Dauertest: Suzuki Vitara Hybrid – Der Abschlusstest

Mit trauriger Gewissheit naht das Ende. Die Tage können beinahe auf einer Hand abgezählt werden, bis der Gas Junky Dauertest mit dem Vitara Hybrid sich nur mehr in den Köpfen als Erinnerung präsent ist. Jetzt wollen bestimmt die meisten meinen, dass der japanische, kompakte Allradler schon etwas in die Jahre gekommen ist und sowieso nicht mit der Vielzahl an Konkurrenz mithalten kann.
Wir können das Gegenteil behaupten, denn in den sechs Monaten in denen uns das Crossover-Modell mit dem Superman-Logo begleitet hat, konnten wir zahlreiche, positive Eindrücke sammeln. Der Suzuki Vitara ist eben noch ein „Groda Michl“ – also in der heutigen Automobilwelt ein sehr zu schätzender, fahrbarer Wegbegleiter, welcher oft zu Unrecht verbal unter seinem Wert behandelt wird.

Weniger ist dann doch mehr!

Wer den Dauertest und unsere Berichterstattung über den Vitara verfolgt hat, wird merken, dass wir auch Fahrzeuge sehr schätzen, die auf rundum Digitalisierung und ausschließlich Touch-Bedienung gerne verzichten. Einerseits ist man als Hersteller gezwungen sehr hohe Sicherheitskriterien zu erfüllen – selbst in den Kleinstwagen eine Fülle an Assistenzprogrammen zu verbauen, andererseits sucht man dann während der Fahrt im fünften Untermenü wie man beispielweise den Spurhalte-Assistenten deaktiviert, und das auch noch nach jedem Motorstart erneut.
Hier hat sich der Suzuki Vitara Hybrid mit simpler Bedienung gemausert. Natürlich kann man über die eingestaubte Navi-Ansicht oder die Bedienung des TFT-Displays jammern. Aber wir blicken lieber noch auf analoge Anzeigen, updaten die Navi-Grafik via Apple CarPlay (kabelgebunden) und verzichten auf nervige Untermenüs, die man selbst nach dem hundertsten Motorstart erneut durchsuchen muss, um auf den nervigen Spurhalte-Assistenten zur verzichten, der dir beinahe das Leben kostete, weil die Software die Bodenmarkierung einer Baustelle nicht erkannte.
Es wäre ja nicht so, dass der Vitara Hybrid all diese Features nicht an Bord hätte, aber man kann sie noch via Knopfdruck simpel deaktivieren (auch für längere Zeit).

Minimale Kritik: Unlogische Zentral-Verriegelung und schwankende Tankanzeige


Und wenn wir bereits bei der Bedienung sind: Wir sind natürlich große Fans eines Keyless Go- als auch Start-Systems. Dennoch nervt es sehr, wenn man beim Vitara jedes Mal erneut ausschließlich die Fahrertüre mit dieser Technik entsperrt. Sprich Co-Pilot als auch die Fahrgäste in der hinteren Reihe bleiben „ausgesperrt“ – bis der Fahrer vom Innenraum alle Türen entriegelt. Dies gelingt auch via Schlüssel, womit dann aber das Keyless-System als unnötig durchgeht. Nach Rücksprache mit dem Händler des Vertrauens gibt es in einem Untermenü des TFT-Displays eine Möglichkeit dieses „Sicherheitsfeature“ zu deaktivieren, sodass alle Türen auch via Keyless-System entriegelt werden. Dennoch wäre es unserer Meinung von Nöten, dass man diese Einstellung ein wenig zentraler im Infotainment-Display platzieren würde.

