VW up! GTI – Praxistest

VW up! GTI 5-Türer –
up! geht die Post…

Nach Lupo und Fox geht’s jetzt richtig up!
VW – hat mit dem up! wieder einen Kleinstwagen im Segment – seit Anfang 2012 kann man den kleinsten aller Wolfsburger ordern.
Und wie es bei den ganz Kleinen üblich ist – gibt es auch nur kleine Motoren. Das bedeutet: 1.0-Liter Hubraum und drei Zylinder – für mehr wird’s, platztechnisch gesehen,  eben auch schon ein wenig eng unter der Haube. Von 60 bis 90 PS reichte die Palette – doch VW wäre nicht VW, würde man nicht noch eine Variante hinzufügen – nämlich die, mit den drei legendären Buchstaben: GTI
So geschehen, kam also im Jänner 2018 die stärkste Version des kleinsten VW’s – der up! GTI.

Ist der up! GTI tatsächlich ein „echter“ GTI?

Sagen wir mal so – verglichen mit dem Golf I GTI, auf jeden Fall.
Und das soll auch so sein – VW hat bewusst eine Art „Hommage“ an den ersten aller GTIs auflegen wollen. Es gibt so einige Details, welche man bewusst vom damaligen „Ur-Vater“ übernommen hat. So sind beide annähernd gleich groß, haben eine nahezu identische PS-Leistung und sind beides keine Schwergewichte – wobei der kleine up! doch noch immerhin über 200 Kilogramm mehr auf die Waage bringt, als der 810 Kilogramm schwere Einser-GTI.

Optisch hat man natürlich nicht auf die wichtigsten Elemente aus der GTI-Familie vergessen – so spendierte man dem kleinen Wolfsburger natürlich den roten Querstreifen an der Front, das Wabenmuster im Kühlergrill, einen Dachspoiler, welcher die Seitenlinie dynamischer wirken lässt und das Heck optisch ein wenig verlängert. Dazu gesellt sich am Heck noch ein, in schwarz gehaltener Diffusor und ein verchromtes Endröhrchen. Gottseidank hat man die 13-Zöller des ersten Golf GTI nicht übernommen – dies würde dann wohl „zu wenig“ des Guten bewirken. Den up! GTI stellte VW auf wunderschöne 17-Zöller im „Brands-Hatch-Design“ mit darunter liegenden roten Bremssätteln an der Vorderachse. Hinten gibt’s Trommelbremsen – wie eben auch beim 1976er Golf GTI.

Zu schlichtes GTI-Interieur oder gewollte Erinnerung an den Einser GTI?

Wer jetzt schon mal in einem Golf GTI – neueren Baujahres – gesessen hat, kennt die gute Verarbeitung und den, als kleinen Hauch von Luxus zu bezeichnenden, Komfort – gepaart mit einer Portion Sportlichkeit – zu schätzen.

Nun ja – im up! GTI gibt es das nicht wirklich. Es dominieren Hartplastik, wie auch einst in vergangenen Zeiten. Dennoch wirkt das Cockpit modern, solide und aufgeräumt. Um etwaige „Denkerfalten“ auf der Stirn braucht man sich nicht zu sorgen – alles ist logisch und einfach zu bedienen. Das Leder-Volant ist sehr hochwertig und griffig wie die dicke Geldbörse am Monatsbeginn. Apropos griffig: Wir haben keine Ahnung was für ein Material VW da auf die Pedalerie aufgetragen hat, aber ein abrutschen ist schlicht unmöglich. Den Fuß einmal auf Bremse, Kupplung oder Gaspedal gedrückt, bleibt er dort und verrutscht kein Stück.

Die Sitze sind natürlich – GTI-typisch – im klassischen „Clark“-Karomuster gehalten. Leider halten sie nicht ganz so viel, also zumindest nicht den Oberkörper in Position, wenn man schneller in eine Kurve fährt. Etwas mehr Seitenhalt hätte man dem Mikro-GTI dann schon spendieren dürfen. Ebenfalls etwas mehr, hätte es auch in Bezug auf die eine oder andere Ablage sein können – so wirklich viel Möglichkeiten, wo man seine sieben Zwetschken hin platzieren kann, gibt es leider nicht.

