BMW X4 M Competition LCI Praxistest: Der Kräfteaustausch!

Es ist keine leichte Nummer für den gelifteten BMW X4 M und schon gar nicht für die Competition Version. Immerhin gab es bei der Vorfacelift-Version scharfe Kritik, dass die Topversion des X3 als auch X4 viel zu hart gefedert wäre. Wir sehen dies eher gelassen, denn sobald man sich für die schärfste Version eines Modells entscheidet, sollte man keinesfalls über die Performance des Modells klagen oder dann doch lieber statt dem M-Aggregat lediglich das M-Sport Paket ankreuzen. Die BMW M GmbH legt hier wohl einen strikteren Weg ein, das ist auch gut so und wird das sportliche Klientel der Marke auch mit zusätzlicher Freude am Fahren bescheren. Und für all jene die noch immer der Meinung sind, dass das Sportfahrwerk deren Dritte rausballert, die können auch gerne zu der M40i Version greifen, denn diese ist mit etwas mehr „Restkomfort“ gesegnet.  
Die wohl eher größere Problematik liegt in Österreich bei der Besteuerung, sodass in der gut ausgestatteten Testversion 28 Prozent NoVA eben schon einen deutlichen Anteil des Kaufpreises decken. Aber selbst dieses Problemchen wird echte Fans der Marke mit dem nötigen Kapital nicht abschrecken, denn der geliftete X4 M Competition ist echt eine tolle Fahrmaschine!

Exterieur: Der Blickfänger!

Geschmäcker sind Gott sei Dank verschieden. Über den Farbton Sao Paulo Gelb kann man natürlich diskutieren, doch letztendlich setzt er den muskulösen X4 M Competition erstklassig in Szene. Es mögen auch die vier faustgroßen Endrohre sein, die wohl den meisten Verkehrsteilnehmern ein recht mulmiges Gefühl verleihen, wenn diese im Drehzahl-Begrenzer zum Überholvorgang ansetzen, um wenige Sekunden danach nun doch das Heck des Fahrzeugs näher betrachten, sofern über die M-Tasten nicht alle Muskeln angespannt werden.
Gleiches Erscheinungsbild liefert auch die Front: Die Nieren haben etwas an Größe dazugewonnen und sind nun miteinander verbunden, die Scheinwerfer leuchten sowohl an der Front als auch am Heck serienmäßig in LED-Technik und die Frontschürze mit vergrößerten Lufteinlässen verspeist bereits am Morgen eine Vielzahl an Kleinwägen.

Interieur: Wenn Träume wahr werden!

Trotz der deutlich höheren Sitzposition im Vergleich zu M3 und M4 haben die Bayern es geschafft, dass man über die wohl beste Ergonomie und zugleich auch über einen haptischen Genuss der Sonderklasse verfügt.
Bereits bei den Sportsitzen mit integrierter Kopfstütze verfügt man über erstklassigen Seitenhalt, muss aber nach längeren Etappen keinesfalls den Chiropraktiker aufsuchen.
Großes Lob gibt es für den mit Leder verzierten Wahlhebel, der beinahe nicht mehr ausgelassen werden mag. Dieses Feature könnte auch gerne in schwächeren Versionen in die Optionsliste wandern.
Dazu gesellen sich gegen Aufpreis Carbon-Leisten und auch die roten M-Tasten am Volant erhöhen den Performance-Faktor.
Hier hat man eben ab dem ersten Moment das Gefühl, dass man eben in der Topversion sitzt und mit unglaublicher Liebe zum Detail und zur Sportlichkeit belohnt wird.
Keinerlei Kritik gibt es für das Kofferraumvolumen, welches mit 525 Liter als ausreichend eingestuft wird. Größere Sorgen sollte man sich lieber um das Ladegut als auch um die hinteren Passagiere machen, wenn man die Launch Control des Querdynamikers aktiviert und in nur 3,8 Sekunden auf Tempo einhundert marschiert.
Noch ein Euzerl flotter gelingen die Befehle mittels i Drive Regler oder der perfekt abgestimmten Sprachsteuerung. Somit gelingt es, dass die gewünschten Befehle über die nun serienmäßige 12,3-Zoll Infotainment-Einheit verarbeitet werden. Sollte mal auf längeren Etappen die Klappensteuerung für Stille sorgen, so kann man mittels serienmäßigem Harman Kardon Soundsystem nachhelfen.

Fahrverhalten: Die Grenzen der Physik ausgeweitet

Bereits der erste Kaltstart zeigt welche Kräfte in dem gelifteten X4 M Competition schlummern. Dies spielt sich alles zwischen bösen Blicken und jubelnden Passanten ab. Natürlich war die Nachbarschaft nicht erfreut, wenn Mr. Gas Junky gegen 6 Uhr morgens den Dreiliter-Bi-Turbo Benziner (S58) anlässt, wobei dies zumindest einen Vorteil mitbringt, denn verschlafen hat hier niemand.

