Jaguar I-PACE Praxistest – Kätzchen of the Year!

Jaguar I-PACE Praxistest – Kätzchen of the Year! 

Unlängst nahmen wir im gelifteten Jaguar F-TYPE mit Heckantrieb und V8 unter der Haube Platz. Ein sensationeller Sportwagen mit unverwechselbarem Sounderlebnis, sofern man nicht den Flüstermodus aktiviert hatte.
Dieser ist im Falle des ersten reinelektrischen SUV-Modells von Jaguar dauerhaft aktiv. Wir haben den Jaguar I-PACE eine Woche unter die Lupe genommen, um die Vor- und Nachteile des derzeitigen Stands der E-Mobilität zu analysieren.

Der I-PACE wird zwar neben den Tesla Modellen bereits von deutschen Konkurrenten (Audi e-tron, Mercedes EQC und Porsche Taycan) umzingelt, dennoch ist der Jaguar I-PACE das einzige Modell, welches in Österreich bei Magna Steyr in Graz vom Band läuft. Bereits 2019 wurde das Modell mit dem Titel „World Car of the Year“ geehrt.

Exterieur: Kaum Unterschiede zum Concept Car

Das Elektro Kätzchen misst 4,68 Meter und verfügt über einen knapp drei Meter langen Radstand. Dies sorgt in erster Linie für erstklassige Beinfreiheit in beiden Reihen, zusätzlich verfügt man auch über unvergleichbaren Komfort auf längeren Etappen. Bei der coupéartigen Form und den muskulösen Radläufen ließen sich die Designer von der Supersportwagen-Studie C-X75 inspirieren. Die Änderungen zur außergewöhnlichen Studie I-PACE Concept fallen marginal aus.
Die Radkästen können mit bis zu 22-Zoll Felgen gefüllt werden, die Testversion verfügte über 20-Zoll Räder.
Diese gestreckte Form des Fahrzeugs mit abfallendem Heck sorgt natürlich auch für einen erstklassigen cw-Wert von nur 0,29! Am meisten beeindruckten uns die aerodynamische Motorhaube und die ausfahrbaren Türgriffe.

 

Interieur: Hochwertiges Haptik-Erlebnis mit hochauflösenden Displays

Zahlreiche Hersteller haben ja bereits in deren Klein- und Kompaktmodellen erstklassige Infotainment-Lösungen aus der Mittel- und Oberklasse parat. Der Jaguar I-PACE lässt hier ebenfalls nichts anbrennen und sorgt unserer Meinung nach für noch intuitivere Lösungen. Neben zahlreichen Funktionen im 12,3-Zoll Display verfügt man darunter über ein zusätzliches Display, welches auch mit zwei Drehreglern für die Klimaeinheit versehen ist. Vielleicht wird man uns als altmodisch bezeichnen, dennoch trifft man damit auch auf schlechten Straßen die gewünschte Temperatur. Ebenso sehr futuristisch finden wir die Lösung, dass man auf einen Wahlhebel verzichtet und den Gang mittels Knopfdrucks einlegt – so auch bei der Fahrmodi-Wahl.
Sogar die Fond-Passagiere, welche ja wie bereits erwähnt über fürstliche Beinfreiheit verfügen – können Dank 4-Zonen-Klimaeinheit deren Temperatur selbst regeln. Apropos fürstlich: Mit einem Kofferraumvolumen von 656 Liter, bei umgelegter Rückbank sind es sogar 1.453 Liter reiht man sich auch hier in diese Klasse ein. Unter der aerodynamischen Fronthaube möge man beispielweise für Ladekabel nochmals 27 Liter spendiert bekommen.
Schade hingegen finden wir, dass man bei der Konfiguration des Testwagens auf die Performance-Sitze vergessen hat, denn im Sportmodus, wenn volles Drehmoment anliegt, würde man in so manchen Kehren über mehr Seitenhalt verfügen.

Fahreindrücke: Düsenjet oder Powerkätzchen?

Der Jaguar I-PACE wird von zwei Elektromotoren angetrieben (jeweils einer pro Achse). Die Kräfte werden auf alle vier Räder verteilt, somit die Systemleistung von 400 PS und 696 Nm bei allen Witterungsbedingungen auf den Asphalt gebracht werden kann.

Der Sprint von null auf Tempo einhundert gelingt in nur 4,8 Sekunden – womit man nur um 0,2 Sekunden langsamer ist als mit dem gelifteten F-TYPE mit dem V8-Benziner mit 450 PS unter der Haube.
Beachtlich ist, dass man die 2,2 Tonnen Leergewicht des Fahrzeugs in keiner Situation zu spüren bekommt. Dank des einstufigen Planetengetriebes leidet man niemals unter einem kurzzeitigen Leistungsverlust. Besonders im Sport-Modus ist diese Beschleunigungsorgie eine Klasse für sich. Im Volllastbetrieb überrascht der Jaguar I-PACE mit erstklassiger Fahrstabilität, straffer und zugleich direkter Lenkung und natürlich unbeschreiblicher Leistungsentfaltung. Auch die optionale Luftfederung sollte man unbedingt im Konfigurator auswählen, da diese besonders auf längeren Etappen dem I-PACE nochmals zusätzlichen Luxus spendiert.

