Toyota Mirai im Test: Ein Hauch von Zukunft?

Es benötigt dringend alternative Antriebsformen für die tägliche Mobilität gegenüber des herkömmlichen fossilen Verbrennungsmotors. Eine davon ist die effektive Nutzung von Wasserstoff. Toyota hat seit einiger Zeit ein Brennstoffzellenfahrzeug mit der Modellbezeichnung Mirai im Programm. Nun, brandneu aufgelegt und mit verheißungsvollem Designkleid versehen, bietet der Toyota Mirai in der zweiten Generation bereits beim ersten Auftreten wesentlich mehr als sein etwas eigenwilliger oder besser gesagt, extravaganter Vorgänger. Doch wird es eine Zukunft für den Exoten geben?

Exterieur: Japanische Oberklasse

Kein Stein blieb auf dem anderen. So kann man die Verwandlung des Mirai der ersten Generation zu der Aktuellen am besten beschreiben. Die Entwicklung ist auf jeden Fall in die richtige Richtung gegangen. Der Mirai 2 steht breit und sportlich auf seinen 20-Zoll-Alurädern vor seinem Betrachter. Die Front ist mit einer mächtigen Motorhaube dominant in die Fahrtrichtung gestreckt, fast wie die breite Brust eines Stiers – kraftvoll und durchgestylt wie nie zuvor. Die Linien des fast fünf Meter langen Mirai laufen gekonnt, mit dem gewissen japanischen Touch versehen, über die Flanken bis hin zur steil abfallenden, kurzen Heckpartie. Etwas exotisch ist das Gesamtbild zwar noch immer, aber es passt nun mit der gewissen sportlichen Note und den speziell – vor allem an der Frontpartie verspielten Designelementen – perfekt zu Toyotas Aushängeschild der Wasserstoff-Offensive.

Interieur: Bodenständige Oberklasse

Der Innenraum des Mirai ist dominant in schwarzes Leder gehüllt. Weiche Applikationen in diesem Material finden sich an den meisten Stellen dieser Top Ausstattungsline (Advanced). Die Armaturenlandschaft ist volldigital, leicht bedienbar und relativ selbsterklärend aufgebaut. Jedoch würden ein paar schöne Dreh- oder Drückelemente das ganze noch etwas aufpeppen und noch intuitiver gestalten.

Der Fahrwahlhebel ist jedoch eindeutig ein Minuspunkt. Da gibt es, vor allem in der Oberklasse, deutlich elegantere Lösungen. Gelungen sind hingegen die Ledersitze in beiden Reihen. Der Seitenhalt und die Proportionen stimmen perfekt und so schmiegt sich das weiche Leder angenehm an die Insassen. Das verbaute und mit einer elektrischen Verdunkelung versehene Glasdach, sorgt für eine angenehmes lichtdurchflutetes Raumklima, wobei es leider nicht zu öffnen ist. Generell könnte etwas mehr sportlicher Flair in den Innenraum Einzug erlangen.

Puncto Konnektivität, Sicherheit und Komfort ist beim Mirai 2 in dieser Ausstattungsvariante an fast nichts gespart worden. Von induktiven Laden des Smartphones, riesigem Head-Up Display, einem virtuellem Rückspiegel bis hin zum adaptiven Tempomaten, Spurhalteassistent und 360 Grad Rundumkamerasystem ist hier alles mit an Bord (wohlgemerkt ohne Aufpreis).

Antrieb: Wasserstofftechnik in Reinkultur

Die Tanks, es sind drei an der Zahl, werden an den spärlich gesäten Hochdrucktankstellen für Wasserstoff mit bis zu 700 Bar Druck befüllt. Dieser Vorgang nimmt nicht mehr Zeit in Anspruch als ein herkömmlicher Tankvorgang, wenn die Anlage in Betrieb ist. Im Test musste leider der Befüllvorgang wiederholt werden, um die Tanks zur Gänze zu füllen.

Die vorgegebenen 5,6 kg (Wasserstoff wird in Kilogramm angegeben), welche in die Tanks passen sollen, reichen laut WTLP-Zyklus für bis zu 650 Kilometer Reichweite. Kein Hirngespinst, so wie bei manchen rein batteriebetriebenen Automobilen, denn der Verbrauch lag im Test um die 0,9 kg pro 100 Kilometer. Ermöglicht wird diese Reichweite durch die direkte Erzeugung des Stromes für den Elektromotor durch die an Bord befindliche Brennstoffzelle mit über 300 Zellen. Dort reagiert der Wasserstoff in einem chemischen Prozess mit Sauerstoff. Dabei wird die im H2 gebundene Energie als Strom freigesetzt und direkt ohne Batterie- und Ladeverluste für den E-Motor mit 182 PS zur Verfügung gestellt. Lediglich eine kleine Pufferbatterie steht zum Ausgleich zur Verfügung. Zusätzlicher Vorteil ist neben dem flinken Tankvorgang, dass auch die schweren Akkupakete der herkömmlichen BEVs nicht mitgeschleppt werden müssen. Derzeit wird die geringere Energieeffizienz wegen gewisser Verluste bei der Erzeugung von Wasserstoff bekrittelt.

