Maserati Grecale Praxistest: Die heilige Dreizackigkeit!

Mit dem Maserati Grecale gelingt der italienischen Marke aus Modena – die ja mittlerweile als Luxusmarke in den Stellantis Konzern eingegliedert wurde – ein großer Schritt in die richtige Richtung. Bereits nach dem einwöchigen Test wurde uns klar, dass der Grecale im Vergleich zu anderen Maserati-Modellen ganz klar als Cash Cow durchgeht.

Interieur: Erstklassige Haptik und trotz Touch-Elementen intuitiv bedienbar

Klar, erwartet man sich in dieser Preisklasse eine erstklassige Verarbeitung, eine solide Dämmung als auch luftige Platzverhältnisse, denn meist wird der Grecale als Zweitwagen punkten und neben BMW X3, Mercedes-Benz GLC, Audi Q5 wohl dem Porsche Macan als größte Konkurrenz sehen.
Die Infotainment-Einheit wurde im Vergleich zum großen Bruder, dem Levante, völlig neugestaltet. Demnach blickt man hinter dem Sportvolant auf eine 12,3-Zoll volldigitale Einheit, welche nach einer kurzen Eingewöhnungsphase (das Lenkrad wurde mit zahlreichen Bedienfunktionen überstreut) dann doch intuitiv gesteuert und auch personalisiert werden kann. Die größte Änderung betrifft die Infotainment-Zentrale, welche nun den oberen Bildschirm der zwei Bedienflächen in Angriff nimmt. Die untere Einheit steht hauptsächliche für die Klimaeinheit als auch anderen Funktionen zur Verfügung. Dass hier beispielweise auch die Einstellungen für die Lichter des Fahrzeugs integriert sind, das würden wir eher als „too much“ bezeichnen. Ebenfalls kann man hier verschiedenen Inhalte der digitalen Uhr auf die persönlichen Wünsche konfigurieren.
Dennoch gewöhnt man sich nach ein paar Tagen an die Bedienung und kann auch getrost während der Fahrt zahlreiche Funktionen steuern, ohne vom Geschehen abgelenkt zu sein.

Im unteren Touchscreen erhält man ähnlich wie bei einem namhaften, deutschen Hersteller sogenannte haptische Feedbacks, sodass man eben auch weiß, ob die gewünschte Funktion aktiviert oder eben deaktiviert wurde, ein herrliches Feature.
Weniger Zufriedenheit weckt der Startknopf, dieser ist erst nach Drücken beleuchtet. Und das Einlegen der Gänge geschieht auf Tastendruck, diese befinden sich zwischen den beiden Monitoren, wobei diese Funktion ergonomisch nicht wirklich Sinn macht, denn die Tasten sind viel zu weit vom Fahrer entfernt, darüber hinaus erreicht man die Reaktion erst nach starkem Druck.
Und wenn wir schon beim Meckern sind, dann mögen wir auch eine Empfehlung für das wohl schlimmste Blinkergeräusch in einem Luxus-SUV aussprechen.

Deutlich besser gefällt uns, dass der Grecale ein recht luftiges Platzangebot in beiden Reihen bietet, sodass der 4,85 Meter lange Italiener mit seinem Basis-Kofferraumvolumen auch auf längere Reisen einlädt.

