Volvo XC40 Pure Electric Ultimate: Es grünt so grün

Der Volvo XC40 hat sich mittlerweile als sattelfestes, gut verkauftes Multitalent einen Namen gemacht. Der „Kleine“ der Volvo SUV-Palette ist nicht nur vielfältig einsetzbar, sondern auch mit einer bunten Truppe an Antriebskonzepten gesegnet. Zuletzt hat der bislang bärenstarke über 400 PS leistende XC40 Elektro, mit zwei E-Motoren und Allradantrieb, welcher dementsprechend auch die eine oder andere kWh mehr saugt, einen deutlich sparsameren und somit auch ökologisch vertretbareren Kollegen in Form des frontgetriebenen 231 PS starken, Single Motor XC40 Pure Electric zur Seite gestellt bekommen. Dieser ist günstiger, schwächer und mit einem kleinerem Akkupaket ausgestattet.

Exterieur: Keine Überraschungen

Gewohnt sattelfest steht der Volvo Recharge XC40 Ultimate auf seinen im speziellen Design gestylten 20 Zoll Alurädern am Parkplatz. Wenn der Kühlergrill nicht typisch für ein E-Vehikel geschlossen wäre, würde der Nichtprofi es schwer haben, das angewendete Antriebskonzept zu erraten. Und das gefällt, denn die gewohnte Optik schreckt sogar eingefleischte Verbrennerfahrer in keiner Weise ab, sondern bietet mit der leider aufpreispflichtigen Graugrün-Metallic (Sage Green) Lackierung gepaart mit dem Kontrastfarbendach ein stimmiges Gesamtbild, welches weiterhin am Zahn der Zeit liegt und jeden SUV-Fan zumindest einige Blicke entlockt.

Kleine Hilfestellung für Wiedererkennungsmerkmale des Pure Electric bietet der Blick auf die Heckklappe und der C-Säule, welche dezent mit dem Schriftzug „Recharge“ gebrandet wohl alles klar machen.

Interieur: Ultimate mit kühlen E-Ansatz

Aufgeräumt, gut verarbeitet, hochwertig und mit einigen Highlights verfeinert würde wohl eine generelle Zusammenfassung lauten. Die Armaturenlandschaft ist voll digital (12,3 Zoll Display), das mittig angebrachte Multiscreen ist aus einigen anderen Volvo Modellen wohl bekannt und hat wegen der zum Teil etwas umständlichen Bedienung nicht nur Anhänger. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig sind nach wie vor die besonders auffällig ausgeführten Lufteinlässe, welche bald auf ein Update hoffen lassen. Die Materialien sind Großteils hochwertig und vor allem an den Sitzen perfekt verarbeitet. Doch Vorsicht nicht täuschen lassen, denn der XC40 Pure Electric Ultimate Recharge ist nun „Vegan“ geworden. So ist das Leder nun durch Kunstleder ersetzt worden, was jedoch keinen sicht- und fühlbaren Unterschied auftun lässt. Sehr gelungen ist auch das riesige Glaspanoramadach, welches sich idealerweise, auch öffnen und verdunkeln lässt.

Platzangebot: Eine gute Zwei

So weitläufig, wie man Schweden bezeichnen würde geht es zwar im XC40 nicht zu, jedoch für einen „Kleinen“ (4.425mm Länge, 2.034mm Breite mit Spiegel und 1.652mm Höhe) ist es bereits richtig geräumig. Und dies nicht nur in der ersten Reihe, sondern auch im Fond. Der Kofferraum fasst mindestens 419 Liter und ist durch Umklappen der 60:40 teilbaren Rückbanklehne auf bis zu 1.295 Liter erweiterbar. Sehr angenehm ist der zusätzliche Kofferraum (Frunk) unter der Motorhaube. Wobei mit etwas mehr als 30 Liter Fassungsvermögen hier wohl nur die Ladeausrüstung wie Kabel und Adapter Platz finden werden.

Antrieb: Sparsamer, schwächer, ökologischer

In Betrieb nehmen lässt sich der XC40 Pure Electric durch bloßes Hinsetzen und Einlegen des Drive-Modus über den auffällig geformten Wahlhebel an der Mittelkonsole. Und schon kann es los gehen. Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber nach einer Eingewöhnungsphase möchte man die One Pedal Funktion des kleinen Schweden nicht mehr missen. Leider ist diese Funktion in ihrer Wirkung nicht einstellbar, jedoch finden wir sie sehr effektiv und es schont vor allem im urbanen Raum gehörig die Reichweite und die Bremsanlage.