Der Platz im up! ist generell eher klein bemessen. Während Fahrer und Beifahrer grundsätzlich nicht mit Platzmangel zu kämpfen haben, sieht es eine Reihe weiter hinten etwas anders aus. Unser Test-Dummy-Redakteur Matheos – über 180 cm und von recht kräftiger Statur, hatte im Fond so seine Probleme – trotz der einstiegsfreundlichen Fünftürer-Variante.

Entertainment und coole Features

Serienmäßig gibt’s beim up! GTI das Radiosystem „Composition“ inklusive „maps + more dock“. Dank des praktischen Smartphone-Halters – bis knapp 14 cm Displaygröße – kann man nun ganz bequem sein Mobiltelefon festmachen und mit Infotainment koppeln. Anschließend kann man sich über das Smartphone jetzt alle allgemeinen Fahrinformationen anzeigen lassen, Musik streamen oder die Navigation aufrufen. Es gibt nun sogar eine App um sich Motordaten anzeigen zu lassen.

Wie wär’s zusätzlich mit einer kleinen Brise „VR6“ aus den 90ern?

Jedem VW-Enthusiasten stellte es bei dem Kürzel VR6 die Nackenhaare auf – mmmhh, die Dinger hatten den wohl geilsten Motorsound in der Kompaktwagenlasse. Wir staunten also nicht schlecht, als wir den up! GTI mit seinen 3-Zylindern starteten, aufs Gas stiegen und plötzlich dieser – ja leider etwas übertriebene – Sound aus den vorderen Lautsprechern kam. Was sich anfangs etwas unnatürlich, jedoch nicht schlecht anhört, wird spätestens auf längeren Strecken etwas nervig.
Vor allem dann, wenn es ein längeres Stück bergauf geht und man das Gaspedal Richtung Bodenplatte drückt, brummelt einem der Soundgenerator so richtig die Ohren voll.
Einfach abschalten? Dachten wir uns auch – doch das ist im up! GTI nicht vorgesehen. Bleibt nur eins: Die Musikanlage der Marke „beats“ (Aufpreis) volle Kanne aufdrehen und mit grandioser 300 Watt-Power den Soundgenerator übertönen.

Flotter Dreier!

Hier geht’s natürlich um den 1.0 Liter TSI-3-Zylinder und seine 115 Pferde.
Ich persönlich war nie ein Fan von 3-zylindrigen Motoren. Erinnert der Klang doch eher an eine Nähmaschine, als ein Automobil. Dann immer diese Anfahrtsschwäche und das „Gestotter“, wenn man einmal zu schnell die Kupplung auslässt. Beschleunigung gibt’s sowieso erst bei höheren Drehzahlen und der Verbrauch ist meist unverschämt hoch, für diese Motörchen.
Nun ja – „räusper“ – VW zeigt uns, dass es auch anders geht. Dies ist der allererste Primzahlmotor, welcher überhaupt keine Anfahrtsschwäche zeigt. Gar keine!

Die 200 Newtonmeter Drehmoment liegen schon bei 2.000 Umdrehungen an – und zwar so, dass die Vorderräder des kleinen GTI-Zwergs, selbst im zweiten Gang, teilweise vergebens nach Grip suchen. Auch beim  Verbrauch gab’s keine bösen Überraschungen – zwischen 5,2 und 6,2 Liter bewegten wir den Wolfsburger Sportzwerg. „Spazieren getragen“ haben wir ihn allerdings nicht.

Kein „Rumge-eier“!

Das Fahrwerk des kleinsten GTI Vertreters aus Wolfsburg wird den drei Buchstaben auf jeden Fall gerecht. Liegt er, dank Sportfahrwerk, auch 15 mm tiefer, als seine „normalo“ Brüder. Trotz des härteren und strafferen Fahrwerks fährt der up! GTI gediegen und harmonisch über Schlaglöcher und Straßenunebenheiten. Gebiss festhalten ist also nicht nötig – auch wenn es sich durch den kurzen Radstand ein wenig heftiger anfühlt.

