Praxistest: Hyundai NEXO – Eine Nummer voraus!

Der südkoreanische Hersteller nimmt in puncto alternativer Antriebsstränge die Vorreiterrolle ein. Neben herkömmlichen Verbrennungsmotoren bietet Hyundai bereits zahlreiche Modelle mit verschiedensten Antriebsformen an. Dennoch sollte man nicht vergessen, dass bereits 2013 der Hyundai ix35 Fuel Cell (das erste Wasserstoff Fahrzeug von Hyundai) in einer Kleinserie vom Band lief, bereits fünf Jahre später präsentierte man den Hyundai NEXO – ebenfalls ein Wassersoff-Fahrzeug, welches eine eigene Plattform spendiert bekam und mit gigantischer Reichweite und ganz schön Oberklasse-Feeling glänzt.

Bis zu 660 Kilometer sollen laut WLTP Wert ohne Tankstopp zurückgelegt werden. Dies ist wohl ein beachtlicher Wert, denn hierbei scheitert so gut wie jedes Elektrofahrzeug. Auch weitere klare Vorteile kristallisieren sich nach einigen Testfahrten mit dem neuen Zukunftsmobil von Hyundai heraus.

Großzügige Platzverhältnisse dank cleverer Positionierung!

Aber beginnen wir mal bei der Technik.
Der flüssige Wasserstoff wird in der Brennstoffzelle zu elektrischer Energie umgewandelt, welche wiederum den Elektromotor antreibt.
Der Hyundai Nexo verfügt über drei Wasserstoffbehälter, zwei hat man vor der Mehrlenker-Hinterachse und den dritten dahinter platziert, dadurch ergibt sich ein durchaus großzügiges Verhältnis zwischen Kopf- und Beinfreiheit sowohl in erster als auch in zweiter Reihe. Auch das Kofferraumvolumen ist mit 466 bis 1.466 Liter durchaus akzeptabel.

Zukunftsweisendes Interieur!

Apropos Innenraum: Hier wird man verwöhnt von riesigen Infotainment-Displays und den sehr edel wirkenden, umweltfreundlichen Materialien. Hinter dem Volant blickt man auf einen 7-Zoll Bildschirm, welcher sogar bei betätigen des Blinkerhebels den Außenspiegel digital visualisiert (Toter-Winkel-Assistent mit Display) – dennoch finde ich diese Lösung deutlich besser als einzig und alleine die Spiegel gegen eine Kamera zu ersetzen.
Das Hauptelement bildet ein 12,3-Zoll Display, welches für die zahlreichen Infotainment-Lösungen mittels Touchbefehl oder Dreh- und Drückregler bedient werden kann.
Wobei dieser ein wenig zu weit vom Fahrer platziert ist und die Knöpferlarmee der Mittelkonsole anfangs für ein wenig Verwirrung sorgt und nicht mehr zeitgemäß wirkt, schon gar nicht in diesem zukunftsweisenden Fahrzeug.
Schade finden wir auch, dass man die USB-Anschlüsse und die induktive Ladestation unter der Mittelkonsole versteckt.

Vor- und Nachteile von Wasserstoff

Weniger versteckt hat man die Reichweite des Nexo, denn im Vergleich zu den zahlreichen E-Modellen ist man auch in der Praxis mit 500 Kilometer bei eher sportlicher Fahrweise gut aufgehoben.
Klar wirkt der Nexo deutlich komfortabler und luxuriöser als der Großteil der SUV-Modelle mit rein elektrischem Antrieb. Darüber hinaus wird auch der sehr futuristische Eindruck dieses Fahrzeugs immer erneut bestätigt. Passanten blickten oftmals verwundert, als der Nexo beim Aufsperren die Türschnallen ausfahren ließ oder man sich nahezu lautlos vom Fleck „beamte“.

Dem 1,9-Tonner würde man deutlich mehr als 163 PS und 395 Nm zutrauen. Besonders bei Ampelstarts oder Fahrten im urbanen Bereich macht sich das sofort abrufbare Drehmoment bemerkbar. Bei schlechten Witterungsbedingungen würde man sich dadurch hie und da eine Allradversion wünschen. Wobei man mit dem sehr futuristisch wirkenden Modell viel lieber vorausschauend unterwegs ist – wodurch man auch teilweise die 0,8-Kilogramm-Marke bricht. Durchschnittlich waren wir mit 1,2 Kilogramm unterwegs, wodurch man für 100 Kilometer 10,80 Euro benötigt. Somit bewegt man den Nexo deutlich ökonomischer als ein Elektroauto, außerdem ist auch die Betankung nach nur wenigen Minuten wie beim herkömmlichen Verbrenner oder Erdgas-Fahrzeug Schnee von gestern.
Ebenfalls ein cooles Feature ist die Rekuperation über die Schaltpaddles, wodurch man in nervigen Stausituationen oder im urbanen Bereich großteils auf das Bremspedal verzichten kann. Die zurückgewonnene Energie wird in eine 1,56 kWh Batterie gespeichert, welche teils auch beim Beschleunigen hilft die gesamte Leistung abzurufen.

Die Probleme liegen eher bei der aufwendigen Produktion und auch bei der Speicherung von Wasserstoff. Darüber hinaus kann man derzeit die funktionstüchtigen, österreichischen Tankstellen für diesen Antriebsstrang an einer Hand abzählen. Man muss auch erwähnen, dass ähnliche Elektro-Modelle im oberen Segment deutlich teurer sind und dies betrifft natürlich auch die laufenden Kosten. Hyundai verzichtet auf eine seitenlange Optionsliste und bietet zum genannten Preis ein sehr umfangreiches Ausstattungspaket. Wenn nun die Nachfrage steigt und die Infrastruktur ausgebaut wird, hat Hyundai bereits erstklassige Arbeit geleistet.

Was uns gefällt:

Das futuristische Interieur
Der hohe Fahrkomfort
Die hohe Reichweite

Was wir noch verbessern würden:

Das Wasserstoff-Tankstellennetz
Die Knöpferlarmee der Mittelkonsole
Den hohen Anschaffungswert

Technische Daten: Hyundai NEXO

Motor / Antrieb

Motor: Permanentmagnet-Elektromotor 
Leistung kW /PS (Gesamt): 120 kW / 163 PS
Drehmoment: 395 Nm
Antrieb: Frontantrieb
Getriebeart: Einstufiges Getriebe
0-100 km/h: 9,5 Sekunden
V-Max: 179 km/h

Verbrauch / Umwelt

Werksangabe: Kilogramm/100 km: 0,84
Gas-Junky-Test: Durchschnitt Kilogramm/100 km: 1,2
CO2 Emissionen: 0g/km
Maximale Reichweite: 660 km (WLTP)

Fahrwerk / Reifen / Bremsen

Vo. Achse: MacPherson
Hi. Achse:
Mehrlenkerachse
Bremsen: VA+HA: Scheibenbremsen
Felgen / Reifen: 245/45 R19

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.874 kg
L/B/H: 4,670 / 1,860 / 1,630 (Meter)
Radstand: 2,790 m
Kofferraumvolumen: 466 bis 1.466 Liter
Tankinhalt: 6,33 Kilogramm
Kraftstoff: Wasserstoff

Preise

Preis Testfahrzeug, inkl. NoVA und Mwst: € 78.000,-

(c) Bilder: Sebastian Poppe