KIA Sorento – Praxistest

Die koreanische Kampfansage an alle Premium-SUVs?

Wenn man auf der Suche nach einem geräumigen SUV ist, hat man aufgrund des mittlerweile großen Angebots wahrlich die Qual der Wahl. Sollte es ein sportlich und doch luxuriöses SUV werden, schränkt das die Auswahl schon etwas ein, an einen KIA denken in dieser Kombination aber wohl die Wenigsten.
Ein großer Fehler, denn mit dem von uns getesteten KIA Sorento in der Top Ausstattung GT-Line, ist man bestens aufgehoben, wenn es um Optik, Luxus und Fahrleistungen geht.

Das vielleicht schönste Auto seit es SUV gibt?

Der Sorento der vergangenen Generation wirkte äußerlich wie ein damaliger größerer KIA Sportage. Das Erscheinungsbild des aktuellen Sorentos hebt sich nun deutlich von seinem kleinen Bruder ab und verleiht ihm ein ganz eigenes Design. An der massiven Front sorgt der mächtige Kühlergrill für ausreichend Frischluftzufuhr in den Motorinnenraum. Die großen geschwungenen LED-Scheinwerfer könnten genauso gut in einem Sportwagen Verwendung finden, außerdem tragen sie meines Erachtens nach maßgeblich zu dem gelungenen Look an der Front bei.

LED für helle Nächte..

Bezüglich der Beleuchtung muss man die Koreaner loben, denn sie setzen sowohl an der Front als auch am Heck auf modernste LED-Technologie. Von der Leuchtkraft konnte ich mich aufgrund der herbstlichen Jahreszeit sehr gut überzeugen, immerhin verfügen die Scheinwerfer über eine kräftige und somit auch weite Ausleuchtung der Fahrbahn.  Sollte am Fußballplatz mal die Flutlichtanlage ausfallen, könnte man als Ersatz problemlos den Sorento verwenden.

Der bullige Auftritt an der Front setzt sich dank der großen Trittbretter und der 19-Zoll- Alufelgen auch an der Seite fort. Hinter den Rädern befinden sich rot lackierte Bremssättel, die für etwas GTI-Feeling sorgen. Auffällig an der Seitenführung sind auch die spitz zulaufenden Seitenscheiben beim Kofferraum, die auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig sein könnten. Mich stört das aber überhaupt nicht, ganz im Gegenteil – diese sorgen damit für einen sportlich, coupéhaften Auftritt.

Am Heck hätte man die Leuchten noch etwas peppiger gestalten können, das ist hier dann aber auch schon mein einziger Kritikpunkt. Im Großen und Ganzen gefällt mir das Design dieses koreanischen Schlachtschiffs nämlich ausgesprochen gut.

Billiges Hartplastik? Nicht im Sorento!

Leider gibt es bei den Koreanern im Interieur oft noch Nachholbedarf – viel zu oft dominiert grauenhaftes Hartplastik, welches bei Unebenheiten auch gerne mal unschöne Geräusche von sich gibt. Doch nichts davon trifft auf den KIA Sorento zu! Von der Materialwahl und Verarbeitungsqualität können sich einige europäische Hersteller eine Scheibe abschneiden, hier finden Großteils Softtouch- und Ledermaterialien Einzug. Zwar fehlt noch etwas der Hang zur Perfektion, da zum Teil etwas minderwertigeres Plastik verwendet wurde – das merkt man etwa beim Antippen der Tiptronic-Schaltwippen oder beim Wahlhebel der Automatik. Aber das beschränkt sich ja nur auf wenige Teile, so kann man über dieses Manko getrost hinwegsehen.

Die Sport-Ledersitze der GT-Line sorgen für einen guten Seitenhalt und hohen Sitzkomfort. Vom Fahrersitz aus lässt sich sogar bequem die Sitzposition des Beifahrersitzes verstellen, was in gewissen Alltagssituationen sicherlich die ein oder andere Verrenkung ersparen kann.

Die Vollausstattung kostet in der GT-Line keinen Cent extra

Die GT-Line bietet eine umfangreiche Ausstattung, da bis auf die dritte Sitzreihe alles serienmäßig vorhanden ist, was es so an Sonderausstattung gibt, ohne dass man sich vom Basispreis weit enfernt. Dazu zählen etwa Sitzheizung, Sitzkühlung, ein riesiges Panorama-Glasschiebedach, Lenkradheizung, Spurhalte- und Spurwechselassistent, 360 Grad Kamera und vieles mehr.

Der Platz im Fond ist groß bemessen, jedoch merkt man dass er nicht für europäische Körpergrößen zugeschnitten ist. Die Beinfreiheit könnte ruhig großzügiger sein, da erwartet man sich bei einem Auto mit solchen Ausmaßen doch etwas mehr Komfort auf den Rückbänken. Dennoch spendierten die Koreaner den Passagieren im Fond eine Sitzheizung, welche besonders in der kälteren Jahreszeit die komfortablen Hocker bei Temperatur hält.

Das Infotainmentsystem ist sehr gelungen und mit seinem zentral positionierten 8-Zoll- Display lässt sich alles logisch bedienen. Das Navigationssystem hat mich in der Praxis aber etwas enttäuscht, da es zum Teil eine umständliche Routenführung vorgeschlagen hat. Das Beste am Infotainmentsystem ist aber definitiv das Harman/Kardon Soundsystem, das für ein gutes Klangbild und satte Bässe sorgt.

