Suzuki SWIFT Sport – Japanisches Antidepressiva

Suzuki SWIFT Sport –
Japanisches Antidepressiva

…der Sommer ist vorbei, die Tage werden kürzer, der Sport weniger, der Bauch größer. Auch die Sonne versteckt sich immer mehr hinter den Wolken – Kälte und Feuchtigkeit dominieren den Alltag. Die Uhren umgestellt auf „Winterzeit“ – (womöglich das letzte Mal? Mich würde es nicht stören) – somit ist es auch früher finster. Mal ganz ehrlich, macht Sie das nicht auch ein wenig depressiv? Also ich persönlich habe in der kalten, dunklen Jahreszeit immer zu kämpfen – vor allem mit dem Aufstehen früh morgens, wenn es noch schön warm unter der Bettdecke ist. Ein Blick nach draußen – nun ja, das macht es eigentlich auch nicht besser, weil es noch immer verdammt stockfinster ist.

Da wünscht man sich doch glatt eine Pille, die man einwirft und die einem all das plötzlich nicht mehr relevant erscheinen lässt. Allerdings wissen wir, dass Tabletten prinzipiell nicht gut für uns sind, also wäre eine Alternative nicht schlecht. Gibt’s nicht?
…dachte ich auch.

Dieser Anblick lässt mein Herz erstrahlen…

5:30 Uhr, der Wecker klingelt – ab in die Arbeit. Gefrühstückt, Zähne geputzt, angezogen, Haustür abgesperrt, Autoschlüssel aus der Tasche geholt und da steht er nun – der neue Suzuki SWIFT Sport. Quietsch-Gelb, Verzeihung – Champion Yellow mit seinen Rallystreifen in Carbonoptik. Allein die Farbe macht’s, dass einem warm ums Herz wird und man einfach mal spontan lächeln muss. Schon jetzt hat sich meine Laune um einiges gebessert – ob sie noch besser wird? Mal sehen.

Der sportliche Japaner sieht, wie auch schon seine Vorgänger, verdammt schick aus – das Design des SWIFT Sport gefällt mir seit er auf dem Markt ist. Klein, bullig, nicht übertrieben, aber dennoch so, dass man auf den ersten Blick erkennt – he he, da sind keine 90 PS unter der Haube. Vor allem der komplett neu designte große, Hexagon-Kühlergrill, sowie das breit wirkende Heck mit den üblichen zwei dicken Endrohren machen den Auftritt des Kompakt-Japaners perfekt.

Im Vergleich zum Vorgänger hat sich bei den Abmaßen nicht viel verändert – werden die meisten Modelle vieler Hersteller immer größer, so achtet man bei Suzuki darauf, dass man seinen Prinzipien treu bleibt. Die aktuelle sechste Generation ist sogar um einen Zentimeter kürzer als der Vorgänger. Und da man ihn auch ein klein wenig sportlicher wirken lassen wollte, wurde er zusätzlich noch drei Zentimeter flacher und vier breiter.
Trotz der Einbußen in Länge und Höhe ist er für seine Abmaße sehr geräumig und auch Großgewachsene finden nach oben hin genügend Platz für Kopf, inklusive Stehfrisur.
Kurz getrübt wird meine Laune nur, durch den – meiner Meinung nach vollkommen unnötigen – Piepton, beim Auf- und Zusperren des Swift.

Süß – Sauer, das Cockpit.

Der Arbeitsplatz im SWIFT Sport ist herrlich übersichtlich und verständlich aufgebaut – das Infotainmentsystem kennt man bereits aus Baleno und Co. Vier färbige Kästchen führen einem zu den Menüs von Kommunikation, Navigation und Audiosystem mit Smartphone-Anbindung. Übersichtlicher geht’s kaum – man könnte ebenso sagen „Watschen-Einfach“. Auch die Reaktionszeit von Navigation und Smartphone-Verbindung macht dem Namen „Sport“ alle Ehre. Viel flotter geht’s nicht.

Premium-Kompaktwagenfahrer werden sich nur an der Haptik des Hot-Hatch-Japaners stoßen. Softtouch-Materialien sucht man vergebens – dennoch wirkt die harte Kunststofflandschaft, welche das gesamte Cockpit säumt auf den ersten Blick gar nicht so schlecht – und das allerwichtigste es knarzt und klappert nichts. Gar nichts!

Mir persönlich ist die Verarbeitung im Inneren nicht das Wichtigste – ein Kompaktsportler sollte andere Qualitäten aufbringen als ausschließlich mit ausgezeichneter Haptik zu punkten.
Die Sitze zum Beispiel – diese müssen bequem sein und genügend Seitenhalt aufweisen – und genau das tun diese im Swift. Nebenbei bemerkt, sehen sie auch wirklich schick aus.

Großes Lob verdient auch das hochwertige Lenkrad – dieses liegt perfekt in der Hand und ist optisch geschmackvoller, als der Sushi-Teller vom japanischen Haubenkoch.

Die finale Wirkung des Antidepressiva

…und wir fährt sich der SWIFT Sport letztendlich?
Ich könnte es kurz und einfach machen – das würde dann so aussehen:
🙂 🙂 🙂

Aber ich möchte Ihnen diesen Genuss nicht vorenthalten. Der kleine Hot Hatch-Japaner zählt definitiv zu den Autos, welches mir in diesem Jahr am meisten Freude bereitet hat.
Startknopf drücken und all die finsteren Gedanken, die Dunkelheit, sowie schlechte Laune sind dahin.
Wie das geht? Suzuki hat den aktuellen SWIFT Sport um knapp 100 Kilogramm leichter gemacht und gleichzeitig das Drehmoment um satte 70 Newtonmeter angehoben.
Ergebnis: 970 Kilogramm treffen auf 140 Pferde – und diese Pferde hängen sowas von verdammt gut am Gas – das kann man einfach nicht besser abstimmen.

