Hyundai IONIQ 6 Testbericht: Formgebung der Königsklasse

Bereits der IONIQ 5 zählt zu den wohl besten E-Modellen, die man derzeit am Markt für ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis erwerben kann. Nun haben wir uns die Nummer sechs zur Brust genommen, wohlgemerkt in der Topversion mit Allrad. Das neue Modell der IONIQ-Familie zeichnet sich mit einem beachtlichen cW Wert von lediglich 0,21 aus, womit auch bei höheren Geschwindigkeiten ordentlich Strom gespart werden kann, ohne mit lediglich 100-110 Sachen über die Autobahn zu tuckern. Außerdem verfügt auch das neue Modell über die bereits bekannte 800-Volt-Technologie, die auch Porsche und Audi mit an Bord haben.

Interieur: Keine digitalen Außenspiegel, fürstliche Platzverhältnisse, kleiner Kofferraum

Der IONIQ 6 ist natürlich ein sehr futuristisches Modell, welches mit den modernsten Technologien ausgestattet ist, somit dürfen natürlich auch die digitalen Außenspiegel nicht fehlen. Zumindest in der Optionsliste – wir sind auch gar nicht böse, dass wir auf diese Technologie verzichten mussten. Der Abstand zum nachfolgenden Fahrzeug kann nur sehr schwer beim Spurwechsel eingeschätzt werden, ganz abgesehen von Parkvorgängen, wo man teilweise wie ein Fahranfänger aussieht.
Ein wenig nervig finden wir die Verkehrszeichen-Erkennung, welche bereits beim minimalen Überschreiten mehrmals akustisch warnt – eine Regulierung auf 5-10 km/h über dem erlaubten Tempolimit wäre sinnvoll. Leider kann man diese Warnung nicht dementsprechend regulieren und muss nach jedem Start dieses Feature deaktivieren, damit verzichtet man aber auch zur Gänze auf den Hinweis der erlaubten Höchstgeschwindigkeit. Darüber hinaus finden wir es schade, dass man beim Kofferraumvolumen in der Basis mit mickrigen 400 Liter auskommen muss, immerhin misst der IONIQ 6 4,86 Meter.

Das war es aber auch schon mit dem Nörgeln, denn der IONIQ 6 verfügt trotz der Touchbedienung im Zentraldisplay über eine logische und flotte Bedienung. Verfügt über reichlich Platz in beiden Reihen (lediglich die Kopffreiheit in zweiter Reihe ist etwas knapper bemessen).
Langstrecken mit dem IONIQ 6 stehen nicht nur aufgrund der perfekten Windschlüpfrigkeit an erster Stelle, auch die Stille im Cockpit beeindruckt. Hier hat uns auch die hochwertige Haptik des Interieurs vom Hocker gehauen, die man in gleicher Wertigkeit sonst nur bei deutlich teureren Modellen kennt.

Außerdem lernt man die sehr komfortablen Sitze für Pilot und Co Pilot zu schätzen, die auch das Kilometer runterspulen mit hohem Komfort unterstreichen.

Exterieur: Ein Blickfänger mit Ähnlichkeiten der Ober- und Luxusklasse

Es gehört schon ein bisschen Mut dazu, dass man sich für den neuen IONIQ 6 entscheidet. Immerhin ist der E-Markt von zahlreichen SUV-Modellen oder SUV-Coupés gesättigt, um nicht zu sagen weichgespült. Das Heck erinnert ein wenig an Porsche oder Mercedes – das durchgehende Leuchtband und die abfallende Dachlinie verwandeln den IONIQ 6 in einen Blickfänger im Straßenbild. Konkurrenzdruck verspürt der Koreaner wohl keinen, da er natürlich von der Monopol-Stellung mehr als nur profitiert.

Fahrverhalten und Lademanagement: Mehr als nur state of the art

Der IONIQ 6 profitiert wie anfangs bereits erwähnt von zwei wesentlichen Faktoren: dem niedrigen cW-Wert und der 800 Volt Ladetechnologie. Zwar benötigt man dafür eine entsprechende Ladeinfrastruktur, aber dann gönnt sich der Stromer so richtig. Sensationelle 221 kW sind am Schnelllader möglich, womit wir auch in der Praxis von 10-80 Prozent in nur 18 Minuten geladen haben. Hier sollte der Besuch beim Schachtelwirt oder auf der Raststätte gut geplant sein, damit einem der IONIQ 6 nicht überholt.
Apropos überholen: in der Allradversion leistet dieser 239,3 kW / 325 PS und 605 Nm, welche mittels der beiden E-Motoren für recht flotte Fahrwerte sorgen. Immerhin beschleunigt man in nur 5,1 Sekunden auf Tempo einhundert. Im Eco-Modus werden es wohl ein paar Zehntel mehr sein, aber spätestens, wenn man via Drehregler in den Normal-Modus wechselt hängt der IONIQ 6 sauber am Gas, wobei auch der halbe Pedalweg für saubere Fahrleistungen sorgt.
Die optionalen 20-Zoll-Räder sorgen nicht nur für einen höheren Durchschnittsverbrauch, sondern natürlich auch für ein strafferes Setup des Fahrzeugs. Im kombinierten Verfahren konnten wir 18 kWh pro 100 Kilometer ablesen, womit die Werksangabe laut WLTP nur minimal übertroffen wurde. Demnach kann mit dem 77,4 KW Akku Paket eine Reichweite von 380-390 Kilometer im Alltag erzielt werden, wenn man bei einem SoC von 10 Prozent die nächste Ladesäule ansteuert.
Mit der 2WD Version des IONIQ 6 sollen 14,3 kWh pro 100 Kilometer mit den 18-Zoll Rädern möglich sein, sodass die 400 Kilometer-Marke problemlos übertroffen werden kann, wahlweise sogar 500 Kilometer pro Stück in der Praxis möglich sind. Preislich liegen in der Topversion 3.000 Euro zwischen der Allrad- und Heckantriebsversion. Wir freuen uns bereits auf die herbstliche Testfahrt mit der 2WD Version.

