Praxistest: Ford Kuga FHEV – Aller guten Dinge sind drei

Es soll ja Menschen geben, die mit fortschreitender Reife interessanter werden. Mit dem Ford Kuga haben wir nun auch so ein Auto kennengelernt. Im Vergleich zum Vorgänger ist das SUV nicht nur erwachsener geworden, sondern weist auch eine extrem differenzierte Motorenpalette auf.

Vor rund einem Jahr durften wir den Ford Kuga ST-Line-X 2.0 Liter EcoBlue Mild-Hybrid testen. Damals waren wir mit einem Diesel unterwegs, der von einem 48-Volt Mild-Hybrid-System unterstützt wurde. Diesmal nahmen wir in der Vollhybrid-Version platz, hier werkt ein 2,5-Liter Saugbenziner (Duratec) mit 112 kW (152 PS) unter der Haube, dieser wird von einem 92 kW (125 PS) leistenden Elektromotor unterstützt. FHEV steht für Full Hybrid Electric Vehicle, womit die Vollhybrid-Version des Kuga gemeint ist. Die zusätzliche Energie muss dabei nicht von außen über die Steckdose oder Ladestation zugeführt werden, sondern wird während der Fahrt, z.B. beim Bremsen oder Bergabfahren, zurückgewonnen (rekuperiert) und in die Batterie (1,1-kWh) eingespeist.

Drei Hybrid-Varianten

Ford hat sich in Europa das ambitionierte Ziel gesetzt, für jedes Modell – egal, ob PKW oder Nutzfahrzeug – zukünftig mindestens eine elektrifizierte Variante anzubieten. Der Ford Kuga ist das erste Modell, das sogar drei verschiedene Hybrid-Varianten im Programm hat: Neben dem bereits erwähnten Mild-Hybrid sowie dem aktuell von uns getesteten Vollhybrid (FHEV) gibt es den Kuga auch als Plug-in-Hybrid (PHEV). Dieser kooperiert ebenfalls mit dem 2.5 Liter großen Vierzylinder Benzinmotor, der auch im FHEV zum Einsatz kommt. Wer lieber klassisch unterwegs ist, kann zwischen reinen Benzin- oder Dieselmodellen (beginnend bei 88 kW/120 PS) wählen.

Nach Drücken des leicht schräg angebrachten Start-Stopp-Knopfes legt der Kuga FHEV die ersten Meter nur leise klingelnd und rein elektrisch zurück. Im Display steht in diesem Fall die Meldung „Elektrisches fahren“. Danach schaltet sich recht bald und kaum merkbar, der Benzinmotor dazu. Diese Kombination macht den Kuga FHEV bereits im unteren Drehzahlbereich sehr durchzugsstark. Die E-Motor-Unterstützung ist klar spürbar. Im Vergleich zu Vollhybrid-Versionen anderer Marken (insbesondere jene des japanischen Hybrid-Pioniers) ist der Anteil, der rein elektrisch zurückgelegt werden kann, doch etwas geringer.
Sehr harmonisch folgt die Zusammenarbeit zwischen Verbrenner und E-Aggregat, auch die CVT-Automatik leistet einen guten Job mit ihren simulierten Gangwechseln.
Unserer Meinung bleibt der Vollhybrid-Antriebsstrang der wohl Sinnvollste und ist demnach auch mit einem Selbstzünder konkurrenzfähig.

Drei Info-Displays

Während der Fahrt versorgt der 12,3-Zoll große und sehr gut ablesbare Bildschirm den Fahrer mit einer Vielzahl an Informationen. Zum Glück kann man viele dieser Punkte individuell anpassen, um einen persönlichen Data-Overflow zu verhindern. Neben dieser Einheit wirkt der 8-Zoll große Infotainment-Touchscreen in seiner Auflösung ein wenig altbacken. Gleiches gilt leider auch für das aufpreispflichtige Head up-Display, das gemeinsam mit den adaptiven LED-Scheinwerfern mit dem Fernlichtassistent, dem dynamischem Kurvenlicht, der automatischen Leuchtweitenregulierung und den Nebelscheinwerfern im Technologie-Paket enthalten ist. Da der Innenraum des Kuga ansonsten recht solide verarbeitet ist, würde es stimmiger wirken, das Head up-Display direkt in die Windschutzscheibe zu projizieren.

