Der Nissan LEAF wurde heuer auf der New York Autoshow mit dem Titel „World Green Car of the Year 2018“ ausgezeichnet. Bereits seit 2010 läuft das emissionsfreie Modell vom Band und ist das meistverkaufte Elektroauto der Welt. Wir haben die nun zweite Generation des Nissan LEAF unter die Lupe genommen und folgende Faktoren: Reichweite, Design und Sicherheit, getestet.
Exterieur: Mit dem Trend der Zeit!
Der neue Stromer von Nissan misst 4,49 Meter in der Länge, dies sind um 4,5 Zentimeter mehr als der Vorgänger. Breite, Höhe und Radstand blieben nahezu unverändert, sodass die Passagiere klassenüblicher Kopf- und Beinfreiheit ausgeLEAFert sind.
Die zweifärbige Lackierung trägt sicher auch dazu bei, den LEAF flotter erscheinen zu lassen. Vor allem dadurch, dass die C-Säule nicht durchgehend eintönig lackiert ist, wirkt dies deutlich trendiger. Die abfallende Dachlinie, die spitz zulaufende Frontpartie, die LED-Scheinwerfer, der schwarze Dachspoiler und der V-Motion Kühlergrill sorgen für ein deutlich dynamischeres Erscheinungsbild. Man kann also tatsächlich behaupten, dass die neue Generation des LEAF an Attraktivität dazugewonnen hat.
Interieur aufgepeppt!
Die Verarbeitung im Innenraum wirkt äußerst solide und soll mit den blauen Ziernähten etwas aufgepeppt werden. Leider wurde die Hartplastiklandschaft der ersten Generation beibehalten, sodass man Softtouch-Materialien vergebens sucht. Auch bei der Verarbeitung des Handschuhfaches würde man sich mehr Sorgfalt wünschen. Das Lederlenkrad mit blauen Ziernähten ist leider nur höhenverstellbar, nicht aber in der Länge. Hinzu kommt, dass die Mittelarmlehne viel zu weit hinten angebracht ist und sich ebenfalls nicht in Länge und Höhe verstellen lässt. Dies sorgt leider nur für durchschnittliche Ergonomie-Werte.
Die Sitze bieten zwar eine hochwertige Verarbeitung, jedoch sind diese gar etwas weich gepolstert und könnten ein klein wenig mehr Seitenhalt vertragen. In flott gefahrenen Kurven vermisst man diesen dann doch etwas.
Das Kofferraumvolumen liegt mit 385 Litern im Klassenschnitt, jedoch nervt hier die hohe Ladekante und der in der TEKNA-Version verbaute Subwoofer, welcher bei Fahrbahnunebenheiten knarrte. Dieser Eindruck schlägt sich aber nicht generell auf das Soundsystem nieder, welches mit guten, kräftigem Klangerlebnis überrascht.
Links und rechts im Laderaum befinden sich Netze, um die Ladekabel ordentlich verstauen zu können.
Seinen eigenen Style zeigt der Leaf in Bezug auf die Gangwahl. Hier setzt Nissan auf eine Art Joystick, welcher anfangs für eine längere Eingewöhnungsphase sorgte.
Mäusekino, bestätigt!
Die Mittelkonsole beherbergt das etwas klein dimensionierte Infotainmentsystem NissanConnect EV, um stets vernetzt zu sein. Das System verfügt bereits über Apple CarPlay und Android Auto. Die Bedienung erfolgt mit einigen Hardwareknöpfen und über eine Touchfunktion, dies erschließt sich einigermaßen intuitiv.
Nach starten des Fahrzeugs muss jedes Mal aufs Neue eine Meldung über die Datenerfassung bestätigt oder abgelehnt werden – macht wenig Sinn, denn selbst wenn man diese nicht akzeptiert, gelangt man ins gewünschte Menü. Dies sorgte bei uns für ein paar gerunzelte Stirnfalten.
Unter der Haube
Der Elektromotor leistet 110 kW (150 PS) und 320 Nm stehen bereits im tiefsten Drehzahlkeller zur Verfügung. Somit beschleunigt der rund 1,6-Tonner in 7,9 Sekunden auf Tempo einhundert. Die V-Max mit 144 km/h bestätigt, dass der LEAF wohl kein Freund der linken Spur ist, dazu kommen wir aber ein paar Zeilen weiter unten noch.
Die beiden größten Neuheiten
Die beiden Neuheiten im Nissan LEAF sind zu einem das „E-Pedal“ und zum anderen der „ProPilot“.
Um das E-Pedal zu aktivieren muss vorerst der Schalter in der Mittelkonsole betätigt werden. Nun kann man ausschließlich mit dem „Gaspedal“ das Fahrzeug beschleunigen und bremsen zugleich. Sobald man den Fuß vom Gaspedal nimmt, bremst das Fahrzeug automatisch, dies verbessert die Rekuperation (Energierückgewinnung).
