Mazda CX-60 PHEV Praxistest: Ein Flaggschiff kreuzt auf

Im vergangenen Jahr durfte ich bereits den Mazda CX-5 ausgiebig testen und mich von dessen Gesamtpaket begeistern lassen. Daher freute ich mich, als mir der Schlüssel zum neuen CX-60 mit Plug-in-Hybrid-Antrieb in der Ausstattungslinie Homura überreicht wurde. Nicht nur das Äußere ist hier neu, denn auch unter dem Bechkleid gibt es einige Neuerungen zu entdecken.

Exterieur: Ein imposanter Auftritt

Man kann einiges über den neuen Mazda sagen, doch klein und unauffällig ist er bestimmt nicht. An der Front thront ein gewaltiger Kühlergrill mit LED-Tagfahrleuchten, die von den Scheinwerfern bis in den schwarzen Rahmen des Grills führen. In der Nacht wirken die Scheinwerfer daher viel größer, als sie es in Wirklichkeit sind. Große Lufteinlässe mit schwarzen Einfassungen untermalen den noblen, aber sportlichen Charakter des SUVs. Folgt man nun dem Seitenprofil über endlos lang wirkende Motorhaube, findet man im Bereich der Türen geschmeidige Rundungen, welche dann teilweise bei den Radkästen wieder in Kanten übergehen. Schmale, breite Heckleuchten mit 3D-Architektur harmonieren gut mit dem Heck, dessen Rundungen gekonnt von einzelnen, scharfen Kanten aufgebrochen werden. Auch wenn die Funktionalität leider nicht gegeben ist, fügen die schwarzen Auspuffendrohrblenden den richtigen Hauch Sportlichkeit hinzu und stehen dem japanischen SUV großartig.

Interieur: Hohe Qualität – großes Kino

Nehmen wir nun im schwarz gehaltenen Innenraum auf den Ledersitzen mit brauner Kontrastnaht Platz, fällt sofort auf, wie aufgeräumt und logisch alles wirkt. Das Tageslicht strömt durch das teilweise öffenbare Panoramadach und man fühlt sich sofort wohl, auch wegen der fantastischen Haptik aller angreifbaren Elemente. Am volldigitalen 12,3-Zoll-Instrumentendisplay wird eine kleine CX-60-Animation abgespielt, bis der Startknopf gedrückt wird. Zentral am Armaturenbrett befindet sich ein ebenfalls 12,3-Zoll großer Touchscreen, der auch mit einem Drück- und Drehhebel (ähnlich dem BMW i-Drive-System) steuerbar ist. Die Größe und Positionierung der Displays sind toll, doch die Auflösung könnte bei einem derart hochwertig verarbeiteten Fahrzeug noch etwas besser sein.

Komfort wird hier nicht nur in beiden Sitzreihen mit ausreichend Kopf- und Beinfreiheit großgeschrieben, denn auch die extrabreite Mittelarmlehne hat sich als äußerst angenehm erwiesen, da es nicht zum „Kampf der Ellenbogen“ kommen kann. Auch der darunterliegende Stauraum ist geräumig, wie auch in den Türfächern, sodass auch längere Fahrten keine Schwierigkeiten bereiten. Neben Sitzheizung auf vier Plätzen sind auch Features wie Head-Up-Display, Lenkradheizung und Sitzbelüftung in der ersten Reihe bei Fahrzeugen dieser Preiskategorie nicht wegzudenken – und der CX-60 hat sie alle.

Wie es sich für ein Fahrzeug mit solchen Abmessungen gehört, bietet der Kofferraum mit 570 Litern Stauraum genug Platz für sämtliches Gepäck, ohne die dreiteilbare Rücksitzbank umlegen zu müssen.

Fahrverhalten: Wer Kraft hat, hat auch Durst

Unter der enormen Motorhaube verbirgt sich ein 2,5-Liter großer Skyactiv-G-Vierzylinder, der allein 191 PS (141 kW) und 261 Nm (bei 4.000 U/min) erzeugt. Gepaart mit einem Elektromotor, der 175 PS (129 kW) und  270 Nm in den Topf wirft, resultiert eine Gesamtleistung von 327 PS (241 kW) und 500 Nm.

Dieses Power-Duo gibt seine Kraft über ein 8-Gang-Automatikgetriebe an alle vier Räder ab, sodass das SUV mit knapp 2,2 Tonnen aus dem Stillstand in 5,8 Sekunden die 100 km/h-Marke erreicht. Der Verbrauch ist mit durchschnittlich 1,5 Litern pro 100 Kilometer angegeben, doch während unserer Testfahrten mit entspanntem Fahrverhalten und möglichst viel Ladedisziplin konnten wir nicht mal das Vierfache dieses Werts erreichen. Ein Hauptgrund dafür ist, dass standardmäßig erst die 17,8 kWh große Batterie entladen wird, und erst danach der Motor die gesamte Arbeit übernehmen muss. Daher benötigt das Verbrenner-Aggregat natürlich mehr Treibstoff, solange es nicht auf Betreibstemperatur ist und muss dann die knapp 2,2 Tonnen alleine bewegen.
Würden also Elektro- und Verbrennungsmotor in Symbiose arbeiten, anstatt sich abzuwechseln, würde es vermutlich am Spritverbrauch bemerkbar sein. Nichtsdestotrotz ist der Wechsel zwischen Verbrenner und Stromer absolut smooth, sodass eher das manchmal ruckelnde Getriebe stärker auffällt. Die elektrische Reichweite von 63 Kilometern scheint auch gar nicht so abwegig, da rein elektrische Reichweiten über 50 Kilometer bei unseren Testfahrten durchaus machbar waren.

