Praxistest: Ford Fiesta ST 3-Türer – Das Rennsemmerl

Zylinderabschaltung, Dreizylinder und Ford Performance?
Ein Trio, welches besonders für die Fangemeinde als komplett verrückt erscheint, zumindest auf den ersten Blick.

Klemmt man sich frühmorgens hinter das Sportvolant der bereits dritten Generation der Kompaktrakete aus Köln, so merkt man schnell, dass dieses Trio sehr fein harmoniert.
In meinem Fall war es der (Um)Weg zum Bäckermeister, dann eben doch zur drei Ortschaften weiter entfernten Filiale. Nicht weil mir die nette Dame dort knusprige Kaisersemmeln bereithielt, es war dann doch das Rennsemmerl, welches mir die Lust auf einen kleinen Umweg schmackhaft machte.

Kein Wunder, denn mit dem Power-Downsizing-Aggregat gekoppelt an das wohl knackigste Sechsgang-Schaltgetriebe in dieser Klasse, nimmt man solch einen Umweg gerne in Kauf.

Interieur: Durchnschnittliche Haptik, erstklassige Recaros!

Ein wenig zurückhaltender wirkt das Interieur des Top-Fiestas, denn hier hätte man noch ein wenig mehr an den Oberflächen mit Softtouch-Materialien verfeinern können. Hingegen die Recaro-Sitze sowohl im kurvigen Hinterland als auch auf der Langstrecke überzeugen.
Auch das 8-Zoll Infotainment-System (Ford SYNC 3 Light) überrascht mit guter Auflösung, logischer Bedienoberfläche und zügiger Verarbeitung der Touch-Befehle. Darüber hinaus wird man auf Wunsch von einem Bang & Olufsen Soundsystem mit 675 Watt dank zehn Lautsprecher mit den besten Tönen verwöhnt, keine Sorge auch die Sportabgasanlage sorgt für gute Noten. Im Falle der getesteten 3-Türer Version verfügen Fahrer- und Beifahrer über reichlich Bein- und Kopffreiheit. Zwar sind die Abmessungen für die hinteren Passagiere ein wenig begrenzt, aber keinesfalls beengend. Wer jedoch öfters mit drei oder vier Personen unterwegs ist, sollte dann lieber zu der bereits getesteten 5-Türer Version greifen. Ein wenig ärgerlich erscheint bei beiden Versionen die doch sehr hohe Ladekante.

Dreizlyinder als auch Fahreindrücke sorgen für Bestnote

Kommen wir zu den Fahreigenschaften des neuen Ford Fiesta ST in der 3-Türer Version. Unter der Haube des kleinen Bruders des Focus ST werkt ein 1,5-Liter Dreizylinder Benziner mit Turboaufladung. Das sogenannte EcoBoost Primzahl-Aggregat leistet 200 Pferde bei 6.000 U/min, das Drehmoment von 290 Nm liegt bereits bei 1.600 U/min an. Gekoppelt an die wohl beste Sechsgang-Box in dieser Klasse sprintet der Polo GTI Gegner in nur 6,5 Sekunden auf Tempo einhundert, auch im oberen Drehzahlbereich schiebt der Kölner ordentlich an. Jedoch haben sich die Ingenieure nicht nur mit der Spritzigkeit des neuen Aggregats beschäftigt, es wurde auch die Effizienz bei der Entwicklung unter die Lupe genommen. Somit hat man eine Zylinder-Abschaltung integriert, welche unter Teillastbetrieb einen Zylinder deaktiviert. Innerhalb von nur 14 Millisekunden wird dieser wieder dazu geschalten. Bei Ford spricht man im Vergleich zum Vorgänger Modell, dem Fiesta ST 200 von einem bis zu elf Prozent gesenkten Verbrauchswert.

Fährt man im Alltag zwischen Voll- und Teillast, macht sich diese Technik nur beim Blick auf das Display bekannt. 7,5 bis maximal neun Liter fließen durch die Spritleitungen, Hut ab, liebe Ingenieure!

