Die Testfahrt im Offroad-Paradies von Les Comes im Zuge der Neuvorstellung der neuen Defender-Modelle war schon eine Klasse für sich. Diesel, Plug-in-Hybrid und auch die Topversion mit dem Achtzylinder lösten große Emotionen aus.
Nun konnten wir die „kurze“ Version des Defender auch im Zuge eines Praxistests unter die Lupe nehmen. Der Defender 90 (Radstand in Zoll) in der Basisversion mit dem Sechszylinder-Diesel mit 200 PS und 500 Nm Drehmoment inklusive Mildhybrid-Unterstützung.
Wie fährt sich die Gelände Legende?
Mit der neuen Generation des britischen Offroaders kann man also nicht nur im Gelände punkten, sondern auch hunderte Kilometer auf der Autobahn (auch ohne optionale Luftfederung) zurücklegen. In unserem Fall haben wir das wunderschöne Kitzbühel angesteuert, und waren am Ziel verwundert, welch hohe Alltagstauglichkeit der Brite mit sich bringt. Trotz des kurzen Radstands und dem Verzicht der optionalen Luftfederung benötigt man nach einer Reise durch das schöne Österreich keinesfalls einen Chiropraktiker.
Die kürzere Version des Defenders punktet natürlich auch bei der hohen Effizienz und der Leichtigkeit des Antriebsstrangs, immerhin hat das Aggregat bereits in der Basisversion 2,3-Tonnnen zu bewegen.
Der Sechszylinder-Diesel mit 200 PS (147 kW) gekoppelt an eine 8-Gang Automatik bietet eine große Show. Die 500 Nm Drehmoment liegen bereits ab 1.250 U/min an, sodass der Sechsender das Vorankommen immer äußerst elegant und unangestrengt gestaltet.
Auch beim Verbrauch waren wir überrascht, denn mit 8,8 Liter differenziert man sich lediglich um 0,1 Liter vom WLTP-Wert des Herstellers.
Hier würde ein Vierzylinder Selbstzünder mit Zweiliter Hubraum deutlich angestrengter ans Werk gehen und sicherlich um ein paar Liter mehr Diesel konsumieren.
Interieur: Der ultimative Retro-Mix!
Hier hat sich wohl am meisten getan, denn die erste Generation hat eben ausschließlich als Offroader gedient, den Innenraum hätte man wohl am ehesten als rustikal beschrieben, ohne den Defender beleidigen zu wollen.
Dennoch hat man gewisse Elemente des Ur-Defenders beibehalten und bietet den Kunden nun einen Retro-Mix, der gemeinsam mit dem gelungenen Exterieur die USP des Fahrzeugs bilden.
Digitale Anzeigen, erstklassige Infotainment auf einem gestochen scharfen Display in Kombination mit rustikalen Materialien und Griffen zeichnen die neue Generation eben aus. Aber nicht alle Funktionen sind an das zentrale Display gekoppelt, Gott sei Dank gibt es noch Drehregler für die Klimabedieneinheit.
Über das im Vergleich zur 110er Version geschmälerte Kofferraumvolumen kann man natürlich streiten. Über die schwenkbare Hecktüre mit dem Reserverad wollen wir selbst in Parkgaragen kein schlechtes Wort verlieren, denn diese zählt natürlich als zentraler Bestandteil der Gelände Legende.
Hingegen man optional für die erste Reihe drei Sitze ordern kann, legt man den mittleren um, so dient dieser als Armlehne oder Getränkehalter. Die Grundfunktion sollte jedoch nur auf kürzeren Etappen dienen, denn hier wird es dann schon recht kuschelig neben Fahrer und Beifahrer. Dies zählt auch für großgewachsene Personen im Fond, wobei dies auf kürzeren Etappen nicht weiter stören wird.
Um Welten besser fallen die Ablagemöglichkeiten aus, denn in den Türen, neben dem Infotainment-Display als auch der bereits erwähnte dritte Frontsitz bieten genügend Stauraum.
Fazit:
Der neue Defender 90 ist selbst in der Basisversion ein echt tolles Fahrzeug. Es hat schon eine Weile gedauert bis das neue Design des Ur Offroaders Gefallen gefunden hat. Aber ganz abgesehen davon muss man nicht unbedingt im Gelände unterwegs sein, auch alltägliche Strecken können problemlos (auch ohne Luftfederung) zurückgelegt werden.
Den 200 PS starken Dreiliter Diesel mit Mildhybrid-Unterstützung lernt man sofort zu schätzen. Auch der Spritverbrauch fällt überraschend niedrig aus.
Was uns gefällt:
Das Retro-Design
Die hohe Alltagstauglichkeit
Der drehmomentstarke und effiziente Diesel
Was wir noch verbessern würden:
Die dann doch etwas stolze Aufpreispolitik
Das Kofferraumvolumen erweitern
Einen Testtermin mit der 90er V8 Version
Factbox: Land Rover Defender 90 S D200 – 3.0L MHEV
Motor/Antrieb
Motor: 6-Zylinder Turbodiesel mit Mildhybrid-Unterstützung
Hubraum: 2.996ccm
Leistung kW/PS: 147 kW /200 PS
Drehmoment: 500 Nm zwischen 1.250 U/min und 2.500 U/min
Antrieb: Allradantrieb
Getriebeart: 8-Gang Automatik
0-100 km/h: 9,8 Sekunden
V-Max: 175 km/h
Verbrauch/Umwelt
Werksangabe – kombiniert l/100 km: 8,7
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 8,8
CO2 Emissionen/Abgasnorm: 229 g/km Euro 6d final
Bremsen/Felgen/Reifen
Bremsen: VA: Scheibenbremsen (innenbelüftet) HA: Scheibenbremsen (innenbelüftet)
Felgen/Reifen: 255/70 R18
Gewicht und Maße
Leergewicht: 2.303 kg (5 Sitze) 2.326 (6 Sitze)
L/B/H: Länge: 4,323 m ohne Ersatzrad 4,583 m mit Ersatzrad
Breite: 1,996 m (ohne Spiegel)
Höhe: 1,974 m (Stahlfederung); 1,969 m (elektrisch geregelte Luftfederung)
Radstand: 2,587 m
Kofferraumvolumen: von 297– bis 1.263 Liter
Tankinhalt: 89 Liter
Kraftstoff: Diesel
Preise
Land Rover Defender erhältlich ab: € 63.769,-
Land Rover Defender D200 S 3.0 MHEV zu haben ab: € 70.458,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 85.101,-
Sonderausstattung
Außenfarbe Tasman Blue EUR 1.102,-
Dachfarbe Dach in Kontrastlackierung weiß EUR 1.159,-
Faltdach aus Stoff EUR 2.141,-
Anhängerkupplung abnehmbar EUR 804,-
Vordersitze 12-fach verstellbar, beheizbar EUR 391,-
Rückbank im Verhältnis 40:20:40 teilbar, beheizbar, mit Mittelarmlehne EUR 391,-
Notsitz vorne, klappbar EUR 900,-
Fahrerassistenzpaket EUR 2.011,-
Winter-Paket EUR 746,-
Elektronisch geregeltes Differential (hinten) EUR 1.234,-
Radmuttern abschließbar in Chrom EUR 45,-
Fußmatten EUR 103,-
Innenrückspiegel, ClearSight Smart View EUR 688,-
(c) Bilder: Gas Junky, Sebastian Poppe