Anfangs dauert es ein wenig, bis man das nötige Feingefühl in den Griff bekommt und richtig dosiert – danach ist es aber eine vollends gelungene Errungenschaft.
Die zweite große Neuheit im Leaf nennt sich ProPilot. Mithilfe von Kameras und Radarsensoren fährt der Stromer zumindest ein paar Sekunden autonom dahin. In Betrieb genommen wird der ProPilot mittels Knopfdruck am Lenkrad. Er hält also die Spur, die Geschwindigkeit, den Abstand und bremst selbstständig. Das System ist vor allem für Autobahn-Etappen entwickelt worden, wo diese Technik problemlos funktioniert.
Reichweitenangst und Shopping Trip
Das Herzstück des Nissan LEAF ist eine laminierte Lithium-Ionen-Batterie mit 40 kWh. Hinter der Ladeklappe an der Front befinden sich zwei Anschlüsse: rechts der Typ 2, welcher eine Leistung mit nur 6,6 kW (Wechselstrom) besitzt und das Laden dann ewig dauert und links der CHAdeMO Schnellladestecker mit 50kW (Gleichstrom) mit welchem das Ganze zügiger funktioniert.
Um die Reichweite zu erhöhen gibt es folgende Methoden:
Aktivieren des B-Modus, dieser nutzt stärkeres regeneratives Bremsen, wodurch die Batterie geladen wird, ohne die Leistung beim Fahren großartig zu beeinträchtigen.
Fahren im ECO-Modus: man wählt den ECO-Modus, um die Motorleistung zu begrenzen und Energie zu sparen. Auch das regenerative Bremsen wird leicht erhöht, um die Reichweite zu steigern.
Und zu guter Letzt ist das Fahren mit dem E-Pedal von Vorteil. Oder auf Autobahnetappen mit 110 km/h „dahin zu schleichen“, da man sonst der digitalen Anzeige beim schmelzen zusehen kann.
In unserer Testphase mussten wir leider feststellen, dass das Laden mit einem E-Fahrzeug nicht wirklich so einwandfrei funktioniert, wie es so manche Hersteller oder Anbieter bewerben.
Sei es, weil der CHAdeMO Stecker defekt oder gerade besetzt ist, so muss man sich auch mit dem schwächeren Anschluss zufriedengeben, dies bedeutet aber eine deutliche längere Ladedauer. Bei winterlichen Bedingungen, nicht gerade das gelbe vom Ei, denn die Zündung des Fahrzeugs muss ausgeschalten sein. Somit war klar, dass selbst bei Ikea der Einkauf keine fünf bis sieben Stunden dauern würde – daher freundet man sich gerne mit Kollegen an, die gerade einen Verbrenner testen, um nicht in der Kälte frieren zu müssen. Aber bereits nach 240 Kilometern sollte man bereits die nächste Stromquelle gefunden haben.
Um diesen Szenario zu entgehen, müsste man sich ausschließlich im urbanen Bereich bewegen und bestenfalls jeden Abend das Fahrzeug an der hauseigenen Wallbox laden, falls man nicht im fünften Stock in der Innenstadt wohnt.
Und somit stellen wir uns einer wohl berechtigten Frage:
Soll dies tatsächlich die Zukunft der Mobilität sein?
Was uns gefällt:
- Das Bose Premium Soundsystem
- Das pfiffige Design
- Fahren mit dem E-Pedal
Was wir noch verbessern würden:
- Die Preispolitik
- Das in die Jahre gekommene Infotainment-System
- die Praxis-Reichweite
Technische Daten Nissan LEAF TEKNA
Motor / Antrieb
Motor: 40 kWh Elektromotor
Leistung kW /PS : 110 kW / 150 PS
Drehmoment: 320 Nm bei 0-3.283 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Getriebeart: Automatikgetriebe, einstufig
0-100 km/h: 7,9 Sekunden
V-Max: 144 km/h
Verbrauch / Umwelt
Werksangabe kombiniert: 20,6 kWh/100km
Reichweite nach WLTP:
285 km
CO2 Emissionen: 0
g/km
Testverbrauch:
19,5 kWh/100 km (Winterliche Bedingungen)
Testreichweite: 240 km
Fahrwerk / Reifen / Bremsen
Vo. Achse: Einzelradaufhängung / McPherson Federbeine
Hi. Achse: Verbundlenkerachse
Bremsen: VA: innenbelüftete Scheibenbremsen, HA: Scheibenbremsen
Felgen / Reifen: 17x 6,5J / 215/50 R17
Gewicht und Maße
Leergewicht: 1.640 kg
L/B/H: 4,490 / 1,788 / 1,530 (Meter)
Radstand: 2,7 m
Wendekreis: 11,96 m
Ladevolumen: 385 Liter
Preise
Nissan LEAF zu haben ab: 32.950,- €
Basispreis Nissan LEAF TEKNA: 39.850,- €
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und Mwst: 42.100 €
Sonderausstattung:
2 Farben Lackierung € 1.050,-
Pro PILOT € 1.200,-
(c) Bilder: Sebastian Poppe