Meines Erachtens handelt sich um das wohl beste Dreizylinder-Aggregat, denn trotz der hohen Leistung erzielt man erstklassige Verbrauchswerte, darüber hinaus ist das Aggregat gut gedämmt und sorgt für einen beachtlichen Dreizylinder-Klang.

Gesteigerte Performance gegen minimalen Aufpreis

Nochmals gesteigerte Performance erhält man bei Wahl des „Performance-Pakets“. Dieses verfügt über eine Launch-Control, ein mechanisches Sperrdifferenzial von Quaife und eine Performance-Schaltanzeige.

Bereits serienmäßig verleiht man mittels drei auswählbarer Modi dem neuen Ford Fiesta verschiedenste Gesichter. Normal, Sport und Rennstrecke können per Knopfdruck ausgewählt werden.
Am wohlsten fühlt sich der sportliche Kölner im Rennstrecken-Mode, wo das ESP auch gänzlich deaktiviert ist. Die Kompakt-Rakete punktet mit dem wohl direktesten Einlenkverhalten in dieser Klasse, der bereits erwähnten knackigsten Sechsgang-Box und dem besten Fahrwerk.

Besonders im kurvigen Hinterland zeigt der Fiesta ST, dass man über eine überschaubare Summe noch ein spaßiges Kfz geleifert bekommt, welches auch im Alltag uneingeschränkt einsetzbar ist.

Erinnern wir uns also zurück an die knusprige Kaisersemmel, auch hier ist nicht immer die teuerste zugleich die Beste.

Ob man sich nun für den 3-Türer oder 5-Türer entscheidet ist Geschmackssache, das Performance Paket sollte man jedenfalls ordern, denn dann macht der (Um)Weg zum Bäckermeister noch mehr Spaß.

Was uns gefällt:

Der wohl beste Dreizylinder aller Zeiten
Das Fahrverhalten
Das Performance Paket

Was wir noch verbessern würden:

Die hohe Ladekante
Die Materialwahl im Innenraum
Einen Dauertest-Termin vereinbaren

Factbox: Ford Fiesta ST 1,5 EcoBoost 200 PS M6 ST Plus 3tg.

Motor / Antrieb

Motor: Reihen-Dreizylinder  Benziner mit Turboaufladung
Hubraum: 1.497 ccm3
Leistung  kW /PS (Gesamt): 147 kW / 200 PS bei 6.000 U/min
Drehmoment: 290 Nm bei 1.600 bis 4.000 U/min
Antrieb: Front
Getriebeart: 6-Gang Schaltgetriebe
0-100 km/h: 6,5 Sekunden
V-Max: 232 km/h

Verbrauch / Umwelt

Werksangabe innerorts/außerorts/kombiniert: 7,6/5,1/6,0 l/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 7,5
CO2 Emissionen: 136 g/km Euro 6d-TEMP

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen:
VA:
Belüftete Bremsscheiben: 278 mm x 23 mm
HA: Bremsscheiben: 253 mm x 12 mm
Felgen / Reifen:
VA+HA: 205/40 ZR18

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.262 kg
L/B/H: 4,068 / 1,735 / 1,469 (Meter)
Radstand: 2,493 m
Kofferraumvolumen: 292-1.093 Liter
Tankinhalt:
45 Liter
Kraftstoff:
Super

Preise

Ford Fiesta zu haben ab: 14.100,- €
Ford Fiesta ST Plus 3tg. zu haben ab:
27.400,- €
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA (5%) und MwSt: 30.864,88,- €

Sonderausstattung:

Winter Paket 2 € 213,23
Performance Pakte € 1.172,73
Türkantenschutz € 106,61
LED-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht € 852,89
Metallic Lackierung € 479,75
Rückfahrkamera inkl. Park-Pilot System hinten € 639,67

(c) Bilder: Sebastian Poppe