Unser Fa(hr)zit:

Der IONIQ 6 profitiert von seiner Formgebung gleich in doppelter Hinsicht – einerseits verwandelt er sich in puncto Verbrauchswert in einen Effizienzträger, andererseits sticht er als Blickfänger aus dem Straßenbild.
Die 800 Volt Technologie als auch sein Preis-Leistungs-Verhältnis sprechen ganz klar für den Vollzeit-Stromer. Der Speed-Limiter geht ganz klar als strenger Oberlehrer durch, das Kofferraumvolumen ist etwas schmal bemessen und die 20-Zoll Räder sorgen beim Verbrauchsfinale für ein wenig Ärger.

Was uns gefällt:

  • Die flotte Ladezeit
  • Der Praxisverbrauch
  • Die Stille im Cockpit

Was wir noch verbessern würden:

  • Den nervigen Speed-Limiter
  • Das Kofferraumvolumen
  • Eventuell 19-Zoll Räder für die Topversion

Factbox – Hyundai IONIQ 6 Top Line Long Range 77,4 kWh 4WD

Motor/Antrieb

Motor: zwei Permanentmagnet-Synchronmotoren
Leistung kW/PS:  Systemleistung: 239,3 kW/ 325 PS
Drehmoment:  605 Nm, vorne: 255, hinten: 350
Antrieb: Allrad
Getriebeart: Automatikgetriebe
0-100 km/h:  5,1 Sekunden
V-Max:  185 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert:  16,9 kWh/100 km (WLTP)
Gas-Junky-Test – Durchschnitt:  18 kWh/100 km
Reichweite nach WLTP:  bis zu 519 km mit 20-Zoll Räder

Ladedauer

AC bis 10,5 kW (3-phasig): ca. 07:20 Stunden (10-100 Prozent)
DC bis 221 kW :
18 Minuten (10-80 Prozent)

Bremsen/Reifen/Felgen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen, HA: Scheibenbremsen
Felgen/Reifen: VA+HA: 245/40 R20

Gewicht und Maße

Leergewicht:  2.038-2.096 kg
L/B/H: 4,855 m /1,88 m /1,495 m
Radstand: 2,950 m
Kofferraumvolumen: 401, vorne 14,5 Liter

Preise

Hyundai IONIQ 6 zu haben ab: € 55.490,-/€ 48.490*
Hyundai IONIQ 6 Top Line LR 4WD zu haben ab:
€ 71.490,-/**€ 67.090
Preis Testfahrzeug inkl. E-Mobilitätsbonus und inklusive Steuern:  € 74.810,-/**70.410

*Preis beinhaltet € 2.600 Hyundai-Bonus, € 2.400,- Herstelleranteil am E-Mobilitätsförderpaket, 1.500,- Finanzierungsbonus bei Leasing über die Denzel Leasing GmbH., € 500,- Versicherungs-Bonus gültig bei Abschluss eines Hyundai-Versicherungs-Vorteilsets über GARANTA Versicherung-AG Österreich, bestehend aus KFZ-Haftpflicht-, Kasko- und Insassenunfallversicherung, Mindestlaufzeit 36 Monate. Angebot gültig für Private.

Preis beinhaltet € 2.400,- Herstelleranteil am E-Mobilitätsförderpaket, 1.500,- Finanzierungsbonus bei Leasing über die Denzel Leasing GmbH., € 500,- Versicherungs-Bonus gültig bei Abschluss eines Hyundai-Versicherungs-Vorteilsets über GARANTA Versicherung-AG Österreich, bestehend aus KFZ-Haftpflicht-, Kasko- und Insassenunfallversicherung, Mindestlaufzeit 36 Monate.
Angebot gültig für Private.

Sonderausstattung:

Außenfarbe: Digital Green Pearl € 650
20-Zoll Leichtmetallräder € 1.190
Schiebedach € 990
Vehicle to Load – Adapter € 490

(c) Bilder: Sebastian Poppe