Platzangebot: Kleine Abstriche, kleiner Kofferraum

Ganz so üppig wie die äußeren Abmaße vermuten lassen, geht es im Mirai 2 im Innenraum nicht zu. Es gibt kleine Abstriche im Fond bei der Beinfreiheit am mittleren Sitzplatz und vor allem bei der Kopffreiheit auf allen Sitzplätzen der zweiten Reihe. Besonders stört der riesige Mitteltunnel und degradiert den Platz in der Mitte der zweiten Reihe damit endgültig zu einem Notsitz. Einige Einbußen muss man auch beim Verstauen des Gepäcks in Kauf nehmen. Mit einem 321 Liter Fassungsvolumen des Kofferraumes hüpft man leider nicht besonders weit.

Hinter dem Steuer und am Beifahrersitz bekommt man von den Einschränkungen dahinter jedoch so rein gar nichts mit. Platz ohne Ende in allen Himmelsrichtungen verspricht die knapp fünf Meter Wasserstoff-Limousine. Für Ablageflächen ist gut gesorgt und das riesige Mittelarmlehnenfach ist schon ein richtig unerwarteter Hingucker punkto Geräumigkeit.

Fahreindruck, Fazit: Komfortabel, Praktikabel, Elektrisch

Voll unter Druck steht dem Mirai nichts mehr im Wege weit und vor allem emissionsfrei unterwegs zu sein. Der Wasserstoffantrieb des mächtigen Japaners wuchtet seine 1.950 Kilogramm Eigengewicht spielerisch und so wie es man von einem Elektrofahrzeug gewohnt ist stufenlos nach vorne. Die 182 PS hören sich am Papier nicht ausreichend an, doch es überrascht dann doch, wie agil es voran geht. Sicher, ein Racer ist die Limousine keiner, aber Angst bei Überholvorgängen braucht man keineswegs haben.
Die Geräuschkulisse ähnelt jener eines rein batteriebetriebenen Elektroautos, wobei sich bei kräftigem Tritt auf das Gaspedal sich dann doch Geräusche aus der Brennstoffzelle erahnen lassen.

Der Mirai 2 ist und bleibt jedoch eindeutig ein Cruiser, welcher aufgrund seines geringeren Leergewichts – im Vergleich zu ähnlich großen E-Autos – auch recht flott und agil durch die Kurven zieht. Das Fahrwerk ist mit den 20-Zoll Rädern und holprigen Untergrund nicht im geringsten überfordert und die Bremsen bieten völliges Vertrauen. Schade finden wir, dass sich die Politik auf einen einzigen Antriebsstrang fixiert und bei anderen, cleveren Methoden die Türen schließt. Denn auch wenn Wasserstoff momentan eine geringere Effizienz hat, ist bei Nutzung erneuerbarer Energien das Produzieren von H2 trotzdem eine umweltschonende Methode, um den Umweltschutz zu fördern.

Was uns gefällt:

  • Das Design
  • Der Verbrauch
  • Das Wohlfühlklima im Cockpit

Was wir noch verbessern würden:

  • Ein öffenbares Glasdach
  • Sportlichere Akzente im Innenraum
  • Das Kofferraumvolumen/Kopffreiheit Fond

Technische Daten: Toyota Mirai Advanced

Motor / Antrieb

Motor: Drehstrom-Synchronmotor 
Leistung kW /PS (Gesamt): 134 kW / 182 PS
Drehmoment: 300 Nm
Antrieb: Heckantrieb
Getriebeart: kontinuierlich variables Getriebe (CVT)
0-100 km/h: 9,0 Sekunden
V-Max: 175 km/h

Verbrauch / Umwelt

Werksangabe: Kilogramm/100 km: 0,79-0,89
Gas-Junky-Test in Kilogramm/100 km: 0,95
CO2 Emissionen: 0g/km
Maximale Reichweite: 650 km (WLTP)

Reifen / Bremsen

Bremsen: VA+HA: Scheibenbremsen
Felgen / Reifen: 245/45 R20

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.950 kg
L/B/H: 4,975 / 1,885 / 1,480 m
Radstand: 2,920 m
Kofferraumvolumen: 321 Liter
Tankinhalt: 5,6 kg
Kraftstoff: Wasserstoff

Preise

Toyota Mirai zu haben ab:
€ 59.900,-
Toyota Mirai Advanced zu haben ab: € 76.900,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 77.750,-

Sonderausstattung:

Premium-Lackierung € 850,-

(c) Bilder: Sebastian Poppe