Alfa Romeo Stelvio Veloce Praxistest: Der Name ist Programm

Der Stelvio ist für uns ein ganz besonderes SUV-Modell, denn der Italiener hat seinen eigenen Stil, um die deutsche Konkurrenz eben anders aussehen zu lassen. Es ist schon sehr beeindruckend, wenn im Falle der Testversion die Bezeichnung Veloce (schnell, geschwind) an der Seitenwand prangt.
Klar, der Feinschliff nach Jahren hat schon seine guten Seiten, denn besonders in puncto Infotainment agiert man nun benutzerfreundlicher und zeitgemäßer. Das Außenkleid blieb hier unberührt, darüber sind wir auch froh.

Manche mögen wohl klagen, dass hinter dem Sportvolant kein digitales Display hervorsticht, aber gerade bei solch einem fahraktiven Modell kann ich gerne auf dieses Hightech-Kino verzichten. Es macht eben große Freude, wenn man den gut im Futter stehenden Turbobenziner (280 Pferdchen) einen Gasstoß verpasst und der analoge Drehzahlmesser in Windeseile in Richtung Begrenzer zischt und die fein abgestimmte Wandlerautomatik einen sportlichen Gangwechsel spendiert, dir aber keine ins Kreuz knallt – wie es bei manch sportlichen Doppelkupplern der Fall ist.
Nicht mal beim Griff hinter die riesigen Schaltpaddles (Vorder- und Rückseite gänzlich aus Aluminium), die nicht nur das Blinken, sondern auch beim Betätigen des Scheibenwischers im Weg sind, müsste man sich vor einer „Knackwatschn“ fürchten, denn das 8-Gang-Automtikgetriebe leistet selbst im schärfsten der drei Fahrmodi noch eine sehr flotte aber feinfühlige Charakteristik.

Interieur: Infotainment-Einheit mit Feinschliff und 8,8-Zoll

Das Interieur bietet nun ein 7-Zoll TFT Display zwischen Drehzahlmesser und Tacho, welches immer die wichtigsten Infos abliefert. Die Infotainment-Zentrale misst 8,8-Zoll und ist mittels Dreh- und Drückregler oder wahlweise Touchbefehlen zu bedienen. Zwar bietet Alfa damit keinesfalls das größte Infotainment-Kino, dennoch wirkt diese Einheit deutlich aufgeräumter und ist simpler zu bedienen, über die Auflösung möge man streiten. Derzeit sieht man drei unterschiedliche Felder nebeneinander, diese kann man je nach Bedarf anpassen. Die Sprachsteuerung könnte noch etwas präziser abgestimmt werden, denn teilweise müssen die Sprachbefehle wiederholt werden oder dann gar mittels Dreh- und Drückregler reingeklopft werden.  
Überrascht hat uns nicht nur die erstklassige Ergonomie, sondern auch der erstklassige Seitenhalt der Sportsitze, dennoch verfügt man über reichlich Restkomfort auf längeren Etappen.
Großes Lob gilt für den üppigen Laderaum mit 525 bis 1.600 Liter und einer sehr niedrigen Ladekante, die man besonders beim Wochenendeinkauf zu schätzen lernt. Dies gilt auch für die Passagiere in zweiter Reihe, diese verfügen über reichlich Kopf- und Beinfreiheit.

Weniger begeistert ist man über die Bi-Xenon-Frontleuchten, denn selbst in höheren Ausstattungslinien steht noch keine LED-Technik parat.

Wie fährt der Stelvio Veloce mit 280 PS und Allrad?

Aber kommen wir zur der wohl größten Stärke der überarbeiteten Stelvio Version, nämlich dem Fahrverhalten.
Unter der Haube der Testversion schlummert ein längseingebauter 2,0-Liter-Vierzylinder mit 206 kW / 280 PS und 400 Nm Drehmoment.
Gestartet wird über den integrierten Button am Sportvolant, bereits hier kommt Formel 1 Feeling auf. Der Vierzylinder-Benziner schnurrt seidig vor sich hin, man würde hier beinahe einen Reihen-Sechszylinder unter der Haube vermuten. Die 8-Gang-Wandlerautomatik leistet große Arbeit – wie bereits erwähnt – agiert diese mit flotten Gangwechseln, aber keinesfalls ruppig.
Bei Bedarf sprintet man in nur 5,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo einhundert, dies ist natürlich auch dem Q4-Allradantrieb zu verdanken. Dieser baut ein unglaublich hohes Grip-Level auf und verleiht dem Stelvio ein erstklassiges Sicherheitsgefühl bei jeglicher Art von Witterungsbedingung.

