Wir kennen sie doch alle, die Tuningschmiede der diversen Marken.
Sei es Audi Sport, die BMW M GmbH oder die Tochtergesellschaft von Daimler, AMG. Im Falle von Volvo ist die Rede von Polestar (übersetzt Polarstern), obwohl man hier etwas anders an die Dynamik herangeht.
Die Schweden stehen ja grundsätzlich neben sehr präzisen und ausgereiften Sicherheitsfeatures auch für Nachhaltigkeit, sodass man die hubraumstarken Aggregate schon längst aus dem Portfolio gestrichen hat, dennoch muss man keinesfalls auf leistungsstarken Vortrieb verzichten, das Stichwort lautet Plug-In-Hybrid.
Es ist bewundernswert welch erstklassige Abstimmung den Schweden hier gelungen ist, quer durch die Produktpalette liegt in der Ruhe die Kraft, speziell wenn dann mehrere Polestar-Embleme das Fahrzeug zieren.
Exterieur: Hier ist nahezu alles Gold, was glänzt!
In unserem Fall hat man die Topversion des S60 mit zahlreichen goldenen Akzenten, einem mehrfach verstellbarem Öhlins Fahrwerk inkl. Domstrebe und optionalen 20-Zoll Felgen im 5-Y-Speichen-Design aufgepimpt. Sogar die Ventilkappen tragen den sehr edlen Gold-Ton, der sich auf den Gurten als auch Bremssätteln widerspiegelt. Sogar die Endrohrblenden sind mit dem Schriftzug Polestar Engineered verziert.
Fahrverhalten: Zwei Gesichter, großes Lob für die Fahrwerksabstimmung und die hohe Präzision!
Aber bevor wir über die erstklassige Bremsanlage berichten, gehen wir natürlich auf die Fahrleistungen und speziell auf die gesteigerte Querbeschleunigung ein.
Bereits nach dem Schmökern der technischen Daten begeistern natürlich die utopischen Beschleunigungswerte, klar diese lassen im Bedarfsfall PS-Monster nur mehr im Rückspiegel erkennen, lediglich 4,4 Sekunden vergehen bis an der digitalen Einheit die 100er Marke erreicht wird. Selbst wenn man diesen Vorgang über das Head-Up-Display beachtet, kann es sein, dass der Schwindel die Begeisterung erobert.
Kein Wunder, denn die Systemleistung beträgt 405 PS, das maximale Drehmoment liegt bei 670 Nm.
Diese Leistungsdaten begegnen einem nicht alltäglich, aber noch bewundernswerter finden wir, wie smooth der S60 T8 Polestar dies auf den Asphalt zaubert. Der Allradantrieb krallt sich in den Asphalt und die 8-Gang-Automatik sorgt für zügigste Gangwechsel, die dir aber keinesfalls eine ins Kreuz preschen. Schaltpaddles gibt es, aber selbst auf äußerst kurvigen Strecken lässt die Automatik ihre hohe Präzision glänzen.
Mittels des Öhlins-Fahrwerks und der verbauten Domstrebe hat man den Komfort-Faktor minimal geschmälert und die Querbeschleunigung auf ein neues Level gebracht. Auch die oftmals bekrittele, fehlende Präzision des Einlenkverhaltens wurde im Falle des S60 T8 Polestar überarbeitet, sodass besonders enge Kehren deutlich mehr Fahrspaß bereiten.
Wir waren am liebsten im Hybrid Modus reinelektrisch unterwegs (bis zu 125 km/h möglich), denn hier ist man von der Außenwelt tatsächlich abgekapselt, eventuell auch wegen der optionalen Akustikverglasung.
Setzt man den alternativen Antriebsstrang intelligent ein, sodass besonders im urbanen Bereich der E-Betrieb genutzt wird, so ist man problemlos mit vier Litern pro 100 Kilometer unterwegs, circa 40 Kilometer sind selbst bei winterlichen Witterungsbedingungen kein Problem.
Anders sieht es aus, wenn man lediglich mit dem Vierzylinder-Benziner sein Vergnügen teilt, dieser leistet 318 PS und 430 Nm – dennoch muss man hier die zwei Tonnen Leergewicht gegenüberstellen. Hier genehmigt sich der Verbrenner auch schnell mal 8-10 Liter pro 100 Kilometer. Das wäre nicht das Problem, aber der Verbrenner wirkt besonders bei flotten Fahrten im Hinterland ein wenig gefordert, sofern man davor noch mittels zusätzlich E-Power unterwegs war.
Kaum bemerkbar machen sich die Zusatz-Kilos beim Tritt aufs Bremspedal, hier grüßt die 19″-Bremsanalage an der Vorderachse und sorgt für erstklassige Verzögerungswert der schwedischen Sportlimousine.
Interieur: Die Liebe zum Detail
Der Innenraum besticht mit goldenen Sicherheitsgurten, die in beiden Reihen als Eye-Catcher zählen. Darüber hinaus verfügt man über ein sehr aufgeräumtes Cockpit mit äußerst hochwertiger Haptik, sodass sich die Premium Hersteller aus Deutschland warm anziehen können.
Wie bereits erwähnt herrscht auch in der Polestar-Version des S60 T8 erstklassige Stille an Bord, lediglich das Harman Kardon Soundsystem lässt Konzertsaal-Feeling aufkommen.
