Ford Explorer Plug-in-Hybrid Praxistest: Kingsize-Diät

Es ist schon erstaunlich, welch großartigen Raumkomfort der neue Ford Explorer als Plug-in-Hybrid Version mit sich bringt.
Bis zu 2.274 Liter an Kofferraumvolumen sind möglich, wobei auch die Kopf- und Beinfreiheit in den beiden Reihen als schwer in Ordnung einzustufen ist. Die sehr üppige Serienausstattung gefällt, wobei sich der Einstiegspreis schon in Richtung Oberklasse bewegt, dennoch liegt dieser deutlich unter der deutschen Konkurrenz.

Interieur: Durchaus amerikanisches Feeling!

Bereits nach der ersten Sitzprobe will man hier nicht mehr aussteigen, denn neben dem äußerst fürstlichen Platzangebot gefällt auch die Ergonomie und diese breiten Ledersitze in denen man in engen Kurven schon ein wenig den Grip verliert. Dies passt aber gut zu dem typisch amerikanischen Feeling, außerdem verfügen die vorderen Sitze auch über eine Massagefunktion und können beheizt als auch gekühlt werden.
Klar kann der Explorer seine Herkunft nicht abstreiten, aber gerade mal in sehr engen Parkhäusern in der Stadt werden die XXL-Abmessungen zu einer Challenge, hier kommt es dann natürlich aufs Feingefühl und die bereits serienmäßigen Assistenten an.
Die Bedienung erfolgt über die Knöpfe der Mittelkonsole, die so gut wie nie verfehlt werden können, denn auch diese sind in Kingsize angebracht.
Darüber befindet sich die Infotainment-Zentrale (10,1-Zoll), welche noch ein wenig flotter arbeiten könnte, obendrein würde man sich ein mehr zum Fahrer ausgerichtetes Display wünschen. Deutlich besser werden die wichtigsten Informationen auf dem hinter dem Volant angebrachten volldigitalen 12,3-Zoll-Display wahrgenommen.
Der Antriebsstrang des im Werk Chicago gebauten SUV-Modells wird mittels Knopfdruck erwacht, wobei dies völlig lautlos mittels E-Unterstützung geschieht.
Die Gangwahl werden auf dem Drehrad in der Mittelkonsole eingelegt, dass hier die manuelle Gasse die Drückposition zugeordnet bekam, wirkt ein wenig unlogisch, aber daran gewöhnt man sich mit der Zeit.
Große Arbeit leistet die serienmäßige B&O Anlage (knapp 1.000 Watt), die neben dem seidigen Sechszylinder-Klang zusätzliches Gänsehaut-Feeling spendiert.
Und wie bereits öfters erwähnt bietet besonders das Kofferraumvolumen großes Kino, zumindest für Besitzer eines europäischen SUV-Modells.
Auf Knopfdruck können die Sitze aus Reihe drei problemlos umgeklappt werden, sodass 635 Liter Kofferraumvolumen zur Verfügung stehen. Werden nun auch die Sitze aus Reihe zwei umgelegt, so bietet der Explorer ein Volumen von bis zu 2.274 Liter, nicht schlecht!

Ob man nun den neuen 75-Zoll Fullscreen problemlos nach Hause transportiert oder gar ein Bällebad darin eröffnet, das ist Geschmackssache. Wir haben uns für einen Trip nach Kärnten entschieden, denn wir wissen sowieso, dass hier drinnen jede Menge Platz ist.

Fahreindrücke: Bis zu 825 Nm Drehmoment!

Das E-Aggregat leistet ca. 42 Kilometer erstklassige Arbeit, selbst auf der Autobahn ist es bis 135 km/h solo am Werken. Spätestens beim Überschreiten dieser Geschwindigkeit gesellt sich auch der bärenstarke, doppelt aufgeladene Reihensechszylinder hinzu. Nun sprechen wir also von einer Leistung von 457 PS und 825 Nm! Der grüne Hintergedanke fährt dennoch mit, wirklich!

