Praxistest: Suzuki Swift Sport Hybrid – Die Fahrmaschine unter Strom gesetzt

Praxistest: Suzuki Swift Sport Hybrid – Die Fahrmaschine unter Strom gesetzt

Mit dem Modelljahr 2020 hybridisieren die Japaner deren sportliche Kleinwagen-Rakete. Mittels 48-Volt-Mildhybridsystem und dem neuen K14D Aggregat sollen laut Hersteller um bis zu 20 Prozent weniger Treibstoff durch die Spritleitungen fließen. Kann dies nun auch in der Praxis umgesetzt werden?

Der Suzuki Swift Sport ist unserer Meinung ein ganz spezielles Auto, denn er vereint Sportlichkeit und Alltagstauglichkeit besser als so manch andere Modelle, die zum Beispiel auch über diverse Fahrmodi inklusive adaptive Dämpfer verfügen. Auf all diese Features verzichtet man im Suzuki Swift Sport, denn die Abstimmung des Fahrzeugs bietet bereits eine erstklassige Balance, außerdem spielt ja die Gewichtsreduktion eine große Rolle.

Interieur: Alles beim Alten

Im Zuge der Hybridisierung hat sich leider beim Interieur des kleinen Kraftpakets nichts geändert. Das Cockpit wirkt weiterhin sehr aufgeräumt – an manchen Stellen leider auch veraltet. Das Infotainment-System ist mir zu weit unten platziert und würde dringend ein Update vertragen. Auch die Materialwahl spielt in diesem Segment nicht alle Stückerl, Großteils fasst man auf Hartplastik-Elemente die deutlich härter als das Sportfahrwerk wirken.

Aber genug gemeckert, denn spätestens nach dem ersten Kurventanz wird man die Sportsitze mit integrierter Kopfstütze des Suzuki Swift Sport Hybrid lieben – erstklassiger Seitenhalt gepaart mit reichlich Komfort sorgen für die Bestnote. Auch das Sportlenkrad liegt gut in den Händen und ist nicht mit zu vielen Knöpfen überseht, sodass auch die Bedienung des Monitors zwischen Drehzahlmesser und Tacho kinderleicht bedienbar ist. Sogar der aktuelle Leistungs- und Drehmomentabruf kann hier eingeblendet werden.
Für eine noch sportlichere Note des Cockpits sorgen zahlreiche Applikationen in Rot, ebenso die Kontrastnähte verstärken diese Optik nochmals.
Sowohl Kopf- und Beinfreiheit gehen für diese Klasse in Ordnung, lediglich die hohe Ladekante ist ein wenig ärgerlich.

Sicherheitsfeatures: Erstmals Toter Winkel- und Auspark-Assistent

Als erstes Kompaktmodell des japanischen Herstellers verfügt der Suzuki Swift Sport Hybrid über den sogenannten BSM (Blind Spot Monitor, Toten Winkel Assistent) und den RCTA (Rear Cross Traffic Alert, einen Ausparkassistent bzw. Querverkehrswarner).
Diese Assistenzsysteme funktionieren im Praxisbetrieb erstklassig und sorgen natürlich für zusätzliche Sicherheit bei unübersichtlichen Stellen bzw. auch beim Spurwechsel.

Ein wenig zu aktiv greift uns der Notbrems-Assistent ein, denn selbst bei parkenden Autos agiert dieser mit einem Warnsignal, einmal legte dieser sogar eine Notbremsung ein, sodass man beinahe vom Volant abbiss.

Exterieur: Sportliches Außenkleid

Bereits im Rückspiegel macht sich der Swift Sport Hybrid mit dem wabenförmigen Grill und den aerodynamischen Bauteilen an der Front bemerkbar. 17-Zoll Leichtmetallfelgen und die zwei kegelförmigen Endrohre zählen zu den Markenzeichen des 3,89 Meter langen Flitzers. Im Vergleich zum Vorgänger hat man auf die Beklebung der Streifen auf der Motorhaube verzichtet, außerdem trägt die Hybrid-Version nun am Heck deren neues Emblem.

Fahrverhalten: Bedeutet weniger Leistung nun auch weniger Fahrspaß?

Der 1,4-Liter Turbobenziner (interne Bezeichnung: K14D) des Suzuki Swift Sport Hybrid hat im Vergleich zum bisherigen Modell 11 PS verloren, von 140 PS minimierte man die Leistung auf 129 Pferdchen.
Dennoch wurde das Drehmoment um 5 Nm auf 235 Nm angehoben.
Aufgrund des 48-Volt-Mildhybridsystems legte der neue Suzuki Swift Sport Hybrid auch ein wenig an den Hüften zu, sodass man mit 1.021 Kilogramm die ein Tonnen Grenze überragt.