Die Bedienung über das Infotainment-System im Hochformat benötigt eine kleine Eingewöhnunsgsphase, Volvo-Fans werden sich aber sehr schnell zurechtfinden.
Gestartet wird über den klassischen Drehregler in der Mittelkonsole, der die Liebe zum Detail nochmals verdeutlicht. Auch die Wahl der Fahrmodi kann hier mittels äußerst hochwertigen Dreh- und Drückregler durchgeführt werden.
Zu den Highlights zählt natürlich auch die Alu-Pedalerie und die zahlreich verstellbaren Sportsitze, die erstklassigen Seitenhalt als auch Komfort bieten.
Über die V-Max von 180 km/h lässt sich bei solch einer Sportlimousine natürlich streiten, besonders wenn man oftmals auf den deutschen Autobahnen unterwegs ist.
Dies gilt auch für die Preispolitik, dennoch wird man sich mit dem S60 T8 Polestar von der Masse abheben, und das mit jeder Menge Vernunft unter den Sportlimousinen.
Fazit:
Mit dem S60 T8 Polestar haben es die Ingenieure geschafft Sportlichkeit und Effizienz auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Die Polestar Version überrascht mit hoher Präzision der Fahrwerksabstimmung als auch der meist sehr smoothen Lenkung. Kaum eine Sportlimousine schüttelt deren Fahrleistungen smoother aus dem Ärmel als es der S60 T8 PSE macht. Lediglich der Verbrenner Modus könnte noch ein bisschen Zusatzleistung vertragen, dies liegt aber am hohen Leergewicht.
Was uns gefällt:
Die Liebe zum Detail
Die utopischen Fahrleistungen
Die wohl beste Fahrwerksabstimmung
Der Verbrauch im Hybrid-Modus
Was wir noch verbessern würden:
Die smoothe Kraftentfaltung im Verbrenner-Betrieb
Technische Daten: Volvo S60 T8 AWD Recharge Polestar Engineered
Motor/Antrieb
Motor: Vierzylinder Benziner Kompressor / Turboaufladung
Hubraum: 1969 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 233 (318)
Elektro-Aggregat: Leistung kW/PS: 65 (87)
Systemleistung kW/PS: 298 / 405
Drehmoment Benzin-Aggregat: 430 Nm
Drehmoment Elektro-Aggregat: 240 Nm
Antrieb: Allrad (abhängig vom Fahrmodus)
Getriebeart: 8-Gang Geartronic Automatikgetriebe (224 BTP5 0D1)
0-100 km/h: 4,4 sec
V-Max: 180 km/h / 125 km/h rein elektrisch
Verbrauch/Umwelt
Werksangabe – kombiniert l/100 km: 2,0 – 2,1 l/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 4,0 – 8,5
CO2 Emissionen: 46 – 47 g/km
Bremsen/Felgen/Reifen
Bremsen:
VA: Brembo 6-Kolben-Bremssättel und geschlitzte, belüftete Scheibenbremsen (19″-Bremsanlage vorne) mit Bremssätteln in Gold
HA: belüftete Scheibenbremsen (Bremssättel in Gold)
Felgen/Reifen (Dimensionen): 245/35 R20 (Testversion)
Gewicht und Maße
Leergewicht: 2060 kg
L/B/H in Meter: 4,761 / 1,85 / 1,431
Radstand in Meter: 2.872
Kofferraumvolumen: 391 Liter
Tankinhalt: 60 Liter
Kraftstoff: Super 95 / Super 98
Preise
Volvo S60 (Basismodell) zu haben ab: 40.994,00 € ,-
Volvo S60 T8 Polestar zu haben ab: 64.560,00 € ,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: 74.532,00 €,-
Sonderausstattung (Netto):
20-Zoll-5-Y-Speichen-Design Polestar Felgen € 630
Sitzkomfort-Paket € 400
Elektrisch einstellbarer Beifahrersitz
Memoryfunktion für Beifahrersitz
Licht-Paket € 850
Scheinwerferreinigungsanlage
Voll-LED-Scheinwerfer „Thors Hammer“ Active High Beam
IntelliSafe-Paket Pro € 1.450
IntelliSafe-Surround
Pilot Assist
Winter-Paket Pro € 1.450
Sitzheizung hinten
Sitzheizung vorn
Standheizung mit Timer (kraftstoffbetrieben)
Wischerblätter und Scheibenwaschdüsen heizt (vorne)
Xenium-Paket Pro € 2.750
Einparkhilfe vorne und hinten
Erweitertes Luftqualitätssystem mit Feinstaubfilterung nach Luftqualitätsstandard PM2,5
Head-Up-Display
Panorama Glas-Schiebedach mit Hebefunktion mit integriertem, stufenlos einstellbarem Sonnenschutz (elektrisch)
Parkkamera mit 360 Grad Surround View
Akustikverglasung für die Seitenfenster (UV- und Einbruchhemmende Verbundglasscheiben) € 710
Aufbewahrungstasche für das Ladekabel € 40
Klappbare Haken für Tragetaschen im Gepäckraum € 30
(c) Bilder: Sebastian Poppe & Florian Richter