Praxisbericht: Citroen C3 – Coole Kapsel

Es scheint so, als wäre in der Automobil-Industrie der Trend zu „höher, schneller, weiter“ und vor allem zu „größer“ ungebrochen. Da tut es gut, wieder mal einen gelifteten Kleinwagen zu fahren. Man freut sich, dass es sie noch gibt: Die flotten Flitzer mit parkplatzfreundlichen Außenmaßen (hier unter 4 Metern Länge) und – so wie in diesem Fall – ausreichend Chic für den frankophilen Reisenden von Welt.

So groß kann klein sein

Das mag jetzt vielleicht alles ein wenig großspurig klingen: Aber der geliftete C3 hat uns gezeigt, wie groß klein sein kann.
Wobei man schon ein großer Fan sein muss, um das Facelift-Modell zu erkennen (höhere Frontpartie, in Farbe eingefasste Nebenscheinwerfer, neue Grafik der LED-Heckleuchten, etc.), dies hat eher mit den bisher 750.000 abgesetzten Einheiten zu tun, denn der C3 zählt ganz klar als Erfolgsmodell der Marke und daran soll sich auch zukünftig nichts ändern. Aber zurück in den Innenraum des kompakten Doppelwinkel-Modells.
So bietet der pfiffige Franzose nicht nur ausreichend Platz in der ersten Reihe, sondern mit 300 Liter auch einen – für diese Klasse ungewohnt – großen Kofferraum. Beim ersten Wochenend-Einkauf waren wir ehrlich überrascht, was wir (nach Überwindung der doch recht hohen Ladekante) alles verstauen konnten. Immerhin: Wir mussten nicht auf die Rücksitze ausweichen. Diese werden wohl eher Kindern oder kleineren Menschen vorbehalten bleiben, länger verweilen möchte man dort (ob der geringen Beinfreiheit) eher nicht. Schön finden wir aber, dass es an den Rückenlehnen der Vordersitze Taschen gibt, sodass man in Reihe zwei z.B. mitgebrachte Zeitungen verstauen kann.

Tatsächlich zählt der C3 zu jenen Kleinwagen, mit denen man auch weitere Strecken zurücklegen kann. Besonders dann, wenn man im 75 kW (102 PS) starken 4-Zylinder-Turbodiesel mit Direkt-Einspritzsystem unterwegs ist. Gemäß Herstellerangaben (WLTP) benötigt man auf einer Stecke von 100 Kilometer 4,3 Liter Diesel. Bei beherzter Fahrweise (auch das ist mit dem kleinen Franzosen möglich) waren es trotzdem nur 5,4 Liter. Dabei ist anfänglich ein kleines Turboloch zu spüren, das man aber bald hinter sich lässt. Obwohl eine Höchstgeschwindigkeit von 188 km/h möglich ist, lädt der C3 eher zum entspannten Dahingleiten ein. Citroen-Fahrer werden den typischen Komfort, was Straßenlage und Federung angeht, auch im C3 zu schätzen wissen. Lenkung und Bremsen passen gut zu diesem Gesamteindruck. Der Schalthebel liegt ergonomisch in der Hand und die Gänge lassen sich problemlos einlegen. Der Diesel ist nur mit Gangschaltung erhältlich, bei den beiden Benzinern (61 kW/83 PS und 81 kW/110 PS) gibt es den Stärkeren auch mit Automatikgetriebe. Alle Aggregate wurden im Zuge des Facelifts auf die Abgasnorm Euro6d-ISC abgestimmt.

Wunderbar aufgeräumt …

Wer hinter dem Volant des C3 Platz nimmt, wird sich über ein aufgeräumtes Cockpit freuen. Die Armaturen sind gut ablesbar und haben uns – mit den roten Balken am jeweiligen Kranzende – ein wenig ans Fahnenschwingen in der Formel 1 erinnert. Überhaupt bietet der C3 sehr viele Kleinigkeiten, die erkennen lassen, wie viel Liebe zum Detail in diesem Kleinwagen steckt. Insgesamt verhelfen dem C3 bis zu 97 Kombinationen im Außendesign zu einem ausdruckstarken Look. Die dominierende Form der Kapsel findet sich an allen Ecken und Enden: Im Innenraum sind dies Lüftungsschlitze oder Ablagefächer (in den Türen übrigens mit hellem Plastik ausgekleidet), Mittelkonsole, Türschnallen oder sogar die leicht zu reinigenden Gummi-Fußmatten. Im Außenbereich stechen die Airbumps (Teil des Style-Pakets) ins Auge oder auch das extravagante Dach (4 Farben bzw. 3 Dekore möglich). Aber auch die Stoßfänger greifen das Motiv auf. Nur wenig weicht von der Kapsel-Form ab, z.B. der an einen älteren Koffer erinnernde Griff an der Innenseite der Türen, der ergonomisch gut platziert ist.

