VW Amarok V6 im Test: Enge Verwandtschaft

Kürzlich haben wir erneut im neuen Ford Ranger Platz genommen, nach der Fahrt mit der Performance-Version nun auch in der doch sehr edlen Wildtrak-Version mit dem Vierzylinder-Diesel.
Nur wenige Tage danach durften wir den neuen Amarok zum Test begrüßen. Ein spannendes Kapitel, denn 2020 wurde eigentlich das Produktionsende des Pick-up-Modells verkündet. Die Nutzfahrzeug-Kooperation mit Ford sorgt nun für die zweite Generation des Wolfburger-Offroaders. Aber was genau hat sich im Generationen-Duell geändert?

Exterieur: Ordentlich zugelegt…

Man merkt den Zuwachs in der Länge von zehn Zentimeter auf exakt 5,35 Meter speziell in Parkgaragen, das unterstreichen dann auch die 13,5 Meter Wendekreis. Aber dort ist man mit einem Offroader sowieso selten unterwegs. Viel besser gefällt uns die Vergrößerung des Radstands (um 17 Zentimeter auf 3,27 Meter), denn damit wurden die Offroad-Eigenschaften nochmals gesteigert.
Bereits beim Außenkleid merkt man, dass auch der Amarok bei Wahl einer höheren Ausstattungslinie nahezu als Luxus-Offroader durchgeht – beispielweise LED-Matrixscheinwerfer, LED-Rückleuchten, 21-Zöller, zahlreiche Chromelemente und vieles mehr. Ebenso beeindruckt das Markengesicht, womit sich der Amarok trotz enger Kooperation mit dem Ford Ranger ein Alleinstellungsmerkmal sichert. Dies zeigt auch der in die Heckklappe eingeprägte Modellschriftzug.

Interieur: Hochwertige Materialwahl und nicht ganz intuitive Touchbedienung

Diesen Eindruck gewinnt man auch beim Einstieg, denn das Interieur des Offroaders überholt so manche PKW-Konkurrenz. Sehr edle Materialwahl, riesige Infotainment-Zentrale (im Hochformat – in den Testversion mit 12-Zoll Diagonale) und Premium Sound von Harman Kardon. Dass in der Doppelkabine in zweiter Sitzreihe ein wenig enger zugeht, das wird wohl kaum jemanden stören. In erster Reihe sitz man erstklassig, verfügt über eine tadellose Ergonomie und blickt über die Dächer der größten SUV-Modelle.
Weniger Zufriedenheit spendiert uns die bereits erwähnte Infotainment-Zentrale, da die Wolfsburger auf eine kleinere Schriftgröße setzen, womit der Monitor etwas überfüllt wirkt. Darüber hinaus wurde leider auch die Bedienung der Klima-Einheit in das Touch-Menü verlagert, hier hätte man sich noch Drehregler gewünscht. Das Deaktivieren der Start/Stopp-Automatik hätte man auch gerne auf einen Schalter auslagern können. Sehr froh sind wir, dass man für die Tasten am Volant auf die Touchslider verzichtet hat und somit eine deutlich bessere Navigation durch das digitale Instrument mit 12,3-Zoll erreicht hat.

Fahrverhalten: Ein kräftiger Kerl!

Unter der Haube des Testfahrzeugs werkt der Dreiliter-V6-Diesel mit 240 PS und 600 Nm Drehmoment, womit er als sensationelles Zugfahrzeug durchgeht (bis zu 3,5 Tonnen Anhängelast). Das Aggregat macht einen sensationellen Job, denn es ist gut gedämmt und versüßt im Alltag mit dem seidigen Lauf und untermalt diesen mit dem herrlichen Sechszylinder-Diesel-Klang. Gekoppelt ist der V6-Diesel an eine 10-Gang-Automatik, welche immer die passenden Gänge parat hält. Im kombinierten Verfahren genehmigte sich der luxuriöse Offroad rund 12 Liter pro 100 Kilometer.
Das Konstrukt der Hinterachse mit der klassischen, blattgefederten Starrachse hat man eigentlich gut in den Griff bekommen, ganz verleugnen kann man es natürlich nicht. Selbst auf längeren Strecken kann der enge Verwandte (wohlgemerkt auch im unbeladenen Zustand) mit nahezu PKW-ähnlichen Fahreigenschaften punkten.
Je nach Beschaffenheit kann man bei dem elektronisch gesteuerten Allradantrieb verschiedene Einstellungen wählen, dafür muss man nicht im digitalen Display stöbern – ein simpler Drehregler erleichtert dies enorm.

Unser Fa(hr)zit:

Der Amarok in zweiter Generation verfügt trotz enger Verwandtschaft einen durchaus positiven, eigenständigen Charakter. Der V6 Diesel ist unserer Meinung weiterhin die ideale Lösung, wenn man die Vielzahl der On- und Offroad-Eigenschaften dieses Fahrzeugs täglich unter Beweis stellt. Bei der Bedienung der großen Infotainment-Zentrale benötigt es eine gewisse Eingewöhnungsphase, hier hätten wir uns noch zusätzliche Regler (beispielweise für die Klimaeinheit) gewünscht.

Was uns gefällt:

  • Der bärenstarke V6 Diesel
  • Die erstklassige 10-Gang-Automatik
  • Die Verarbeitung des Innenraums

Was wir noch verbessern würden:

  • Den Aufbau der Infotainment-Zentrale

Factbox: VW Amarok Aventura V6 TDI 4MOTION

Motor/Antrieb

Motor: V6-Diesel
Hubraum: 2.993 ccm
Leistung kW/PS: 177 kW / 240 PS bei 3.250 U/min
Drehmoment:  600 Nm bei 1.750 U/min.
Antrieb: Allrad
Getriebeart: 10-Gang-Automatik
0-100 km/h: 8,8 Sekunden
V-Max:  190 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert l/100 km: 10,2
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 12,1
CO2 Emissionen/Abgasnorm: 267 g/km (Testversion)

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen (innenbelüftet) HA: Scheibenbremsen (innenbelüftet)
Felgen/Reifen: VA+HA: 275/45 R21

Gewicht und Maße

Leergewicht:  2.483 kg
L/B/H : 5,350 m /1,910 m / 1,871 m
Radstand:  3,270 m
Ladefläche Länge x Breite in Meter: 1,651×1,584
Tankinhalt:  80 Liter
Kraftstoff: Diesel

Preise

VW Amarok zu haben ab: € 48.100,-
VW Amarok Aventura V6 zu haben ab: € 83.801
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA (22 %) und MWSt: € 92.894,02

Sonderausstattung:

Außenlackierung Dark Grey Metallic € 864,78
NoVA-Abschlag/Zuschlag € 2.730
Paket Arctic € 5.498,24

(c) Bilder: Sebastian Poppe