Gedanken schwirren durch den Kopf. Cupra Performance Days am Red Bull Ring, was wird man wohl hier erleben? Immerhin werden hier extrem unterschiedliche Modelle zum Test (im Testparcours als auch auf der Rennstrecke). Ein oder zwei geführte Runden für die Presse auf der hochmodernen Grand Prix Strecke, um Gusto auf mehr zu bekommen oder doch etwa gar überhaupt nur ein Schaulaufen der Cupra Schönheiten auf vier Rädern für Zuschauer?
Es kam ganz anders. Denn die Marke Cupra steht nicht nur für perfekten Style, sondern auch für Performance, wenn es mal richtig zur Sache gehen soll. So standen an diesem leider tief ins Wasser gefallenen Regentag, neben dem Cupra Leon und Ateca, der rein elektrische Cupra Born, neu mit e-boost und vor allem die Formentor VZ, VZ5 und natürlich auch der VZ5 ABT ihren Piloten zur Verfügung.
Das größte Augenmerk lag bei diesem Event natürlich auf den letzten genannten Modellen Born und Formentor, welche konträrer nicht sein könnten, jedoch bei den hervorragenden Verkaufszahlen recht nahe beieinander liegen.
Cupra Born: Jetzt mit extra e-boost
Der rein elektrische Cupra Born wird ab dem 58 kWh Batteriepaket nun in einer e-boost Variante, welche mit einem e-boost Aktivator am eigens verbautem Sportlenkrad ausgestattet ist, angeboten. Dieser aktiviert kurzfristig eine Performanceschub von 20 kW zusätzlich zu den bereits reichlich vorhandenen 170 kW/231 PS. Enthalten im Paket sind auch noch perfekt passende 19 Zoll Aluräder in „Cupra Black“, sowie eine stärkere Bremsanlage und ab dem 77 kWh Batteriepaket auch eine spezielle Rücksitzbank mit Mittelarmlehne.
Am Handling Parkour und auf nasser Fahrbahn bietet der Vollzeitstromer mit seinem Heckantrieb und extra Boost überraschend viel Fahrspaß, trotz dem Zusatzspeck der Batterien und Elektroantrieb. Erstaunlich ist, dass mit etwas Übung ein perfekt funktionierendes Zusammenspiel aus Lenkung, Fahrwerk, Leistung und elektronischen Helferlein stattfindet. Es war positiv überraschend wie eng, zielgenau und vor allem gar nicht so langsam die Pylonen mit dem Cupra Born umzirkelt werden konnten. Zwei Daumen nach oben!
Cupra Formentor: Ziel der Begierde
Den Einstieg bildet die 150 PS Variante im Antriebsportfolio des Cupra Formentor, doch an Ort und Stelle müssen größere Geschütze aufgefahren werden. Tatkräftig wird Cupra von der deutschen Edelschmiede ABT, wohlbekannt aus reichlichen Auftritten sowohl bei herkömmlichen Rennsportprojekten als auch bei der Formel E unterstützt, um aus den einzelnen Antriebsvarianten zusätzlich noch mehr Performance herauszukitzeln und für jeden Kunden den perfekten Formentor zu kreieren. Auf dem Red Bull Ring standen neben dem VZ (ab 245 PS) 2,0 TSI der VZ5 (390 PS) 2,5 TSI (5 Zylinder) natürlich auch die Speerspitze der Spanier, der VZ5 ABT mit Allradantrieb, DSG und brachialen 450 PS Leistung am Start.
Testdrive: Die Ampel geht auf Grün
Mit fachkundiger Einführung durch die Instruktoren rund um den ehemaligen Formel 1 Fahrers Patrick Friesacher ging es zu ersten Mal auf die 4.318 Meter lange Rennstrecke im Herzen der Steiermark. Zu Beginn mit dem VZ (310 PS) 2,0 Liter TSI DSG mit Allradantrieb und eingeschalteten Helferlein. Sicher ist sicher, vor allem bei den feuchten Bedingungen!
Doch bereits nach einigen Runden machte sich die gute Fahrbarkeit des Formentor bemerkbar. Das Gas wurde immer weiter, selbst auf dem nassen Geläuf, durchgedrückt und die Geraden wurden immer kürzer. Die Bremsanlage wird am Red Bull Ring neben dem Antrieb, besonders gefordert und deshalb brauchte es auch bald nach einigen Runden eine lockere Cool down Phase, um es nach einiger Zeit wieder munter drauf loskrachen lassen zu können.