Alfa Romeo setzt beim Q4-Allradsystem auf eine sehr spaßbetonte bzw. fahraktive Auslegung, denn erst wenn das Griplevel der Hinterräder Unterstützung benötigt, werden die Kräfte über das Verteilergetriebe bis zu 50 Prozent an die Vorderräder weitergeleitet. Dies passiert in wenigen Millisekunden, sodass man davon kaum etwas mitbekommt, dennoch bleibt der Fahrspaß und das Sicherheitslevel ausgeglichen.
Die adaptiven Dämpfer aktiviert man mittels Knopfdruck bzw. auch bei verstellen des DNA-Schalters auf die schärfste Linie, aber selbst hier kann man die smoothe Linie wählen. Sehr erfreulich ist, dass man die Dämpferregelung im Alltag auch spürt und somit macht man den Italiener auch alltagstauglich.
Deutlich spaßiger verhält sich der Stelvio Veloce auf der Landstraße, besonders in flotter Kennlinie: Hier verfügt man über eine erstklassige Lenkung, sehr direkte Kennlinie des Gaspedals und einer herrlichen Klangnote des Benziners. Schade finden wir, dass man das ESP nicht gänzlich deaktivieren kann und dass der Vierzylinder dann doch über zehn Liter konsumiert.

Assistenzprogramme deutlich erweitert

Im Zuge der Überarbeitungskur hat man den Stelvio auf Autonomes Fahren Level zwei abgestimmt. Demnach kann das SUV-Modell unter bestimmten Bedingungen selbständig Beschleunigen, Bremsen und Lenken. Dennoch muss der Fahrer die Eingriffe des Assistenzsysteme überwachen und im Bedarfsfall jederzeit in das Geschehen eingreifen.
Demnach verfügt man über einen Spurhalteassistent, einen Totwinkel-Warner, einen adaptiven Tempomat, einen Stau- und Autobahnassistent und einen Müdigkeitsassistent.
Besonders auf längeren Etappen lernt man diese Unterstützung sehr zu schätzen, im Hinterland werden Stelvio-Besitzer wohl lieber selbst das Steuer übernehmen.

Fazit:

Der Alfa Romeo Stelvio glänzt nach seiner kleinen Überarbeitungskur nun auch mit einem durchdachterem Infotainment-System und kann bei Bedarf auch autonom auf Level 2 fahren. Große Freude bereitet (im Fall der Testversion) der 280 PS starke Vierzylinder-Turbobenziner gekoppelt an eine feinabgestimmte 8-Gang Automatik und hecklastigen Allradantrieb, der hohe Sicherheit bietet.
Schade finden wir, dass es die Frontleuchten noch keine LED-Technik spendiert bekamen und die Sprachsteuerung teilweise etwas nervös arbeitet. Über die Preispolitik möge man diskutieren, spätestens nach den ersten Kurven versteht man diese.

Was uns gefällt:

  • Die hohe Fahrdynamik
  • Die Kräfte des Vierzylinder-Benziners
  • Die Spreizung zwischen Sportlichkeit und Komfort

Was wir noch verbessern würden:

  • LED-Technik für die Frontleuchten
  • Ein Update für die Sprachsteuerung
  • Ein deaktivierbares ESP, bei solch sportlichem SUV-Modell

Factbox: Alfa Romeo Stelvio Veloce 2.0 16V 280 AT8 Q4

Motor/Antrieb:

Motor: 4-Zylinder Turbobenziner, vorne längs
Hubraum: 1.995 ccm
Leistung kW/PS: 206 kW/280 PS bei 5.250 U/min.
Drehmoment: 400 Nm bei 2.250 U/min
Antrieb: Allrad
Getriebeart: 8-Gang-Wandlerautomatik
0-100 km/h: 5,7 Sekunden
V-Max: 230 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert, l/100 km: 8,4-8,9
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 11,0
CO2 Emissionen: 189-201 g/km Euro 6d-Final

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA + HA: Scheiben (innenbelüftet)
Felgen/Reifen: 255/45 R20

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.735 kg
L/B/H: 4,686 / 1,903 / 1,693 m
Radstand: 2,818 m
Kofferraumvolumen: 525-1.600 Liter
Tankinhalt: 64 Liter
Kraftstoff: Super 95

Preise

Alfa Romeo Stelvio zu haben ab: € 46.267,-
Alfa Romeo Stelvio Veloce 2.0 16V 280AT Q4 zu haben ab: € 68.200,-

(c) Bilder: sp & fr – Gas Junky Media