Der Permanentmagnet-Synchron-Elektromotor liefert 231 PS mit einem Drehmoment von 330 Newtonmeter und sendet diese direkt über das Automatikgetriebe an die beiden Räder der Vorderachse ab. Dies reicht völlig aus, um den fast zwei Tonnen schweren Schweden mit Nachdruck agil zu bewegen. So steht eine beruhigende Beschleunigungszeit von 7,4 Sekunden vom Stand auf 100 km/h zu Buche. Und in diesem Geschwindigkeitsbereich ist auch sein Einsatz am besten angesiedelt, denn darüber hinaus wird es deutlich zäher und bei 160 km/h ist dann sowieso Schluss. Gespeist wird der Antrieb aus dem ideal für den Schwerpunkt tief verbauten 70 kWh Energiespeicher, welcher laut WTLP bei der Ultimate Ausführung für bis zu 419 Kilometer reichen soll. Theoretisch wohl eher, denn der Wert ist einfach zu hoch angesetzt und wird in der Praxis sicher nicht erreicht werden können. Also immer rechtzeitig einen Ladestopp einplanen, wobei eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Volvo und Google das Auffinden der nächsten verfügbaren Ladestation deutlich erleichtert. Die erschöpften Speicher können dann an einer Ladestation mit bis zu 150 kW geladen werden. Und dies laut Werksangaben von 10 auf 80 Prozent in lediglich 32 Minuten. Bestätigung für diese Angaben gibt es aus Mangel an 150 kW Ladestationen, welche sich über die mitgeführte Ladekarte betreiben lassen, leider nicht.

Fahrverhalten: Den Elchtest bestanden

Trotz der Höhe und des kleinen Bäuchleins des rein elektrischen XC40 lässt sich der Schwede erstaunlich agil bewegen. Kurven sind mit dem „Hochbeiner“ kein Problem, auch wenn die Vorderräder zu arbeiten haben. Der Tritt auf das Strompedal sorgt für ein Grinsen im Gesicht und das Fahrwerk, sowie die wohldimensionierten Bremsen (unterstützt durch die Rekuperation) lassen den Sicherheitsfaktor in die Höhe schnellen. Aufgrund der an Bord befindlichen Ultimate Ausstattung und dem umfangreichen Volvo Sicherheitsassistenzpaket fällt die Kaufentscheidung recht schnell. Die Konkurrenz bietet meist deutlich weniger Basisausstattung zu deutlich höheren Preisen.

Fazit: E-Mobilität wie sie im Buche steht

Alles, bis auf das weniger futuristische Auftreten, hat der Volvo XC40 Pure Electric gemein mit anderen gut ausgestatteten Vollstromern. Etwas Übergewicht, starken Antritt und ein erhöhtes Verlangen an Zeitaufwand beim Reisen. Nichts neues, doch im Gegenteil zum momentan anhaltenden Wahn zu noch und noch mehr E-Power, geht der XC40 Single Engine mit Frontantrieb den gemäßigten und mit Sicherheit sinnvolleren Weg und bietet den Interessenten eine perfekte Alternative um günstiger, gut ausgestattet und sicher mit der Familie unterwegs sein zu können.

Das hat uns gefallen

  • Die hochwertige Verarbeitung (Haptik)
  • Das Platzangebot
  • Das riesige Panorama-Glasschiebedach
  • Das Design

Das würden wir noch verbessern

  • Die Lufteinlässe
  • Den Praxisverbrauch
  • Die Reichweite

Factbox: Volvo XC40 Recharge Pure Electric (Single Motor)

Motor/Antrieb

Motor: Elektromotor, Batteriekapazität 70 kWh (netto 67 kWh)
Leistung kW/PS: 170 kW/ 231 PS
Drehmoment: 330 Nm
Antrieb: Front
0-100 km/h: 7,4 Sekunden
V-Max: 160 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 19,7 kWh/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt:  21,6 kWh/100 km
Reichweite nach WLTP: 414 -420km
Reichweite im Test: ca.327 km

Ladedauer

Wallbox (AC), 3-phasig: k.A.
Öffentliche Ladestation: ca. 35 Min. (10-80%) bei ca. 150 kW

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen HA: Scheibenbremsen
Felgen/Reifen: VA: 235/45 R20; HA: 235/45 R20

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.955 kg
L/B/H: 4,425 m / 1,863 m / 1,652 m
Radstand: 2,702 m
Kofferraumvolumen: 419-1.295 Liter, 31 Liter Frunk

Preise

Volvo XC40 Recharge Pure Electric Single Motor zu haben ab: € 49.110,-
Preis des Testfahrzeugs: € 55.101,99,-

Sonderausstattung:

20-Zoll 5-Doppelspeichen Sport Design Diamantschnitt/Hochglanzschwarz € 550.-
Anhängerkupplung € 775.-
Außenfarbe Sage Green Metallic € 600.-
Connect Textil/Microtech in Anthrazit, Teppich Anthrazit € 1.350.-
Seiten- und Heckfenster abgedunkelt (ab B-Säule) € 325.-

(c) Bilder: Sebastian Poppe