Subaru Solterra Praxistest: Zwischen Sonne und Erde

Subaru ist für seine Allradkompetenz und seine Boxermotoren bekannt. Nun hat der japanische Konzern das erste Elektromodell mit Allradantrieb auf den Markt gebracht. Der Solterra entspricht einem SUV-Modell mit beachtlicher Bodenfreiheit und besticht vor allem mit seinen auffälligen Umrandungen der Radkästen und der kantigen Karosserie. So ganz „markenrein“ ist der Solterra nun aber nicht, denn er wurde gemeinsam mit dem Toyota bZ4X entwickelt. Beide Fahrzeughersteller bauen auf der gleichen Basis auf, jedoch lautet diese bei Subaru e-SGP „Subaru Global Platform“ und Toyota nennt sie e-TNGA „Toyota New Global Architecture“. Bei der Allrad-Technik haben die Subaru Ingenieure nochmals Hand angelegt.

Exterieur: Neues Outfit

Der Subaru Solterra besticht mit frischer Optik und neuen Akzenten wie zum Beispiel der kantigen Karosserie. Das sportliche Heck mit Dachspoiler in Wagenfarbe, der abgedunkelten Heckscheibe und den abgedunkelten Scheiben ab der B-Säule, sowie den modernen Heckleuchten in LED-Technik stehen dem Solterra erstklassig.

Gelungenes Interieur

Die hochwertigen synthetischen Ledersitze im Solterra sind äußerst komfortabel und bieten guten Seitenhalt. Der Fahrer- wie auch der Beifahrersitz sind elektrisch verstellbar. Das Lenkrad liegt gut in der Hand und verfügt über eine 2-stufig einstellbare Lenkradheizung sowie Schaltpaddels dahinter. Die 7-Zoll große LCD-Anzeige ist hinter dem Lenkrad positioniert und somit nicht gut sichtbar – hier würde ein Head-up-Display Abhilfe schaffen, wobei es eigentlich eines ersetzen sollte. Die optionale Positionierung schafft man nur dann, wenn man eine hohe Sitzposition in Kauf nimmt und das Volant tief einstellt – aber hiermit werden besonders große Personen zu kämpfen haben.
Das zentrale Display mit 12,3-Zoll verfügt über eine durchdachte Anordnung und ist intuitiv zu bedienen. Jedoch fehlt uns ein E-typisches Menü, wo beispielweise die Verbrauchsdaten, die aktuelle Ladeleistung als auch die restliche Dauer des Ladevorgangs zum Vorschein kommen.

Alles im Blickfeld

Angenehm haben wir empfunden, dass der Solterra über eine separate Klimabedieneinheit und eigene Tasten für Heizfunktion von Sitzen und Lenkrad verfügt. Vergebens sucht man im Subaru Solterra nach einem Handschuhfach, dies wurde anscheinend bewusst nicht eingebaut. Ablageflächen findet man stattdessen unter der Mittelkonsole sowie in den Türverkleidungen und für das Laden des Handys steht eine induktive Ladestation zur Verfügung, welche in die Mittelkonsole integriert wurde – diese Positionierung ist unserer Meinung etwas fraglich. Weiters besitzt der Solterra vier USB-C-Anschlüsse, jeweils zwei im vorderen und hinteren Fahrzeugteil.

Angenehmes Ambiente und viel Platz im Inneren

Für eine angenehme Atmosphäre trägt das großzügige Panorama-Glasdach bei und es lässt den Innenraum transparent wirken. Hohe Klangqualität bietet das Premium Audiosystem von Harman/Kardon mit sechs vorderen und vier hinteren Lautsprechern sowie einen Subwoofer.

Passagiere im Fond können sich großer Beinfreiheit erfreuen, jedoch ist hier für größer Gewachsene die Kopffreiheit etwas eingeschränkt. Das Kofferraumvolumen beträgt 410 Liter. Die Ladekabel können unterhalb in einem eigenen Fach platziert werden.

Jederzeit sicher unterwegs

Sicherheit ist wichtig, dieser Meinung sind wir auch, jedoch hat uns das Driver Monitoring System mit der Platzierung des Sensors für die Gesichtserkennung auf der Lenksäule des Öfteren genervt. Falls eine Lenkradspeiche in der Kurve den Sensor blockiert, wird man akustisch mehrmals gewarnt, eine Deaktivierung war uns nicht möglich.
Weitere wichtige Assistenzsysteme beinhaltet das sogenannte Subaru Safety Sense (ehemals Eye Sight) mit dem vorausschauenden Notbremsassistenten, dem adaptiven Abstandstempomaten, dem Spurhalteassistenten, dem proaktiven Fahrassistenten, der Verkehrsschilderkennung sowie dem Totwinkel-Assistenten.

