Praxistest: Mazda3 Skyactiv-X – (R)eine Kopfsache?

Mazda3 Skyactiv-X

Seitdem Mazda den 323 um zwei Ziffern erleichtert hat, sind die Nachfolgemodelle kontinuierlich hübscher geworden. Wo wir auch aufkreuzten: Der neue Mazda3 wurde stets für seine ansprechende Optik gelobt und sogar mehrfach mit einer italienischen Automarke verglichen, deren Leitspruch „cuore sportivo“ lautet.

Hier waren aber nicht die Italiener, sondern die Japaner am Werk. Mazdas weiterentwickelte Kodo-Designsprache orientiert sich an der japanischen Ästhetik von Schönheit durch Reduktion – und mehr braucht es auch nicht, denn äußerlich ist der Mazda3 wirklich perfekt gelungen. Durch das Zusammenspiel von Licht und Schatten entstehen interessante Eindrücke, die den Hingucker-Effekt nochmal verstärken. Doch kann er diese Sportlichkeit auch beim Fahren bzw. im Innenraum vermitteln?

Drei Motorisierungen zur Wahl – eine davon sogar mit Allrad

Wir durften den Kompakten in der Skyactiv-X-Version mit 132 kW (180 PS) testen. Wer mag, kann dazu noch Allrad ordern. Alternativ ist ein kleinerer Benziner, namens Skyactiv-G122 mit 90 kW (122 PS), erhältlich. Mit dem Skyactiv-D116 ist auch ein Selbstzünder mit 85 kW (116 PS) im Angebot. Mazdas Skyactiv-X-Motor (mehr dazu hier) verbindet die Spritzigkeit und Drehfreude eines Benziners mit der Effizienz und Sparsamkeit eines Diesels. Von der Spritzigkeit hätten wir gerne etwas mehr gehabt, dies zeigt auch der Sprintwert mit seinen 8,2 Sekunden auf Tempo einhundert. Die beiden Benziner werden zusätzlich von einem Mild-Hybrid-System unterstützt: Zum einen wird umgewandelte Bremsenergie in einem 24-Volt-Lithium-Ionen-Akku gespeichert, zum anderen schießt das System beim Beschleunigen, aber auch beim Gangwechsel wieder Energie zu. Dies wirkt sich natürlich auch auf die Effizienz des neuen Aggregats aus – 6,8 Liter auf einhundert Kilometer sind schon ein sehr beachtlicher Wert!

Die sechs Gänge lassen sich übrigens extrem präzise wechseln, sodass das Schalten richtig Freude bereitet: Die Schaltung ist exakt und knackig, deren Wege kurz. Da stört es auch nicht, dass man aufgrund des vergleichsweise geringen Drehmoments von 224 Nm (bei 3.000 U/min) öfters zum Schalthebel greifen sollte. Die Lenkung agiert präzise und straff, das aber nicht zu hart abgestimmte Fahrwerk lässt einen den Mazda3 auch schon mal etwas flotter durch die Kurven bewegen. Die Bremsen könnten für unseren Geschmack allerdings etwas kräftiger zupacken. Der kompakte Japaner ist souverän im Handling, bleibt satt auf der Straße und der Fahrer trotz mancher Lastwechsel angenehm in seinen Sitz eingepasst.

Ergonomisch top

Eigentlich mag man nicht mehr aussteigen, denn im neuen Madza3 wird Ergonomie groß geschrieben: Das Sitzdesign hält in jedem Fall, was es verspricht. Neben dem angenehm weichen Leder zeichnen sich die Sitze vor allem durch eine die Wirbelsäule unterstützende Polsterung (im Premium-Paket auch mit Memory-Funktion) aus. In der Ausstattungsvariante GT+ hat man zudem den Vorteil, mit einer wunderbar schnell agierenden Sitz- (und Lenkrad-)Heizung verwöhnt zu werden.

Der Innenraum ist hochwertig in ansprechenden Materialen verarbeitet. In der Mittelkonsole ist – etwas unüblich, aber durchaus sinnvoll – neben einem Dreh- und Drückregler für Navi & Co auch ein Lautstärkeregler vorhanden. Diese Anordnung verleitet einen fast automatisch dazu, mit der linken Hand zu lenken und die rechte auf der Armlehne ruhend mit den Knöpfen spielen zu lassen. Brauchen die Finger mal Pause, können sie sich auf den mit Leder eingefassten Stegen ausruhen. Da waren wirklich Meister der Haptik am Werk – und das ist in dieser Fahrzeugklasse keineswegs selbstverständlich.

