Praxistest: Honda e – Keiner für alle!

Immer mehr Hersteller verfügen bereits über einige reinelektrisch Modelle in ihrem Sortiment. Der japanische Hersteller hinkt da ein wenig mit seinem ersten futuristisch aussehenden Modell hinten nach, wobei man hier nicht ein bereits bestehendes Modell umrüstet, sondern von Grund auf ein neues Fahrzeug entwickelte. Damit hebt man sich deutlich von der Masse ab, das mag an dem gelungenen Design und der sehr futuristischen Technologie liegen, die von so manchen Personen grundlos belächelt werden.

Kompromisslos gestaltet

Beginnen wir bei den kugelrunden „Augen“, anstelle von normalen LED-Leuchten und das Fehlen der Außenspiegel, welche durch kleine Kameras ersetzt wurden. Dieser futuristische Look findet entweder sofort Anklang oder Ablehnung – dazwischen gibt es nichts. Uns haben die LED-Lichtringe, die sich beim Entsperren des Autos im Kreis drehen und den Fahrer quasi begrüßen und diesen „liebäugeln“ von Beginn an begeistert. Auch am Heck sind diese runden Dinger wieder zu finden und hier sind Rückleuchte, Bremslicht und Blinker zu einer Einheit zusammengefasst.

In der Mitte der Motorhaube befinden sich unter der schwarzen Fronthaube die Ladenschlüsse und diese Platzierung macht auch Sinn.

Nähert man sich dem Fahrzeug mit dem Schlüssel in der Tasche werden die versenkbaren Türgriffe ausgeklappt.
Weitere Highlights sind die in der C-Säule integrierten hinteren Türgriffe, welche bündig mit der Oberfläche abschließen und das sogenannte Side Camera Mirror System, welches die Außenspiegel ersetzt. Die 17-Zoll-Räder mit speziellen Felgendesign unterstreichen die schlichte Optik des Honda e.

Modernes Innendesign

Auch im Inneren hebt sich der Honda e von herkömmlichen Fahrzeugen deutlich ab. Am meisten beeindruckt haben uns die zwei 6-Zoll-Monitore des Side Camera Systems, welche sich an den Enden des Armaturenbretts befinden und ein gestochen scharfes Bild liefern, selbst bei Regen. Als Extra in der Ausstattungslinie Advance bietet Honda seinen Kunden einen digitalen Innenspiegel mit Kamerabild an. Dieses Bild wird von einer Heckkamera eingespeist und zeigt ein relativ breites Bild des Verkehrs hinter dem Fahrzeug. Mittels Knopfdruck kann der Spiegel jedoch von digital auf analog umgestellt werden.

Das Interieur des japanischen Stromers wirkt modern und geräumig. Moderne Materialien, wie zum Beispiel die Stoffbezüge, sowie die Verkleidung in Holzoptik und das Panoramadach lassen beinahe Wohnzimmerfeeling aufkommen. Die Sitze sind sehr bequem, bieten jedoch wenig Seitenhalt.

Der Innenraum des elektrischen Japaners gleicht wahrlich einer Entdeckungsreise. Das Infotainment-Display erstreckt sich beinahe über die ganze Fahrzeugbreite. Es ist in mehrere Bereiche geteilt und auch auf der Beifahrerseite befinden sich noch Menüpunkte. Damit auch der Fahrer diese erreichen kann, ist eine Switch Taste vorhanden und so kann man die Blöcke einfach hin und her switchen. Für eine angenehme Stimmung sorgt sowohl die in grün gehaltene Pflanzenanzeige, als auch die „Aquariumanzeige“, die wir bevorzugt haben. Während der Fahrt schwimmen also die Fische im Honda herum – cool oder? Man wird es kaum glauben, aber es sind auch noch klassische Knöpfe und Drehregler, zum Beispiel für die Lautstärke oder für die Temperatureinstellung, im futuristischen Honda e vorhanden.

Genügend Platz für Passagiere & Co

In der Mittelkonsole findet man eine Stofftasche als Ablagemöglichkeit vor, darüber hinaus fassen die Fächer in den Vordertüren sogar größere Getränkeflaschen. Die Mittelkonsole beinhaltet einen ausziehbaren Getränkehalter und auch ein Ablagefach für das Smartphone ist vorhanden. Ebenso gibt es jede Menge an Anschlüssen: Vier USB-Anschlüsse, ein HDMI-Anschluss und die Advance Version besitzt sogar eine Schuko Steckdose.
Somit könnte man morgens bei der Fahrt ins Büro noch die Haare glätten, bei Bedarf gar den Kaffee zubereiten oder gar die Playstation anstecken (natürlich vor Fahrtantritt).

Vorne bietet der Honda e genügend Platz, etwas eng wird es dann ab der zweiten Reihe, vor allem für Erwachsene. Der Kofferraum mit 171 Liter ist etwas kleiner ausgefallen, jedoch kann man ja die Rückbank umklappen und dann erweitert sich der Gepäckraum auf 857 Liter.

