Praxistest: Honda CR-V Hybrid – Gegen den Strom!

Wir haben das weltweit meistgekaufte SUV, den Honda CR-V in der erstmals in Europa erhältlichen Hybrid-Version getestet. Wie sich der duale Antriebsstrang im Alltag schlägt, verraten wir Euch in den nächsten Zeilen.

Raumwunder der Extraklasse!

Bereits beim Außenkleid wird klar, dass es sich bei der bereits fünften Generation um ein wahres Raumwunder handelt, denn der CR-V wirkt deutlich länger und bulliger als seine Kontrahenten in diesem Segment. Erfreulich ist, dass sich im Zuge des Generationenwechsels der Radstand im Falle der Allradversion um ganze 32 mm gestreckt hat, sodass es auf der Rückbank nochmals deutlich luftiger zugeht. Einziger Nachteil: Die Hybrid-Version wird ausschließlich als 5-Sitzer angeboten.

Deutlich gesteigerte Haptik & zahlreiche Ablageflächen im XXL-Format

Das wohl größte Lob sollte man der Haptik des Japaners widmen, denn diese hat deutlich dazugewonnen, sodass man sich vor deutschen Konkurrenz-Produkten keinesfalls verstecken muss. Ebenso positiv erwähnt werden sollten die sehr großzügigen Ablageflächen und das XXL-Fach in der Mittelkonsole. Dennoch wäre es bei längeren Strecken sinnvoller gewesen, dass man die Ablagemöglichkeiten der Mittelkonsole auf gleicher Höhe wie die Armauflage und die sehr futuristisch wirkenden Wahltasten platziert, dann würde auch die Ergonomie des Fahrers nochmals gestärkt werden.

Digitalisierung mit Verbesserungsbedarf

Auch ein wenig nervend empfinden wir, dass man nach jedem Startvorgang eine Hinweis-Meldung über das Infotainment-Display bestätigen muss, um dieses auch während der Fahrt nutzen zu können. Geschieht dies nicht, so versetzt man den flott reagierenden und gut aufgelösten Bildschirm in den Standby-Modus.
Hinter dem sehr griffigen Volant wurde ein TFT-Farbdisplay platziert, welches über die nicht gerade hochwertigen Multifunktionstasten am Lenkrad gesteuert werden kann, hier werden ausschließlich Symbole eingeblendet – sodass die Bedienung der Untermenüs hin und wieder als unklar erscheint.
Schade finden wir auch, dass die Projektion des Head-up-Displays nicht direkt in die Windschutzscheibe gelangt, sondern auf eine Plexiglas-Scheibe.

Reichlich Platz trotz Großeinkauf!

Großes Lob hingegen erntet das großzügige Ladevolumen 497 bis 1.638 Liter (im Falle des riesigen Panoramadachs) in Kombination mit der niedrigen Ladekante. Dies reicht für den Großeinkauf beim bekannten, schwedischen Möbelhaus und selbst dann bleibt noch reichlich Platz für Kind, Hund und Kegel übrig. Somit ist man trotz 64 Liter Schmälerung des Ladevolumens bei der Hybrid-Version im Vergleich zum herkömmlichen Verbrenner bestens bedient.

Wie fährt sich die Hybrid-Version?

Anders als bei bereits bekannten Hybrid-Systemen geht es bei Honda zur Sache. Denn eines der beiden Elektro-Aggregate leistet 184 PS, das andere agiert ausschließlich als Generator und der Zweiliter-Saugbenziner mit 145 PS läuft im Atkinson Zyklus und dient sozusagen als Stromproduzent. Somit schwimmt der japanische Hersteller zwar gegen den Strom, lässt damit aber hohen Fahrkomfort und effiziente Verbrauchswerte nicht untergehen, ganz im Gegenteil.
Die Systemleistung beläuft sich auf 184 PS und 315 Nm, wodurch das SUV-Modell jederzeit ausreichend im Futter steht. Die Allradversion benötigt für den 100er-Sprint 9,2 Sekunden. Klar gibt es Hersteller, die hier deutlich agilere Fahrzeuge in diesem Segment anbieten, aber mit der Hybrid-Version des CR-V cruist man viel lieber dahin und eröffnet den Kampf mit der Verbrauchsanzeige, sodass man deutlich vorausschauender und demnach auch effizienter unterwegs ist. Die meiste Energie wird durch die sogenannte Rekuperation (Energierückgewinnung) eingespeist, sodass man im Vergleich zum Plug-in-Hybrid niemals an die Steckdose gebeten wird, aber trotzdem ähnliche Verbrauchswerte erzielt. Derzeit wohl die beste Lösung in der breiten Palette der alternativen Antriebssträngen.

