Ford Mustang Mach-E GT Testbericht: Die Ruhe vor dem Sturm

Der Wandel der Zeit legt auch bei der Mobilität keinen Stopp ein. Die Absatzzahlen der SUV-Modelle boomen und auch die rein elektrischen Fahrzeuge sind als Hersteller nicht mehr wegzudenken. Bei der Modellbezeichnung des Mustang Mach-E GT können wir freilich diskutieren. Aber sehen wir uns die Topversion des wildgewordenen Stromers mal genauer an.

Interieur: Hightech Infotainment und Performance pur

Bereits bei der ersten Annäherung merkt man, dass Ford beim Mach-E auf erstklassige Technologie-Lösungen setzt, auf welche man als Elektrofahrzeug-Hersteller nicht mehr verzichten sollte. Beispielsweise gelingt der Zugang mittels Code Eingabe an der B-Säule, mittels dem Smartphone oder eben ganz klassisch mit dem Schlüssel.
Platz genommen wird in erster Reihe auf den serienmäßigen Performance-Sitzen, die wohl nicht so sehr herausstechen wie beispielweise die Recaro-Schalen im Mustang Mach 1, dennoch ihre Aufgabe erstklassig erfüllen ohne Fahrer- oder Beifahrer einzuklemmen.
Wie bereits bei anderen, aktuellen Ford Modellen blickt man auch im Mach-E auf den riesigen 15,5-Zoll großen Bildschirm, welcher trotz ausschließlicher Touch-Bedienung (Lautstärken-Regelung ausgenommen) sehr intuitiv zu bedienen ist und mindesten genauso flott die Befehle umsetzt, wie der Mach-E GT beschleunigt.
Die großen Menüpunkte als auch die erstklassige Gliederung sprechen für die Hightech-Zentrale. Sehr lobenswert ist auch das B&O-Soundsystem, welches die Ruhe vor dem Sturm in eine fahrende Disco verwandelt (560 Watt aus zehn Lautsprechern). Grundsätzlich ist es im Mach-E GT im Vergleich zum herkömmlichen Mustang äußerst leise. Außer man wechselt die Modi und wählt „temperamentvoll“ dann wird man von einer künstlich eingespielten Akustik berieselt. Deutlich besser gefällt uns der Frunk, wo reichlich Platz für die Ladekabel oder sogar kleine Gepäckstücke geschaffen wird.

Fahrverhalten und Laden: Performance der besonderen Klasse!

Dass die Performance-Version des Mach-E dann doch mehr Strom benötigt als die RWD oder AWD-Version sollte klar sein. Der wohl entscheidende Faktor ist hier die Dosierung des Gaspedals. Immerhin waren wir meist bei 20-25 Grad Außentemperatur und Sonnenschein unterwegs. Der Stromverbrauch ist natürlich die eine Geschichte, die andere ist der Besitz der Lenkberechtigung. Der Mustang Mach-E GT liefert mit seinen beiden E-Motoren eine Systemleistung von 358 kW / 487 PS und ein Drehmoment von 860 Nm (15 Prozent mehr als der Ford GT) ab. Der Sprint auf Tempo einhundert dauert lediglich 4,4 Sekunden aus dem Stand und 3,7 Sekunden aus dem rollenden Zustand. Es ist schon legendär, wenn der Allrad teilweise gegen die Physik ankämpft – das Traktionslämpchen blinzelt und der digitale Bildschirm hinter dem Lenkrad die Geschwindigkeit darstellt und es sich eigentlich nur mehr um ein Zahlenspiel handelt.

Dazu muss man aber zwischen den drei Modi (Aktiv, Zahm und Temperamentvoll) nicht mal den schärften wählen, um die klassische „Knackwatschn“ zu kassieren.
Immerhin sollte man nicht vergessen, dass der Mach-E GT knapp 2,4 Tonnen auf die Waage bringt, sodass die Abstimmung ohne Luftfederung inklusive Wankstabilisierung bestimmt keine leichte Aufgabe war.

