Praxistest DS 4 Cross E-Tense: Der Nobelhobel

Grundsätzlich ist der Kampf gegen die fixen Größen der deutschen Premium-Modelle keine leichte Aufgabe. Speziell im Bereich der Kompaktmodelle muss man sich als Hersteller schon ganz schön warm anziehen, um diese Challenge zu mausern.
Die französische Premium-Marke hat bereits mehrere Modelle auf die Räder gestellt, die mit ihrem edlen Charakter den Konkurrenzkampf versüßen.
Ob gleiches nun mit dem 4,40 Meter kompakten DS 4 gelingt? Immerhin hat man es mit der Konkurrenz a la BMW 1er, Mercedes-Benz A-Klasse und dem Audi A3 zu tun. Kein leichtes Spiel also.

Interieur: Leder soweit das Auge reicht!

HUT AB! Der Material-Mix des neuen DS 4 haut uns wortwörtlich vom Hocker. Wo es die deutsche Konkurrenz mit Soft-Touch-Materialien gut meint, werden wir im neuen DS 4 mit edlen Nappa-Ledermaterialien verwöhnt.

Weniger nobel finden wir die schräg angebrachten Fensterheber, diese wirken nicht nur unergonomisch, sondern passen auch nicht zum edlen Charakter des Franzosen. Darüber hinaus finden wir es auch schade, dass man hinter dem Volant auf ein sehr kleines, digitales Display blickt. Dies macht aber das Head-up-Display mit der riesigen Projektionsfläche wieder gut, denn hier bekommt man die wichtigsten Daten direkt in den Blickwinkel gespiegelt.
Bei der Bedienung ist grundsätzlich umdenken angesagt, das soll aber keinesfalls heißen, dass der DS 4 nicht intuitiv wirkt. Man muss sich eben mit den Untermenüs anfreunden, um auch während der Fahrt gewisse Befehle ohne Ablenkung umsetzen zu können.
Ein wenig verwundert waren wir über das Display vor dem Wahlhebel, denn man muss die Bedienlogik des Infotainments mal intus haben, um diese Funktion zu schnallen. Es dient also sozusagen als zusätzliche Bedienhilfe, um zwischen den einzelnen Menüs zu navigieren. Apropos navigieren: Hier ist man meist mit Touchbefehlen flotter an der Reihe, denn die Sprachsteuerung könnte für ein Premium-Modell deutlich besser agieren.
Deutlich eleganter meistert man den Komfort zumindest in erster Reihe, denn die Sitze bieten nahezu Oberklasse-Feeling und spendieren dennoch in engen Kehren reichlich Seitenhalt.
Auf der Rückbank wird selbst der Fahrer- und Beifahrersitz Einstellung von 1,70 Meter recht kuschelig, denn sowohl Kopf- und Beinfreiheit werden von der eleganten Karosserie geschmälert. Dies gilt im Falle der getesteten Plug-in-Hybrid-Version auch für das Kofferraumvolumen (390-1.190 Liter).

Wie fährt sich der edle Franzose mit Doppelherz?

Dies haben wir uns bereits einige Tage vor Testbeginn gefragt, denn grundsätzlich würde man auf hydropneumatisch setzen, immerhin handelt es sich um die Premium Marke von Citroen.
Und mit dieser Annahme liegt man nicht so schlecht im Rennen. Wobei man dieses mit dem neuen DS 4 sowieso nicht bestreiten würde, denn der Franzose gleitet erstklassig, verzeiht Fahrfehler und würde unter Dampf eher über die Vorderachse schieben. Die Paradedisziplin liegt ganz klar in puncto Komfort, denn wir sind sogar auf längeren Etappen äußerst entspannt ausgestiegen und genau diese Kombination macht ein Premium-Modell in diesem Segment erst so richtig spannend.
Man verfügt bei der PHEV-Version über einen 1,6-Liter-Vierzylinder mit 133 kW / 180 PS, der von einem Elektro-Aggregat mit 81 kW / 110 PS unterstützt wird, womit eine Systemleistung von 165 kW / 225 PS zu verzeichnen ist. Die Kräfte werden mittels 8-Stufen-Automatik ausschließlich an die Vorderachse weitergeleitet.


Schade finden wir, dass der DS 4 nach dem Betätigen der Start/Stopp Taste immer elektrisch loslegt, womit gerade bei winterlichen Temperaturen die reinelektrische Reichweite flott dahinschmilzt. Somit ist es also löblich, wenn man bereits vor dem Fahrtantritt in den Hybrid-Modus wechselt und die Fahrt mit dem Dualherz zurücklegt.
Die 7,7 Sekunden auf Tempo einhundert sind für den noblen Franzosen keine Herausforderung, denn das Eigengewicht liegt lediglich bei 1,5 Tonnen.

