Praxistest: Toyota Hilux Invincible – Von allem ein bisschen was

Vorbei die Zeiten, als Pick-ups ausschließlich weiß und robust waren. Robust, mit einem Hang fürs Grobe, ist der Toyota Hilux in der achten Generation, die seit 2015 auf dem Markt ist, noch immer. Mit dem Facelift Ende 2020 ist er aber gleichzeitig komfortabler und optisch dank der Ausstattungslinie Invincible insofern ansprechender geworden, dass er nicht nur beim Offroaden, sondern auch bei allerlei Freizeitaktivitäten eine gute Figur macht.

Dabei hätte es den Reihen-4-Zylinder Dieselmotor mit 150 kW/204 PS (2,8-Liter Hubraum) um ein Haar nicht gegeben.
Toyota war nämlich der Meinung, dass der 150 PS-starke kleinere Bruder völlig ausreichend sei. Ein paar Jahre später war dann doch die Geburtsstunde des 204 PS-Diesels gekommen – und darüber sind wir sehr dankbar. Wir haben zwar keinen Vergleich, würden den Toyota Hilux (Invincible) aber nur sehr ungern mit einem schwächeren Motor probieren. Immerhin wollen die über zwei Tonnen ausreichend beschleunigt werden: In 10,7 Sekunden ist Landstraßentempo erreicht, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 175 km/h. Wobei es hier auch um die Zugkraft geht und da merkt man dann schnell die kräftigen 500 Nm, herrlich!

Vorsicht vor engen Parkgaragen

Der „kleinste“ Hilux ist mit einer Länge von über fünf Metern (Vorsicht vor engen Parkgaragen!) der 2,4 D-4D 4WD SingleCab.
Hier kommt der bereits erwähnte 110 kW/150 PS-Dieselmotor zum Einsatz. Wer statt des 6-Gang-Schaltgetriebes lieber die 6-Stufen-Automatik will, hat die Wahl zwischen X-tra Cab und Double Cab. Der 150 kW/204 PS-starke Motor ist ausschließlich in der Double Cab (entweder als Schalter oder Automatik) erhältlich. Invincible stellt dabei (nach Country, Active und Lounge) die höchste Ausstattungsvariante dar, die (fast) keine Wünsche mehr offen lässt. Für alle, denen das noch zu wenig ist, bietet Toyota eine umfangreiche Sonderausstattungs- und Zubehörliste. Kreuzt man hier das eine oder andere Extra an, kommt man schnell auf den Preis unseres Testwagens und ist damit jenseits der 50.000 Euro.

Wahlweise Buchstabensalat

Dafür bekommt man für sein Geld dann aber auch einiges geboten: Mit dem Hilux fühlt man sich sowohl auf befestigten Straßen als auch im Gelände wohl. Wichtig dabei ist nur, dass sich der Drehregler zwischen Lenkrad und Schalt- bzw. Wahlhebel in der richtigen Position befindet. Sonst kann es leicht passieren, dass sich die Lenkung „komisch“ anfühlt – einfach deswegen, weil man für die gewählte Geschwindigkeit bzw. die Umgebungsverhältnisse im falschen Modus unterwegs ist: H2 steht für Heckantrieb, H4 für Allrad und L4 ist die Geländeuntersetzung. Es ist einfach schön zu erfahren, wie straff die Lenkung bei höherem Tempo sein kann, die im gleichen Auto leicht genug für Offroad-Bedingungen wird. Kraxeln auf Schotter kann er übrigens ausgezeichnet.

Zudem ist der Hilux in Verbindung mit der hohen Sitzposition und aufgrund der Gestaltung des Aufbaus (z.B. keine das Sichtfeld beeinträchtigende A-Säule) extrem übersichtlich. Gut so, denn die Rückfahrkamera hat (aufgrund der Auflösung) ihre Schwächen. Daher setzt man lieber mit abwechselnden Blicken in die Seitenspiegel zurück als sich auf das unscharfe Bild im 8-Zoll-Multifunktionsdisplay zu verlassen. Wer hoch hinaus will, hat eine Bodenfreiheit von 310 mm zur Verfügung, die Wattiefe beträgt 700 mm. Der vordere Böschungswinkel liegt bei 29 Grad, der hintere bei 26 Grad. Der maximale Steigungswinkel ist bei 42 Grad erreicht, der Rampenwinkel bei 23 Grad.

Rustikales Schlachtschiff?