Man vergisst sehr schnell, dass man in einem sportlichen Straßenwagen mit erheblicher Bodenfreiheit sitzt und nicht in einem reinrassigen Sportwagen mit stark geduckter Haltung. Fehlentscheidungen des Fahrers werden mit dem Sicherheitsfallschirm Elektronik gekonnt abgefangen und dies je nach Fahrkunst auch unterschiedlich fordernd durch die immer weiter abschaltbaren Helferlein ausgemärzt.
Pause und Fahrzeugwechsel. Nun darf es bereits der begehrte VZ5 sein. Seine 390 PS aus nunmehr dröhnenden 5 Zylindern drücken bereits beim Herausbeschleunigen (4,2 Sekunden von 0 auf 100 Km/h) auf die erste Gerade gehörig mehr den bereits etwas mit „Vorangst“ angefeuchteten Rücken in die Schalensitze. Doch spätestens beim harten Anbremsen der ersten Kurve mit der großen Bremsanlage von Akebono (vorne: 375×36 mm; hinten: 310×22 mm) ist diese verflogen und der VZ5 bittet förmlich darum mehr gefordert zu werden, um seinen Passagieren zu zeigen was er alles draufhat.
Die Helferlein sicherheitshalber nicht ganz angedreht, geht es in die ersten fliegenden Runden und schnell würde das Strahlen im Gesicht bereits eine Sonne ersetzen. Ein super Handling mit Power in allen Lagen reichen sich die Hände mit einer starken, stabilen Bremsanlage, einem immer positiver überraschend ausgewogenen Fahrwerk und dem intelligenten Allradantrieb. Die atemberaubende Klangkulisse und der Fahrspaß lassen die Runden auf der Rennstrecke wie im Fluge vergehen und man freut sich bereits während der Fahrt auf den nächsten Turn. Denn auch mit dem VZ5, trotz deutlich stärkerer Bremsanlage wird eine Pause benötigt, um das Material nicht zu überlasten.
Macht nichts, denn auch der Fahrer sollte ein Päuschen einlegen, denn nun steht die Speerspitze der Marke Cupra bereit. Der Formentor VZ5 ABT.
Formentor VZ5 ABT: Spanischer Kampfstier
Beim VZ5 ABT bekam der 2,5 Liter TSI Motor eine Leistungssteigerung auf satte 450 PS und 513 Nm Drehmoment verpasst. Zusätzlich ist auch die Maximalgeschwindigkeit auf 270 km/h angehoben worden und ein gültiges TÜV Zertifikat (ohne dabei die Werksgarantie zu gefährden) wurde ausgestellt.
Somit schafft man perfekte Rahmenbedingungen für flotte Rennstreckenrunden. Die mittlerweile auf der Idealspur teilweise aufgetrocknete Fahrbahn bot perfekte Bedingungen, um nun mit bereits deutlich mehr Fahrpraxis richtig viel Spaß zu haben. Die zusätzliche Leistung ist zwar fahrerisch fordernd, jedoch kaum mehr in Worte zu fassen. Von den sechs Fahrmodi ist nun auf Racetrack eingewählt und die Sport+ Anzeige leuchtet im voll digitalen Cockpit. Die Schaltwippen sind gut positioniert und genau die richtige Wahl für die Rennstrecke.
Es ist ein wahrer Genuss über alle vier Räder in die Kurve hineinzuzirkeln und mit Brachialgewalt aus dieser wieder mit scheinbar unendlicher Beschleunigung sich der Nächsten zu nähern. Die Bremspunkte bleiben dank der großen Bremsanlage stabil und werden immer später gewählt ohne dabei unter Fading leiden zu müssen. Die Curbs werden bereits herzhaft geschnitten, doch den Formentor bringt wenig aus der Ruhe und wenn doch, bleibt immer noch eine kleine schützende Hand im Hintergrund.
Wahnsinn welche Fahrmaschine Cupra und ABT auf die Räder gestellt haben. Hut ab!
(c) Bilder: CUPRA