Polestar 2 Single Motor im Test: Weniger ist mehr!

Bereits zu Jahresbeginn durften wir die Topversion des Polestar 2 unter die Lupe nehmen. Über 400 PS Systemleistung, Allradantrieb und natürlich Fahrleistungen wie in einem Sportwagen sprechen für die Version mit gleich zwei E-Motoren.

Nun nehmen wir in der Schwächeren, aber ebenso in der Long Range Variante Platz. Laut WLTP-Angabe sollten 100 Kilometer Reichweite mehr zu Verfügung stehen, nämlich 542 statt 482. Wie dies im Alltag aussieht?

Interieur: Slim fit muss man mögen…

Dass es im Innenraum besonders für die Hinterbänkler ein wenig kuschelig wird sehen wir eher entspannt, zumindest solange wir vor ihnen Platz nehmen. Deutlich kritischer wird es auch für die beiden Passagiere in erster Reihe, denn hier ist die Mittelkonsole dann doch etwas breiter ausgefallen. Hingegen man auf dem Ledergestühl nicht nur sehr wertig, sondern auch äußerst ergonomisch Platz nimmt – über die Farbwahl darf man natürlich streiten, aber hier bietet der Konfigurator auch andere Möglichkeiten. Das Kofferraumvolumen bietet 405-1.095 Liter, darunter findet man nochmals ein Fach mit 41 Liter und der Frunk ist mit 35 Liter (wir haben dort die Ladekabel verstaut) bemessen.
Gegen das volldigitale Cockpit gibt es keinesfalls etwas einzuwenden, denn die Grafiken sind gestochen scharf ablesbar und auch die Übersichtlichkeit ist grenzgenial gestaltet, außerdem verfügt man darüber hinaus über eine intuitive Bedienung, sodass man auch während der Fahrt zwischen den einzelnen Menüpunkten switchen kann.
Großes Kino bietet natürlich das Google-Navi, welches auch den Akkustand berücksichtigt und gegebenenfalls auch gleich bei längeren Strecken einen passenden Ladestopp einplant.

Fahrverhalten und Lademanagement: Eine gute Alternative

Nun kommt es ganz auf den Geschmack des Lenkers an, denn natürlich verteilt der Allradler deutlich mehr Nackenschläge und lässt meist die Konkurrenz staunen, dafür wird er deutlich früher an die Steckdose gebeten. Und genau hier kann der Polestar 2 Single Motor in der Long Range Version punkten, denn dieser geht deutlich smoother an die ganze Sache ran, wirkt aber in keiner Situation ansatzweise lahm (kein Wunder bei 231 PS und 330 Nm, die den Stromer in 7,4 Sekunden auf einhundert beschleunigen), sodass speziell Ampelstarts und Überholmanöver flink gemeistert werden können. Außerdem ist auch der Frontantrieb überraschend gut abgestimmt, sodass es tatsächlich nur im Grenzbereich zum Untersteuern kommt und man auch bei stärken Gaspedalstößen keinesfalls Traktionsprobleme gibt. Keinesfalls sollte man auch den Verbrauch aus den Augen lassen, denn mit 19,9 kWh ist die Single Motor Version deutlich effizienter unterwegs.

Erstklassig finden wir, dass man die Rekuperation in zwei Stufen (Gering und Standard) einstellen kann. Auch das Lenkverhalten kann via drei Modi (Gering, Standard und Fest) gewählt werden.
Auch wenn wir den WLTP-Wert von 540 Kilometer nicht erreichen konnten, geben wir uns auch mit bis zu 340 Kilometer im Test zufrieden. Immerhin sind das im Vergleich zur Topversion mit zwei E-Aggregaten 80 Kilometer mehr und das entspricht meist schon ein bis zwei Strecken, die man mit der schwächeren Version mit Frontantrieb länger auskommt.
An der Ladestation angekommen benötigt die Single Motor Version natürlich nicht länger oder kürzer, meist ist man für 35-40 Minuten mit der Ladung von 10-80 Prozent beschäftigt. An der Wallbox gelingt der Ladevorgang am Besten über Nacht, sodass man acht Stunden einplanen sollte.

Dass die Single Motor Version bereits bei 160 km/h abgeregelt ist, das wird wohl hierzulande nicht sobald jemanden stören. Auch preislich distanziert man sich bereits in der Basis um € 3.000 im Falle des Allrad-Verzichts, dieses Budget kann man schon wieder in die beiden Pakete (Plus und Pilot) investieren.

Was uns gefällt

  • Die gesteigerte Reichweite
  • Die smoothe Abstimmung den Antriebstrans
  • Die rahmenlosen Spiegel

Was wir noch verbessern würden

  • Ein wenig mehr Kopf- und Beinfreiheit
  • Den Verbrauch bei Autobahn-Etappen

Unser Fa(hr)zit:

Der Polestar 2 in der Single Motor Long Range Version punktet mit einem besseren Preis/Leistungsverhältnis, einer gesteigerten Reichweite und auch die Performance geht völlig in Ordnung. Das Platzangebot als auch den Verbrauch auf Autobahn-Etappen würden wir als durchschnittlich bewerten.

Factbox: Polestar 2 Long Range Single Motor

Motor/Antrieb

Motor:  Elektromotor, Batteriekapazität 78 kWh (netto 75 kWh)
Leistung kW/PS: 170 kW/ 231 PS
Drehmoment: 330 Nm
Antrieb: Front
0-100 km/h: 7,4 Sekunden
V-Max: 160 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 19,1-18,6 kWh/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 19,9 kWh/100 km
Reichweite nach WLTP: bis zu 542 km
Reichweite im Test: rund 300-340 km (winterliche Temperaturen)

Ladedauer

Wallbox (AC), 3-phasig: ca. 8 Stunden
Öffentliche Ladestation: ca. 35 Min. (10-80%) bei ca. 150 kW

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen, gelocht HA: Scheibenbremsen
Felgen/Reifen: 245/40 R20

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.994 kg
L/B/H: 4,606 m / 1,985 m / 1,479 m
Radstand: 2,735 m
Kofferraumvolumen: 405-1.095 Liter plus 41 Liter und 35 Liter Frunk

Preise

Polestar 2 zu haben ab: € *47.900,-
Polestar 2 Long Range Single Motor zu haben ab: € *50.990

*Preise abzüglich Herstelleranteil der E-Mobilitätsförderung in Höhe von € 2.400 brutto für Privatkunden. Für Geschäftskunden € 1.200 brutto.

(c) Bilder: Sebastian Poppe