MG5 Electric im Test: Der erste seiner Art

Seit der Neuübernahme von MG steht die Modellpalette zur Gänze unter Strom. Besonders interessant ist das für Familien, denn die Auswahl an Elektro-Kombis ist auch im Jahr 2023 sehr rar, doch der MG5 ist der Erste seiner Art. Wir durften ihn in der Long Range-Variante in der Ausstattungslinie Luxury testen.

Exterieur: Modern und minimalistisch

Der MG5 war mit seinem Aufbau nicht nur der Erste seiner Art, sondern setzt sich auch optisch von der Konkurrenz ab. Die Front wird hierbei von geraden Linien geprägt. Unterhalb der eleganten und schmalen LED-Scheinwerfer befinden sich dreieckige, angedeutete Lufteinlässe. Mittig auf der Frontstoßstange ist die Klappe mit der Ladebuchse zu finden, unter der ein echter Lufteinlass zur Batteriekühlung positioniert ist. Bereits bei den hintersten Ecken der Scheinwerfer werden je eine dezente Kante im Blechkleid aufgegriffen, die sich über die ansonsten sehr schlichten Seiten bis hin zum Anfang der Heckscheinwerfer zieht. Oberhalb der Seitenschweller wurde am unteren Teil der Türen noch eine herausstehende Partie hinzugefügt, die das Fahrzeug etwas tiefer auf die Straße setzt, als es tatsächlich der Fall ist. In Persona wirkt der MG5 nämlich deutlich höher, als es die Bilder erwarten lassen.

Am Heck geht es dann deutlich aufregender als am Rest des Fahrzeugs zu, denn an scharfen Kanten wurde hier nicht gespart, ebenso wenig wie an dreidimensionaler Gestaltung. Die LED-Rückleuchten stehen dem E-Kombi aus Fernost gut und erinnern dabei ein wenig an einen Mittelklasse-Kombi aus Ingolstadt.

Interieur: Kunst-Kuh und Eco-Blue

Nimmt man auf den Zero-G-Kunstledersitzen Platz, merkt man sofort das aufgeräumte und minimalistische Design im Innenraum. Als Dekor-Leisten wurde eine Kombination aus Recycling-Material und geradlinigen Elementen in der Farbe Eco-Blue verwendet, was den modernen Charakter des Vollzeitstromers unterstreichen soll und auch wirklich mit schlichter Eleganz überzeugen kann. Nur haptisch ist die Materialwahl im Innenraum nicht jedermanns Sache, da sich der Recycling-Stoff relativ gummiähnlich anfühlt. Aufgeräumt geht es auch auf der Rückbank zu und der Platz reicht für nicht allzu großgewachsene Menschen allemal. Als Mitteleuropäer mit etwa 1,90 Meter Körpergröße tut man sich jedoch sowohl auf der Rückbank, als auch auf den mäßig gut einstellbaren Vordersitzen schwer, um die ideale Sitzposition zu finden.

Blicken wir nun aber mal auf die fahrrelevanten Aspekte: Das 7-Zoll-Instumentendisplay kann diverse Fahrzeug- und Fahrwerte anzeigen und hat mit einer fächerartigen Darstellung einen ungewöhnlichen Ansatz zur Visualisierung von Geschwindigkeit und Leistungsabgabe. Das 10,25-Zoll-Infotainmentdisplay befindet sich mittig am Armaturenbrett, ist dabei jedoch leicht fahrerorientiert, und lässt keine Wünsche offen, da alle wichtigen Funktionen hier gesteuert werden können und auch Apple CarPlay und Android Auto unproblematisch genutzt werden können. Direkt darunter sind einige Knöpfe angebracht, die beispielsweise zum öffnen des Menüs der Klimaautomatik führen, oder die Scheibenheizung aktivieren. Die Einstellung der Temperatur oder der Sitzheizung muss allerdings trotzdem über den Touchscreen erfolgen, was oft beim Fahren sehr ablenkend werden kann, wenn man die Bedienung noch nicht vollkommen verinnerlicht hat.

In der Mittelkonsole sind dann noch zwei Hebel für die Steuerung von KERS (der Rekuperation) und Fahrmodus, sowie der Gangwahl-Drehregler angebracht. Genau unter diesen Bedienelementen ist eine Ausnehmung in der Mittelkonsole, welche Platz für Smartphones und Co. bietet und USB-C-Steckerbuchsen bereithält.

Klassentypisch bietet der MG5 mit 479-1367 Litern reichlich Platz im Kofferraum, sodass auch der Einkauf beim schwedischen Möbelhaus mit Leichtigkeit bewältigt werden konnte. Einzig die hohe Ladekante erschwerte hierbei das Beladen und das Ausbleiben eines Frunks ist zu bedauern.