Schön finden wir auch, dass sich das von außen doch recht wuchtig wirkende Schlachtschiff gar nicht wie ein solches fährt. Toyota schafft es tatsächlich, hier für PKW-Feeling zu sorgen – abgesehen vom doch recht hohen Einstieg, der für Personen unter 1,70 Meter sicher eine kleine Herausforderung darstellt. Mit den seitlichen Auftrittsstufen ist aber auch das kein Problem. Im Inneren wirkt der Hilux im Cockpit etwas rustikal: Er ist eben doch in erster Linie ein Last- und Arbeitstier (mit einer Nutzlast von knapp einer Tonne und einer Anhängelast von 3,5 Tonnen) – wenn man ihm das als Invincible zumindest von außen nicht mehr unbedingt ansieht, stehen doch der spezielle Kühlergrill, die lackierte Front- und Heckstoßstange sowie die Kotflügelverbreiterung für die 18-Zöller inkl. grauer Außenspiegelkappen auf der Exterieur-Liste.

Im Inneren hebt sich der Hilux Invincible durch angenehm feste und mit ausreichend Seitenhalt versehene perforierte Ledersitze ab. Zudem ist der Fahrersitz elektrisch einstellbar. Von Vorteil ist auch die Konnektivität zu Android Auto und Apple CarPlay (bereits ab der Ausstattungslinie Active). Ein Hingucker ist die blaue Ambiente-Beleuchtung in den vorderen und hinteren Türen. So viel Sinn fürs Ästhetische würde man in einem Pick-up gar nicht vermuten.

Natürlich darf auch die Sicherheit nicht zu kurz kommen. Toyota bietet (ebenfalls ab Active) die bereits erwähnte Rückfahrkamera und im Rahmen von „Safety Sense“ ein Pre-Collision-System, einen adaptiven Tempomaten, Spurwechselwarner mit Bremskontrolle und den (von uns leider schon oft bemängelten) Verkehrszeichen-Assistenten. Auf letzteren sollte man sich besser nicht verlassen. Zuverlässig ihren Dienst versehen hingegen die Bremsen: Auf einer unserer Testfahrten mussten wir unvermittelt vor einem über die Landstraße laufenden Tier unsere Geschwindigkeit reduzieren – und die über zwei Tonnen wurden schnellstens zum Stillstand gebracht.

Fazit

Der Toyota Hilux Invincible ist ein Pick-up für alle, die ihn nicht nur zum Arbeiten brauchen, sondern sich auch gern mal bei Outdoor-Events sehen lassen wollen. Durch den Drehregler mit H2, H4 und L4 lässt er sich perfekt auf die jeweilige Situation anpassen und macht mit den Invincible-Features noch dazu eine gute Figur auf jedem Terrain.

Was uns gefällt:

  • das PKW-Feeling beim Fahren
  • die vielfältige Einsetzbarkeit auf diversen Untergründen
  • dass es doch einen stärkeren Diesel gibt

Was wir noch verbessern würden:

  • die Auflösung der Rückfahrkamera
  • die Verkehrszeichen-Erkennung
  • die Größe europäischer Parkgaragen

Factbox: Toyota Hilux 2,8 D-4D DC-4WD Invincible AT

Motor/Antrieb

Motor: Reihen-4-Zylinder Dieselmotor
Hubraum: 2.755 ccm
Leistung kW/PS: 150 kW/204 PS bei 3.400 U/min.
Drehmoment: 500 Nm bei 1.600 – 2.800 U/min
Antrieb: Heckantrieb mit zuschaltbarem Allradantrieb
Getriebeart: Sechsgang-Automatikgetriebe
0-100 km/h: 10,7 Sekunden
V-Max: 175 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert, l/100 km: 9,4 – 9,5
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 10,7
CO2 Emissionen: 245 – 248 g/km Euro 6d

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: Scheibe, HA: Trommel
Felgen/Reifen: 265/60 R18

Gewicht und Maße

Leergewicht: 2.055 – 2.355 kg
L/B/H: 5,325 / 1,855 / 1,815 m
Radstand: 3,085 m
Pritschenlänge, -breite: 1,555 / 1,540 m
Tankinhalt:
80 Liter
Kraftstoff: Diesel

Preise

Toyota Hilux Country Single Cab erhältlich ab: € 29.990,-
Toyota Hilux Invincible Doppelkabine zu haben ab: € 50.072,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 54.826,-

Sonderausstattung:

Metallic-Lackierung: € 840,-
JBL Premium-Soundsystem € 1.020,-

Zubehör:


Laderaumabdeckung (Alurollo) € 2.273,-
Designbügel (mattschwarz) € 1.181,-
Laderaumwanne & Heckklappenschutz € 334,-
Anhängevorrichtung € 551,-
Gummimatten € 40,-
Einbau € 697,-

(c) Bilder: Gas Junky, sp