Nun gut, so viel zu den technischen Daten. Der neue Swift Sport Hybrid hängt dank Mildhybrid System deutlich zügiger am Gas und kann natürlich die Leistung um ein Euzerl früher auf die Straße bringen.

Erstaunlich ist aber, dass sich die Vorderräder niemals überfordert fühlen und die Power erstklassig auf die Straße gebracht wird. Die 195er Pneus krallen sich in den Asphalt, sodass man selbst in flott angesteuerten Kehren niemals das Gefühl des Untersteuerns wahrnimmt. Ein wenig unerklärlich ist mir, wie die Ingenieure diese hohe Querbeschleunigung hinbekommen haben. In nur 8,3 Sekunden erreichten wir die 100er Marke, aber viel mehr zählt beim Swift Sport Hybrid der Fahrspaß pro Kilometer.

Klar, der Swift Sport ist ein fahraktives Gefährt, er zerrt hie und da an der Lenkung, das Fahrwerk ist auf schlechten Straßen gar ein wenig straff – aber diese hohe Fahrstabilität kostete mich besonders an schönen Sonntagen jede Menge Schlaf. Der Ritt im Hinterland auf kurvigen Strecken bleibt mir wohl noch länger in Erinnerung, denn auch der Kraftstoffverbrauch bei artgerechter Fortbewegung ist lediglich um einen Liter höher, als die Werksangabe. Hut ab, liebe Ingenieure.

Und wer den Swift Sport Hybrid im Alltag bewegen mag, wird auch hier keinesfalls ein neues Gebiss oder einen Besuch beim Chiropraktiker benötigen. Ganz im Gegenteil, der Swift Sport Hybrid ist wohl das erste Fahrzeug mit Mildhybrid-Unterstützung, das im Alltag über eine erstklassige Abstimmung verfügt. Keine Anfahrtsschwäche und dann plötzlich drückt es dich in den Sitz und auch die Rekuperation ist deutlich ausgeprägt – eventuell könnte man diese noch in Stufen gliedern, denn Geschmäcker sind verschieden.

Fazit: 

Mit dem Suzuki Swift Sport Hybrid haben die Ingenieure einen noch besseren, sportlichen Kleinwagen auf die Räder gestellt. Trotz reduzierter Leistung hängt der Swift Sport noch agiler am Gas – die Teilelektrifizierung sorgt für ein noch flotteres Ansprechverhalten.
Infotainment und Haptik würden dringend eine Überarbeitungskur benötigen.

Was uns gefällt: 

Das sportliche Fahrverhalten
Die sportlichen Sitze
Das Mildhybrid-System

Was wir noch verbessern würden: 

Das Infotainment-System updaten
Die zahlreichen Hartplastik-Elemente
Die Eingriffe des Notbrems-Assistenten

Technische Daten – Suzuki Swift Sport Hybrid

Motor / Antrieb

Motor: Vierzylinder-Ottomotor mit Turboaufladung, vorne quer
Hubraum: 1.373 ccm3
Leistung  kW /PS: 95 kW / 129 PS bei 5.500 U/min
Drehmoment: 235 Nm bei 2.000 U/min.
Antrieb: Front
Getriebeart: 6-Gang Schaltgetriebe
0-100 km/h: 8,3 Sekunden (Gas Junky Messung) k.A. Hersteller
V-Max: 210 km/h

Verbrauch / Umwelt

Werksangabe kombiniert:  5,6 /100 km (nach WLTP)
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 6,6
CO2 Emissionen: 127 g/km (nach WLTP)

Fahrwerk / Reifen / Bremsen

Bremsen:
VA:
 Bremsscheiben innen belüftet und gelocht, HA: Bremsscheiben innenbelüftet
Felgen / Reifen:
VA + HA: 195/45 ZR17

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.021 kg
L/B/H: 3,890 / 1,735 / 1,480 (Meter)
Radstand: 2,45 m
Kofferraumvolumen: 265-947 Liter
Tankinhalt:
 37 Liter
Kraftstoff: 
Super 95

Preise

Suzuki Swift Sport Hybrid zu haben ab: 23.990 €
Preis Testwagen inkl. Sonderausstattung: 
24.740 €

Sonderausstattung

€ 390 Burning Red Pearl Metallic
€ 360 Dachlackierung ab Werk (Super Black Pearl)

(c) Bilder: Sebastian Poppe, Florian Richter