Praxistest: Hyundai Bayon – Frischer Wind in alten Gassen

„Bayon“ kommt nicht von „Baron“, sondern von der Stadt „Bayonne“. Wer die französische Hauptstadt des Baskenlandes als Leitmotiv wählt, muss schon Einiges zu bieten haben, gilt die am Jakobsweg gelegene Zwei-Flüsse-Stadt (hier vereinen sich Adour und Nive) doch als besonders malerisch und lebendig. Kann Hyundais jüngster Zuwachs im B-SUV-Segment halten, was der Name verspricht?

Optisch ist er in jedem Fall so einzigartig wie die hohen, altertümlichen Häuser mit ihren bunten Fensterläden. Die markanten Linien des kompakten SUVs gibt es neben Mangrove Green noch in acht weiteren Außenlackierungen zu bewundern. Fünf davon sind – wie bei unserem Testwagen – mit farblich abgesetztem Dach in Phantom Black lieferbar. Für Vielfalt ist also schon mal gesorgt.

Sensuous Sportiness

Hyundais Design nennt sich „Sensuous Sportiness“ und zeichnet sich, wie der Hersteller meint, durch eine Harmonie zwischen Proportion, Architektur, Styling und Technologie aus. Ganz schön viel, für so ein kleines SUV – aber im Fall vom Bayon durchaus zutreffend. Die Front ist von dreigeteilten Hauptscheinwerfern mit einer pfeilförmigen Lichtsignatur gekennzeichnet. Der nach unten offene Kühlergrill sorgt mit seinem angedeuteten Unterfahrschutz und einer Bodenfreiheit von bis zu 183 mm für einen robusten Auftritt.

Seitlich prägt die keilförmige Silhouette. Am Heck betonen die schmalen Tagfahrlichter in Kombination mit den pfeilförmigen Voll-LED-Rückleuchten und einer dünnen horizontalen Linie dazwischen die optische Breite des kleinen Raumwunders. Vorne und hinten ist für ein Auto dieser Kategorie ausreichend Platz vorhanden (im Fond allerdings nur, wenn man nicht hinter einem langbeinigen Fahrer Platz genommen hat). Auch der Kofferraum (mit vergleichsweise niedriger Ladekante) kann sich mit einem Volumen von 411 Litern sehen lassen.

Entwickelt für Europa

Generell wurde im Bayon auf ausreichend Ablageflächen geachtet: Ein großes Handschuhfach ist ebenso serienmäßig (dort kann man wirklich ein 670 g großes Glas Essiggurken verstauen) wie zahlreiche Getränkehalter (nicht nur in den Türen, sondern auch in der Mittelkonsole). Man spürt, dass Hyundai bei der Entwicklung des auf den europäischen Markt zugeschnittenen Fahrzeuges besonderes Augenmerk auf den Komfort der Insassen gelegt hat. Dieser ist auch bei der Federung oder den weichen Sitzen erkennbar.

Die Lenkung ist eher leichtgängig, passt aber gut zum Konzept des Koreaners, der zwar auf Aktivität, aber nicht unbedingt auf (zwanghafte) Agilität setzt. Vielmehr spielt der 88 kW (120 PS) starke Drei-Zylinder mit 48-Volt Mildhybrid-Technologie seine volle Stärke aus, wenn er sich im Segelmodus befindet. Dann lässt sich nämlich herrlich Sprit-Sparen. Abseits davon klingt der Motor bald einmal sehr untertourig: Würde man manuell schalten, hätte man – ein gutes Gehör vorausgesetzt – schon längst eingegriffen.

Segeln im Bayon

Das erklärt vielleicht auch, warum sich der Bayon nach jedem Start wieder im Ausgangsmodus „Eco“ (von insgesamt drei Fahrmodi) befindet. Verantwortlich für unseren Segeltörn im Bayon zeichnen das 7DCT Doppelkupplungsgetriebe und das intelligente Sechsgang-Schaltgetriebe 6iMT. Der Wechsel zwischen Segeln und „normalem“ Fahren passiert dabei so herrlich smooth, dass man es gar nicht bemerkt: Perfekt – wie der Zusammenfluss von Adour und Nive.

Wer sich für den Bayon entscheidet, wählt aus vier Benzin-Motoren: Den Einstieg markiert der 1.2-Liter-MPI-Vier-Zylinder mit 61 kW (84 PS) und manuellem 5-Gang-Schaltgetriebe. Darüber liegen die 1.0 T-GDI-Motoren mit 73 kW (100 PS) oder 88 kW (120 PS), wahlweise mit Automatik (7DCT Doppelkupplungsgetriebe) oder 6-Gang-Schaltgetriebe (in der 120 PS-Variante mit elektronisch gesteuerter Kupplung). Hyundais CVVD-Technologie (Continuously Variable Valve Duration) reguliert die Öffnungs- und Schließdauer der Ventile (entsprechend der Fahrsituation), optimiert die Motorleistung, verbessert gleichzeitig die Kraftstoff-Effizienz und sorgt so für geringere Emissionen.

