Praxistest: Suzuki Swace – Ein Zwilling kommt selten allein

In letzter Zeit häufen sich bei uns die Déjà-vus: Nachdem wir mit dem Suzuki Across den Zwillingsbruder von Toyotas RAV4 kennen lernen durften, steht nun mit dem Suzuki Swace ein naher Verwandter des Toyota Corolla TS vor der Tür.

Während beim Suzuki Across der Name Programm zu sein scheint – im Sinne von „quer bzw. mitten durch“ (in der Vergangenheit trug bei Suzuki ein Motorrad diesen Namen), ist es beim Swace nicht ganz so leicht, seine Herkunft abzuleiten. Nach den ersten Kilometern mit dem bzw. im Swace, war für mich klar, dass es sich wohl um eine Mischung aus „sway“ und „race“ handeln müsse. Wobei hier „sway“ ganz und gar nicht im Sinn von „schwanken“ oder gar „schaukeln“ gemeint ist. Viel besser passt da die Bedeutung von „(be-)herrschen“, „lenken“ oder (noch besser) „Schwung“ bzw. „Wucht“. Wofür „race“ steht, braucht man einem Gas Junky wohl nicht eigens zu erklären.

Enge Familienbande …

Als Zwillingsbruder vom Corolla TS kann man leicht eine Wucht sein. Zählt der Corolla mit über 45 Millionen Fahrzeugen doch zu den beliebtesten und damit meist verkauften Fahrzeugen weltweit. Ob der Swace – trotz vieler identischer Eigenschaften – daran anschließen wird können? In zwei Punkten ist er auf jeden Fall stärker eingeschränkt als sein bekannter Bruder: Zum einen betrifft das die Motorisierung, zum anderen das Blechkleid. Im Unterschied zu Toyota bietet Suzuki den Swace ausschließlich als 1,8-Liter Vollhybrid an. Die 72 kW (98 PS) des Benziners werden dabei von einem 53 kW (72 PS) starken Elektromotor unterstützt, der den Swace mit E-CVT-Getriebe (Automatik) fast lautlos bei niedrigeren Geschwindigkeiten antreibt. Selbst im Stadtverkehr und auch auf Landstraßen ist ein hoher Elektro-Anteil möglich und man freut sich über die hervorragend funktionierende Rekuperationstechnik.

Die zweite Einschränkung – so man sie als solche empfinden mag – ist die Außenhülle. Anders als der Corolla wird der Swace bei Suzuki ausschließlich als Kombi angeboten. Hier jedoch mit dem Vorteil, dass der Kofferraum größer und auch variabler ist als jener des Corolla TS. So gibt es einen höhenverstellbaren Laderaumboden und auch die seitlichen Ausbuchtungen können genützt werden, wenn man die Abtrennungen aus Plastik (rechts und links vom Laderaumboden) mit einem Griff nach oben entfernt. Das Wiedereinsetzen derselben funktioniert übrigens ebenso problemlos und schnell. Gut gefallen hat uns auch die indirekte Beleuchtung mittels LED unter der Laderaumabdeckung. Die sieht nicht nur gut aus, sondern leuchtet auch schön aus.

… aber doch ein wenig anders

Auch mit dem Innenraum hatten wir unsere Freude: Sowohl die Optik als auch die Verarbeitung der verwendeten Materialen haben uns gut gefallen, wenn der Klavierlack rund um den Wählhebel der Automatik auch recht anfällig für Kratzer ist. Wer sein Smartphone laden möchte, kann dies in der induktiven Ladeschale vorm Wählhebel tun. Links davon ist (etwas versteckt, aber durchaus passend) der USB-Stecker für die Kommunikation mittels Android Auto oder Apple CarPlay platziert. Da es im Swace kein Navi gibt, macht die Gestaltung in dieser Form jedenfalls Sinn. Die Verbindung wird rasch hergestellt und das gewohnte Bild im
8-Zoll großen Display mit Touchscreen-Funktion angezeigt.

