Bereits seit 1992 ist der VW Golf Variant eine fixe Größe der Produktpalette der Wolfsburger. Kein Wunder, dass der kompakte Lademeister bereits 3 Millionen Käufer weltweit nachweisen kann. Auch in der bereits achten Generation überzeugt der Kombi mit hoher Effizienz, ausreichend Laderaum und einem sportlichen Außenkleid, speziell in der getesteten R-Line-Version.
Eine aussterbende Rasse?
Das wohl interessanteste Thema ist ganz klar der Antriebsstrang, denn der Wolfsburger verfügt in der Testversion über den beliebten Zweiliter-Turbodiesel mit 110 kW / 150 PS.
Bereits nach der Übernahme des Testwagens wird klar, dass der Selbstzünder speziell für längere Etappen die beste Alternative ist. Sagenhafte 980 Kilometer stehen auf der digitalen Einheit als Restreichweite. Daher schmerzt es umso mehr, dass die Diesel-Aggregate zukünftig nur mehr einen sehr schmalen Bereich abdecken werden bzw. komplett gestrichen werden.
Wir haben uns mit dem neuen Golf Variant auf den Weg nach Saalfelden und anschließend wieder zurück nach Niederösterreich gemacht. Ohne den Fahrspaß auf der Strecke zu lassen, konnten wir beinahe die Verbrauchsangabe des Herstellers erzielen. Lediglich 4,9 Liter pro 100 Kilometer laufen durch die Spritleitungen des Selbstzünders mit 150 PS und 360 Nm Drehmoment, ein erstklassiger Wert, den man bei Downsizing-Motoren meist vergebens sucht. Neben der hohen Effizienz möchten wir natürlich auch die Ökobilanz des Selbstzünders keinesfalls vertuschen, wäre auch doof, denn mittels Twindosing ist der Diesel ein sehr sauberer Bursche.
Die Gerüchteküche brodelt, wobei hier meist die technisch unwissenden Leute zu Wort kommen. Wir können aber auch diese Rasse beruhigen, denn der Zweiliter-Diesel verfügt über zwei SCR Kats und eine doppelte AdBlue Einspritzung (Twindosing), womit man auch den grünen Gedanken keinesfalls außer Acht lässt und auch beim NoVA-Satz nicht aus den Schuhen fällt.
Aber zurück zum Fahrverhalten: Das 7-Gang DSG sortiert die Gänge sehr smooth und bei Bedarf auch sehr flott, der Zweiliter-Diesel verfügt bereits aus dem Drehzahlkeller über reichlich Punch und liefert somit auch reichlich Fahrspaß in jeder Fahrsituation.
Die Lenkung könnte noch eine spur straffer abgestimmt sein. Die Fahrwerksabstimmung in Kombination mit den 18-Zoll-Rädern lässt auch auf längeren Strecken reichlich Restkomfort zu, die Bremsanlage lässt sich erstklassig dosieren und punktet mit guter Entschleunigung.
Das Raumwunder schlecht hin!
Neben dem erstklassigen und sehr effizienten Selbstzünder überrascht die Variant Version des Golf 8 auch in puncto Laderaum. Mit 611 bis 1.642 Liter kann hier nur der Konzernbruder Skoda Octavia das Volumen um ein paar Liter bei umgeklappter Rückbank übertrumpfen.
Die Außenlänge als auch der Radstand konnten um 66 Millimeter im Zuge des Generationenwechsels erhöht werden, diesen Zuwachs merkt man besonders in der hinteren Sitzreihe als auch beim Kofferraumvolumen mit angenehmer, niedriger Ladekante.
Interieur: Ein neues Zeitalter!
Der Innenraum verfügt wie bereits beim Hatchback des Golf 8 über eine komplette, digitale Instrumentenkombination, Dreh und Drückregler sind also Geschichte – sozusagen ein neues Zeitalter.
Schade finden wir, dass die Infotainment-Zentrale – wie es auch bereits beim ID.3 der Fall war – sehr zeitverzögert reagiert, das mag in solch einem Hightech-Cockpit dann eher sauer aufstoßen.
