Praxistest: Volvo XC40 T5 Recharge – Zwei in eins
Das Duell der kompakten SUV-Modelle ist auch im Premiumsegment ein sehr heiß Umkämpftes. Dennoch gibt es noch immer Marken, die eben alles besser machen.
Die Schweden sorgen mit dem XC40 zwar für ein wenig Verwirrung mit deren Bezeichnung der einzelnen Motorisierungen – nicht ganz so tragisch wie die Ingolstädter – lassen aber das Fahrgefühl aus deutlich höherpreisigen Segmenten keinesfalls missen.
In unserem Fall wurde die stärkere Plug-In-Hybrid Version mit dem erstklassigen Dreizylinder unter der Haube des Kleinsten der XC Familie zum Test geladen.
Bisher konnten wir uns von der Verbrenner-Version mit dem Kürzel T3 überzeugen – sowohl als
Handschalter als auch von der
Automatikversion (8-Gang).
Der Diesel ist also Geschichte für den XC40, das mag vielleicht die Selbstzünder-Fans sauer aufstoßen lassen, aber spätestens nach der ersten Testfahrt mit einer der Teilzeit-Stromer-Versionen ist auch diese Diskussion vom Tisch.
Doppelherz mit ordentlich Durchzug
Auch im Falle des T5 Recharge handelt es sich um ein Duo des Antriebsstrang, wie auch bereits bei der T5 Twin Engine Version werden die Kräfte ausschließlich an die Vorderräder weitergeleitet, eine Allrad-Version sucht man vergebens.
Das macht aber gar nichts, denn Traktionsprobleme sind selbst bei bester Kooperation der beiden Motoren kein Thema, alleine dafür ziehen wir bereits den Hut! Erstaunlich finden wir auch, dass die Zusammenarbeit der beiden Aggregate erstklassig funktioniert. Zwar setzte man als Hauptakteur auf einen 1,5-Liter Dreizylinder, dieser steht aber mit 132 kW/ 180 PS gut im Futter, arbeitet aufgrund guter Dämmung beinahe lautlos und wird von einem 60 kW/ 82 PS starken E-Aggregat unterstützt, sodass über eine Systemleistung von 262 PS verfügt .
Bei Bedarf beschleunigt man in nur 7,3 Sekunden auf Tempo einhundert, das hohe Leergewicht von 1,8 Tonnen macht sich hier überraschenderweise kaum bemerkbar, eher sollte man die digitale Tachoeinheit genau im Auge behalten, denn besonders beim hastigem Tritt aufs Gaspedal steht man flotter mit einem Fuß im Kriminal als es einem recht wäre.
Rein elektrisch sind laut Hersteller 42-45 Kilometer möglich, in der Praxis erreichten wir knapp unter 40 Kilometer, wodurch unsere tägliche Pendlerstrecke nur knapp mit Einsatz des Verbrenners quittiert wurde. Dies spiegelt sich natürlich im Verbrauch wider, denn vier Liter Kraftstoff-Verbrauch bei regelmäßiger Stromgabe sind für ein Fahrzeug dieser Klasse schon rekordverdächtig, im reinen Verbrennerbetrieb muss man lediglich 2,5 Liter addieren. Klar muss man schon einige Kilometer trotz steuerlicher Begünstigung runterspulen, um die Preisdifferenz zwischen herkömmlichen Verbrenner und Plug-In-Hybrid wieder einzufahren.
Entschleunigung und Einlenkverhalten mit Verbesserungspotential
Deutlich weniger erfreulich schlägt sich der XC40 mit Doppelherz in puncto Entschleunigung, denn hier scheitert es an der Dosierbarkeit der Bremsanlage. Keinesfalls handelt es sich hier um unterdimensionierte Bremsscheiben, aber das Bremsgefühl und die Dosierbarkeit selbst bei niedrigen Geschwindigkeiten passt einfach nicht in diese Preisklasse. Und wenn wir schon am Meckern sind, dann setzen wir hier gleich fort, denn auch das Einlenkverhalten passt ganz und gar nicht zu der sehr sportlichen Designlinie des XC40, hier könnte man sich von der Konkurrenz aus Bayern noch einiges absehen.
Erstklassige Arbeit hingegen leistet das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, denn die Gangwechsel werden großteils sehr sanft und meist kaum spürbar eingelegt.
Interieur: Call it magic!
Der XC40 basiert auf der CMA Plattform und sorgt damit für erstklassige Kopf und Beinfreiheit in beiden Reihen. Die hohe Schulterlinie mag vielleicht nicht jeder befürworten, aber wer schön sein mag, der muss eben auch ein bisschen leiden. Wir würden jedenfalls jedem XC40 Käufer eine Rückfahrkamera, die erstklassigen LED-Lichtquelle (kann auch für Fußballplätze verwendet werden) und einen Totwinkel-Assistenten ans Herz legen.
Die Geheimformel der Schweden
Sehr lässig gelöst haben die Schweden auch die Platzierung des Akkus im Mitteltunnel, sodass weiterhin reichlich Kofferraumvolumen hinter der elektrischen Heckklappe zum Vorschein kommt.
Den wohl größten Pluspunkt verdient die extrem hochwertige Verarbeitung – zwar ist diese im XC60 oder XC90 nochmals auf einem deutlich höheren Level angesiedelt – aber für ein Kompakt-SUV sprechen wir hier beinahe von Luxus.
