Polestar 2 BST edition 270: Der Griff nach den Sternen

Wir hatten bereits das Vergnügen, den Polestar 2 als FWD– und AWD-Variante zu testen, doch diesmal steht ein ganz besonderes Schmankerl am Plan. Die auf 270 Stück limitierte Variante BST edition 270 kann jedoch nicht nur optisch einiges hermachen, denn auch an der Performance wurde nachgeschärft.

Exterieur: Eine klare Ansage

Bereits auf den ersten Blick merkt man, dass der BST 270 kein alltägliches Elektroauto ist. Ein breiter, mattschwarzer Zierstreifen, der mittig über die gesamte Fahrzeuglänge gezogen wird und auf der Motorhaube einen ausgeschnittenen 2er hat, signalisiert bereits die erste Warnung. Besonders auf der Metalliclackierung Snow fällt hier der Kontrast stark auf und die schwarzen Akzente an der Front sowie die schwarzen Seitenspiegel spielen großartig bei dieser Symphonie mit. In dieser Variante wirkt auch der Kühlergrill mit den dunklen, rechteckigen Kacheln stärker am Gesamteindruck mit.

Die adaptiven LED-Scheinwerfer sorgen mit der markanten Lichtsignatur allerdings nicht nur für den bösen Blick, denn die Ausleuchtung lässt jede Nachtfahrt zur entspannten Etappe werden. An den Seiten wurde schlichte Eleganz praktiziert, denn die schwarzen 21-Zöller mit goldgelben Bremssätteln der Marke Brembo und Ventilkappen in der Farbe Schwedengold stehlen sowieso jeder Kontur die Show. Ein letzter Blick auf die breiten Radkästen der Hinterachse, bevor das Heck mit dem massiven Leuchtband und scharfen Kanten das Auge des Betrachters fesselt.

Genau hier finden wir auch den einzigen Punkt, den wir an der Optik noch verbessern würden: Wäre das Fahrzeug als Coupe verfügbar, würde das den extremen Look noch besser ergänzen.

Interieur: Ist es das Schwedengold, das ihr wollt?

Im Innenraum spielt Schwarz die Hauptrolle, doch bereits von außen fallen die goldgelben Sicherheitsgurte auf. Ein durchaus ungewohnter Anblick, welcher das Gesamtbild allerdings umso interessanter macht. Beim Einstieg fällt das 12,3-Zoll-Fahrinfodisplay auf, auf dem direkt Google Maps angezeigt werden kann. Davor sitzt das Lenkrad mit Polestar-typischer Tastenbelegung. Diese sieht zwar anders aus als bei anderen Marken, ist aber genauso einfach zu bedienen. Das Armaturenbrett verfügt über einen schwarzen Zierstreifen in Holzoptik und einen Balken aus grauem Stoff, der auch die Ambientebeleuchtung beherbergt. Zentral befindet sich hierauf der 11,15-Zoll-Touchscreen, auf dem nicht nur Einstellungen für Musik und Navigation gesteuert werden können, sondern auch Fahrzeugs- und Ladeeinstellungen abgerufen werden können. Auch wenn die Materialwahl etwas ungewohnt ausfällt, lässt die Verarbeitung jedoch keine Wünsche offen und auch optisch macht der stilvolle Minimalismus was her.

Die hochgezogene Mittelkonsole bietet, neben einer induktiven Ladestation, Knöpfe für die Scheibenenteisung und Warnblinkanlage, sowie einen Dreh- und Drückregler für die Musiksteuerung. Sehr löblich fällt der satte Klang der Harman/Kardon-Anlage aus. Gleich daneben ist auch der Gangwahlhebel untergebracht, der hexagonal geformt ist und im Inneren ein beleuchtetes Polestar-Logo zeigt. Blickt man auf das Panorama-Glasdach, sieht man genau über den Knöpfen und Hebeln einen dorthin projizierten Stern.

Die geprägten Textilsitze in Charcoal sind elektrisch verstellbar, bieten allerdings nicht übermäßig viel Seitenhalt und sind dabei relativ hart geformt. Auf der Rückbank ist die Beinfreiheit zwar ausreichend, doch die Kopffreiheit fällt für eher großgewachsene Passagiere etwas enger aus. Mit einem Kofferraumvolumen von 405 Litern (inklusive Frunk mit 41 Litern) reicht der Platz allemal aus, um auch größere Einkäufe oder Urlaubsreisen unternehmen zu können.