Dies merkt man speziell auf holprigen Landstraßen, dass trotz dem adaptiven Fahrwerk die Abstimmung recht straff ausgelegt ist. Aber wo GT drauf steht ist bei Ford eben auch GT drinnen. Der Restkomfort ist klarerweise in den herkömmlichen Mach-E Versionen deutlich größer.
Jedenfalls sind wir beeindruckt wie souverän sich der Mach-E GT auf Befehl durch die Kehren zirkeln lässt. Hier beeindruckt neben der direkten und präzisen Lenkung auch der eher hecklastige Allradantrieb, der das Fahrverhalten nochmals auf ein ganz anderes Level steigert. Bei der Entschleunigung sorgt der Mach-E GT ebenso für großartige Eindrücke – standardmäßig waren wir mit dem One-Pedal unterwegs, welches bei normaler Fahrweise bis zum Stillstand des Fahrzeugs ausreicht. Zirkelt man den Mach-E sportlicher durch die Kehren, so harmoniert das One-Pedal auch erstklassig mit der knackigen Abstimmung der Brembo-Anlage, die jederzeit erstklassig zupackt.

Maximale Ladeleistung sogar übertroffen!

Bei den Ladevorgängen konnte der Mach-E GT mit erstklassigen Werten überzeugen. Auf dem Schnelllader konnten wir die maximale Ladeleistung von 150 kW kurzzeitig sogar übertreffen. Nach knapp 40 Minuten war der Akku von 10 auf 80 Prozent geladen. Zwischen 80 und 100 Prozent bricht die Ladekurve dann stark ein, wobei uns dies nicht wirklich stört, da wir meist nur auf 80 Prozent laden.
Selbst die 11 kW Wallbox reicht, um den Akku über Nacht von 10-80 Prozent zu füllen.
Im kombinierten Verfahren sind wir auf 23 kWh pro 100 Kilometer gekommen, womit rund 350 Kilometer realistisch sind (sofern man bei 10 Prozent SoC anzapft). Wünschenswert wäre noch eine Übersicht im Lade-Menü, welche die aktuelle Energiezufuhr in kW anzeigt. Wir haben uns hier bei IONITY ein wenig Abhilfe mit dem erstklassigen Bildschirm an der Ladesäule verschaffen.

Unser Fa(hr)zit:

Der Mustang Mach-E GT sorgt im Vergleich zu den herkömmlichen Verbrenner-Mustang-Versionen für andere, emotionale Momente – keine Frage, wir vermissen den bollernden V8 Klang mehr als je zuvor. Trotz der knapp 2,4 Tonnen krallt sich der Performance-Stromer dank Allrad in den Asphalt, lenkt präzise ein und lässt auch bei der Verzögerung nichts anbrennen.
Bei der Ladeleistung zwischen 80-100 Prozent gäbe es noch Verbesserungspotenzial.

Factbox – Ford Mustang Mach-E GT

Motor/Antrieb

Motor: Zwei Elektromotoren, Batteriekapazität 98,7 kWh (davon 88 Netto)
Leistung kW/PS: 358 kW/ 487 PS
Drehmoment:  860 Nm
Antrieb: Allrad
Getriebeart: Automatik
0-100 km/h:  4,4 Sekunden, 3,7 Rollstart
V-Max:  200 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert:  21,2 kWh/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 23 kWh/100 km
Reichweite nach WLTP:  490 km
Praxisreichweite: ca 380 km

Ladedauer

Wallbox, 11 kW (Ladezeit 10 bis 80 %): 7:10 Stunden
Gleichstrom-Schnellader, 150 kW (Ladezeit 0-80%): ca. 45 Minuten

Bremsen/Reifen/Felgen

Bremsen: VA+HA: Scheibenbremsen (innenbelüftet)
Felgen/Reifen: 245/45 R20

Gewicht und Maße

Leergewicht:  2.348 kg
L/B/H: 4,743 m /1,881 m / 1,613 m
Radstand:  2,984 m
Kofferraumvolumen: 475-1.345 Liter + Frunk: 81-100 Liter

Preise

Ford Mustang Mach-E zu haben ab: € 56.900,-
Ford Mustang Mach-E GT zu haben ab: € 79.900,-
Preis Testwagen inkl. Steuern: € 82.600,-

Sonderausstattung

Grabber Blue Metallic Lackierung: € 1.500
Panoramadach € 1.200

(c) Bilder: Sebastian Poppe