Freude bereitet auch das gut ablesbare Armaturenbrett. Für alle, die stets eine Spur schneller als der Umgebungsverkehr sein wollen, blendet Mazda zur Warnung die (erlaubte) Geschwindigkeit nicht nur als pulsierendes Verkehrszeichen, sondern auch mittels einer roten Markierung bei der erlaubten Höchstgeschwindigkeit am Tacho ein. Zusätzlich ist sie auch im Head up-Display, das in die Windschutzscheibe projiziert wird, erkennbar. (Dort finden sich auch die Anweisungen vom serienmäßig am Bord befindlichen Navi wieder.) Nur blöd, dass man sich hie und da auf die Geschwindigkeitserkennung nicht unbedingt verlassen kann.

Gut arbeiten hingegen die im Tech-Paket inkludierten Assistenzsysteme wie zum Beispiel die hochauflösende 360-Grad-Umgebungskamera (aufgrund der eingeschränkten Sicht nach hinten auch zu empfehlen), der Querverkehrswarner oder eine Ausparkhilfe (laut Beschreibung mit – von uns nicht getesteter – automatischer Gefahrenbremsung). Ebenso dabei ist ein neu entwickeltes System zur Müdigkeitswarnung, das mittels Infrarot-Kamera und diverser Parameter das Fahrverhalten analysiert und – sofern nötig – mit akustischem Warnsignal oder aktivem Bremseingriff reagiert. Mit so einem aufregenden Auto an unserer Seite waren wir jedoch stets hellwach, somit können wir zu diesem Feature keine Rückmeldung abgeben.

Schnell wach waren des Nächtens auch Verkehrsteilnehmer auf der Gegenfahrbahn, da diese vom Fernlichtassistenten eher spät als solche erkannt werden; bei vorausfahrenden Fahrzeugen blendet er jedoch rechtzeitig ab, sodass man hier nur selten manuell eingreifen muss. Die schmalen LED-Leuchten selbst sorgen aber immer für die beste Ausleuchtung der Fahrbahn.

Fazit

Der Mazda3 Skyactiv-X ist ein Auto für alle, die kompakte Abmessungen zu schätzen wissen, aber dennoch nicht auf Komfort und Raumangebot verzichten wollen. Dank seiner hochwertigen Verarbeitung hat man schon fast das Gefühl, eine Klasse höher zu sitzen. Wer nicht unbedingt Sprints hinlegen will, wird auch mit der angebotenen Motorisierung sein Auslangen finden. Zu bewegen ist der Mazda3 Skyactiv-X auf jeden Fall bestens.

Was uns gefällt:

  • die exakte und knackige Schaltung mit kurzen Wegen
  • der perfekte Ergonomie für den Fahrer
  • das schöne und weiche Leder in Kombination mit einer schnellen Sitzheizung

Was wir noch verbessern würden:

  • mehr Spritzigkeit würde die sportliche Optik auch spürbar machen
  • das Ansprechverhalten (Zupacken) der Bremsen
  • die Verkehrszeichen-Erkennung

Factbox: Mazda3 Skyactiv-X180 GT+ Sound Premium Tech

Motor/Antrieb

Motor: Benzinmotor 4 Zylinder (Reihe) mit Mild-Hybrid
Hubraum: 1.998 ccm
Leistung kW/PS: 132 kW/180 PS
Drehmoment: 224 Nm bei 3.000 U/min
Antrieb: Front
Getriebeart: 6-Gang-Getriebe inkl. Start-Stopp-System
0-100 km/h: 8,2 Sekunden
V-Max: 216 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – Stadt/außerstädtisch/kombiniert, l/100 km: 5,1/ 4,2/ 4,5
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 6,8
CO2 Emissionen: 103 g/km Euro 6d

Fahrwerk/Reifen/Bremsen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen innenbelüftet, HA: Scheibenbremsen
Felgen/Reifen: 215/45 R18 93V (Testversion)

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.395 – 1.486 kg
L/B/H: 4,460 / 1,795 / 1,435 m
Radstand: 2.725 m
Kofferraumvolumen: 330 – 1.026 Liter
Tankinhalt: 51 Liter
Kraftstoff: Super 95

Preise

Mazda3 zu haben ab: € 23.990,-
Mazda3 Skyactiv-X 180 GT+ Sound Premium Tech zu haben ab: € 31.990,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 32.820,-
Sonderausstattung
Mica-/Metallic-Lackierung € 830,-

(c) Bilder: Gas Junky, ak