Das größere Problem stellt eher die Zusammenarbeit der beiden Aggregate dar, besonders bei beherztem Druck aufs Gaspedal.
Es legt also das E-Aggregat ganz schön motiviert los, bis sozusagen das Limit erreicht ist und Unterstützung benötigt wird. Dafür muss man eben ein paar „Sekündchen“ auf den Einsatz des Verbrenners warten, wobei dieser bei höherer Drehzahl in einen ziemlich rauen Ton verfällt. Und genau dieser Vorgang ist im Falle eines flotten Überholvorgangs keine Paradedisziplin, sondern eher gefährlich. Gleiches gilt auch für das Eingreifen des Spurhalte-Assistenten, der die Reise dann doch sehr grob übernimmt und die Deaktivierung nur über Untermenüs zulässt.

Bewegt man den DS 4 hingegen vorausschauend und knüpft ein wenig Ladedisziplin dran, dann sind Verbrauchswerte von 3,2 Liter pro 100 Kilometer keine Seltenheit. Die elektrische Reichweite bei frostigen Temperaturen liegt zwischen 40-45 Kilometer, womit man den Alltagstrip gut meistert.

Immerhin bildet auch hier die bereits bekannte EMP2-Plattform das Grundgerüst und die Produktion findet wie beim Opel Astra in Rüsselsheim statt, womit hier auch nur mit Wasser gekocht wird. Danach wird aber eben mit edleren Rezepten als bei so ziemlich jedem anderen Kompaktmodell an die Sache herangegangen.

Das merkt man besonders beim gelungenen Design, denn die funkelnden Rückleuchten, die ausfahrbaren Türschnallen oder die speziellen Kanten sorgen für den nötigen Eye-Catcher. Dass Passanten plötzlich das Smartphone für eine 360-Grad Fotosession zücken ist also keine Seltenheit. Dies passiert hie und da auch wenn es bereits dämmert, dann beobachtet man diese aus dem Winkel der Nachtsicht-Kamera.

Fazit:

Der neue DS 4 Cross E-Tense meistert seinen Aufritt zwar nicht fehlerfrei, dennoch überzeugt er mit erstklassigem Fahrkomfort und der besten Haptik in diesem Segment. Wer das nötige Kleingeld bei Seite hat, wird mit dem neuen DS 4 sehr komfortabel und gediegen unterwegs ein. Das Paparazzi-Team ist sozusagen im Kaufpreis inkludiert.

Was uns gefällt:

  • Sehr hoher Fahrkomfort
  • Sehr hochwertige Verarbeitung
  • Das sehr gelungene Außenkleid

Was wir noch verbessern würden:

  • Das Zusammenspiel zwischen Verbrenner und E-Aggregat
  • Der grobe Eingriff des Spurhalte-Assistenten
  • Die Kopf- und Beinfreiheit in zweiter Reihe
  • Der automatische Start im E-Modus

Factbox: DS 4 Cross E-Tense 225

Motor/Antrieb

Motor: Vierzylinder mit Plug-in-Hybrid-Technologie
Hubraum: 1.598 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 133 kW/ 180 PS
Elektro-Aggregat: Leistung kW/PS: 81 kW/ 110 PS
Systemleistung kW/PS: 165 kW/ 225 PS
Drehmoment Benzin-Aggregat:  300 Nm bei 3.000 U/min
Drehmoment Elektro-Aggregat: 320 Nm
Antrieb: Frontantrieb
Getriebeart: 8-Gang-Automatik
0-100 km/h:  7,7 Sekunden
V-Max: 233 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert l/100 km:  6,6
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 3,2-6,5
CO2 Emissionen: 29-32 g/km / Abgasnorm Euro 6d-ISC-FCM
Bremsen/Felgen/Reifen: 205/55 R19

Bremsen: VA + HA: Scheibenbremsen innen belüftet
Felgen/Reifen: 235/50 R19

Gewicht und Maße

Leergewicht:  1.554 kg
L/B/H in Meter: 4,400 m /2,061 m /1,480 m
Radstand in Meter: 2,675 m
Kofferraumvolumen: von 390 Liter bis 1.190 Liter
Tankinhalt: 52 Liter
Kraftstoff: Super 95

Preise

Bezeichnung des Fahrzeugs (Basismodell) zu haben ab: € 31.100
DS 4 E-Tense 225 (Bastille +) zu haben ab: € 38.500
DS 4 Cross E-Tense 225 Rivoli Cross zu haben ab: € 48.100

(c) Bilder: Sebastian Poppe