Fahrverhalten: Höhenflug mit Aussicht auf Sterne

Um das gleich mal vorwegzunehmen: Der BST edition 270 ist bestimmt nicht jedermanns Alltagsauto. Das knackige Fahrwerk ist hierbei ein maßgeblicher Faktor, denn die manuell verstellbaren Öhlins-Dämpfer meinen es ernst. In Kombination mit den Brembo-Bremsen und Allradantrieb will man bereits nach den ersten 100 Metern einen Abstecher auf die nächstgelegene Rennstrecke machen um auszutesten, wie er sich dort so schlägt. Freilich schadet es hierbei nicht, dass der Polestar dank Software-Upgrade mit 476 PS (350 kW) nicht untermotorisiert ist. Die sofort anliegenden 680 Nm katapultieren den rund 2,1 Tonnen schweren Elektro-Flitzer in nur 4,4 Sekunden auf Tempo 100, wobei durch das Fahrwerk und die enorme Traktion ein besonders sicheres Fahrgefühl aufkommt und auch das Feedback nicht zu kurz kommt. Hierbei ist die Tieferlegung von 25 Millimetern nicht zu vergessen, die das Fahrzeug und somit auch den Schwerpunkt nochmals tiefer mit der Straße verbindet.

Durch die genannte Fahrwerksabstimmung und die relativ harten Sitze kommt es allerdings dazu, dass auf unebenen Fahrstrecken die Insassen auf der Rückbank ordentlich durchgeschüttelt werden. Die realistische Reichweite von rund 350 Kilometern macht außerdem Langstreckenfahrten nicht besonders attraktiv, auch wenn der 400V-Akku mit 78 kWh brutto (netto: 75 kWh) bei der passenden Ladesäule relativ zügig geladen ist.

Das verbaute Pilot-Paket ergänz den BST edition 270 mit gut funktionierendem Abstandstempomat und Spurfolgeassistent, wodurch Autobahnfahrten zur leichten Übung werden. Ebenso sorgen Ein-Pedal-Modus und 360-Grad-Kamera für müheloses Fahren und Rangieren innerhalb und außerhalb der Stadt.

Fazit:

Der Polestar 2 BST edition 270 ist gerade wegen seiner Performance und kompromisslosen Abstimmung ein geniales Fahrzeug, sofern man ab und zu einfach mal elektrisch und sportlich unterwegs sein möchte und Spaß bei der Fahrt haben will. Für Familien oder Urlaube ist er zwar nicht ungeeignet, doch fällt auf, dass das nicht sein Daseinsgrund ist. Die Verarbeitung und das Handling geben dem Ganzen den letzten Schliff und komplettieren dieses aufregende Elektro-Geschoss. Es muss also nicht zwischen Kurvenräuber und Nobelhobel entschieden werden, denn der Polestar wird in jeder Fahrsituation Eindruck schinden.

Was uns gefällt:

  • Die kompromisslose Performance
  • Die bullige, sportliche Optik
  • Die Akzente in Schwedengold
  • Das Fahrwerk mit Öhlins-Dämpfern
  • Google Maps im Fahrinfodisplay

Was wir noch verbessern würden:

  • Verbau eines digital verstellbaren, adaptiven Fahrwerks
  • Verbau von Sitzen mit mehr Seitenhalt
  • Hinzufügen von einer Coupe-Version

Factbox: Polestar 2 BST edition 270

Motor/Antrieb

Motor: AC Permanentmagnet-Synchronmotor Valeo-Siemens
Leistung kW/PS: 350 kW/ 476 PS
Drehmoment: 680 Nm
Elektrische Reichweite laut Hersteller: bis zu 462 Kilometer
Antrieb: Allrad
Getriebeart: einstufiges Getriebe
0-100 km/h: 4,4 Sekunden
V-Max: 205 km/h
Elektrische Speicherkapazität in Kilowattstunden: 78 brutto/ 75 netto

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 19,4-20,2 kWh/ 100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 22,2 kWh/ 100 km
Reichweite nach WLTP: 462 km

Ladedauer (Herstellerangaben)

Wallbox, 11 kW: 8 Stunden
Gleichstrom-Schnelllader (10-80%): 35 Minuten

Reifen/Felgen/Bremsen

Bremsen: VA: Brembo 4-Kolben, belüftete und gelochte Scheiben (375×35 mm)
HA: Conti EPB, innenbelüftete Scheiben (340×20 mm)
Felgen/Reifen: 245/35 R 21 Pirelli P Zero (maßgeschneidert)

Gewicht und Maße

Leergewicht: 2.113 kg
L/B/H: 4,606/1,985/1,448 m
Radstand: 2,735 m
Kofferraumvolumen: 405-1.095 Liter

Preise

Polestar 2 BST edition 270 zu haben ab: € 75.900,-*
Preis Testwagen inkl. MWSt: 76.900,-*

*Herstelleranteil E-Mobilitybonus bereits abgezogen

Sonderausstattung:

Rennstreifen € 1.000,-

(c) Bilder: Sebastian Poppe