Der Kofferraum ist mit seinen 660 Litern erwartungsgemäß groß, es wäre aber noch Potential an Ladevolumen vorhanden, wenn es eine Möglichkeit gäbe den Ladeboden abzusenken bzw. die Abdeckungen rausnehmen zu können.

Durchzugsstarker Nagelmeister

Angesichts von knapp zwei Tonnen Eigengewicht hat mich der durchzugsstarke und potente Motor  überrascht – selbst wenn er stolze 200 PS leistet, muss er doch einiges an Gewicht bewegen. Aber egal wie schnell man unterwegs ist, dank der Leistung und des großen Hubraums von 2,2 Litern bekommt man nie das Gefühl untermotorisiert zu sein.
Apropos Hubraum: die „kleinere“ GT-Line mit 188 PS hat übrigens 2,4 Liter Hubraum – also 0,2 Liter mehr als die getestete Version. Woher diese – in meinen Augen – unfaire Behandlung kommt, kann ich nicht so recht nachvollziehen. Hubraum ist ja bekanntlich durch nichts zu ersetzen als durch noch mehr Hubraum…

Sparmeister dank 8-Gang-Automatik

Überholvorgänge sind mit dem Dieselaggregat des Sorentos kein Problem, leider braucht das Automatikgetriebe beim Kickdown aber eine Gedenksekunde, bevor der Koreaner dann vehementer vorwärts prescht. Die 8-Gang-Automatik sorgt trotz der Leistung und des Gewichts für einen erstaunlich niedrigen Spritverbrauch und kann bei gemütlichen Fahrten auf bis zu sieben Liter gesenkt werden, im Testbetrieb waren wir dann noch etwas zügelloser und trieben den Durchschnittsverbrauch in Richtung der neun Liter. Leider rührt die Automatik zu sehr in den Gängen rum, was insbesondere bei Stadtfahrten sehr nervig sein kann und dadurch unruhig wirkt.

Die Dimensionierung der Bremsen gehen für ein Fahrzeug dieser Größe voll in Ordnung, hie und da würde man sich ein kräftigeres zupacken wünschen, wenn man den nicht gerade zarten SUV abrupt zum Stehen bringen mag.

Der adaptive Tempomat ist in der Praxis leider etwas mühsam, da er im Vergleich zum vorausfahrenden Fahrzeug bereits bei mittleren Geschwindigkeitsunterschieden sehr früh und stark abbremst. Und das selbst bei der geringsten Empfindlichkeitsstufe. Hier wünscht man sich ein gefühlvolleres Eingreifen und sanfteres Abbremsen.

Das Fahrwerk ist für einen Koloss dieser Klasse recht straff abgestimmt und so können auch Kurvenfahrten etwas mehr Spaß verleihen als bei so manch anderen soft abgestimmten Schwergewichten.

Mein FAZIT:

Wenn man Wert auf eine gute Innenverarbeitung, solide Fahrleistungen und ausreichend Platz legt, ist man mit dem KIA Sorento GT-Line bestens versorgt. Zwar gibt es bei der Detailverarbeitung teilweise noch etwas Aufholbedarf, dafür wird man serienmäßig mit einer luxuriösen Vollausstattung bedient.
Es muss ja nicht immer ein SUV eines deutschen oder französischen Autoherstellers sein, es lohnt sich durchaus auch einen Blick in Richtung Fernost zu werfen, besonders wenn man das Preis/Leistungsverhältnis in Betracht zieht.

Was mich begeistert:

  • Hervorragende Fahreigenschaften beim Beschleunigen
  • Die sportlichen Sitze
  • Hell erleuchtete Nächte dank der LED-Scheinwerfer

Was ich mir noch wünschen würde:

  • Etwas mehr Liebe zum Detail: Beispielsweise die Verarbeitung der Tiptronic-Schaltwippen und des Schalthebels
  • Einen besser abgestimmten adaptiven Tempomaten

Modell: KIA Sorento 2.2 CRDi SCR AWD AT8 200 PS GT-Line
Motor: Vierzylinder-Dieselmotor mit Turboaufladung
Hubraum / Verdichtung: 2.199 ccm
Leistung  kW /PS (Gesamt): 147 kW / 200 PS
Drehmoment: 440 Nm bei 1.750 bis 2.750 U/min
Antrieb: Allradantrieb
Getriebeart: 8-stufiges Automatikgetriebe
0-100 km/h: 9,4 Sekunden
V-Max: 205 km/h
Verbrauch Werksangabe – Stadt/Land/kombiniert, l/100 km: 7,3 / 5,5 / 6,2
Verbrauch Test – Durchschnitt: 8,8 Liter / 100 km
Leergewicht:
1.917 kg
L/B/H: 4,8 / 1,89 / 1,69 (Meter)
Radstand: 2,78 m
Wendekreis: 5,7 m
Kofferraumvolumen: 660 bis 1.732 Liter
CO2 Emissionen:
170 g/km
Tankinhalt:
71 Liter
Kraftstoff:
Diesel
KIA Sorento zu haben ab: 38.790 €
Basispreis getestete Version:
58.390 €
Preis Testfahrzeug inkl. Mehrausstattung, % NoVA und 20 % USt: 59.290 €

Sonderausstattung:
• Lackierung (Snow White Pearl) € 900,-

(c) Bilder und Text: Gas Junky

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