Das sogenannte One-Pedal-Feeling ist besonders im Morgenstau auf der A23 ein sehr geniales Feature – hingegen man sich mit der Dosierung bei dynamischer Fortbewegung des I-PACE erstmal ein wenig anfreunden muss – Zwecks Dosierung.

Dennoch wird man diese abartige Leistung eher bei Überholmanövern oder Ampelstarts kurzzeitig zur Gänze ausschöpfen. Im Alltag ist man meist mit dem Adlerauge in Richtung Verbrauchsanzeige unterwegs, aber dies hat sich bei anderen, deutlich schwächer motorisierten Elektro-Fahrzeugen auch schon unter Beweis gestellt.

Im Durchschnitt haben wir knapp 25 kWh verbraucht, womit wir ca. 360 Kilometer mit einer Ladung gekommen sind, das ist schon ein recht beachtlicher Wert für ein Fahrzeug dieser Klasse. Mit einem 50 kW Gleichstrom-Charger benötigt man 80 Minuten um von null auf 80 Prozent zu laden – kein Wunder, denn der I-PACE verfügt über eine 90 kWh Lithium-Ionen-Batterie.

Es stellt sich also auch mit dem Performance Stromer von Jaguar unter Beweis, dass man selbst bei längeren Strecken über den perfekten Mix zwischen Komfort und Sportlichkeit verfügt.

Zahlreiche Anbieter, unterschiedliche Gebühren und Probleme mit der Infrastruktur

Dennoch scheitert es in erster Linie an der Infrastruktur beziehungsweise an den einzelnen Tarifen diverser Anbieter.
Defekte Ladekarten, blockierte oder nicht funktionierende Ladestationen und unterschiedliche Tarife mit hohen Grundgebühren sorgen noch für zahlreiche Verbesserungsmöglichkeiten der Elektro-Mobilität. Die Zahlung mittels Kredit- oder Bankomatkarte wäre bereits eine erste Lösung, sofern man nicht mit Wucherpreisen pro Kilowattstunde belastet wird.

Wer über eine Photovoltaikanlage oder über eine Lademöglichkeit im Unternehmen verfügt, wird mit dem Jaguar I-PACE über ein steuerbegünstigtes – dennoch keinesfalls günstiges, flottes Elektrokätzchen verfügen.

 

Was uns gefällt:

Das eigenständige Design
Die abartigen Fahrleistungen
Der erstklassige Mix aus Sportlichkeit und Komfort

Was wir noch verbessern würden:

Die Performance-Sitze konfigurieren
Die Dosierung des Bremspedals bei sportlicher Fahrweise
Einheitliche Tarife schaffen

Technische Daten: Jaguar I-PACE HSE EV400

Motor/Antrieb

Motor: Zwei Permanentmagnet-Elektromotoren, Batteriekapazität 90 kWh
Leistung kW/PS: 294 kW/400 PS bei 4.250 U/min.
Drehmoment: 696 Nm bei 0 U/min.
Antrieb: Allradantrieb
Getriebeart: Einstufiges Planetengetriebe
0-100 km/h: 4,8 Sekunden
V-Max: 200 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 21,2 kWh/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: ca. 25 kWh/100 km
Reichweite nach WLTP: 470 km
CO2 Emissionen: 0 g

Ladedauer

Gleichstrom-Schnellader, 50 kW (Ladezeit bis 80 %): ca. 85 Minuten
Gleichstrom-Schnellader, 100 kW (Ladezeit bis 80%): ca. 40 Minuten

Fahrwerk/Reifen/Bremsen

Bremsen: VA + HA: Scheibenbremsen innenbelüftet
Felgen/Reifen: 245/50 R20

Gewicht und Maße

Leergewicht: 2.208 kg
L/B/H: 4,682 /2,139/1,565 m
Radstand: 2,990 m
Kofferraumvolumen: 656 Liter bis 1.453 Liter + 27 Liter vorne

Preise

Jaguar I-PACE zu haben ab: € 79.710
Jaguar I-PACE HSE EV400: € 93.760,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 102.849,-

Sonderausstattung:

Farbe: Photon Red € 1.048

Winter-Paket (beheizbare Frontscheibe, beheizbare Scheibenwaschdüsen, beheizbares Sport-Lederlenkrad) € 520

4-Zonen-Klimaautomatik€ 999
Luftionsinierung im innenraum € 134

Elektronisch geregelte Luftfederung € 1.625

20“ mit 5 Speichen, Gloss Black € 554
Black Pack (Seitenscheibeneinfassungen in glänzend Schwarz, Kühlergrill in glänzend Schwarz mit Einfassung in glänzend Schwarz) € 429

Head-up-Display € 617

Panoramadach € 1.317

Dunkel getönte Scheiben ab B-Säule € 477

Nebelscheinwerfer € 206

Ambiente-Innenraumbeleuchtung € 257

Alarmanlage € 494

Fußmatten € 103

Dachhimmel in Morzine (Stoff) – Ebony € 309

(c) Bilder: Sebastian Poppe