Praxistest: Toyota Highlander – Es kann nur einen geben

Toyota beherrscht und bedient das Marktsegment der SUV- und Crossover-Modelle wie kein anderer Hersteller. Kein Wunder, denn als Begründer dieser Kategorie scheint man ganz genau die Bedürfnisse der Kunden zu kennen. So steht neben C-HR und Yaris Cross der Urvater aller SUVs RAV4 und nun – ganz neu in Europa – der Highlander zur Verfügung.

In vierter Generation erstmals auch in Europa

Dabei hat der Highlander selbst schon eine lange Tradition. Der Marktstart in Europa wurde mit der vierten Generation gewagt. In den USA gibt es ihn schon seit über 20 Jahren. Dass er dort gut hinpasst, merkt man sowohl an den Außenmaßen als auch beim Platzangebot im Inneren. Zudem wird einem am Fahrersitz des fast fünf Meter langen Schlachtschiffs ein wenig Truck-ähnliches Feeling vermittelt: Man sitzt relativ hoch (mit angenehmer Höhe für Aus- und Einstieg) und kann so – wie wir im Stau bemerkt haben – leicht mal ein Fahrzeug hinter sich übersehen. Um dem entgegenzuwirken empfiehlt sich die 360 Grad Kamera (Panoramic View Monitor), die allerdings erst der letzten Ausstattungslinie VIP vorbehalten ist.

Die Testversion wurde uns in der Ausstattungslinie „Style“ zur Verfügung gestellt: Hier sind (wie bei VIP) schon 20-Zoll- Leichtmetallräder aufgezogen und herrlich feste perforierte Ledersitze (mit Sitzheizung und -kühlung in Reihe eins) an Bord, wobei der Fahrersitz über eine Memory-Funktion verfügt. Von diesem aus ist alles gut erreich- und ablesbar. Im Infotainment-Display gibt es nun auch einen Split-Screen, der individuell mit Inhalten, aber auch in der Reihenfolge (was rechts bzw. links stehen soll) angepasst werden kann. Für kundige Toyota-Fahrer etwas angepasster klingt auch schon das Geräusch des CVT-Getriebes beim Beschleunigen. Für Neu-Einsteiger wird es vermutlich noch immer nach einem Aufheulen klingen, wenn man etwas fester aufs Gaspedal tritt.

Drei Herzen in seiner Brust

Dabei ist der Highlander mit seinen drei Motoren bestens ausgestattet, um die knapp zwei Tonnen gut in Bewegung zu bringen. Als Verbrenner geht ein 140 kW (190 PS) Benzinmotor mit vier Zylindern an den Start. Zur Seite gestellt werden ihm zwei Elektromotoren mit 134 kW (182 PS) vorne und 40 kW (54 PS hinten). Insgesamt ist so eine Systemleistung von 182 kW (248 PS) abrufbar. Wer den Allrad gerne permanent aktiv weiß, drückt in der Mittelkonsole den „Trail“-Schalter. Auch wenn er für einen „echten Gatschhupfer“ vermutlich etwas zu groß geraten ist, mit einer Wattiefe von 400 mm könnte man im Bedarfsfall schon etwas anfangen.

Über weitere Schalter in der Mittelkonsole können die Drive-Modes Eco, Normal und Sport (dann mit noch direkterer Lenkung) und EV gewählt werden. In letzterem fährt man voll elektrisch, wobei der Hybrid-Antrieb seine Stärken naturgemäß im urbanen Gebiet ausspielen kann. Wer vorwiegend dort unterwegs ist, kann unseren Testverbrauch von 7,5 Litern sicher noch weiter drücken und nähert sich so der Herstellerangabe von 6,6 – 7,1 Liter pro 100 Kilometer. Ein Top-Verbrauch für ein Auto mit zwei Tonnen Gewicht! In der Stadt sollte man seine Wege allerdings genau kennen: Der Highlander hat zwar einen (im Verhältnis zu seiner Größe) recht angenehmen Wendekreis von 6,2 Metern, allerdings erschweren die Außenmaße (vor allem die Breite) schon das Ein- und Ausfahren in Garagen oder Waschboxen.

Komfortabler, gechillter Cruiser

Wir waren hauptsächlich auf Autobahnen unterwegs und von der hervorragenden Geräuschdämmung sowie von der Straßenlage begeistert. Das Fahrzeug selbst bleibt auch bei höheren Geschwindigkeiten angenehm ruhig. Abseits der Autobahn sind schnellere Kurven jedoch nicht das Stammgebiet des Highlanders. Finden wir allerdings auch nicht weiter schlimm: Wer einen Sportwagen will, ist beim Highlander sowieso an er falschen Adresse, lädt er doch (wie auch seine SUV-Brüder) zu einem gechillten Dahingleiten ein. Das gesamte Fahrzeug ist auf Komfort getrimmt – und das nicht nur beim Fahrwerk, sondern auch im Inneren.