Kurvenfahren macht mit dem Renn-up! richtig Laune – dazu gibt es ja immerhin im Cockpit noch Sechszylinder-Sound oder eben gute Musik. Schwächen offenbaren sich nur bei schnellen, engen Kehren, hier reagiert der kleine Wolfsburger mit bestimmenden Untersteuern.

Stillgestanden!

Nur gut, dass man nicht alles aus dem Ur-GTI der 70er übernommen hat. Wenn dem so wäre, dann hätte der up! wohl den aktuell längsten Bremsweg. Diesbezüglich kann ich beruhigen, der Bremspunkt ist hervorragend dosiert, ebenso wenig tritt bei mehrmaligen Bremsen Fading auf.

up! GTI – Würdig oder nicht?

Der up! GTI ist ein waschechter GTI.
Die Haptik im Innenraum? Egal, hier geht es um Sportlichkeit– sage ich.
Die drei Zylinder? Die merkt man fahrtechnisch nicht, nur akustisch von außen.
Der up! GTI ist leicht, der Motor hängt super am Gas und das Fahrwerk ist top! Alles zusammen macht unterm Strich jede Menge Spaß und gute Laune…
…so wie einst der Einser Golf GTI.
Und sind wir uns mal ehrlich – mehr braucht’s bei einem GTI auch wirklich nicht.

Mein FAZIT:

Was mich begeistert:
Toller Dreizylinder ohne Anfahrtsschwäche
Gute Verbrauchswerte
Agiles Handling

Was ich mir noch wünschen würde:
Deaktivierung des Soundgenerators für den „Motorsound“ aus den Lautsprechern.
Dafür ein wenig mehr „echter“ Auspuffsound – wer weiß, vielleicht kann ja ein 3-Zylinder auch gut klingen?
Mehr Ablagen im Innenraum

Factporn:

Modell: VW up! GTI, 5-Türer
Motor / Antrieb: 3 Zylinder Direkteinspritzer mit Abgasturbolader
Hubraum / Verdichtung: 999 ccm3 / 10,5:1
Leistung  kW /PS (Gesamt): 85 kW / 115 PS bei 5.500 U/min
Drehmoment: 200 Nm bei 2.000 – 3.500 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Fahrwerk
Vo. Achse:
Querlenker, Schraubenfeder, Querstabilisator
Hi. Achse: Verbundlenkerachse, Schraubenfeder
Getriebeart: 6-Gang Schaltgetriebe
0-100 km/h: 8,8 Sekunden
V-Max: 196 km/h
Verbrauch Werksangabe – Stadt/Land/kombiniert, l/100 km: 6,0 / 4,1 / 4,8
Verbrauch Test – Durchschnitt l/100 km: 5,2 -6,2 L
Leergewicht:
1.070 kg
L/B/H: 3,600 / 1,910 (inkl. Außenspiegel) / 1,478 (Meter)
Radstand: 2,410m
Wendekreis: 9,8m
Felgen / Reifen: 6,5J 17, 195/40 R 17,
Kofferraumvolumen: 251 bis 959 Liter
CO2 Emissionen:
110g/km (Euro 6)
Tankinhalt:
35 Liter
Kraftstoff:
Super 95
VW up! zu haben ab: 10.690 €
Basispreis VW up! GTI:
16.840 € (Aufpreis Go-Plus: 1.500,- Euro)
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA (4 %)  und Mwst: 18.960,88 €

Sonderausstattung:

  • Vordersitze mit Höheneinstellung € 90,52
  • 4 Türen € 505,92
  • Soundsystem „beats“ € 429,04
  • Rückfahrkamera „Rear View“ € 192,20
  • Panorama-Ausstell-/Schiebedach € 849,40
  • drive pack € 303,80

Summe Sonderausstattung: € 2.370,88

NoVA-Abschlag §6 NoVAG: € – 300,-

(c) Text und Bilder: Gas Junky

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