Praxistest: Toyota RAV4 Plug-in-Hybrid – Die Freude am Sparen

Vor knapp einem Jahr hatte Kollegin Gorth die Ehre, dass sie dem Zwillingsbruder (Suzuki Across) auf den Zahn fühlen durfte.
Nun sind Kollege Schön und meine Wenigkeit in den Genuss gekommen den Toyota RAV4 als Plug-in-Hybrid unter die Lupe zu nehmen. Ein sehr spannendes Kapitel in Zeiten wie diesen, denn gerade auf längeren Etappen kann uns selbst das beste Elektrofahrzeug keinesfalls überzeugen. Diesel? Wäre wohl die logische Alternative, dann sogar der Diesel Plug-in-Hybrid – nur leider gibt es (ohne logische Begründung) hierfür in Österreich keine Förderung.
Somit ist der Griff zum Teilzeit-Stromer der Japaner mit einem herrlich abgestimmten Antriebstrio die wohl derzeit beste Lösung. Aber nicht nur der durchaus sparsame Verbrauch spricht für den Teilzeit-Stromer aus Japan.

Interieur: Erstklassige Haptik, enttäuschendes Infotainment

Nimmt man hinter dem Ledervolant Platz, blickt man auf eine Mischung aus digitaler und analoger Armatur, das muss man im 21. Jahrhundert schon mögen, schließlich sind die Japaner begnadete Technik-Freaks.
Aber kommen wir zu einem deutlich positiveren Punkt: Die Materialwahl überrascht mit erstklassiger Haptik und durchaus lobenswerter Ergonomie, die man bei anderen SUV-Modellen in diesem Segment übelst kritisiert. Die Sitze bieten guten Seitenhalt und lassen auf längeren Etappen keinesfalls den nötigen Komfortfaktor missen.
Sehr luftig geht es auch in zweiter Reihe zu, sodass man über reichlich Kopf- und Beinfreiheit verfügt, dies gilt auch für das Kofferraumvolumen mit mindestens 520 Liter.
Hingegen die elektrische Heckklappe für einen Eintrag ins Lastenheft sorgt, denn diese ist akustisch nicht zu überhören, besonders in den frühen Morgenstunden ist Obacht geboten.
Außerdem würde das Infotainment-System dringend eine Überarbeitungskur benötigen, sodass man speziell die veraltete Navi-Karte in Rente schickt, die Software des neuen Yaris Cross würde hier Bände für sich sprechen.
Deutlich besser gefällt uns das installierte JBL-Soundsystem, welches jede Fahrt mit dem RAV4 Plug-in-Hybrid in einen fahrenden Konzertsaal verwandelt.

Fahrverhalten: Die beste Alternative!

Auch wenn wir manchmal sehr peniblen Dingen in der Autowelt kritisch gegenüberstehen, gibt es wieder Tage an denen wir die technische Entwicklung so mancher neuen Modelle feiern. Dies ist auch im Testzeitraum mit dem Toyota RAV4 Plug-in-Hybrid passiert.
Aber nun mal im Überblick: Der 2,5-Liter Saugbenziner leistet 136 kW/ 185 PS (ausschließlich für diesen wird auch die motorbezogene Steuer berechnet), dieser wird von zwei Elektromotoren unterstützt. An der Vorderachse leistet das E-Aggregat 134 kW / 182 PS und an der Hinterachse nochmals 45 kW / 54 PS, womit eine Systemleistung von 225 kW / 306 PS zur Verfügung steht und bei Schlupf an der Vorderachse ein Allradantrieb die Kräfte erstklassig verteilt. Darüber hinaus muss man die Zusammenarbeit des Motorentrios loben, denn hier gibt es keine Gedenksekunde, zeitweise Leistungsverlust oder sonstiges Geruckel, welches wir bei so manchen dualen Antriebsformen spendiert bekamen.
Die stufenlose Automatik meistert ihren Job zumindest bei komfortablen Fahrten erstklassig, da fünf Fahrstufen simuliert werden. Erst bei sportlicher Fahrweise merkt man, dass der RAV4 Plug-in-Hybrid eher die komfortable Fortbewegung bevorzugt, wo er dann auch die Freude am Sparen unter Beweis stellt.

Wir haben es also mit einem zwei Tonnen schweren SUV-Modell zu tun, das über durchaus sportliche Fahrleistungen verfügt (6 Sekunden von 0-100 km/h) und mit der Effizienz eines halben Kleinwagens glänzt. Denn mit einem vorbildlichem Lademanagement haben wir den RAV4 Plug-in-Hybrid mit nur 3,3 Liter pro 100 Kilometer im Alltag bewegt. Der Lithium-Ionen-Akku verfügt über eine Kapazität von beachtlichen 18,1 kWh, womit laut Hersteller 75 Kilometer reinelektrisch zurückzulegen sind. Selbst im Praxisbetrieb konnte dieser Wert nur minimal abweichen, sodass 65 Kilometer problemlos umsetzbar sind.
Mittels Wechselstroms und 2,3 kW dauert die Vollladung 7,5 Stunden, bei 6,6 KW 4,5 Stunden, sodass über Nacht oder am Arbeitsplatz problemlos nachgeladen werden kann.