Die Herstellerangabe von 3,1 Liter kann auch bei der Entlastung des Gasfußes nicht erfüllt werden. Dennoch finden wir die erzielten 4,5 bis 5,5 Liter im kombinierten Modus sensationell, im reinen Verbrenner-Betrieb bewegt man sich auf längeren Etappen bei rund 9,2 Liter, auch dieser Wert lässt uns staunen.

Lediglich sechs Sekunden benötigt der knapp 2,5-Tonnen schwere Explorer um die 100er Marke zu erreichen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt laut Hersteller bei 230 km/h. Aber nicht nur diese Werte wirken erstaunlich, selbst bei Überholmanövern lässt der Explorer nicht locker und quittiert mit ordentlich Punch. Die Motivation zum Laden des 13,1 kWh Akkus findet man hiermit also sehr flott.
Das wohl beste Einsatzgebiet für den Explorer bieten lange Autobahn-Etappen, denn hier fühlt man sich mit dem Fünfmeter-Riesen pudelwohl. Selbst der Radstand knackt die drei Meter Marke und spendiert dem Kingsize-SUV-Modell zusätzlichen Komfort.
Auch nach einer vierstündigen Autobahn-Etappe könnte man locker noch 1.000 Kilometer zurücklegen, denn die Reise mit dem Ford Explorer bietet erstklassige Entspannung.
Klar verwandelt man den Explorer auf Knopfdruck nicht in ein Performance-SUV, dennoch quittiert er mit erstaunlichem Punch in jeder Lebenslage und wenn es sein muss erklimmt er mittels Allrad auch die Offroad-Passagen.

Fazit:

Mit der sechsten Generation des Ford Explorer bekommt man auch erstmals hierzulande die Möglichkeit ein Oberklasse SUV mit amerikanischem Flair trotz Plug-in-Hybrid Technik zu lenken.
Die Innenabmessungen fallen gigantisch aus, auch das Fahrverhalten als auch die Verbrauchswerte überraschen.

Was uns gefällt:

  • Das Zusammenspiel aus Verbrenner und E-Aggregat
  • Die unglaublichen Abmessungen
  • Das Fahrverhalten (sehr amerikanisch)
  • Die Verbrauchswerte
  • Die umfangreiche Serienausstattung

Was wir noch verbessern würden:

  • Die Reaktionszeit der Infotainment-Zentrale
  • Die Abmessungen so mancher Tiefgaragen
  • Den Testzeitraum (halbes Jahr)

Factbox: Ford Explorer 3,0 EcoBoost PHEV ST-Line

Motor/Antrieb

Motor: 6-Zylinder-Benziner Bi-Turbo Aufladung
Hubraum: 3.000 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS:  277 kW/ 363 PS
Elektro-Aggregat: Leistung kW/PS: 75 kW/ 102 PS
Systemleistung kW/PS:  336 kW/ 457 PS bei 5.750 U/min.
Drehmoment Benzin-Aggregat:  555 Nm bei 3.500 U/min
Drehmoment Elektro-Aggregat:  300 Nm bei 1.000 U/min.
Max. Drehmoment: 825 Nm bei 2.500 U/min.
Elektrische Reichweite laut Hersteller: 42-44 Kilometer
Antrieb: Allrad
Getriebeart: 10-Gang-Wandlerautomatik
0-100 km/h: 6,0 Sekunden
V-Max: 230 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert l/100 km: 3,1
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: HEV Mode: 4,5 bis 5,5; Verbrenner: 9,0
CO2 Emissionen: 71g/km (WLTP)

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen innenbelüftet HA: Scheibenbremsen
Felgen/Reifen: 255/55 R20

Gewicht und Maße

Leergewicht:  2.466 kg
L/B/H in Meter: 5,063 m /2,107 m /1,783 m
Radstand in Meter: 3,025 m
Kofferraumvolumen: 240 bis 2.274 Liter
Tankinhalt:  68,4 Liter
Kraftstoff: Super 95 / 98

Preise

Ford Explorer PHEV zu haben ab: € 80.400,-
Ford Explorer PHEV St-Line zu haben ab: € 80.400,-
Preis Testfahrzeug inkl. MWSt: € 81.400,-

Sonderausstattung:

Infinite-Blau Metallic € 1.000

(c) Bilder: Sebastian Poppe