Reichweite und Laden

Der Honda e verfügt über eine Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 35,5 kWh (Brutto), die Reichweite wird vom Hersteller mit 222 Kilometer (laut WLTP) angegeben.
Das ist nicht gerade üppig und deutlich weniger als bei anderen Herstellern. In unserm Testeinsatz schafften wir maximal 150 bis 160 Kilometer, womit der Honda e „keiner für alle ist“.
Jedoch will man mit dem ersten reinelektrischen Honda Modell die Ökobilanz peppen, womit das Fahrzeug besonders im urbanen Bereich punktet, denn hier macht das neue Modell auch Sinn.
Ist man mit etwas höherer Geschwindigkeit unterwegs, so schmilzt die Reichweite recht schnell vor sich hin. Der Honda e lässt sich an einer Schnellladestation (max. 56 kW) in circa 30 Minuten auf 80 Prozent rasch laden. Die Wallbox-Ladung dauert circa fünf Stunden und an der Haushaltssteckdose ist der Akku in 16 Stunden vollgeladen.

Das tolle Fahrgefühl

Der knallige E-Flitzer mit 3,9 Meter Länge und einem Elektromotor mit 154 PS beschleunigt von der ersten Sekunde an sehr zügig. In exakt 8,3 Sekunden sprintet der reinelektrische Japaner von 0 auf 100 km/h. Es macht wahrlich Spaß dieses Auto zu bewegen, egal ob in der Stadt, auf der Landstraße oder auf der Autobahn. Der tiefe Schwerpunkt, durch die im Boden verbaute Batterie, die Gewichtsverteilung von 50:50 und die erstklassige Abstimmung des Fahrwerks lassen hohen Fahrspaß aufkommen. Der Wendekreis von nur 9,2 Meter verleiht Go-Kart-Feeling und hat vor allem in der Stadt seine Vorzüge. Da der Honda e seine Kräfte ausschließlich an die Hinterachse weiterleitet kann auch teilweise ein wenig übersteuert werden, wobei das ESP sehr flott eingreift.
Als sehr praktisch hat sich die durch Knopfdruck aktivierte Single Pedal Control in der Stadt erwiesen. Dadurch lässt sich das Fahrzeug mittel Gaspedal beschleunigen oder verlangsamen und die Rekuperation wird erhöht.

Aber auch außerhalb der Stadt kann der Honda e seine Stärken klar unter Beweis stellen. Das Fahrwerk verfügt über eine komfortable, trotz des winzigen Radstands bügelt der Japaner so manche Unebenheiten erstklassig weg. Auch die Lenkung konnte mit reichlich Feedback und reichlich Straffe überzeugen.

Sicherheit mit an Bord

Der Honda e besitzt durch das Honda SENSING Paket mit Kollisionswarnsystem, präventivem Fahrerassistenten, Spurhaltewarner, präventivem Spurhaltesystem, aktivem Spurthalteassistenten, Verkehrszeichenerkennung, adaptiver Geschwindigkeitsregelung bereits jede Menge Sicherheit an Bord. Dazu kommen auch noch drei neue Funktionen: Lead Car Departure Notification (Anfahrassistent), Collision Mitigation Throttle Control – verhindert ein plötzliches Beschleunigen beim Anfahren, wenn sich ein Hindernis auf der Fahrbahn befindet und Low Speed Brake (Notbremsfunktion bei niedriger Geschwindigkeit).

Fazit

Mit dem Honda e haben die Japaner einen sehr futuristischen Eindruck in puncto E-Mobilität hinterlassen. Der neue Honda e punktet besonders auf kürzeren Etappen bzw. speziell im urbanen Bereich, dort macht dieser Antriebsstrang auch Sinn. Via CCS-Anschluss oder Wallbox ist das Fahrzeug sehr schnell wieder vollgeladen. Möchte man jedoch längere Fahrten mit dem Honda e zurücklegen, so benötigt es im Vorfeld bereits eine detaillierte Planung, die man sich beispielweise mit einem Vollhybriden erspart.
Die Einträge ins Lastenheft halten sich in Grenzen, denn bis auf die Preispolitik und die dann doch eher geringe Reichweite, konnte der Honda e mit reichlich Fahrspaß und sehr futuristischen Features überzeugen.

Was uns gefallen hat:

  • Das Design – ein echter Hingucker
  • Das futuristische Cockpit
  • Der Fahrspaß
  • Das „Aquarium“

Was wir verbessern würden:

  • Die Reichweite
  • Den Preis

Factbox – Honda e Advance

Motor/Antrieb

Motor: Elektromotor, Lithium-Ionen-Batterie 35,5 kWh
Leistung kW/PS:  113 kW/154 PS
Drehmoment:  315 Nm (0-2.000 U/min.)
Antrieb: Hinterradantrieb
Getriebeart: Automatik (Fixe Getriebeübersetzung)
0-100 km/h: 8,3 Sekunden
V-Max: 145 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 17,8 kWh/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt:  18 – 20 kWh/100 km
Reichweite nach WLTP:  210 km

Ladedauer

Haushaltssteckdose 230 V, 2,3 kW (Ladezeit bis 100 %):  16 Stunden
Wallbox, 7,2 kW (Ladezeit bis 100 %):  5 Stunden
Gleichstrom-Schnellader, 100 kW (Ladezeit bis 80%):  31 Minuten

Bremsen/Reifen/Felgen

Bremsen: keine Angabe
Felgen/Reifen: 17-Zoll-Leichtmetallfelgen/vorne 205/45 R17, hinten 225/45 R17

Gewicht und Maße

Leergewicht:  1.595 kg
L/B/H: 3,894 m /1,752 m / 1,512 m
Radstand:  2,538 m
Kofferraumvolumen: 171 bis 857 Liter

Preise

Honda e (Basismodell) zu haben ab: € 35.690,-
Honda e Advance zu haben ab: € 38.690,-
Preis Testfahrzeug inkl. MWSt: € 38.690,-

(c) Bilder: Gas Junky, sp