Und wenn wir schon am Nörgeln sind, dann müssen wir auch die Tankanzeige in Angriff nehmen. Es mag schon sein, dass mein Gasfuß an manchen Tagen weniger entspannt an die Sache geht – aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich 130 Kilometer Restreichweite von der Redaktion bis kurz vor Korneuburg (ca. 20 Kilometer) eliminiere. Die Schwankungen wären ja plausibel, wenn wir mit dem Testwagen beispielweise lange Autobahn-Etappen zurückgelegt haben und dann nur in der Stadt unterwegs sind.
Dieses Spielchen geht natürlich auch in die andere Richtung, sodass wir beispielweise auf einer 30 Kilometer Route nach Ankunft ca. 50 Kilometer mehr Reichweite hatten als bei der Abfahrt. Außerdem dauert es recht lange bis die Aufforderung „Bitte tanken“ erscheint – bei ca. 30 Kilometer-Restreichweite springt der Vitara auf keine Restreichweite um, das ist dann schon ein sehr mulmiges Gefühl.
Aber ganz abgesehen von diesen Kleinigkeiten müssen wir den Suzuki Vitara sehr loben, denn die 10.400 Kilometer hat er ohne sich zu trutzen erstklassig geschlagen. Und letztendlich sucht man ja nach einem verlässlichen, fahrbaren Untersatz zum fairen Preis.

Offroadstärke als dickes Plus

Das wohl augenscheinlichste Argument sich für einen Suzuki Vitara zu entscheiden ist, die gegenüber den Konkurrenzprodukten in seinem Preissegment, das doch erstaunlich große Einsatzspektrum, welches der Japaner vorrangig durch die ausgereifte Allradtechnik und dem gelungenen Kompromiss zwischen Nutzen und Alltag erlangt.
Wir würden den Suzuki Vitara (speziell in der Allgrip-Version) als wahren Alltagshelden einstufen. Die meisten Konkurrenzprodukte in diesem Segment bieten ausschließlich eine FWD-Version an, meist nur mehr als drei Zylinder-Benziner und um einen deutlich höheren Preis in der Topversion. Wobei selbst hier die Optionsliste deutlich umfangreicher ausfällt und deutlich stärker bepreist ist.

Die beiden Ausstattungsvarianten, welche zur Verfügung stehen bieten bereits eine umfangreiche Serienausstattung, die optionalen Features begrenzen sich auf zwei Posten – Pearl- und Metalliclackierung und die farblich abgesetzte Dachlackierung.

Unser Testfazit nach einem halben Jahr

Der Suzuki Vitara Hybrid Allgrip konnte vor allem mit der Geländetauglichkeit, seiner hohen Zuverlässigkeit, simpler Bedienbarkeit bei absolut fairer Preispolitik punkten. Dank der Allgrip-Technik können auch Fahrten im Gelände ohne jeglicher Angstschweißperle zurückgelegt werden. Der 1,4-Liter Turbobenziner ist mit seinen 129 PS ausreichend motorisiert und lässt auch bei der Effizienz nichts anbrennen. Das 6-Gang Schaltgetriebe ist angenehm abgestimmt und passt perfekt zu der Testversion.
Verbesserungsbedarf gibt es bei der Zentralverriegelung, der schwankenden Tankanzeige, bei der Bedienung des TFT-Displays als auch bei der Basis Navi-Grafik.

Wir bedanken uns recht herzlich bei Suzuki Austria für diese langfristige Testmöglichkeit!

Factbox: Suzuki Vitara Hybrid 1.4 DITC Mildhybrid 48 V

Motor/Antrieb

Motor: Vierzylinder-Turbobenziner inkl. Mildhybrid-Unterstützung
Hubraum:  1.373 ccm
Leistung kW/PS: 95 kW/ 129 PS bei 5.500 U/min.
Drehmoment: 235 Nm zwischen 2.000 U/min und 3.000 U/min
Antrieb: Allrad
Getriebeart: 6-Gang Schalter
0-100 km/h: 10,2 Sekunden
V-Max: 190 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 5,8-6,1 l/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: l/ 7,2 100 km
CO2-Emissionen: 131-136 g/km

Reifen/Felgen/Bremsen

Bremsen: VA+HA: Scheibenbremsen (vorne innenbelüftet)
Felgen/Reifen: 
215/55 R17

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.245 kg
L/B/H: 4,170/1,775/1,595 m
Radstand: 2,500 m
Tankinhalt: 47 Liter
Kraftstoff: Super 95
Kofferraumvolumen: 375-1.120 Liter

Preise

Suzuki Vitara zu haben ab: € 23.990,-
Suzuki Vitara 1.4 DITC Hybrid Allgrip flash zu haben ab: € 30.990,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVa und MwSt: € 31.840,-

Sonderausstattung:

Pearl- und Metallic-Lackierung € 490,-
Dachlackierung ab Werk € 360,-

(c) Bilder: Sebastian Poppe