Dran und drin: Volle Hütte zum fairen Preis!

Der RAV4 Plug-in-Hybrid glänzt nicht nur mit seinem durchaus perfekt abgestimmten Antriebsstrang, er kann in der Topversion mit einem erstklassigen Preis Leistungsverhältnis überzeugen, sodass keine Extras in der Sonderausstattung zu finden sind und die 60.990 Euro völlig in Ordnung gehen.
Immerhin wird man mit folgenden Highlights ohne Aufpreis verwöhnt: Sitzbelüftung vorne, Sitzheizung vorne und hinten, Lenkradheizung, JBL Soundsystem mit 9 Lautsprechern und einem Subwoofer, Head-up-Display, Keyless Go & Start, LED-Scheinwerfer und vieles mehr.

Im Vergleich zur 8.000 Euro günstigeren Einstiegsversion (Active) des RAV4 Plug-in-Hybrid wird man in der Topversion mit jeder Menge Goodies verwöhnt, die bei den Premium-Marken mit sündteuren Preisen in der Optionsliste zu finden sind.

Fazit von Sebastian Poppe:

Der Toyota RAV4 Plug-in-Hybrid ist für uns derzeit die beste Alternative für all jene, die oftmals längere Strecken zurücklegen und trotzdem effizient unterwegs sein wollen. Neben dem NoVA-Entfall wird man mit einer E-Mobilitätsförderung belohnt. Die hohe reinelektrische Reichweite und der niedrige Verbrauch sprechen ganz klar für den japanischen Teilzeit-Stromer.

Fazit von Alex Schön:

Der Toyota RAV4 Plug-in-Hybrid kann dank seines durchdachten Antriebs ordentlich Vortrieb generieren, ist dabei aber stets sehr sparsam. Die an Board verbauten Komfort-Features lassen selbst die längsten Fahrten schnell vergehen und sorgen für gute Laune bei den Insassen. Gerade der überdurchschnittlich großen, elektrischen Reichweite ist es zu verdanken, dass die meisten Fahrten des Alltags durch emissionsfreies Gleiten absolviert werden können. Sollte dann doch einmal ein längerer Weg anstehen, kann alles Notwendige sorgenfrei im Kofferraum verstaut werden.

Was uns gefällt:

  • Die hohe Effizienz
  • Die erstklassige Verarbeitung
  • Die hohe, reinelektrische Reichweite

Was wir noch verbessern würden:

  • Die laute, elektrische Heckklappe
  • Das veraltete Infotainment-System

Factbox: Toyota RAV4 Plug-in-Hybrid AWD-i Style

Motor: Reihen Vierzylinder inkl. Plug-in-Hybrid Technologie
Hubraum:  2.487 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS:  136 kW/ 185 PS
Elektro-Aggregat: Leistung kW/PS: 134 kW/ 182 PS vorne,
Elektro-Aggregat: Leistung kW/PS: 45 kW/ 54 PS hinten
Systemleistung kW/PS: 225 kW/ 306 PS
Drehmoment Benzin-Aggregat:  227 Nm bei 3.200 U/min bis 3.700 U/min
Drehmoment Elektro-Aggregat: 270 Nm vorne, 121 Nm hinten
Antrieb: Allrad
Getriebeart: kontinuierliches variables Getriebe (E-CVT)
0-100 km/h:  6,0 Sekunden
V-Max: 180 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert l/100 km:  1,0–
Werksangabe Stromverbrauch – kombiniert kWh/100 km: 19,9:
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 3,3-5,0
CO2 Emissionen: 22 g/km / WLTP

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA + HA: Scheibenbremsen innenbelüftet
Felgen/Reifen: 235/55 R19

Gewicht und Maße

Leergewicht:  1.910 – 2.005 kg
L/B/H in Meter: 4,6 m / 1,855 m / 1,685m
Radstand in Meter: 2,690 m
Kofferraumvolumen: 520 bis 1.604 Liter
Tankinhalt: 55 Liter
Kraftstoff: Super 95

Preise

Toyota RAV 4 Hybrid zu haben ab: € 33.590,-
Toyota RAV4 Plug-in-Hybrid AWD iStyle Active zu haben ab: € 52.990,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 60.990,-

(c) Bilder: Sebastian Poppe