Auch die Touch-Oberfläche für die Raumtemperatur als auch die Lautstärke des Radios könnten wie auch in anderen Konzernprodukten endlich eine Beleuchtung vertragen, das nervt besonders bei Nacht.
Über die Bedienung der Multifunktionstasten am Sportvolant lässt sich streiten, wir hätten uns ein deutlich hochwertigeres Feedback nach Betätigen gewunschen, wie beispielsweise in den neuen Audi-Modellen.
Deutlich positiver können wir die Haptik als auch die Ergonomie beurteilen.
Die Sportsitze mit integrierter Kopfstütze bieten ausreichend Seitenhalt und überzeugen auch auf längeren Strecken mit reichlich Komfort.
Das bereits sehr großzügige Raumangebot als auch das sportliche Außenkleid sprechen ganz klar für den Wolfsburger.
Fazit:
Der neue Golf 8 Variant überzeugt mit einem der effizientesten Selbstzünder, wobei hier keinesfalls ein Stückerl Fahrspaß auf der Strecke bleibt.
Die Raumverhältnisse können beinahe mit dem Rekordhalter konkurrieren.
Das Infotainment-System könnte noch zügiger arbeiten, die Ergonomie und Haptik überzeugen.
Was uns gefällt:
- Der sparsame Diesel mit reichlich Punch
- Die großzügigen Raumverhältnisse
- Das sehr komfortable Fahrverhalten
Was wir noch verbessern würden:
- Die zeitverzögerte Reaktion der Infotainment-Zentrale
- Den Slider für Raumtemperatur als auch Lautstärke beleuchten
- Die haptische Rückmeldung der Multifunktionstasten
Factbox: VW Golf Variant R-Line DSG
Motor/Antrieb
Motor: Vierzylinder-Turbodiesel, quer eingebaut
Hubraum: 1.968 ccm
Verbrenner-Aggregat: Leistung kW/PS: 110 kW/150 PS
Drehmoment: 360 Nm zwischen 1.600 und 2.750 U/min
Antrieb: Front
Getriebeart: 7-Gang-Doppelkupplung
0-100 km/h: 8,9 Sekunden
V-Max: 223 km/h
Verbrauch/Umwelt
Werksangabe – kombiniert l/100 km: 4,7
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 4,9
CO2 Emissionen: 142 g/km / Euro 6d
Bremsen/Felgen/Reifen
Bremsen: VA: Scheibenbremsen innenbelüftet HA: Scheibenbremsen
Felgen/Reifen: VA: 225/40 R18 (Testversion)
Gewicht und Maße
Leergewicht: 1.565 kg
L/B/H in Meter: 4,636 m /1,789 m /1,440 m
Radstand in Meter: 2,669 m
Kofferraumvolumen: 611-1.642 Liter
Tankinhalt: 50 Liter
Kraftstoff: Diesel
Preise
VW Golf Variant zu haben ab: € 22.190,-
VW Golf Variant 2,0 TDI (150 PS) R Line zu haben ab: € 36.440,-
Preis Testfahrzeug inkl. MWSt und NoVA (2 %): € 46.649,20,-
Sonderausstattung :
Farbe: Delfingrau Met. € 600,24
Anhängevorrichtung anklappbar € 863,76
Fahrassistent „Travel Assist“ € 779,58
Head-up-Display € 688,08
iQ.LIGHT-LED-Matrix-Scheinwerfer € 1.921,50
Klimaanlage „Air Care Climatronic” € 462,38
Leichtmetallräder 18-Zoll € 481,90
Lichtleiste zwischen den Scheinwerfern € 100,04
Navigationssystem „Discover Pro“ € 1.133,38
Panorama-Ausstell-/ Schiebedach € 1.198,04
Proaktives Insassenschutzsystem € 152,50
Rückfahrkamera „Rear View“ € 319,64
Schlüsselloses Schließ- und Startsystem € 437,98
Telefonschnittstelle „ Comfort“ € 455,06
Vorbereitung mobiler Schlüssel € 225,70
VW Garantie 5 Jahre 100.000 Kilometer € 299
Winterpaket € 440,42
NoVA Bonus – € 350
(c) Bilder: Sebastian Poppe