Motor und Fahrverhalten: Downsizing und Mildhybrid

Dass das neue SUV-Modell der Italiener ausschließlich in der Trofeo-Version ein Sechszylinder-Aggregat mit doppelter Zwangsbeatmung spendiert bekommt, mag so manche Fans etwas schockieren. Wir haben die GT-Version in der Primaserie unter die Lupe genommen (zwischen GT und Trofeo platziert sich die Modena-Version mit einem etwas kräftigeren Vierzylinder-Benziner mit 330 PS).
In der getesteten Variante verfügt man über einen längseingebauten Zweiliter-Benziner mit 300 PS und 450 Nm zwischen 2.000 und 4.000 U/min (wie auch bei der Modena-Version). Im unteren Drehzahlbereich soll die 48-Volt Mildhybrid-Technik zusätzliche Power zur Verfügung stellen. Gekoppelt werden die Kräfte via 8-Gang Automatik an alle vier Räder, die Auslegung geschieht dann doch eher hecklastig.
Besonders im Comfort-Modus merkt man dann doch die knapp 1,9 Tonnen die der Grecale mit sich bringt, er legt eben recht gemütlich los. Besonders bei niedrigem Tempo würde man sich agilere Gangwechsel wünschen, diese man bei Wahl des Fahrmodi auf Sport erhält. Hier klingt der Grecale auch nach Maserati, besonders im Bereich der Lastwechsel. Hier fühlen sich auch die 5,6 Sekunden aus dem Stand auf Tempo einhundert deutlich flotter an. Das Fahrwerk als auch die ohnehin präzise Lenkung erhalten natürlich auch ein deutlich strafferes Setup, wodurch speziell die Fahrten im Hinterland zum emotionalen Kurventanz einladen. Mittels der langen Alu-Paddles kann man die Sportnote des Grecale nochmals ein wenig personalisieren.
Dass hier Verbrauchswerte bald mal die einstellige Mauer durchbrechen, ist wahrscheinliche keine Seltenheit. Durchschnittliche genehmigt sich der Vierzylinder mit 300 PS knapp 11,5 Liter pro 100 Kilometer, aber eben ohne dauerhafte, dynamische Fortbewegung.

Preislich startet der Grecale in der GT-Version bei € 91.704 und ragt schnell mal über die sechsstellige Summe. Dafür erhält man aber auch ein Luxus-SUV, welches bereits in der Einstiegsversion den Spagat zwischen erstklassigem Komfort und Sportlichkeit bestens beherrscht. Auch bei der Verarbeitung als auch bei der neuen Infotainment-Zentrale sammelt der Italiener jede Menge Pluspunkte.

Was uns gefällt:

  • Die intuitive Bedienung
  • Die erstklassige Verarbeitung
  • Die Spreizung zwischen Komfort und Sportlichkeit

Was wir noch verbessern würden:

  • Das Blinkergeräusch bzw. eine Auswahl zur Verfügung stellen
  • Die Reaktionsfreundlichkeit der Gangwahl-Tasten
  • Den Startknopf besser kennzeichnen

Factbox: Maserati Grecale Primaserie

Motor/Antrieb

Motor: 2,0 Liter Vierzylinder inkl. Mildhybrid System
Hubraum:  1.995 ccm
Leistung kW/PS: 221 kW / 300 PS
Drehmoment:  450 Nm zwischen 2.000 U/min und 4.000 U/min
Antrieb: Allradantrieb
Getriebeart: 8-Gang-Automatik
0-100 km/h:  5,6 Sekunden
V-Max:  240 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe –kombiniert l/100 km: 8,7 – 11,2
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 11,5
CO2 Emissionen/Abgasnorm:  198 – 208 g/km

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen (innenbelüftet) HA: Scheibenbremsen (innenbelüftet)
Felgen/Reifen: 255/45 R20

Gewicht und Maße

Leergewicht:  1.870 kg
L/B/H: 4,846 /2,163 m / 1,670 m
Radstand:  2,901 m
Kofferraumvolumen: 535 Liter
Tankinhalt:  64 Liter
Kraftstoff: Super

Preise

Maserati Grecale GT (Basismodell) erhältlich ab: € 91.704,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 117.373,-

Ausstattung der Primaserie:
Allradantrieb
Mechanisches Differenzial
Performance Bremssystem
Voll-LED-Matrix Hauptscheinwerfer
Automatisches Abblendlicht mit Dämmerungssensor
Volldigitales TFT 12,3″ Clusterdisplay
2-Zonen-Klimaautomatik
Sonus Faber Premium-Audiosystem mit 14 Lautsprecher
Digitale intelligente Uhr
Bluetooth, Apple CarPlay & Android Auto, E-Call & Connected Services
Armband Schlüssel
Ambientelicht
Alarmanlage
Leder Lenkrad beheizt
Maserati Connect System
360  Kamera
Garagentoröffner
Seiten und Heckscheibe hinten abgedunkelt, Doppelverglasung
Handling Paket
Technik Paket
Primaserie Paket
20″ Felgen Etere
Panoramaglasschiebedach
Front Sitze beheizbar
Bremssättel in Gelb
Automatisch abblendbare Spiegel
Dekor in Hochglanz Schwarz
Head Up Display

(c) Bilder: Gas Junky, sp