Praxistest: Ford Puma ST – Kleine Katze ganz groß

Wehe, wenn sie losgelassen! Nicht umsonst erwartet einen beim Einstieg im Display das Bild einer Katze mit kühlem Kopf, aber Pfeffer im Arsch. Wer im Ford Puma ST in den eng geschnittenen Recaro-Sportsitzen mit Lederwangen Platz nimmt, sollte möglichst beides haben, um mit dem Kleinen keine ungewollten Höhen(aus)flüge zu unternehmen.

Eigentlich ist er ja ganz ein Braver. Der Abstammung nach basiert der Ford Puma ST – kaum zu glauben – auf dem Ford Fiesta, nur eben höher gestellt, mit größeren Rädern und jeder Menge ST-Genen – sozusagen ein Ford Fiesta ST auf Stelzen.
Damit diese die Kraft aus dem 1,5-Liter EcoBoost-Motor mit nur drei Zylindern und 147 kW (200 PS) auch auf die Straße bringen, gibt es Michelin Pilot Sport 4 als Pfotenschutz. Michelin betont beste Leistung und optimale Kontrolle, auch bei wenig Restprofil. Nun, was sollen wir sagen?

Gefährliche Katze?

Es stimmt. Besonders im Modus „Rennsport“, vor dem wir eindrücklich gewarnt wurden. Aber wie so oft ist genau das interessant, das einem zwar nicht verboten, aber doch mit erhobenem Zeigefinger präsentiert wird. (Da fällt uns wieder der rot erleuchtete Hintern der Katze im digitalen Armaturenbrett ein.) Wer ihn herausfordert, kann mit dem Puma auch schon mal auf drei Beinen unterwegs sein. Haben wir nicht gemacht – aber gehört, dass es problemlos möglich sein soll.

Mit der knackigen Schaltung, die die Gänge wie von selbst einsortiert, dem kurzen Kupplungsweg und der direkten Lenkung vergehen die 6,7 Sekunden bis zum Erreichen des Landstraßentempos viel zu schnell. Zum Glück lassen sich solche Starts beliebig oft wiederholen und so kann man jedes Mal aufs Neue das ST-typische (sportlich, aber nicht zu hart abgestimmte) Fahrwerk in Kombination mit dem ultimativen Sound (innen wie außen) erleben.

Schnurren oder miauen?

Wer sich das elektrische Panorama-Schiebedach gönnt, kann sich z.B. bei „open roof“ im Stadtverkehr überlegen, ob er sein Umfeld mit 575 Watt-Premium-Sound aus 10 B&O-Lautsprechern (einschließlich Subwoofer) beschallen will oder es doch lieber das natürliche Rotzen und Röhren der ST-Auspuffanlage sein soll. Diese klingt – abhängig vom gewählten Fahrmodus – einmal dumpfer, dann wieder braver. Ein selektiver Fahrmodus-Schalter am Lenkrad ermöglicht eine schnelle und einfache Auswahl. Gestartet wird im Normal-Modus, neben der schon erwähnten „Rennstrecke“ stehen noch „Sport“ (schneller Wechsel mittels separater Taste am Lenkrad) und (für wen auch immer) „Eco“ zur Verfügung.

Für eine Katzenwäsche?

Weil wir gerade bei der Vernunft angelangt sind: Ford bietet auch im Puma ST die MegaBox. Diese ist eine in den Fahrzeugboden unter dem eigentlichen Kofferraum eingelassene 81 Liter fassende Plastikwanne mit Ablaufventil (mehr dazu hier). In diesem zusätzlichen Stauraum können entweder verschmutzte (bis zu 115 cm hohe) Gegenstände transportiert werden oder einfach der Rest des Einkaufs, der nicht im Fahrgastraum herumkugeln soll. Praktisch ist dieser zusätzliche Platz allemal – aber das ist ja nichts Neues bei Ford. Ablagen gab und gibt es zum Glück noch immer mehr als genug. Die Becherhalter in der Mittelkonsole fassen sogar 0,75 Liter Bouteillen – wenn man schon ein Panoramadach hat …

Irgendwie schaffen wir es in diesem Auto nicht, vernünftig zu bleiben. Das liegt vielleicht am tollen Punch und seiner Drehfreude, vielleicht aber auch daran, dass man ihm seine Fähigkeiten nicht unbedingt sofort ansieht. Ford Performance sorgt im Puma ST für Biss und gute Traktion. Er ist wendig und macht dadurch auch im Stadtverkehr viel Spaß. Um der Freude keinen Abbruch zu tun, ist ein aktiver Park-Assistent mit Ein- und Ausparkfunktion mit an Bord, der über Ultraschallsensoren Parklücken sowohl in Längs- als in Querrichtung erkennen und den Puma passgenau hineinmanövrieren kann. (Jetzt waren wir doch noch einmal vernünftig.)