Klar ist, dass wohl kein anderer Hersteller diese Entspanntheit in einem Kompakt-SUV liefern kann – das ist eben die Geheimformel der Schweden.
Man hat also Freude am Sparen – wobei dies nicht so ganz den bereits hohen Einstiegspreis entspricht, aber dazu später mehr.
Haptisches Vergnügen der Sonderklasse
Egal, welches Teil im Interieur angefasst wird, der XC40 überzeugt in voller Linie. Auch wenn beispielweise erneut der mit Leder abgesteppte Wahlhebel von Stellung R auf D zwei Mal angetippt werden muss bzw. auch in die andere Richtung (je nach Wahl der Fahrstufe), das sind eben Sicherheitsfeatures, die es eben nur bei Volvo gibt. Gewöhnungsbedürftiger sind für Neukunden die Symbole am Multifunktionslenkrad, die im Falle der ersten Bedienung zahlreiche Fragezeichen aufkommen lassen (Pfeil hier und Pfeil dort).
Über die Bedienbarkeit des im Hochformat platzierten 9-Zoll Touchscreen mag sich streiten lassen, aber umso öfter man es bedient, desto weniger Kritik erntete es.
Abschließend lässt sich natürlich auch über die Preispolitik des XC40 streiten, denn der Einstieg in die Teilstromer-Welt gelingt hierzulande ab 44.600 Euro – erfreulich ist natürlich, dass man bereits mit dem Kleinsten der XC Familie zahlreiche Komponente aus den größeren Modellen spendiert bekommt.
Wer den XC40 mit dem R-Designpaket und zahlreichen optionalen Features ausstattet, kratzt auch mal an der 60.000 Euro Marke.
Unser Testfazit:
Der Volvo XC40 überrascht als T5 Recharge, denn die beiden Aggregate arbeiten sozusagen „mit Köpfchen“, meistens auch komplett unscheinbar.
Sogar in der kleinsten Version der XC-Familie bekommt man bereits die Gelassenheit und die Freude am Sparen spendiert, man kapselt sich sozusagen von der Außenwelt ab.
Die hohe Materialwahl und das erstklassige Design machen den Konkurrenzkampf für zahlreiche andere Hersteller keinesfalls einfacher, die Preispolitik ist eben auf Premium-Niveau angesiedelt.
Was uns gefällt:
- Das erstklassige Zusammenspiel der beiden Aggregate
- Die sehr hochwertige Materialwahl
- Die Freude am Sparen (Fahrverhalten)
Was wir noch verbessern würden:
- Die Dosierbarkeit der Bremsanlage
- Unsere finanziellen Mittel
- Den Dauertest-Termin (bitte genau in dieser Konfiguration)
Technische Daten: Volvo XC40 T5 Recharge R-Design
Motor/Antrieb
Motor: Turbo-Reihendreizylinder Benziner
Hubraum: 1.477 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 132 kW/180 PS bei 5.800U/min
Elektro-Aggregat : 60 kW/ 82 PS
Systemleistung: 192,6 kW/ 262 PS
Drehmoment Benzin-Aggregat: 265 Nm zwischen 2.500 und 5.000 U/min
Drehmoment Elektro/Benzin/Gesamt:160 Nm / 265 Nm / 425 Nm
Antrieb: Frontantrieb
Getriebeart: Siebengang-Automatik
0-100 km/h: 7,3 Sekunden
V-Max: 180 km/h (125 km/h reinelektrisch)
Verbrauch/Umwelt
Werksangabe – kombiniert: 2,2 l/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 4,0 Elektrisch / 6,5 Verbrenner
CO2 Emissionen: 50 g/km Euro 6d-TEMP
Reifen/Bremsen
Bremsen: VA: Scheibenbremsen innenbelüftet
HA: Scheibenbremsen
Reifendimension: 245/45 R20
Gewicht und Maße
Leergewicht: 1.812 kg
L/B/H: 4,425 / 1,863 / 1,652 Meter
Radstand: 2,702 Meter
Kofferraumvolumen: 460-1.335 Liter
Tankinhalt: 48 Liter
Kraftstoff: Super 95
Preise
Volvo XC40 zu haben ab: € 30.315,97,-
Volvo XC40 Recharge T5 zu haben ab: € 48.300,84,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 59.930,-
Sonderausstattung (netto):
Bursting Blue Metallic € 716,67
20 Zoll 5-Doppelspeichen R-DESIGN € 716,67
Sitzkomfort-Paket € 500
Elektrisch einstellbarer Beifahrersitz
Elektrisch einstellbarer Fahrersitz mit Memoryfunktion für Fahrersitz und Außenspiegeleinstellung (in Funkfernbedienung gespeichert)
Ladraum-Paket Pro € 133,33
Gepäckraum-Trennnetz
Kopfstützen der 2. Sitzreihe umlegbar (elektrisch)
Staufach unter dem Fahrersitz
Licht-Paket € 583,33
Scheinwerferreinigungsanlage
Voll-LED-Scheinwerfer
IntelliSafe-Paket Pro € 1.166,67
IntelliSafe-Surround
Pilot Assist
Winter-Paket Pro € 1.083,33
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Scheibenwaschdüsen beheizt
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Induktives Smartphone-Ladesystem (Qi-Standard) € 150
Seiten- und Heckfenster abgedunkelt (ab B-Säule) € 275
(c) Bilder: Sebastian Poppe, Florian Richter