Praxistest: VW ID.3 Pro S – Ein Facelift für den Volksstromer

Der VW ID.3 ist bekanntermaßen Volkswagens erstes Modell, welches ausschließlich mit reinem Elektroantrieb erhältlich ist. Mittlerweile seit knapp 4 Jahren im Einsatz, wurde dem Stromer nun ein Facelift spendiert. Um Fahreindrücke mit der gelifteten Version zu gewinnen, wurde uns der VW ID.3 in der Variante Pro S zur Verfügung gestellt.

Standesgemäßes Interieur wie es sein soll

Einer der größten Kritikpunkte der Vorfacelift-Version des VW ID.3 war ganz klar der Innenraum, da dieser einerseits zu steril wirkte, andererseits etwas viel Hartplastik verarbeitet wurde. Beim Facelift wurde nun spürbar nachgebessert, dies merkt man an den haptisch ansprechenden Materialien und der Verarbeitungsqualität. Neben angenehmen Softtouch-Materialien gibt es auch lederbezogene Elemente, welche Fingern und Augen schmeicheln.
An anderer Stelle wurde jedoch nicht nachgebessert, nämlich an den berührungsempfindlichen Tasten des Multifunktionslenkrads. So passierte es beispielsweise mehrmals, dass bei der Bedienung des Tempomats irrtümlich die Einstellung der Distanzregelung geändert wurde. Auch die Bedienung der Seitenscheiben erfolgt etwas eigenwillig, da mittels einem – ebenfalls berührungsempfindlichen Schalter – zwischen den vorderen und hinteren Fensterhebern gewechselt wird.

Sehr positiv finden wir das übersichtliche Infotainmentsystem, in dem man rasch Einstellungen und Apps findet. Auch die Abstimmung zwischen dem Infotainmentsystem mit dem eigenen Tachobildschirm hinter dem Lenkrad klappt hervorragend. Denn dieser kleine Bildschirm gewährleistet eine ablenkungsfreie Fahrt, da neben dem Tacho auch Informationen zum Akku, Reichweite und dem Navi angezeigt werden. Selbst wenn man mit Android Auto oder Apple CarPlay unterwegs ist, wird die Navigationsführung von Google Maps hier angezeigt.


Trotz der kompakten Maße des VW ID.3 gibt es im gesamten Fahrzeug ausreichend Platz. Neben smarten Staufächern vorne, gibt es für die Fondpassagiere ausreichend Beinfreiheit und der Kofferraum ist mit seinen 385 Litern Ladevolumen mehr als fit für den Alltag.

Ein Manko bei längeren Fahrten sind die relativ harten Sitze, bei denen selbst die verbaute Massagefunktion der Vordersitze nur bedingt für Abhilfe sorgt. Andererseits legt man früher oder später ohnehin eine Ladepause ein, daher sei es dem Wolfsburger Elektroflitzer verziehen.

Fahrfreude pur dank Heckantrieb

Der VW ID.3 ist ausschließlich mit Heckantrieb erhältlich, welcher den Spaßfaktor unterwegs deutlich steigert. Bei Fahrten über kurvige Strecken zieht es einen regelrecht durch die Kurven, sodass das hohe Eigengewicht von knapp zwei Tonnen beinahe vergessen wird. Die 204 Elektro-PS sorgen für ausreichend Vortrieb und durch das sofort anstehende Drehmoment von 310 Nm steht man immer gut im Futter. Was die Verzögerung betrifft, könnte man bei der Bremsanlage aber etwas nachhelfen, da die Bremsen etwas fester zupacken könnten. Grundsätzlich empfiehlt es sich aber ohnehin, dass man den ID.3 im One Pedal Mode bewegt. Einerseits werden dadurch die Bremsen geschont, andererseits wirkt sich die gewonnene Rekuperationsenergie auf die Reichweite aus.

Reichweitenangst?

Laut Werksangabe soll die 77 kWh große Batterie im vollgeladenen Zustand eine Reichweite von 543 Kilometer schaffen. Entsprechend groß war die Ernüchterung als wir in das vollgeladene Fahrzeug eingestiegen sind und uns eine berechnete Reichweite von 431 Kilometern angezeigt wurde.

In der Praxis ausschlaggebend ist neben dem eigenen Fahrverhalten auch die Umgebungstemperatur und ob man klimatisiert oder heizt. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Kalkulation der Reichweite anhand dieser Faktoren ziemlich genau erfolgt, wodurch eine vorausschauende Planung von Ladestopps jedenfalls sehr gut möglich ist. Wenn man eine Schnellladestation ansteuert, wird der Akku recht flott (innerhalb von 30 Minuten) geladen. Behält man seinen Stromverbrauch daher regelmäßig im Blick, braucht man sich keine Sorgen um unfreiwillige Stopps machen, außerdem müssen es ja nicht immer 100 Prozent sein, die 80 Prozent tun es auch.

Fazit

Wer sich beim Kauf des ersten VW ID.3 noch zurückgehalten hat, dem kann man das Facelift mit ruhigen Gewissen empfehlen. Neben dem aufgewerteten Innenraum überzeugt der ID.3 mit einem spritzigen Elektromotor und einem modernen Infotainmentsystem. Die versprochene Reichweite ist in der Praxis zwar kaum zu erreichen, dafür kann man sich dank der realistischen Reichweitenberechnung zeitgerecht Gedanken über den nächsten Ladestopp machen.

Was uns gefällt:

  • Der effiziente Stromverbrauch
  • Der aufgewertete Innenraum
  • Kurvenfahrten mit dem Heckantrieb

Was wir noch verbessern würden:

  • Weniger berührungsempfindliche Schalter
  • Bequemere Sitze
  • Etwas bissigere Bremsen

Factbox: VW ID.3 Pro S

Motor/Antrieb

Motor: Permanentmagneterregte Synchronmaschine
Leistung kW/PS: 150 kW / 204 PS
Drehmoment: 310 Nm
Antrieb: Heck
Getriebeart: 1-Stufen-Automatik
0-100 km/h: 7,9 Sekunden
V-Max: 160 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert kWh/100 km: 15,3-17,7
Werksangabe – Reichweite: 478-558 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt kWh/100 km: 17

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen innenbelüftet HA: Trommelbremsen
Felgen/Reifen: 215/45 R20

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.933 kg
L/B/H : 4,264 m / 1,809 m / 1,570 m
Radstand: 2,770 m
Kofferraumvolumen: 385 – 1.267 Liter

Batterietyp: Lithium-Ionen
Batterie Energiegehalt:
77 kWh
Kraftstoff: Elektro
Min. Ladedauer AC: 0% – 100% 07:30 Stunden
Min. Ladedauer DC: 5% – 80% 00:30 Stunden

Preise

VW ID.3 zu haben ab: € 41.390,00
VW ID.3 Pro S zu haben ab: € 48.390
Preis Testfahrzeug inkl. MWSt: € 58.862,20

Sonderausstattung

Außenlackierung Gletscherweiß Metallic Dach Schwarz € 762,-
Räder, 20″ Sanya € 691,20
Gepäckraumboden herausnehmbar € 92,40
VW Garantie 5 Jahre 100.000 km € 899,-
Interieur-Paket Schwarz iVM ID.Light € 952,80
Komfort-Paket € 1.602,-
Assistenz-Paket „Plus“ + Exterieur-Paket € 4.718,40
Wärmepumpe zur Reichweitenoptimierung € 1.154,40

(c) Bilder: Andreas König