Kia Ceed GT Facelift Praxistest: Die zwei Gesichter

Bereits der kürzlich getestete Kia XCeed in der sportlichen GT-Line konnte im Praxistest auf voller Länge überzeugen. Zwar war das hochbeinigere Geschwistermodell etwas zivilisierter motorisiert, dennoch keinesfalls schwach auf der Brust.
Nun fühlen wir dem Ceed GT in der Facelift Version auf den Zahn und sind bereits auf die Performance des Golf-Gegners gespannt.

Motor und Fahrverhalten: Keinesfalls zu wenig Schub

Unter der Haube leistet weiterhin der 1,6-Liter Turbobenziner mit unverändert 150 kW / 204 PS und 265 Nm Drehmoment (1.500-4.500 U/min) für Vortrieb. Die Gänge werden via 7-Gang-Doppelkupplung gewechselt und an die Vorderachse weitergeleitet. Der Sprint auf Tempo einhundert gelingt in nur 7,4 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit gibt der Hersteller mit 225 km/h an.

Klar steht der Konkurrenzkampf mit den zahlreichen Performance Hot Hatches am Programm – überhaupt der direkte Vergleich mit dem Hyundai i30 N.
Dennoch finden wir den Ceed GT keinesfalls untermotorisiert, auch nicht zu komfortabel abgestimmt und schon gar nicht zu leise (zumindest im Sport-Modus).
Hier sorgt der Ceed GT für gute Musik – welche selbst das JBL Soundsystem nicht liefern kann – beim Anbremsen lässt das Doppelkupplungsgetriebe ein bis zwei Gänge zurückschalten und untermalt dies mit sportlicher Akustik.
Der 1,6-Liter Turbobenziner hängt jederzeit präzise am Gas, lenkt sportlich ein und überzeugt mit einem fein abgestimmten Fahrwerk, welches den Mix aus Sportlichkeit und Komfort genau auf den Punkt trifft und die zwei Gesichter des Ceed GT unter Beweis stellt.

Nur wenige Kompakt-Racer überzeugen auf der Langstrecke ohne irgendwann mal die Wirbelsäule oder das Gehör in Angriff zu nehmen. Wo dir beim i30 N die Beißer rausfliegen, dort wird man beim Ceed GT mit hoher Präzision, aber reichlich Restkomfort verwöhnt, wodurch die GT-Bezeichnung auch Sinn macht. Immerhin waren wir über 1.000 Kilometer auf Autobahn-Etappen unterwegs und konnten einen durchschnittlichen Verbrauch von nur 7,6 Liter pro 100 Kilometer bei sportlicher Fahrweise auf die digitale Einheit projizieren.

Die Assistenzprogramme sorgen hier nochmals für einen zusätzlichen Komfort-Faktor, den man sehr zu schätzen lernt. Obwohl der Spurhalte-Assistent im Stadt- und Landverkehr manchmal ruckartig eingreift und dir hie und da großen Schrecken einjagt, macht er seinen Job beim Kilometer runterspulen deutlich besser und gefühlvoller. Bei manchen Baustellen-Etappen sollte man ein wenig nachbessern, aber hier streiken selbst die Assistenzsysteme deutlich teurer Fahrzeuge.
Spätestens nach der Autobahn-Abfahrt wechselt man in den Sportmodus und lässt den Ceed GT auf den kurvigen Etappen von der Leine. Hier merkt man, dass die knapp 1,4 Tonnen keinesfalls mehr Hubraum bzw. mehr Leistung oder Drehmoment benötigen – denn die Topversion lässt hier nichts anbrennen. Die Kombination mit dem äußerst flott schaltenden Doppelkupplungsgetriebe sorgt dafür, dass den Passagieren ein breiter Grinser spendiert wird. Der Verkehrszeichen-Assistent dürfte hie und da noch ein wenig genauere Infos liefern, oftmals ist auch dieser GT-mäßig abgestimmt.

Interieur: Sportliche Note auch im Inneren

Den wohl größten Unterschied im Vergleich zu der GT-Line stellen die Sportsitze in Halb-Leder-Optik dar. Diese sorgen dafür, dass man in flott gefahrenen Kehren reichlich Seitenhalt spendiert bekommt, engen den Piloten aber keinesfalls ein. Großes Lob geht an die sehr hochwertige Materialwahl, womit der Ceed GT bei der Haptik Pluspunkte sammelt. Auch die sehr umfangreiche Serienausstattung unterscheidet den Ceed GT von seiner Konkurrenz. Immerhin findet man in der Optionsliste lediglich das elektrische Glasdach und die Metallic-Lackierung und selbst diese Extras sind fair bepreist.