Den krallen wir uns!

Von außen erkennt man den Puma ST an seiner Frontlippe mit „Ford Performance“-Prägung, Seitenschwellern in Wagenfarbe (mit schwarzem High-Gloss-Einsatz), Stoßfängern im ST-Design, einem schwarzen Dachspoiler und schwarzen Seitenspiegeln mit integrierten Blinkleuchten, einer Doppelrohr-Auspuffanlage mit aktiver Klappensteuerung und den Leichtmetallrädern im 5-Speichen-Y-Design in Magnetite-Premiumlackierung, die einen Blick auf die rot lackierten Bremssättel gewähren. Nicht zu vergessen: die Bodenprojektion des großen ST-Logos (sichtbar bei Nacht oder in Garagen).

Auch im Inneren wird mit ST-Elementen nicht gespart: So finden sich diese am ST-Lederlenkrad im 3-Speichen-Design mit grauen Ziernähten, den Recaro-Sportsitzen mit Leder-Stoff-Polsterung „Dinamica“ oder dem mittig platzierten Bildschirm. Die digitale Instrumententafel ist 12,3-Zoll groß (das entspricht einer Bildschirmdiagonale von 31,2 cm) und sehr gut ablesbar. Die Anzeigen ändern sich je nach gewähltem Fahrmodus, zusätzlich erscheint mit ST-Launch Control eine grafische Darstellung, wenn das System über die Bedieneinheit am Lenkrad aktiviert wird. Die Bedieneinheit für die Klimaanlage ist zum Glück analog geblieben.

Gibt es bei all den Lobeshymnen auch Kritikpunkte? Ja, wobei diese nur wenige Helferleins betrifft. So sind zum Beispiel die Spracheingabe beim Navi oder die Verkehrszeichenerkennung verbesserungswürdig. Auch der PreColission-Assist reagiert etwas nervös bei Regen auf der Autobahn. Auf solche Schrecksekunden können wir gerne verzichten; insbesondere dann, wenn der Gurt nicht manuell verstellt werden kann und dieser bei einer Größe von 1,70 Meter doch recht nah am Hals verläuft.

Fazit

Der Ford Puma ST eine witzige Alternative für alle, die ein wenig höher sitzen wollen, aber keine Geländegängigkeit benötigen. Mit seinen Rennsport-Features macht er viel Spaß und bietet dennoch Alltagstauglichkeit, auch aufgrund seiner umfangreichen Serienausstattung. Wer mag, kann ihn auch vernünftig fahren … aber wer mag das in einem solchen Auto schon?

Was uns gefällt:

  • die Pops & Bangs der Auspuffanlage – oder doch der B&O-Sound?
  • Agilität, Abstimmung und Beherrschbarkeit
  • der unerwartet riesige Kofferraum

Was wir noch verbessern würden:

  • die Spracheingabe beim Navi
  • die Empfindlichkeit des PreColission-Assistents
  • höhenverstellbare Gurte anbringen

Factbox: Ford Puma ST 1,5 EcoBoost 200 PS M6 X (SUV)

Motor/Antrieb

Motor: 3-Zylinder Turbobenziner, quer vorne
Hubraum: 1.496 ccm
Leistung kW/PS: 147 kW/200 PS
Drehmoment: 320 Nm bei 2.500 – 3.500 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Getriebeart: 6-Gang-Schaltgetriebe
0-100 km/h: 6,7 Sekunden
V-Max: 220 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert, l/100 km: 6,8
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 8,3
CO2 Emissionen: 155 g/km Euro 6d-ISC-FCM

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA + HA: Scheibe (vorne innenbelüftet)
Felgen/Reifen: 225/40 ZR19

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.358 kg
L/B/H: 4,226 / 1,805 / 1,520 m
Radstand: 2.588 m
Kofferraumvolumen: 456 – 1.216 Liter
Tankinhalt: 42 Liter
Kraftstoff: Benzin

Preise

Ford Puma ST zu haben ab: € 33.890,-
Ford Puma ST X: € 37.390,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 41.840

Sonderausstattung:

Panorama-Schiebedach, elektrisch € 900
Heckklappe elektrisch, sensorgesteuert € 400
Performance-Paket € 1.200
Fahrerassistenz-Paket € 1.100
Furious-Grün € 850

(c) Bilder: Gas Junky, sp und kg