Selbst dem Spritverbrauch kommt der Gewichtsverlust zu Gute – in der Regel pendelt man so zwischen sechs und sieben Litern. Nur Mr. Bleifuß, wird eventuell auch die 7,5 Liter-Marke knacken.

Die Lenkung präzise und direkt, wie ein Fugu-Koch bei seiner Arbeit. Auch die vier Scheibenbremsen haben ordentlich Biss, könnten allerdings – trotz des leichtgewichtigen Japaners – noch eine klitzekleine Nuance mehr Verzögerung vertragen. Das würde den Fahrspaß, vor allem in kleinen, engen Kehren, auf ein unschlagbares Niveau heben.

Leider konnten wir die Stärken des – vermutlich ebenfalls guten – Fahrwerks nicht ausnutzen. Die Tatsache, dass man uns schon Winterreifen auf das Testfahrzeug montierte, trübte die Fahrfreude etwas – vor allem, wenn man Ende Oktober immer noch bis zu 25 Grad Asphalttemperatur auf der Straßenoberfläche misst. Hier gab’s leider selbst in langsamen Kurven recht viel Gequietsche.

Nichts desto trotz – der SWIFT ist eine Wucht. Ein Wolf in „der Sushi-Rolle“, wenn man es so möchte.

Grundsätzlich ist die japanische Kompaktrakete auch langstreckentauglich – zumindest fahrwerkstechnisch. Allerdings wird es nichts mit einer gemütlichen Unterhaltung – da dies die überdurchschnittlich starken Windgeräusche nicht möglich machen. Hier hilft nur die Musik noch lauter zu drehen.

So wie ein Kompaktsportler sein soll!

Wir hatten schon so einige Hot Hatches heuer im Testfuhrpark – die meisten mit wesentlich mehr Leistung unter der Haube, aber dennoch nicht so perfekt und spaßig abgestimmt.

Dies fängt schon beim Gangwechsel an – beim SWIFT ist es endlich so wie man es sich wünscht. Einfach nur kurz und präzise – so macht schalten wirklich noch Spaß. Ebenso der Kupplungsweg. Dieser passt exakt zu den Schaltwegen. Kaum vorstellbar, hätte der SWIFT eine Leistung um die 200 PS. Schon jetzt zieht er mächtig an der Vorderachse – erster Gang Vollgas, kann man eigentlich vergessen – zu viel Power, da kämpft selbst das ESP-Lämpchen. Und auch im zweiten Gang bei Volllast, trällern die Winterreifen das Lied vom Tod.

Einzig und alleine fehlt es nach meinen Geschmack an der Akustik der Abgasanlage. Zwei dicke Endrohre und alles was das hinten rauskommt ist ein wenig heiße Luft
…na gut vielleicht auch ein bisschen Co2, hier könnte man beim Facelift-Modell noch eine Spur nachbessern.

Mein FAZIT:

Was mich begeistert:
Spaßfaktor! Gewicht und Leistung sind nicht zu toppen!
Präzise Lenkung
Knackige Schaltung

Was ich mir noch wünschen würde:
Ein wenig mehr Akustik vom Auspuff
bessere Geräuschdämmung
Deaktivierung der Piepton beim Auf- und Zusperren.

Factporn:

Motor / Antrieb

Motor: 4 Zylinder Direkteinspritzer, Abgasturbolader, 2 obenliegende Nockenwellen
Hubraum / Verdichtung: 
1.373 ccm3 / 9,9:1
Leistung  kW /PS (Gesamt): 103 kW / 140 PS bei 5.500 U/min
Drehmoment: 230 Nm bei 2.300 – 3.500 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Getriebeart: 6-Gang Schaltgetriebe                                                                          0-100 km/h: 8,1 Sekunden
V-Max: 210 km/h

Verbrauch / Umwelt

Werksangabe – Stadt/Land/kombiniert, l/100 km: 6,8 / 4,8 / 5,6*
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 6,2 – 7 L
CO2 Emissionen: *135g/km Euro 6 (*laut WLTP-Testzyklus)

Fahrwerk / Reifen / Bremsen

Vo. Achse: McPherson-Federbeine mit Schraubenfedern
Hi. Achse: Verbundlenkerachse, Schraubenfeder
Bremsen: VA: Innenbelüftete Scheibenbremsen; HA: Scheibenbremsen
Felgen / Reifen: 6,5J 17, 195/45 R 17 (Serienbereifung-Sommer)

Gewicht und Maße

Leergewicht: 973 kg
L/B/H: 3,890 / 1,735 / 1,480 (Meter)
Radstand: 2,450m
Wendekreis: 10,2m
Kofferraumvolumen: 265 bis 947 Liter
Tankinhalt:
37 Liter
Kraftstoff:
Super 95

Preise

Suzuki Swift zu haben ab: 13.490,- €
Basispreis Suzuki Swift Sport:
21.990,- €
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und Mwst: 21.990 €

(c) Bilder und Text: Gas Junky

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