Alfa Romeo Stelvio: Mit Emozione auf der Strada

Mal ehrlich, keine andere Automarke versprüht so viel Dolce Vita wie Alfa Romeo. Denn die Italiener legen großen Wert auf eine einzigartige Optik, sowie solide Fahrdynamik für Fahrten über kurvige Straßen. Da der Alfa Romeo Stelvio das Flaggschiff der SUV Modelpalette darstellt, ist die Erwartung an dieses Fahrzeug dementsprechend groß. Um uns ein Bild davon machen zu können, wurde uns ein Stelvio in der schicken Ausstattungslinie Veloce zur Verfügung gestellt.

Verarbeitungsqualität auf höchstem Level

Böse Zungen könnten behaupten, dass der Stelvio wie eine Giulia auf Steroiden wirkt, so aufgeblasen und aufgepumpt wie er dasteht. Dabei steht ihm das Scudetto mit der gelifteten Scheinwerfer-Grafik erstklassig. Die 20-Zoll großen Felgen sind im bekannten Kleeblatt-Design gehalten und in Kombination mit den schwarzen Elementen des Veloce-Pakets hat man es mit einem durchaus attraktiven Casanova zu tun. Einen großen optischen Pluspunkt verdient sich auch die Auspuffanlage, die sich nicht hinter Zierblenden verstecken muss. Hier darf der Stelvio also durchaus zeigen, was er zu bieten hat.

Die Pluspunkte setzen sich auch im Innenraum fort, wie etwa beim lederbezogenen Cockpit und den Türverkleidungen. Diese sind eine Klasse für sich. Die Haptik des Interieurs überrascht und lässt die deutsche Konkurrenz recht blass aussehen.

Die sportlichen Vordersitze sind straff geschnitten wie ein italienischer Maßanzug und bietet exzellenten Seitenhalt. Größere Fahrer sollten auf die Passagiere auf der Rückbank jedoch etwas Rücksicht nehmen, denn die Beinfreiheit im Fond fällt nicht besonders üppig aus. Dafür gibt es im Kofferraum mit seinen 525 – 1.600 Liter Ladevolumen für den alltäglichen Gebrauch mehr als ausreichend Platz.

Zur musikalischen Begleitung steht eine 900-Watt Harman/Kardon Soundanlage zur Verfügung, die mit ihren 14 Lautsprechern und dem bassintensiven Subwoofer hervorragende Arbeit leistet. Bedient wird die Anlage über das Infotainmentsystem, welches neben einer Touch-Oberfläche auch einen – inzwischen etwas altmodischen wirkenden – Dreh-/Drückregler hat. Zur Vermeidung von Ablenkungen während der Fahrt stellt diese Art der Bedienung aber zweifelsohne die beste Lösung dar.

Generell wirkt das Infotainmentsystem leider etwas veraltet und ist zum Teil nicht intuitiv bedienbar. Beispielsweise sollte Android Auto zwar vorhanden sein, während des gesamten Testzeitraums blieb es jedoch ein Rätsel wo es sich denn nun genau versteckt. Doch der größte Minuspunkt entfällt auf den viel zu kleinen 8,8 Zoll Monitor – man ist inzwischen weitaus größere Maße gewohnt.

Veloce – der Name ist Programm

Das italienische Wort „veloce“ der gleichnamigen Ausstattungslinie bedeutet „schnell“ – ein passendere Bezeichnung hätte es für unseren Testwagen nicht geben können, denn unter der Haube steckt ein zwei Liter Turbo-Benziner, der bärenstarke 280 PS leistet. Das Drehmoment beträgt 400 Nm und würde die ein oder andere Reifenspur in den Asphalt zaubern, wenn nicht Alfas Q4 Allradantrieb die Kontrolle behalten würde. Der Allrad sorgt zu jeder Zeit für ausreichend Traktion und zieht einen spursicher aus dem Kreisverkehr – ab und zu etwas heckbetont, das lieben wir. Das straff abgestimmte Fahrwerk neigt kaum zum Wankbewegungen und führt den SUV sicher durch die Kurven.

Es mag zwar etwas komisch klingen, doch wer vor Fahrten mit etwas PS stärkeren SUVs Vorbehalte hat, dem kann man den Stelvio zur Eingewöhnung durchaus nahe legen. Denn dieses Modell verfügt über das ideale Setup zwischen Komfort und Sportlichkeit. Die Gasannahme ist im „Natural-Mode“ noch recht entspannt abgestimmt. Für sportlichere Beschleunigungswerte muss man den Stelvio in den „Dynamik-Mode“ wechseln, hier aggiert das sportliche SUV-Modell deutlich flotter und direkter. Bei Vollgas dreht die flott schaltende 8-Gang-Automatik die Gänge ausreichend aus, was sich auch beim ausreichenden Anpressdruck spüren lässt. Zusätzlich würden wir uns noch einen „Dynamik-Pro-Mode“ wünschen, um die durchaus sportliche Abstimmung noch etwas zu erweitern. Wer den Stelvio durchgehend mit sportlicher Note bewegt, der muss mit einem Verbrauchswert im zweistelligen Bereich rechnen, im kombinierten Verfahren waren wir mit 9,5 Liter pro 100 Kilometer unterwegs.

Unser Fazit

Der Alfa Romeo Stelvio ist nicht nur ein potenter, sondern auch ein charismatischer Italiener. Neben all seinen Vorzügen gibt es ein paar Kleinigkeiten die einem etwas zur Weißglut treiben können – wie willkürlich piepsende Parksensoren und eine Lichtautomatik, die einem beim Aussteigen mit einem lauten Piepsen darauf hinweist, dass das Licht noch eingeschaltet ist. Aber am Ende des Tages sind das alles nur Kleinigkeiten und man verfällt rasch wieder dem Charme des Stelvios. Wer also auf der Suche nach einem sportlichen SUV mit Charakter ist, der sollte sich dringend eine Probefahrt vereinbaren.

Was mich begeistert:

  • Der erstklassige Innenraum
  • Der kräftige Benzinmotor samt Allrad
  • Der Dreh- und Drückregler
  • Das Soundsystem

Was ich mir noch wünschen würde:

  • Ein moderneres Infotainmentsystem
  • Einen Dynamik-Pro-Mode
  • Die hohe, steuerliche Belastung

Factbox: Alfa Romeo Stelvio Veloce 2.0 Gme 280 PS Aut. AWD

Motor/Antrieb


Motor: Vierzylinder-Benzin in Reihe
Hubraum: 1.995 ccm
Leistung kW/PS: 206 kW/ 280 PS bei 5.250 U/min
Drehmoment: 400 Nm bei 2.250 U/min
Antrieb: Allrad
Getriebeart: 8-Gang Automatik
0-100 km/h: 5,7 Sekunden
V-Max: 230 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 8,4-9 l/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 9,5 l/ 100 km
CO2-Emissionen: 191-205 g/km

Reifen/Felgen/Bremsen

Bremsen: VA+HA: belüftete Scheibenbremsen vorne, Scheibenbremsen hinten
Felgen/Reifen: 255/45 R20

Gewicht und Maße

Leergewicht (inkl. Fahrer): 1.680 kg
L/B/H: 4,686/1,903/1,693 m
Radstand: 2,818 m
Tankinhalt: 64 Liter
Kraftstoff: Benzin
Kofferraumvolumen: 525-1.600 Liter

Preise

Alfa Romeo Stelvio zu haben ab: € 54.700,-
Alfa Romeo Stelvio Veloce zu haben ab: € 76.800,-

(c) Bilder Andreas König