Wer hinter dem Volant Platz nimmt, könnte die Lenkung als indirekt wahrnehmen. Mit einem Wechsel in den Sport-Modus verbessert sich aber das Einlenkverhalten und der Kuga wirkt agiler. Von seinem Fahrverhalten her ist er eher auf Gemütlichkeit und Komfort ausgelegt. Dazu passen auch die schön verarbeiteten Sitze, die dank abgestepptem Alcantara-Leder feinstes Wohnzimmerfeeling vermitteln. Trotzdem der Sitz 10-fach elektrisch einstellbar ist, wurden wir keine Freunde, da ich keine für mich passende Sitzeinstellung gefunden habe. Schade, denn beim perfekten Sound der Bang & Olufsen-Lautsprecher würde man gerne länger verweilen. Außerdem wäre es bei einem Auto dieser Preisklasse (bezogen auf den Preis des Testfahrzeugs) schön, wenn man auch den Beifahrersitz elektrisch verstellen könnte.

Clevere Lösungen und deutlich gesteigerte Materialwahl!

Im Vergleich zum Vorgänger hat sich jedoch vor allem im Innenraum viel getan. So kommt nun weniger Hartplastik zum Einsatz, stattdessen gibt es vermehrt (aber leider nicht überall) Soft-Touch-Oberflächen und diverse Carbon-Einlagen. Auch das Fassungsvolumen des Kofferraums wollen wir positiv hervorheben. Sollte man dennoch nicht damit auskommen, kann man – bevor man die Rücksitze ganz umlegt – noch in Erwägung ziehen, die Rückbank einfach um einige Zentimeter zu verschieben.

Wer im Kuga zurücksetzen möchte, macht das wie üblich über den Buchstaben „R“. Dieser findet sich neben weiteren zum einen auf einem Drehrad, zum anderen auch in Form eines „PRNDL“ im Armaturenbrett, wobei die aktuelle Abkürzung farblich hervorgehoben ist. Ob es angenehmer ist, die Gänge mittels Wählhebel oder auf diese Art zu sortieren, ist wohl Geschmackssache. Ebenso wie die Tatsache, dass „P“ in vielen Fahrzeugen mit einem Druck quittiert werden muss. Im Kuga reicht es, das Drehrad in die gewünschte Position zu bringen.

Fazit

Im Vergleich zum Vorgänger wirkt der Kuga deutlich erwachsener und ausgereifter. Neben einem guten Platzangebot und verbesserten Materialen wird auch die Kombination von Allrad und Hybridantrieb für so manchen eine interessante Alternative darstellen. Die Vollhybrid-Version zählt ganz klar als Diesel-Alternative, speziell für all jene, die oftmals kürzere Strecken zurücklegen und großen Wert auf hohe Effizienz legen.

Was uns gefällt:

  • die umfangreiche Wahlmöglichkeit bei der Motorenpalette
  • der beherzte Einsatz des E-Motors im unteren Drehzahlbereich
  • das erwachsen gewordene Außenkleid

Was wir noch verbessern würden:

  • die Erreichbarkeit des Start-Stopp-Knopfes
  • das Feedback der Lenkung
  • Elektrische Einstellungsmöglichkeiten für den Beifahrersitz wären optional schön

Factbox: Ford Kuga 2.5 Duratec FHEV ST-Line X

Motor/Antrieb

Motor: Vierzylinder-Reihenmotor
Hubraum: 2.488 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 112 kW/152 PS
Elektro-Aggregat: 92 kW/125 PS
Systemleistung kW/PS: 140 kW/190 PS
Drehmoment Benzin-Aggregat:
200 Nm
Drehmoment Elektro-Aggregat: k.A.
Antrieb:
Allrad
Getriebeart: stufenloses E-CVT-Getriebe (Automatik)
0-100 km/h: 9,5 Sekunden
V-Max: 196 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert, l/100 km: 5-9 – 5,7 (WLTP)
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 6,6 l
CO2 Emissionen: 136 – 132 g/km Euro 6d-ISC-FCM (WLTP)

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA + HA: Scheibenbremsen, vorne belüftet
Felgen/Reifen: 225/55 R19

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.773 kg
L/B/H: 4,614 / 1,883 / 1,658m
Radstand: 2.710 m
Kofferraumvolumen: 405 – 1.481 Liter
Tankinhalt: 45 Liter
Kraftstoff: Benzin

Preise

Ford Kuga 1.5 l EcoBoost Trend erhältlich ab: € 29.400,-
Ford Kuga 2,5 Duratec FHEV Automatik ST-Line X erhältlich ab: € 46.426,33
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 52.270,52

Sonderausstattung:

Fahrer Assistenz Paket € 1.422,95
Technologie Paket € 660,66
Styling Paket ST-Line € 457,37
Winter Paket 1 € 406,55
Anhängevorrichtungs-Vorbereitungs-Set € 101,64
Panorama-Schiebedach, elektrisch € 1.321,30
Obsidian-Schwarz metallic € 660,60
4 Leichtmetallräder mit Reifen 225/55 R19 € 813,12

(c) Bilder: Gas Junky, sp