Sehr zu schätzen wissen wir auch die Drehregler für die Klimaeinheit als auch die darunter platzierten Tasten um verschiedenste Einstellungen äußerst intuitiv umsetzen zu können.

Auf dem Infotainment-Display hätte man für den Ceed GT noch eine spezielle Anzeige für die sportliche Abstimmung programmieren können, das ist aber auch schon die einzige Empfehlung, die wir hier anmerken.

Exterieur: Der Wolf im Schafspelz

Kein scharfer Spoiler, keine protzigen Endrohre oder andere Elemente, die selbst der Allgemeinheit ins Auge stechen würden. Der Ceed GT verzichtet auf den teilweise schon unangenehmen, protzigen Auftritt und legt deutlich eleganter, aber dennoch sportlich los.
Die speziellen 18-Zoll Räder, die roten Designelemente rundum als auch die GT-Embleme an der Front als auch am Heck deuten auf den Kompakt-Racer hin.
Die Facelift Version erkennt man bestenfalls an den LED-Rückleuchten mit den 48 LED-Modulen, die in Wabenform sofort ins Auge stechen, diese verfügen auch über eine dynamische Blinkeinheit. Die zweiflutige Abgasanlage von Duplex unterstreicht den sportlichen Charakter nicht nur musikalisch, natürlich auch optisch – echte Fans werden auch aufgrund der Anordnung den GT sofort erkennen.

An der Front wurden die Nebelscheinwerfer in die Voll-LED-Leuchten integriert. Schade finden wir, dass die seitlichen Lufteinlässe nur die sportliche Optik tragen, jedoch hier keinesfalls Frischluft zugeführt wird.

Unser Fa(hr)zit:

Im Zuge der Überarbeitungsmaßnahmen spendierte man dem Ceed GT nur minimale Änderungen, dies spricht immerhin für den Kompakt-Racer. In der Topversion wird man mit einem einzigartigen GT-Feeling verwöhnt, welches man aus dieser Klasse noch nicht kennt. Trotz der unveränderten Leistung des 1,6-Liter Benziners sorgt der Kompakt-Racer speziell im kurvigen Hinterland für großen Fahrspaß. Aber auch auf längeren Etappen stellt er seinen Restkomfort unter Beweis, sodass er für uns als klarer Wolf im Schafspelz durchgeht.
Die umfangreiche Serienausstattung, der moderate Verbrauch als auch das Preis-Leistungs-Verhältnis sprechen ganz klar für den Ceed GT.

Was uns gefällt:

  • Der Mix aus Sportlichkeit und seinem Restkomfort
  • Der Auspuffklang im Sportmodus
  • Das Zusammenspiel von Motor und Getriebe
  • Die hochwertige Verarbeitung
  • Das Preis-Leistungs-Verhältnis

Was wir noch verbessern würden:

  • Einen Dauertest-Termin vereinbaren
  • Ein Sport-Menü programmieren

Factbox: Kia Ceed GT Facelift

Motor/Antrieb

Motor: 4 Zylinder Turbobenziner, vorne quer
Hubraum: 1.591 ccm
Leistung kW/PS: 150 kW/204 PS bei 6.000 U/min.
Drehmoment: 265 Nm bei 1.500-4.500 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Getriebeart: 7-Gang Doppelkupplung
0-100 km/h: 7,4 Sekunden
V-Max: 225 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert, l/100 km: 6,8 (WLTP)
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 7,6
CO2 Emissionen: 153 g/km (WLTP)
Abgasnorm: Euro 6d

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: Scheiben innenbelüftet, HA: Scheiben
Felgen/Reifen: 225/40 ZR18; 7,5Jx18 ET 55

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.338-1.438 kg
L/B/H: 4,325 / 1,800 / 1,442 m
Radstand: 2,650 m
Kofferraumvolumen: 395 – 1.291 Liter
Tankinhalt: 50 Liter
Kraftstoff: Super 95

Preise

Kia Ceed zu haben ab: € 20.490.-
Kia Ceed GT zu haben ab: € 42.590.-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 44.340.-

Sonderausstattung:

Glasdach elektrisch € 1.200
Metallic-Lackierung € 550

(c) Bilder: Sebastian Poppe