitert werden. Nervig finden wir hier die hohe Ladekante (bei Wahl der doppelten Ladebodens).
Dies gilt auch für die massive A-Säule und die Sensoren hinter dem Rückspiegel, die die Sicht dann doch sehr einschränken und bei unübersichtlichen Stellen einen zusätzlichen Blick verlangen.
Fahrverhalten und Lademanagement: Einzigartige Akku-Technik, gute Praxisreichweite, aber nervöse Sicherheitssysteme
Anders als andere Hersteller setzt BYD auf die sogenannte Blade-Battery, welche sich aus Lithium-Eisenphosphat zusammensetzt und darüber hinaus auch höhere Sicherheitsstandards verspricht (das zeigte auch der bekannte Nagel-Penetrationstest). Dazu kommt noch eine längere Lebensdauer, der Hersteller gibt hier eine Garantie von acht Jahren bzw. 160.000 Kilometer auf das Akku-Paket.
Aber wie schlägt sich diese Technik in der Praxis?
Laut WLTP-Angabe soll der Dolphin bis zu 427 Kilometer ohne Ladestopp zurücklegen. In der Praxis sind es rund 310 bis 320 Kilometer bei einem Verbrauch von 17,5 kWh/100 Kilometer (sofern man bei rund 10 Prozent SoC die nächste Ladesäule ansteuert).
Die maximale Ladeleistung von 88 kW konnten wir im Alltag nur knapp verfehlen, womit der Flipper in 45 Minuten von 10-80 Prozent lädt.
Deutlich stärker fallen die sehr nervösen Assistenzprogramme ins Gewicht, die das durchaus komfortable Fahrverhalten mildern. Beispielweise der Spurhalte-Assistent, der im Falle des Komfortblinkens hartnäckig beim Spurwechsel eingreift. Oder der Geschwindigkeits-Assistent, der selbst bei Überschreitung des höchstzulässigen Tempos mit dem Vermerk „Rasen“ und zusätzlicher Akustik warnt. Klar, dafür ist der Hersteller machtlos, da dieses Feature von der EU vorgeschrieben wird, um bei den Sicherheitskriterien ohne Abzüge zu punkten.
Leider passiert es in der Praxis häufig, dass die Tempo-Erkennung meist zu niedrige Limits einblendet und man somit durchgehend akustisch gewarnt wird.
Klar kann man diverse Assistenzprogramme deaktivieren, jedoch ist es nicht Sinn der Sache und darüber hinaus sollten diese ja den Komfort des Fahrens erweitern anstatt zu reduzieren. Aber auch hier wird BYD sicherlich over the air mit Updates die kleinen Problemchen lösen.
Abschließend widmen wir uns noch dem Fahrverhalten des BYD Dolphin. Mit einer Leistung von 150 kW / 204 PS und 310 Nm steht der Dolphin gut im Futter – der Sprint aus dem Stand auf Tempo einhundert gelingt in nur 7,3 Sekunden.
Das Fahrwerk wurde eher auf die komfortable Art und Weise abgestimmt, womit Fahrbahnunebenheiten tadellos weggebügelt werden. Auch die Lenkung bekam ein komfortables Setup spendiert, in engen Kurven würde man sich noch ein wenig mehr Feedback wünschen, das ist aber schon jammern auf sehr hohem Niveau. Deutlich schwerer fällt die dann doch recht smoothe Rekuperation aus, die selbst in zweiter Abstufung noch recht zurückhalten agiert, sodass es bei der Verzögerung meist zusätzlich das Bremspedal benötigt.
Unser Fa(hr)zit:
Der BYD Dolphin macht viele Dinge richtig gut, einige würden aber noch Feinschliff benötigen und viele davon gelingen bestimmt over the air.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis steht klarerweise an oberster Stelle, denn mit € 35.980 ist nur der Herstelleranteil bereits abgezogen, nach Abzug der E-Mobilitätsbonus stehen € 32.980 für die Topversion zu Buche.
Was uns gefällt:
- Das Preis-Leistungs-Verhältnis
- Die Verarbeitung im Innenraum
- Die sogenannte Blade-Battery
Was wir noch verbessern würden:
- Die massive A-Säule
- Eigene Regler für die Klimabedieneinheit
- Die nervösen Assistenzprogramme
- Eine stärkere Rekuperation
Factbox: BYD Dolphin Design
Motor/Antrieb
Motor/Akku: Lithium-Ionen-Polymer, Batteriekapazität 60,4 kWh
Leistung kW/PS: 150 kW/ 204 PS
Drehmoment: 310 Nm
Antrieb: Front
Getriebeart: 1-Gang-Automatik
0-100 km/h: 7,3 Sekunden
V-Max: 160 km/h
Verbrauch/Umwelt
Werksangabe – kombiniert: 15,9 kWh/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 17,5 kWh/ 100 km
Reichweite nach WLTP: bis zu 427 km
Ladedauer
Wallbox, 11 kW (Ladezeit,10-100 %): 6 Stunden 12 Minuten
Gleichstrom-Schnellader (Ladezeit 10-80%, max. 88 kW): 40 Minuten
Bremsen/Reifen/Felgen
Bremsen: VA+HA: Scheibenbremsen, belüftet
Felgen/Reifen: 205/50 R17
Gewicht und Maße
Leergewicht: 1.658 kg
L/B/H: 4,290 m /1,770 m / 1,570 m
Radstand: 2,700 m
Kofferraumvolumen: 345-1.310 Liter
Preise
BYD Dolphin zu haben ab: € 28.890
BYD Dolphin Design zu haben ab: € 35.980
Preis Testwagen inkl. Steuern: € 35.980
Preise abzüglich E-Mobilitätsbonus (Herstelleranteil)
(c) Bilder: Sebastian Poppe