Ford Ranger Wildtrak im Test: Der Feine fürs Grobe

Nach dem ausführlichen Test mit dem neuen Ranger Raptor mit seinen knapp 300 PS und dem kernigen Sechszylinder-Klang nehmen wir nun die etwas zivilere Version unter die Lupe. Die Rede ist vom neuen Ford Ranger Wildtrak – sozusagen der goldenen Mitte in der Ausstattungsliste. Aber wie schlägt sich der Reihen-Vierzylinder-Diesel mit 205 PS im Alltag?

Interieur: Hochwertige Verarbeitung und intuitive Bedienung trotz digitaler Instrumente

Auch in der Wildtrak-Version darf man keinesfalls jammern, denn die umfangreiche Ausstattung als auch die sehr hochwertige Verarbeitungsqualität sind für diese Fahrzeugklasse beinahe schon Luxus, immerhin berichten wir noch immer von einem Nutzfahrzeug.
Außerdem verfügt man auch in der Wildtrak-Version über das Infotainment-Display mit 12-Zoll Diagonale, welches dank der großen Symbole äußerst intuitiv bedienbar ist. Positiv zu erwähnen ist, dass Ford die Klimabedieneinheit nicht in die Infotainment-Zentrale integriert hat, sondern auf Knöpfe und Drehelemente gesetzt hat.
In den 10-fach verstellbaren Sitzen nimmt man sehr komfortabel Platz, auch bei der Kopf- und Beinfreiheit gibt es in beiden Sitzreihen nichts zu jammern – aber das würde man sich bei 5,37 Meter Länge und 3,27 Meter Radstand auch nicht anders erwarten. Sehr gut gefallen uns die Kontrastnähte im Interieur in einem peppigen Gelb/Orange-Farbton, die auch der Wildtrak-Schriftzug trägt.  

Der Wahlhebel der 10-Gang-Wandlerautomatik ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig – da hin und wieder der Leerlauf ungewollt eingelegt wird –die Abstufung hätte ruhig ein wenig mehr Feedback vertragen. An der Außenseite des Wahlhebels kann man (anstatt Schaltwippen am Volant) manuell in das Geschehen eingreifen, das ist aber keinesfalls nötig, da die Automatik äußerst smooth agiert.

Fahrverhalten: Zwei Gesichter

Unter der Haube schlummert ein Zweiliter Diesel mit 205 PS und 500 Nm Drehmoment. Wie es sich in einem Pick-up gehört, nimmt man den Selbstzünder auch jederzeit akustisch wahr. Gleich zwei Turbolader sorgen für reichlich Schub in jeglicher Lebenslage – auch wenn sich die 10,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo einhundert etwas zäh anhören, steht der Ranger Wildtrak in der Praxis gut im Futter. Die Diesel-Einstiegsversion leistet 170 PS und verfügt im Vergleich über nur einen Turbolader.
Der knapp 2,5 Tonnen Pick-up genehmigte sich im Test rund 9,5-10 Liter pro 100 Kilometer, womit wir knapp einem Liter über der Angabe des Herstellers liegen.

Aber das mag keinesfalls schwer ins Gewicht fallen, denn der Ranger macht auch als Diesel eine erstklassige Figur im Alltag zudem auch der große 80 Liter Tank für wenig Tankstopps sorgt.
Den größten Pluspunkt holt sich das Fahrwerk, denn die breitere Spur, die überarbeiteten Einrohr-Stoßdämpfer vorne und die neue Hinterradaufhängung sorgen für ein PKW-ähnliches Fahrverhalten, lassen aber keinesfalls vermuten, dass man es mit einem Pick-up zu tun haben würde.
Aber nicht nur die neue Front mit den C-förmigen Matrix-LEDs lässt den neuen Ranger noch muskulöser und aggressiver dastehen, denn neben der deutlich ausgeprägteren Linienwahl beim Design, lässt der Ranger auch im Gelände nicht locker. Ganz im Gegenteil, denn die Parameter hierfür wurden nochmals geschärft, sodass man dem Ranger Wildtrak zwei Gesichter verliehen hat. Klar konnte bereits der Vorgänger in puncto Offroad überzeugen, aber der Mix aus Gelände- und Alltagstauglichkeit befindet sich mit der neuen Generation auf einem völlig neuen Level. Dieses unterstreichen auch zahlreiche Assistenzsysteme, die man sich vor ein paar Jahren keinesfalls in einem Fahrzeug dieser Klasse erdacht hätte. Dieser Luxus spiegelt sich natürlich auch bei der Preispolitik, denn für die Wildtrak Version mit dem Reihen-Vierzylinder-Diesel mit 205 PS stehen knapp 68.000 Euro inklusive Steuern in der Preisliste.

Unser Fa(h)zit:

Der neue Ford Ranger kann auch in der Wildtrak Version überzeugen. Neben der (für ein Fahrzeug dieser Klasse) erstklassigen Materialwahl und dem intuitiven Infotainment-System punktet die Wildtrak Version auch mit einem souveränen, PKW-ähnlichem Fahrverhalten. Die Kombination aus zahlreichen Sicherheitssystemen, umfangreicher Ausstattung und der enorm hohen Steuerbelastung sorgt für recht hohe Preise. Dennoch unterbietet der Ranger die Preispolitik des neuen Amarok.

Was uns gefällt:

  • Das intuitive Infotainment-System
  • Das PKW-ähnliche Fahrverhalten
  • Die 10-Gang-Automatik
  • Die Kombi aus Offroad- und Onroad-Skills

Was wir noch verbessern würden:

  • Die hohe Steuerbelastung
  • Einen Halbjahrestest mit dem Ranger Wildtrak

Factbox: Ford Ranger Wildtrak

Motor/Antrieb

Motor: Vierzylinder Diesel
Hubraum: 1.996 ccm
Leistung kW/PS: 151 kW / 205 PS bei 3.750 U/min
Drehmoment:  500 Nm bei 1.750 U/min.
Antrieb: Allrad
Getriebeart: 10-Gang-Automatik
0-100 km/h: 10,5 Sekunden
V-Max:  180 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert l/100 km: 8,8
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 9,5
CO2 Emissionen/Abgasnorm: 230 g/km

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen (innenbelüftet) HA: Scheibenbremsen (innenbelüftet)
Felgen/Reifen: VA+HA: 255/65 R20

Gewicht und Maße

Leergewicht:  2.436 kg
L/B/H : 5,370 m /2,015 m / 1,922 m
Radstand:  3,270 m
Ladefläche Länge x Breite in Meter: 1,564×1,584
Tankinhalt:  80 Liter
Kraftstoff: Diesel

Preise

Ford Ranger zu haben ab: € 44.590,70,-
Ford Ranger Wildtrak 205 PS zu haben ab: € 67.356,50
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA (29 %) und MWSt: € 74.339

Sonderausstattung:

Manuelles Laderaumrollo € 2.327,50
Komfort-Paket 1 € 558,60
Fensterheber hinten elektrisch € 106,40
Audiosystem 106 € 798
Technologie-Paket 71 € 1.862
Rad Paket 16 (255/65 R20) € 1.330

(c) Bilder: Sebastian Poppe