Sicherheit dank SmartSense

Als weiteres Alleinstellungsmerkmal in diesem Segment liefert Hyundai mit SmartSense eine umfangreiche Sicherheitsausstattung – vielfach serienmäßig. Kleiner Auszug gefällig? Spurhalteassistent (der meint es ernst – hat aber leider ein unmotiviert ruppiges Einlenkverhalten mit Hang zur Mittellinie), Geschwindigkeitsassistent (ja, es gibt Hersteller, die das wirklich beherrschen), Fernlichtassistent (wow!), Notbremsassistent inkl. Fußgänger- und Radfahrererkennung (zum Glück nicht im Testumfang enthalten), Müdigkeitserkennung (wir waren top-fit), Toter-Winkel-Warner und -Assistent, Querverkehrsassistent und -Warner, etc. Alles sehr feine Features, die sich allerdings akustisch oft bemerkbar machen wollen – wenn man sie lässt. Vieles ist auch Einstellungssache und lässt sich im intuitiv zu bedienenden Touchscreen-Menü individuell anpassen.

Wer mag, kann – wie in unserem Testwagen – noch den adaptiven Tempomat mit Abstandsregelung (bei uns in Kombination mit dem Technik Paket II) oder das Bose Premium Sound System als Teil des Infotainment-Pakets mit 10,25 Zoll Navigationssystem inkl. hervorragender Sprachsteuerung und dem Connected-Car-Service Hyundai BlueLink dazunehmen. BlueLink liefert dank Cloud-Umgebung genauere Verkehrsprognosen und Ankunftszeiten und ermöglicht es Google oder Apple-Nutzern ihren Kalender zu spiegeln, um sich – Adresseingabe beim Termin vorausgesetzt – zum Ziel navigieren zu lassen. Findet man keinen Parkplatz vor der Haustüre, kann die Navigation aufs Smartphone umgeleitet und so bis zum eigentlichen Ziel fortgesetzt werden.

Fazit

Hyundai ist mit dem Bayon gelungen, was die französische Stadt verspricht: Er vermittelt ein typisches Bild, wahre Freude und hebt sich von seinem Umfeld ab. Zahlreiche Konnektivitäts- und Sicherheitsfeatures, das Sensuous Sportiness-Design und Hyundais innovative 48-Volt-Hybrid-Technologie machen ihn zu einem herausragenden, aber zugleich preiswerten Fahrzeug im B-SUV-Segment.

Was uns gefällt:

  • viel Auto zu einem vergleichsweise geringen Preis dank umfangreicher Serienausstattung
  • das mutige Front-Design dank Sensuous Sportiness
  • das Gesamtkonzept

Was wir noch verbessern würden:

  • ein bisschen früher schalten
  • weniger stark und unvermittelt zur Mittellinie zu lenken
  • standardmäßig weniger akustische Warnungen ausgeben

Factbox: Hyundai Bayon Trend Line 1.0 T-GDI DCT 48V

Motor/Antrieb

Motor: 3-Zylinder Benzinmotor mit Turboaufladung
Hubraum: 998 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 88 kW/120 PS bei 6.000 U/min.
Elektro-Aggregat: vorne: 12 kW/16 PS
Drehmoment Benzin-Aggregat: 200 Nm 2.000 – 3.500 U/min
Drehmoment Elektro-Aggregat: 55 Nm
Antrieb: Frontantrieb
Getriebeart: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
0-100 km/h: 10,4 Sekunden
V-Max: 180 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert, l/100 km: 5,2 – 5,5 (WLTP)
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 6,5
CO2 Emissionen: 118 – 124 g/km Euro 6d (WLTP)

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA + HA: Scheibenbremsen (vorne innenbelüftet)
Felgen/Reifen: 205/55 R17

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.145 – 1.255 kg
L/B/H: 4,180 / 1,775 / 1,500
Radstand: 2,580 m
Kofferraumvolumen: 411 – 1.205 Liter
Tankinhalt: 40 Liter
Kraftstoff: Benzin

Preise

Hyundai Bayon i Line 1.2 MPI zu haben ab: € 20.690,- Listenpreis bzw. 18.690,- Werbepreis
Hyundai Bayon Trend Line 1.0 T-GDI DCT 48V: € 27.690 ,- Listenpreis bzw. 25.690,- Werbepreis
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 29.070,-

Sonderausstattung:

Infotainment-Paket (Navigationssystem mit 10,25 Zoll Farbdisplay, MapCare+/Live Service, Hyundai BlueLink, BOSE Premium Sound System): € 1.490,-

Technik-Paket II (Adaptiver Tempomat mit Abstandsregelung (SCC), Parksensoren vorne, Querverkehr-Assistent hinten (RCCA), Sitzheizung an den hinteren äußeren Sitzen, Spurfolgeassistent (LFA, Toter-Winkel-Assistent (BCA): € 1.390,-

Zwei-Ton-Lackierung (Kontrastdach in Phantom Black Pearl): € 500,-

(c) Bilder: Gas Junky, sp