Lademanagement und Fahrverhalten

Innerhalb von 30 Minuten ist der Subaru Solterra an einer 150-kW-Ladestation bis zu 80 % geladen, für die restliche Ladung auf 100 Prozent sollte man Geduld haben, da rasselt die Ladeleistung nach unten. An einer AC-Ladestation benötigt die Vollladung zwischen 10 und 12 Stunden. Der Testwagen verfügt im Falle der AC-Ladung maximal über 6-7 kW einphasiger Ladeleistung, das Modelljahr 2024 ist dann schon dreiphasig mit 11 kW unterwegs. Wünschenswert wäre eine optionale 22 kW Ladeleistungserhöhung.
Schade finden wir auch, dass man die Rekuperation nach jedem Start erneut per Knopfdruck aktivieren muss, für ein One Pedal Feeling reicht es leider nicht ganz.

Cool hingegen schlägt sich der Solterra in puncto Fahrverhalten, denn für ein rein elektrisches Fahrzeug mit 218 PS und 337 Nm hängt der stromende Japaner erstklassig am Gas. Die Lenkung überzeugt mit feinem Feedback und direkter und zugleich straffer Auslegung. In engen Kehren lädt der Solterra zum Kurvenräubern ein und überzeugt dank niedrig verbautem Akku-Paket und dem bereits erwähnten Allradantrieb mit perfekter Straßenlage und minimalem Wankverhalten.
Die in der Topversion montierten 20-Zoll-Räder gehen natürlich als optisches Highlight durch, sorgen aber auch dafür, dass stärkere Fahrbahnunebenheiten bis in den Innenraum durchdringen und sorgen auf für höhere Verbrauchswerte. Nichtsdestotrotz schlägt sich der Solterra mit hohem Komfort und spacigem Platzangebot. Lediglich der hohe Stromverbrauch lässt den Japaner auf der Langstrecke etwas müde aussehen. Immerhin genehmigt sich der Solterra im Schnitt 22 kWh/100 Kilometer, sodass die 300 Kilometer eher in die Ferne rücken.

Unser Fa(hr)zit:

Das erste rein elektrische Subaru Modell überzeugt mit einem stimmigen Außenkleid, solider Verarbeitungsqualität als auch einem luftigen Raumverhältnis in beiden Reihen. Abstriche gibt es für die geschmälerte Praxisreichweite, die geschmälerte Ladeleistung als auch für den hohen Einstiegspreis.

Was uns gefällt:

  • Das stimmige Design
  • Die Platzverhältnisse
  • Das Soundsystem
  • Das Fahrverhalten

Was wir noch verbessern würden:

  • Die Praxisreichweite
  • Die Ladeleistung
  • Den hohen Einstiegspreis
  • Das Driver Monitoring System deaktivieren

Factbox – Subaru Solterra E-xperience+

Motor/Antrieb

Motor: zwei Permanentmagnet-Synchronmotoren
Leistung kW/PS:  Systemleistung: 160 kW/ 218 PS
Drehmoment:  337 Nm, vorne: 168,5, hinten: 168,5
Antrieb: Allrad
Getriebeart: Automatikgetriebe
0-100 km/h:  6,9 Sekunden
V-Max:  160 km/h
Akkukapazität netto: 64 kWh (Brutto 71,4 kWh)

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert:  16-17,9 kWh/100 km (WLTP)
Gas-Junky-Test – Durchschnitt:  22 kWh/100 km
Reichweite nach WLTP:  bis zu 414 km mit 20-Zoll Räder

Ladedauer

AC bis 11 kW: ca 10-12 Stunden (10-100 Prozent)
DC bis 150 kW:
30 Minuten (10-80 Prozent)

Bremsen/Reifen/Felgen

Bremsen: VA: innenbelüftete Scheibenbremsen, HA: innenbelüftete Scheibenbremsen
Felgen/Reifen: VA+HA: 235/50 R20

Gewicht und Maße

Leergewicht:  2.040 kg
L/B/H: 4,690 m /1,860 m /1,650 m
Radstand: 2,850 m
Kofferraumvolumen: 410-441 Liter

Preise

Subaru Solterra zu haben ab: € 65.400,-
Subaru Solterra E-XPERIENCE + zu haben ab:
€ 68.900,-
Preis Testfahrzeug:  € 68.900,-

(c) Bilder: Sebastian Poppe