Der robuste Zwillingsdrache
Es war nicht wirklich Liebe auf den ersten Blick möchte man behaupten. Der letzte SsangYong Praxistest ist bei mir schon wieder ein paar Monate oder sogar Jahre her. Es ist also schon wieder jede Menge Wasser die Donau hinuntergelaufen. Das Team von Alessandro Chieppi ist von Klagenfurt nach Wien übersiedelt.
Aber zurück zur Liebesgeschichte. Der Korando stand in der letzten Ecke des Händlers, mit jeder Menge Blütenstaub bedeckt, sodass man von der Metallic-Lackierung kaum mehr etwas erkennen konnte.
Aber muss er sich wirklich im letzten Eck verstecken?
Spätestens nach dem Frühlingsputz bei der nächsten Waschanlage können wir bestätigen, dass dies nicht so ist.
Den Koreanern ist ein echter Hingucker gelungen, einerseits sorgt das Fernost-Design für verwunderte Blicke auf den heimischen Straßen, denn was der Bauer nicht kennt – Sie wissen es ja selbst – entweder isst er es nicht oder aber, es weckt die Neugierde. Auf der anderen Seite ist es in einer Zeit von digitalen Tachos, hochmodernen Infotainment-Systemen und hunderten Assistenzprogrammen mutig auf diese zu verzichten und sich eher auf der schlichteren Seite mit dem einfachen und übersichtlichen Interieur anzusiedeln. Ganz einfach, ohne viel Firlefanz und Schnickschnack – hat man hier tatsächlich noch das Gefühl in einem Auto zu sitzen und nicht vor einem Computer auf Rädern.
Das Interieur:
Man öffnet die Türe – mittels Knopfdruck am Schlüssel – keine Spur von Keyless Go, dann will man ihn ablegen den Schlüssel, aber der Korando hat doch noch tatsächlich ein Zündschloss – nix da mit schlüsselloser Starterei, hier wird noch vorgeglüht – wie früher am Samstagabend vor dem Discobesuch.
Elektrisches Gestühl? Nein, wozu auch? Es funktioniert ja auch mit Hebel ziehen. Die beigen Sitze passen ideal zu der Farbkombination. In unserem Fall nennt sich die Metallic-Lackierung „Galaxy Green“. Diese ist für den einzigen aufpreispflichtigen Posten in der Sonderausstattungsliste verantwortlich. Da mögen deutsche Hersteller mal ganz genau hinhören und sich ein dickes „Scheiberl“ abschneiden.
Die Materialwahl fällt keineswegs härter als das Fahrwerk aus, ganz im Gegenteil dieses könnte man ruhig noch ein wenig straffen, das Armaturenbrett ist mit Soft-Touch überzogen und hier und da klopft man eben auf härteres Plastik. Auch das Infotainment-System ist ohne Betriebsanleitung logisch bedienbar. Das Navigation-System kommt von TomTom und warnt sogar vor fixen Radarkästen und lässt einem die Anweisungen zeitgerecht wissen, sodass einem die Extrarunde in der City erspart bleibt.
Die Kopf- als auch Beinfreiheit ist sehr großzügig bemessen, sodass auch eine Fahrt mit voller Besatzung, keineswegs zu einer Kuscheltour wird.
Das Exterieur:
Auch beim Außendesign lassen die Koreaner mit der Doppelchromspange an der Front und Tagfahr-LEDs keineswegs einen langweiligen Eindruck im Rückspiegel aufkommen. In einer Zeit von Fake-Auspuffblenden können wir endlich mal wieder ruhig durchatmen, denn die Chromblenden sind nicht als Zierde angebracht – hier kommt tatsächlich noch der Abgasstrom raus.
Das Fahrverhalten:
Unter der Haube sorgt ein hubraumstarker aufgeladener 2,2 Liter-Diesel von AVL für tadellose Kraftentfaltung. In Zeiten von Downsizings darf man sich über solche Aggregate ruhig mal wieder freuen. Der Vierzylinder-Selbstzünder ist an ein Sechsgang-Schaltgetriebe gekoppelt. Ampelstarts wird man keine mit dem Kompakten-Drachen gewinnen, aber dafür ist er auch nicht gebaut. Mit moderater Fahrweise schwankte der Testverbrauch zwischen sieben und acht Liter.
Ein wesentlicher Punkt im Lastenheft ist die gefühllose und rückmeldungsarme Lenkung, da hätten die Ingenieure noch ein wenig nachbessern können.
Die Bremsen packen einwandfrei zu und sind auch in jeder Situation gut dosierbar. In den Kurven hat auch der Korando als Kompakt-SUV mit einem erhöhten Wankverhalten zu kämpfen. Die Zug- und Druckstufe sind für SUV-Verhältnisse durchschnittlich.
Unser Fazit:
Wer auch ohne viel Hightech auskommt und noch einen hubraumstarken Diesel unter der Haube haben will, macht bei dem Korando keineswegs etwas falsch. Das Preis/Leistungsverhältnis ist lobenswert und der verwunderte Blick mancher Verkehrsteilnehmer ist herrlich.
Was wir gut finden:
Die echten Auspuffblenden, das Preis/Leistungsverhältnis, den hubraumstarken Diesel
Was wir noch verbessern würden:
Die rückmeldungsarme Lenkung und die eine oder andere Materialauswahl im Innenraum.
(c) Bilder: xsbpx
Factporn:
Modell: SsangYong Korando Limited 2,2 4WD
Motor / Antrieb: 4-Zylinder Turbodiesel
Hubraum / Verdichtung: 2.157 ccm3 / 15,5:1
Leistung kW /PS (Gesamt): 131 kW / 178 PS
Drehmoment: 400 Nm bei 1.400 bis 2.800 U/min
Antrieb: Allradantrieb AWD
Getriebeart: 6-Gang-Schaltgetriebe
V-Max: 185 km/h
Verbrauch Werksangabe – Stadt/Land/kombiniert, l/100 km: 7,2/5,0/5,8
Verbrauch Test – Durchschnitt: zwischen 7,0 und 7,7 Liter
Leergewicht: 1.720 kg
L/B/H: 4,41 / 1,83 / 1,675 (Meter)
Radstand: 2,65 (Meter)
Wendekreis: 10,6 m
Kofferraumvolumen: 486 bis 1,312 Liter
CO2 Emissionen: 152 g/km
Tankinhalt: 57 Liter
Kraftstoff: Diesel
SsangYong Korando zu haben ab: 18.450 €
Basispreis SsangYong Korando Limited 2,2 Diesel AWD: 29,450 €
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und Mwst: 30.050 €
Mit derzeitigem Kundenbonus (€ 3.500) = € 26.550
Sonderausstattung:
Metallic-Lackierung (Galaxy Green)
€ 600