… und alles in Reichweite

Der C3 scheint eher für kleinere Menschen gedacht, da die Sitzposition recht hoch ist. Die eher weich gepolsterten Advanced Comfort Sitze, eine 100 %-ige Eigenentwicklung von Citroen, sind optisch schön verarbeitet (ebenfalls mit Kapsel-Details), dürften für unseren Geschmack aber gerne etwas mehr Seitenhalt bieten. Hinter dem Lenkrad ist alles in Reichweite: Für die Lautstärkeregelung gibt es einen Drehknopf, für die Klima-Anlage allerdings nicht. Diese wird über den 7-Zoll großen Touchscreen gesteuert, der jedoch gut reagiert und das eingeblendete Rädchen des Ventilators (je nach gewünschter Stärke) im Display füllt. Auch die Sprachsteuerung für Telefonie, Radio und Navi funktioniert einwandfrei. Diese sollte man allerdings nicht gleich nach dem Start beanspruchen, da sie etwas Aufwärmzeit benötigt. Nett haben wir gefunden, dass man beim Navi wählen kann, ob man nur „rechts abbiegen“ oder „rechts abbiegen in die XY-Gasse“ hören will. Ebenso ein Lob gibt es für die zuverlässige Geschwindigkeitserkennung.

Weniger gut gefallen hat uns die Geräuschkulisse. Der Klang beim Zuschlagen der Türe könnte etwas satter sein.
Fährt man etwas schneller, fühlt man sich ein bisschen zurückversetzt in alte Zeiten: Je flotter man unterwegs ist, desto lauter darf man das Radio drehen. Der Retro-Koffergriff scheint also doch seine Berechtigung zu haben, denn ab Tempo 100 km/h wird es relativ laut im Innenraum. Zu schnell sollte man die Geschwindigkeit auch nicht erreichen wollen, da sonst das ESP-Lämpchen etwas nervös wird und gerne mal aufblinkt. Dafür versehen die anderen Fahrassistenzsysteme (je nach Ausstattung bis zu 12 möglich) so unaufgeregt ihren Dienst, dass wir sie – im positiven Sinne – gar nicht bemerkt haben.

Fazit

Der kleine Franzose ist – besonders in Elixir Rot – schön anzusehen und für einen Kleinwagen ein wahres Raumwunder. Wer gerne weitere Strecken fährt, kann zum Shoppen – mit dem Citroen-typischen Komfort – auch mal in andere Städte düsen. Ein Parkplatz sollte rasch gefunden sein und beim geringen Verbrauch des Selbstzünders bleibt noch etwas Geld für das eine oder andere Schnäppchen übrig.

Was uns gefällt:

  • die kompakten Außenmaße
  • die einwandfreie Funktionalität von Touchscreen und Sprachsteuerung
  • der feine Komfort des kleinen Franzosen

Was wir noch verbessern würden:

  • die Geräuschdämmung im Innenraum
  • eine etwas tiefere Sitzposition
  • das kleine Turboloch

Factbox: Citroen C3 Shine Blue HDI 100

Motor/Antrieb

Motor: 4-Zylinder in Reihe/vorne quer
Hubraum: 1.499 ccm
Leistung kW/PS: 75 kW/102 PS
Drehmoment: 250 Nm bei 1.750 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Getriebeart: 5-Gang-Schaltgetriebe
0-100 km/h: 11,1 Sekunden
V-Max: 188 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert, l/100 km: 4,3
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 6,3
CO2 Emissionen: 111-112 g/km Euro 6d-ISC

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA + HA: Scheibe (vorne innenbelüftet)
Felgen/Reifen: 205/50 R17

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.146 kg
L/B/H: 3,996 / 1,749 / 1,474 m
Radstand: 2,539 m
Kofferraumvolumen: 300 Liter
Tankinhalt: 42 Liter
Kraftstoff: Diesel

Preise

Citroen C3 Live PureTech 83 S&S zu haben ab: € 14.790,-
Citroen C3 Shine Blue HDI 100 S&S: € 21.840,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 23.772,-

Sonderausstattung:

Lackierung Elixir Rot € 480,-
Dach in Opal-Weiß mit Sticker an der C-Säule € 0,-
Dachsticker Rot € 100,-
Color Paket Weiß (Nebelscheinwerfer-Umrandung in Weiß, Airbump mit Umrandung der ersten Kapsel in Weiß € 0,-)
Beheizbare Vordersitze € 200,-
Einparkhilfe vorne mit Toter Winkel Assistent € 450,-
Keyless System (schlüsselloses Zugangs- und Startsystem) € 300,-
Notrad € 80,-

(c) Bilder: Gas Junky, sp