Klar haut es dich aus den Federn, wenn die vier Trompeten die 510 PS akustisch in Worte fassen. Dennoch ist es alle mal schöner, als wenn der tägliche Ton des Weckers dieses Prozedere erledigt.

Der X4 M Competition hat aber deutlich mehr zu bieten als nach dem Kaltstart böse zu knurren und bei maximaler Kraftentfaltung einzigartiges Gänsehaut-Feeling zu spendieren.
Trimmt man das Performance-Modell auf maximale Muskelanspannung, so bekommt man selbst im Kurventanz nicht mal annährend so etwas wie ein minimales Wankverhalten zu spüren. Das Fahrwerk ist weiterhin recht straff abgestimmt, dennoch keinesfalls brettelhart und lässt somit selbst bei höheren Geschwindigkeiten am Kurvenein- als auch Ausgang nichts anbrennen.
Der Allrad kann zwar die Kräfte nicht ausschließlich an die Hinterachse weiterleiten, wie es ja bei anderen M-Modellen möglich ist. Dennoch ist die Abstimmung recht hecklastig ausgelegt, sodass man speziell am Scheitelpunkt nochmals den Winkel des Gaspedals überdenken sollte. Der X4 M Competition ist der Inbegriff für eine Fahrmaschine, die jede Menge Vernunft in solchen Situationen von dir fordert. Man merkt dem Fahrzeug in keiner Situation seine 2 Tonnen Leergewicht an – die 510 Pferde und das um 50 Nm gesteigerte Drehmoment, welches nun mit 650 Nm im Datenblatt steht, sorgt für Längs- und Querbeschleunigung der Königsklasse. Sortiert werden die Gänge mittels 8-Gang M Steptronic, sodass die Härte und Geschwindigkeit der Gangwechsel je nach Bedarf gewählt werden kann. In der Präzisionsstufe ballert das Sportgetriebe die Gänge in Millisekunden rein, sodass alles zu spät ist. Auch bei der Entschleunigung gilt dieses Prinzip, denn Fading ist ein Fremdwort für den stärksten X4. Lediglich die höhe Besteuerung als auch die Preisgestaltung der Optionsliste würden ein wenig reduzierte Performance vertragen.

Was uns gefällt:

  • Die unglaubliche Beschleunigung
  • Die Ergonomie und Haptik
  • Der sportliche Sound

Was wir noch verbessern würden:

  • Die hohe Besteuerung auf sportliche Kraftfahrzeuge in Österreich
  • Die Preispolitik der Optionsliste

Factbox: BMW X4 M Competition

Motor/Antrieb

Motor: Reihensechszylinder Benziner mit Bi-Turbo Aufladung
Hubraum:  2.993 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 375 kW/ 510 PS bei 6.250 U/min
Drehmoment Benzin-Aggregat: 650 Nm 2.750 – 5.500 U/min
Antrieb:
 Allrad
Getriebeart: 8-Gang-Automatik (M Steptronic)
0-100 km/h: 3,8 Sekunden
V-Max: 250-280 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert, l/100 km: 10,9-10,7 (WLTP)
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 12,5 l
CO2 Emissionen: 247-243 g/km (WLTP)

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen gelocht, HA: innenbelüftet
Felgen/Reifen: VA: 255/40 R21 HA: 265/40 R21

Gewicht und Maße

Leergewicht: 2.085 kg
L/B/H: 4,758 / 1,927 / 1,62 m
Radstand: 2,864
Kofferraumvolumen: 525 – 1.430 Liter
Tankinhalt: ca. 65 Liter
Kraftstoff: Super 98

Preise

BMW X4 zu haben ab: € 60.800,-
BMW X4 M zu haben ab: € 122.250,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 148.482,-

Sonderausstattung:

Lackierung: M Sao Paulo Gelb € 840
M Competition Paket € 7.145
M Carbon Präzisionsstrebe € 420
Lenkradheizung € 225
Integrierte Universal Fernbedienung € 220
Komfortzugang € 545
Entfall BMW Digital Key (nur mit SA 322 Komfortzugang) € -65
Anhängerkupplung mit elektrisch schwenkbarem Kugelkopf € 965
BMW Display Key € 295
Akustikverglasung € 170
M Compound Bremse, schwarz hochglänzend € 295
Panoramaglasdach € 1.260
Sonnenschutzverglasung € 505
Lordosenstütze € 210
Sitzheizung vorne und hinten € 320
M Interieurleisten „Carbon Fibre“ € 715
Ambient Air Paket € 295
Active Protection € 295
BMW Laserlicht € 1.430
Parking Assistant Plus € 505
BMW Drive Recorder € 170
BMW Gestiksteuerung € 295

(c) Bilder: Sebastian Poppe