Relevante Daten rund ums Fahren werden in der digitalen Einheit hinter dem (beheizbaren) Lenkrad angezeigt. Hier kommt ein
7-Zoll-Multifunktionsdisplay zum Einsatz, der Durchschnitts- oder Momentanverbrauch, die noch verbleibende Reichweite, Energie-Effizienz und vieles mehr anzeigt. Wirklich beeindruckend ist, dass innerstädtische Strecken zu einem sehr hohen Prozentsatz rein elektrisch zurückgelegt werden können. Wer dies ausschließlich tun möchte, drückt am besten den EV-Schalter. Für den städtischen Stop-and-Go-Verkehr eignet sich der Eco-Modus. Nach dem Start geht der Swace es „normal“ an, das heißt Fahrkomfort, Stabilität und Kraftstoffeffizienz sind auf alltägliche Fahrsituationen zugeschnitten bzw. darauf abgestimmt. Wer Wert auf kraftvolle Beschleunigung und direktes Ansprechverhalten legt, wird sich im Sport-Modus wohlfühlen. Die Digitalanzeigen wechseln dann von kühlem Blau in heißes Rot.

Derart unterwegs fällt einem sofort die gute Straßen- bzw. Kurvenlage auf. Man merkt, dass das Fahrwerk grundsätzlich für ein paar PS mehr ausgelegt ist. Die Federung ist nicht zu hart, aber auch nicht zu weich und die Sitze bieten ausreichend Seitenhalt. Wir waren weit davon entfernt, herumzuschaukeln. Die Lenkung haben wir im Sport-Modus deutlich straffer und noch direkter als im Normal-Modus empfunden: Eindeutig „sway“ im positiven Sinn. Irgendwie spürt man selbst in Toyotas – äh, Verzeihung Suzukis – Alltagsautos die Motorsport-Gene.

Natürlich sind auch zahlreiche Sicherheits-Assistenten mit an Bord. Von der (leider schwachen) Verkehrszeichenerkennung über einen Toten-Winkel-Assistenten bis hin zum Querverkehrswarner oder dem Pre-Collision System (PCS) unterstützt uns der Swace wo er nur kann. Auch ein adaptiver Tempomat mit Abstandsregelung und Geschwindigkeitsbegrenzer sind mit von der Partie. Der Spurhalteassistent LTA (steht für Lane Tracing Assist) dürfte allerdings ruhig ein wenig nachsichtiger sein. (Ich habe ihn wieder mal ausgeschalten.)

Fazit

Ob der Swace der bessere Corolla TS ist, muss wohl jede/r für sich entscheiden. Fest steht, dass es bis auf das Logo wenig Unterschiede zwischen den beiden Kompaktkombis gibt. Die Vergleichbarkeit der Zwillingsbrüder wird durch unterschiedlich ausgeprägte Ausstattungslinien der beiden Hersteller erschwert. Wer Zwillinge in seinem Umfeld kennt, weiß aber, dass diese nichts mehr hassen als ständig miteinander verglichen zu werden.

Was uns gefällt:

  • die gut abgestimmte Straßen- bzw. Kurvenlage
  • dass der Sport-Modus tatsächlich spürbar ist
  • die bessere Ausnutzung des Kofferraums

Was wir noch verbessern würden:

  • einen gechillteren Lane Tracing Assist
  • die Verkehrszeichenerkennung
  •  Multifunktionsdisplay wirkt etwas überladen

Factbox: Suzuki Swace 1.8 Hybrid flash

Motor/Antrieb

Motor: wassergekühlter Vierzylinder-Benzinmotor, 2 oben liegende Nockenwellen, Direkteinspritzung
Hubraum: 1.798 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 72 kW/98 PS
Elektro-Aggregat: 53 kW/72 PS
Systemleistung kW/PS: 122 kW/166 PS
Drehmoment Benzin-Aggregat:
142 Nm 3.600 U/min
Drehmoment Elektro-Aggregat: 163 Nm
Antrieb:
Front
Getriebeart: E-CVT (Automatik)
0-100 km/h: 11,1 Sekunden
V-Max: 180 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert, l/100 km: 4,5 (WLTP)
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 6,2
CO2 Emissionen: 103 g/km Euro 6d-ISC-IFM (WLTP)

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA + HA: Scheibenbremsen, vorne belüftet
Felgen/Reifen: 205/55 R16

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.400 kg
L/B/H: 4,655 / 1,790 / 1,460 m
Radstand: 2,700 m
Kofferraumvolumen: 596 – 1.606 Liter
Tankinhalt: 43 Liter
Kraftstoff: Benzin

Preise

Suzuki Swace 1.8 Hybrid shine erhältlich ab: € 29.690,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 30.690,-

Sonderausstattung:

Metallic-Lackierung € 490,-

(c) Bilder: Gas Junky, sp