Fahrverhalten: Chinesische Gemütlichkeit

Der MG5 Electric wird durch einen PSM Motor angetrieben, der 156 PS (115 kW) und 280 Nm an die Vorderachse über ein 1-Gang-Getriebe weiterleitet. Mit dem Leergewicht von etwas über 1,5 Tonnen ist der Kombi ausreichend motorisiert, wobei die Frage aufkommt, warum nicht die Hinterachse für die Kraftübertragung gewählt wurde, da das resultierende Fahrverhalten deutlich direkter und agiler wäre und auch die im Test auftretenden Traktionsprobleme durch dynamische Gewichtsverteilung deutlich geringer ausfallen würde. Die angegebene Reichweite von 380 Kilometern konnten wir zwar nicht erreichen, doch der durchschnittliche Verbrauch von 16,2 kWh ist sehr löblich.

Die Fahrwerksabstimmung fällt eindeutig komfortabel aus, was man auch beim Be- und Entschleunigen durch Nickbewegungen bemerkt, doch insgesamt ist die Reisetauglichkeit sehr hoch und der Elektro-Kombi gibt ein sicheres Fahrgefühl, während er Fahrbahnunebenheiten wegbügelt. Immer wieder wäre etwas stärkeres Feedback von der Lenkung schön gewesen, um einfach besseres Gefühl fürs Fahrzeug zu entwickeln, doch für den Ottonormalverbraucher wird das bestimmt nicht abschreckend sein.

Beim Fahrtantritt startet der MG5 mit der mittelstarken KERS (Kinetic Energy Recovery System) -Stufe, wobei auch auf der Höchsten ruhig noch etwas mehr Energie zurückgewonnen werden könnte, um einem Ein-Pedal-Modus näher zu kommen.

Sicherheit und Technik: Da geht noch mehr

Bereits beim Test des MG Marvel R fiel der aggressive Spurfolgeassistent auf. Auch wenn man merkt, dass hier ein Softwareupdate folgte und das Verhalten etwas berechenbarer als damals ist, ist die schnelle Deaktivierung des Systems über einen Knopf am Blinkerhebel eine gute Lösung. Die Verbaute 360-Grad-Kamera ist zwar heutzutage fast schon Gang und Gäbe, doch die Auflösung des am Infotainmentdisplay angezeigten Bildes lässt noch reichlich Raum zur Verbesserung offen. Auch eine elektrische Heckklappe wäre eine schöne Ergänzung, die man sich in der Topversion erwarten würde.

Fazit:

Der MG5 Electric ist eine gute Wahl für jene, die ein Familienfahrzeug mit Elektroantrieb suchen und dabei nicht zu tief in die Tasche greifen möchten. Der Kombi ist auch mit Vollausstattung noch relativ erschwinglich und bietet ein gutes Platzangebot, solange die Passagiere nicht allzu groß sind. Die Verarbeitungsqualität und Materialwahl lassen bestimmt noch Luft nach oben.

Was uns gefällt:

  • Das gute Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Der große Kofferraum

Was wir noch verbessern würden:

  • Die Auflösung der 360 Grad-Kamera
  • Die Kopffreiheit im Fond
  • Die hohe Ladekante
  • Die Rekuperation verstärken
  • Die Verstellbarkeit der Frontsitze

Factbox: MG5 Electric Luxury Long Range

Motor/Antrieb

Motor: PSM Motor
Leistung kW/PS:
115 kW/ 156 PS
Drehmoment:
280 Nm
Antrieb:
Frontantrieb
Getriebeart:
1-Gang-Getriebe
0-100 km/h:
7,7 Sekunden
V-Max:
185 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 17,5 kW/h
Gas-Junky-Test – Durchschnitt:
16,2 kW/h
Reichweite nach WLTP:
380 km
Elektrische Speicherkapazität in Kilowattstunden: 61,1 kW/h


Ladedauer (Herstellerangaben)
Wallbox, 11 kW (0-100%):
ca. 5,5 Stunden
Gleichstrom-Schnelllader (0-80%):
ca. 40 Minuten

Reifen/Felgen/Bremsen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen innenbelüftet HA: Scheibenbremsen
Felgen/Reifen:
215/50 R 17

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.562 kg
L/B/H:
4,600/1,818/1,543 m
Radstand:
2,659 m
Kofferraumvolumen:
479-1.367 Liter

Preis

MG5 Electric zu haben ab: € 30.990,- (inkl. E-Förderung)
MG5 Electric Long Range zu haben ab:
€ 33.990,- (inkl. E-Förderung)
Preis Testfahrzeug inkl. MWSt.:
€ 36.240,- (inkl. E-Förderung)

Sonderausstattung

Ausstattungslinie Luxury € 1.600,-
Metallic-Lackierung € 650,-

(c) Bilder: Sebastian Poppe