Im zwei Wochen Testzyklus gurgelten 6,4 Liter Super auf 100 Kilometer durch die Spritleitungen des Japaners, dies ist ein durchaus akzeptabler Wert für ein SUV-Modell mit knapp 1,8 Tonnen.
Besonders im urbanen Bereich punktet die Hybrid-Version mit einem klaren Verbrauchsvorteil im Vergleich zum herkömmlichen Benziner, den Diesel haben die Japaner aufgrund zu geringer Nachfrage aus dem Sortiment gestrichen. Die Wahl zwischen drei verschiedenen Fahrmodi besteht, aber grundsätzlich haben die Ingenieure diesen Vorgang automatisiert (intelligent Multi-mode Drive). Es reicht also, wenn man mittels Tastendruckes die „Drive-Position“ auswählt, dann cruist man erstmals elektrisch dahin bis sich der Verbrenner dazugesellt. Sprich es entsteht nicht nur ein Verbrauchsvorteil im Vergleich zum herkömmlichen Verbrenner, man ist auch deutlich smoother unterwegs und löhnt die motorbezogene Versicherungssteuer ausschließlich für den Benziner. Darüber hinaus schmälert man auch den NoVA-Satz bei Kauf des Hybrid-Modells.
Bemerkbar wird auch, dass das CVT-Getriebe deutlich harmonischer arbeitet, sodass sich der klassische Gummiband-Effekt in den Hintergrund gesellt. Natürlich ist hier auch das Feingefühl des Fahrers gefragt, aber bei der Hybrid-Version ist man – wie bereits erwähnt – eher vorausschauender unterwegs.
Auf Langstrecken punktet der neue CR-V Hybrid mit erstklassigem Abrollkomfort, sodass Querrillen trotz der 18-Zoll Leichtmetallräder sauber weggebügelt werden. Deutlich präziser wurde das Einlenkverhalten der Lenkung abgestimmt, sodass man jederzeit auch reichlich Feedback verspürt.

Testfazit:

Die japanischen Ingenieure haben mit dem ersten, europäischen SUV Hybrid-Modell hervorragende Arbeit geleistet. Das Zusammenspiel zwischen dem Antriebsduo wird ausschließlich über die durchaus akzeptablen Verbrauchsanzeige wahrgenommen. Riesige Ablagefächer, erstklassige Raumverhältnisse, deutlich gesteigerte Haptik und ein sehr komfortables Fahrverhalten bilden die Habenseite des Japaners.

Was uns gefällt:

Die deutlich gesteigerte Haptik
Das großzügige Raumangebot
Die Verbrauchswerte

Was wir noch verbessern würden:

Die Bedienung des TFT-Displays
Bessere Ergonomie für den Fahrer
Erneute Hinweis-Meldung deaktivieren

Technische Daten: Honda CR-V 2.0 i-MMD Hybrid Executive AWD

Motor/Antrieb

Motor: Vierzylinder Saugbenziner mit Hybrid Technologie
Hubraum: 1.993 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 107 kW/145 PS
Elektro-Aggregat: Leistung kW/PS: 135 kW/184 PS
Systemleistung kW/PS: 135 kW/184 PS
Drehmoment Benzin-Aggregat: 175 Nm bei 4.000 U/min
Drehmoment Elektro-Aggregat: 315 Nm
Antrieb: Allradantrieb
Getriebeart: kontinuierliches variables Getriebe (E-CVT)
0-100 km/h: 9,2 Sekunden
V-Max: 180 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – Stadt/Land/kombiniert, l/100 km: 5,1/ 5,7/ 5,5
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 6,4
CO2 Emissionen: 126 g/km Euro 6d-TEMP

Fahrwerk/Reifen/Bremsen

Vo. Achse: MacPherson-Federbeine
Hi. Achse: Mehrlenker
Bremsen: VA: Scheibenbremsen innenbelüftet HA: Scheibenbremsen
Felgen/Reifen: 235/60 R18

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.672-1.726 kg
L/B/H: 4,600/1,855/1,689 m
Radstand: 2,662 m
Wendekreis: 11,4 m
Kofferraumvolumen: 497 – 1.694 Liter (bei Glasdach 1.638)
Tankinhalt: 57 Liter
Kraftstoff: Super 95

Preise

Honda CR-V Hybrid zu haben ab: € 35.790,-
Honda CR-V 2.0 i-MMD Hybrid Executive AWD zu haben ab: € 49.290,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 49.905,-

Sonderausstattung:

Platinum White Pearllack € 615

(c) Bilder: Gas Junky, sp