Mit seiner Systemleistung von 327 PS steht der CX-60 PHEV allemal gut im Futter und verfügt über genug Kraft, um in jeder Situation souveräne Fahrleistungen abzuliefern.

Die Fahrwerksabstimmung fällt eher auf der härteren, sportlicheren Seite aus, was aber den Fahrspaß und das Vertrauen in flotten Kurven drastisch erhöht. Störend fiel hier nur ab und zu ein Knarren des Frontfahrwerks in manchen Fahrsituationen mit größerem Lenkwinkel aus. Außerdem ist es noch lange kein Sportfahrwerk, also sind auch Langstrecken keine Herausforderung für die Passagiere.

Sicherheit und Technik: Eine sichere Nummer

Neben dem Notbremsassistenten, der zweimal etwas überempfindlich im turbulenten Stadtverkehr reagierte, haben alle Sicherheits- und Assistenzsysteme hervorragende Arbeit geleistet und das Fahren an sich einfach angenehmer und leichter gemacht. Die Lichtautomatik stellte ein größeres Problem dar, da gerade bei längeren Unterführungen (wo man jedenfalls das Abblendlicht einschalten sollte) der Wechsel von Tagfahr- auf Abblendlicht nicht stattfand, obwohl die maximale Sensibilitätsstufe eingestellt war. Bei einem Auto, dessen restliche Technik so reibungslos funktioniert, stellt das dann doch ein relevantes Ärgernis dar.

Dank der 360-Grad-Kamera konnten auch engere Parklücken problemlos anvisiert werden und die Auflösung der Kameras lies keine Wüsche offen. Die optionale Bose-Soundanlage konnte mit sattem Klang auch Musikliebhaber glücklich stimmen.

Fazit:

Der Mazda CX-60 PHEV ist ein toll designtes Fahrzeug mit luxuriösen Platzverhältnissen und hochwertiger Verarbeitungsqualität. Die üppigen Fahrzeugmaße versprechen nicht zu viel und man kann sich im Inneren bequem mit bis zu vier Mitfahrern von A nach B bewegen. Der kraftvolle Antrieb könnte zwar noch etwas in Richtung Abstimmung und Sparsamkeit überarbeitet werden, doch Fahrzeugbesitzer mit Stromanschluss in der eigenen Garage werden die meisten Etappen elektrisch bewältigen können. Für Familien mit Eigenheim oder einer geräumigen Garage ist der neue CX-60 PHEV auf jeden Fall eine spannende Option, wenn es um den Kauf eines Full-Size-SUVs geht. Für Vielfahrer bietet Mazda den CX-60 auch als Dieselversion in zwei Leistungsstufen an.

Was uns gefällt:

  • Der kraftvolle Antrieb
  • Die hochwertige Verarbeitung
  • Das geräumige Platzangebot
  • Das moderne Design (innen und außen)
  • Das große Kofferraumvolumen

Was wir noch verbessern würden:

  • Die Abstimmung von Elektro- und Verbrennermotor
  • Die Sensibilität der Lichtautomatik

Factbox: Mazda CX-60 2.5L e-SKYACTIV PHEV 327ps 8AT AWD HOMURA CON-P DRI-P PAN-P

Motor/Antrieb

Motor: 4-Zylinder-Reihenmotor Skyactiv-G
Hubraum: 2.488 ccm
Benzin-Aggregat:
Leistung kW/PS: 141/191
Elektro-Aggregat: Leistung kW/PS: 129/175
Systemleistung kW/PS: 241/327
Drehmoment Benzin-Aggregat:
261 Nm bei 4.000 U/min
Drehmoment Elektro-Aggregat:
270 Nm
Systemdrehmoment:
500 Nm
Elektrische Reichweite laut Hersteller:
63 km
Antrieb:
Allrad
Getriebeart:
8-Gang-Automatik
0-100 km/h:
5,8 Sekunden
V-Max:
200 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 1,5 L / 100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt:
6,2 L / 100 km
CO2-Emissionen:
33 g/km

Reifen/Felgen/Bremsen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen innenbelüftet HA: Scheibenbremsen
Felgen/Reifen:
235/50 R 20

Gewicht und Maße

Leergewicht: 2.147 kg
L/B/H:
4.745 / 1.890 / 1.680 mm
Radstand:
2.870 mm
Tankinhalt:
50 Liter
Kraftstoff:
Super 95
Kofferraumvolumen:
570 – 1.726 Liter
Elektrische Speicherkapazität in Kilowattstunden:
17,8 kWh

Preise

Mazda CX-60 PHEV zu haben ab: € 49.950,-
Mazda CX-60 PHEV Homura zu haben ab: € 57.150,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVa und MwSt.: € 64.100,-

Sonderausstattung

Lackierung Soul Red Crystal € 1.050,-
Convenience & Sound Pack (PHEV) € 2.900,-
Driver Assistant Pack € 1.650,-
Panoramic Sunroof € 1.350,-

(c) Bilder: Alexander Schön