Die Materialien sind hochwertig verarbeitet und egal wo man sitzt: Man fühlt sich wohl. Der Highlander ist ja als 7-Sitzer konzipiert. Sogar in der letzten Reihe gibt es für jeden der beiden Passagiere eine Getränkehalterung. Die zweite Reihe kann in der Länge verschoben werden, sodass das Platzangebot für die dritte Reihe noch einmal variabel gestaltet werden kann. In Reihe eins und zwei gibt es ausreichend Kopf- und Beinfreiheit, ganz hinten werden sich auf längeren Strecken wohl nur kleinere Menschen wohlfühlen. Abgesehen davon ist etwas Akrobatik nötig, um die hinteren Plätze zu erreichen. Wer nicht so viele Personen transportiert, hat – vor allem beim Umlegen der Reihen zwei und drei (mit einfachen Handgriffen schnell möglich) – ausreichend Platz für anderes zur Verfügung. Bei umgelegten Sitzen entsteht eine ebene, sehr lange Ladefläche. Aber auch als 5-Sitzer ist der Kofferraum mehr als groß genug für einen Wochenendeinkauf. An Ablagen mangelt es im Highlander auch nicht.

Schön finden wir, dass sich die an Bord befindlichen Assistenzsysteme im Rahmen von Toyota Safety Sense mit Pre-Crash Bremsassistent, Fernlichtassistent, Spurwechselwarner, adaptivem Tempomaten oder Verkehrszeichen-Erkennung nicht unangenehm in den Vordergrund drängen. An der Verkehrszeichenerkennung muss zwar noch etwas gearbeitet werden; dieses Thema kennen wir aber schon von anderen Toyota-Modellen. Ebenso verbesserungswürdig ist aus unserer Sicht das Navi: Ist das Radio ausgeschalten und die Navi-Lautstärke eher hoch eingestellt, hört man vor jeder Ansage eine Art Rauschen. Zudem sind die Zeiten stets sehr knapp bemessen und wenn es laut Verkehrsfunk 30 Minuten Verzögerung gibt, sind es im Toyota nur vier Minuten. Last but not least – aber das liegt vor allem an der Konzeption des Fahrzeugs: die hohe Ladekante.

Fazit

Der Toyota Highlander ist ein schön verarbeitetes und komfortables SUV, das jedenfalls zum Cruisen einlädt. Wer viel Platz (egal, ob für Gepäck und Passagiere) benötigt, Allradfähigkeiten schätzt und mit den Außenmaßen kein Problem hat, wird mit ihm sicher – auch aufgrund des relativ geringen Verbrauchs in Kombination mit der angebotenen Leistung – viel Freude haben.

Was uns gefällt:

  • das schöne Design – man sieht ihm seine Größe nicht unbedingt an
  • die hervorragende Geräuschdämmung
  • der Verbrauch für ein Auto mit diesem Gewicht

Was wir noch verbessern würden:

  • das „Surren“ bei Sprachansagen im Navi
  • die Verkehrszeichenerkennung
  • die Höhe der Ladekante etwas verringern

Factbox: Toyota Highlander 2.5 Hybrid AWD i-Style

Motor/Antrieb

Motor: Reihen Vierzylinder
Hubraum: 2.487 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 140 kW/190 PS
Elektro-Aggregat: 134 kW/182 PS vorne,40 kW/54 PS
Systemleistung kW/PS: 182 kW/248 PS
Drehmoment Benzin-Aggregat:
239 Nm 4.300 – 4.600 U/min
Drehmoment Elektro-Aggregat: 270 Nm vorne, 121 Nm hinten
Antrieb:
Allrad
Getriebeart: E-CVT (Automatik)
0-100 km/h: 8,3 Sekunden
V-Max: 180 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert, l/100 km: 6,6 – 7,1 (WLTP)
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 7,5 l
CO2 Emissionen: 149 – 160 g/km Euro 6d (WLTP)

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA + HA: Scheibenbremsen belüftet
Felgen/Reifen: 235/55 R20

Gewicht und Maße

Leergewicht: 2.015 – 2.130 kg
L/B/H: 4,966 / 1,930 / 1,755 m
Radstand: 2.850 m
Kofferraumvolumen: 241 – 1.909 Liter
Tankinhalt: 65 Liter
Kraftstoff: Benzin

Preise

Toyota Highlander 2.5 AWD Hybrid zu haben ab: € 57.990,-
Toyota Highlander 2.5 AWD Hybrid Style zu haben ab: € 63.490,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 67.940,50

Sonderausstattung:

Skyview Panorma Glasschiebedach: € 1.495,-
Moondust Metallic: € 390,-
Premium-Paket € 3.450,-

(c) Bilder: Gas Junky, sp